Die hyperstatische Reepschnur für erfahrene Alpinisten | Schweizer Alpen-Club SAC
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Die hyperstatische Reepschnur für erfahrene Alpinisten Bei richtiger Anwendung eine «leichte» Bereicherung

Die hyperstatische Reepschnur schleicht sich vor allem wegen ihres geringen Gewichts immer mehr in die Ausrüstung von Alpinistinnen und Alpinisten ein. Sofern sie richtig angewendet wird, ist sie auch eine mögliche Alternative zu Einfachseilen auf dem Gletscher. Allerdings gibt es auch Grenzen bei der Verwendung und die muss man kennen, sonst kann es schnell mal gefährlich werden.

Das Wichtigste vorab: Die hyperstatische Reepschnur ist kein Kletterseil und darf unter keinen Umständen zum Klettern verwendet werden, denn durch den hohen Fangstoss, kann ein Sturz tödlich enden. Hier gilt es zu bemerken, dass der Fangstoss etwa doppelt so gross ist, wie bei einem dynamischen Seil. Hyperstatische Reepschnüre sind mit 6mm sehr dünn, jedoch anders gewebt als ein normales Einfachseil und besitzen dadurch eine hohe Bruchlast.  Wegen des geringen Durchmessers fasert die Oberfläche rasch auf, insbesondere, wenn man oft im felsigen Gelände unterwegs ist. Die Lebensdauer von hyperstatischen Reepschnüren ist also kürzer als bei normalen Einfachseilen. 

«Hyperstatische Reepschnur oder auch hyperstatische Leinen» gelten als Überbegriff für bekannte Markenprodukte wie z.B. Rad Line, Rap Line, Up Line oder Glacier Cord. Sie alle haben sehr ähnliche Eigenschaften und Einsatzbereiche, trotzdem gilt es in jedem Fall, die Empfehlungen der entsprechenden Hersteller zu beachten.

Hauptanwendungsbereiche von hyperstatischen Reepschnüren  

Grundsätzlich gilt, wer eine hyperstatische Reepschnur benutzen will, muss den Anwendungsbereich genau kennen und für die korrekte Anwendung braucht es Erfahrung und Übung. Das Handling wird auf jeden Fall anspruchsvoller.  Mögliche Anwendungbereiche sind: zum Anseilen auf dem Gletscher insbesondere im Skibergsteigen, für die Spaltenrettung, das Ablassen einer Person oder das Abseilen. Eingesetzt wird es auch als Hilfsseil, vor allem in technischer und alpiner Kletterei zum Beispiel beim Material Nachholen (u.a. Bigwall Klettern).

Beim Einsatz als Gletscherseil gilt es zu beachten, dass sich das Seil wegen des geringen Durchmessers stark in den Firn einschneidet, was das Hochziehen einer Person aus einer Spalte sehr schwierig bis unmöglich machen kann.  Werden Seilklemmen (z.B. Tiblocs oder Nano-Traxion) verwendet, müssen diese für den Einsatz für hyperstatische Seile zertifiziert und vom Hersteller empfohlen sein.  

Vorsicht mit Sicherungs- und Abseilgeräten 

Werden hyperstatische Reepschnüre zum Sichern und Abseilen benutzt, muss wegen des geringen Durchmessers beachtet werden, dass klassische Sicherungsgeräte wie das Grigri, Reverso oder ATC sowie klassische Abseilgeräte wie das Reverso, ATC oder der Achter zu reibungsarm sind und die Bremswirkung nicht ausreichend ist. Es empfiehlt sich, ein enger Tuber wie z.B. das Micro-Jul oder den doppelten HMS zu verwenden. Für das Abseilen muss ein dreifacher Prusik oder FB-Prusik verwendet werden. Für das Zusammenknoten zweier Seile empfiehlt sich der Führerknoten der mit einem zweiten Führerknoten hintersichert wird. Knoten sauber machen, fest anziehen und die Enden genug lang lassen.  

Fazit: 

Das Verwenden einer hyperstatischen Reepschnur muss gut überlegt sein und bedingt eine saubere, korrekte Handhabung sowie das Einhalten der Anwendungsmöglichkeiten, um die Sicherheit zu gewährleisten. 

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