© Julien Nadiras
Erste Frauenbegehung von Zahir (8b+) Katherine Choong erfolgreich an den Wendenstöcken
Der Jurassierin Katherine Choong ist es Anfang September als erster Frau gelungen, die Route Zahir (8b+, 300 m) an den Wendenstöcken im Berner Oberland zu begehen.
Nur wenige haben es bisher vollbracht, die Zahir (8b+) – die schwierigste Route der Wendenstöcke – zu erklettern. Sie war von Iwan Wolf und Gunter Habersatter erschlossen und 2006 von ihnen erstbegangen worden. Nach Cédric Lachat im Jahr 2019 und Dimitri Vogt im darauffolgenden Jahr hat Katherine Choong nun am 2. September als erste Frau diese gefürchteten 300 Meter erfolgreich hinter sich gebracht. Die Sportkletterin aus dem Jura ist nach neun Tagen «harter Arbeit» an der Route und insgesamt vier Anläufen mit ihrer Seilpartnerin, der Französin Eline Le Menestrel, am Gipfel angekommen.
Ein Aufstieg mit Schmerzen
Nebst den scharfkantigen Mikroleisten, die sich unerbittlich in die Haut der Finger gebohrt haben, mussten sich die zwei jungen Frauen auch mit anderen Eigenheiten der Wendenstöcke arrangieren. «Bereits der Zugang zur Route ist eine grosse Herausforderung und der Abstand zwischen den Bolts ist in den Längen mit einem Schwierigkeitsgrad unter 8 sehr hoch. Hier sollte man auf keinen Fall stürzen, um sich nicht den Fussknöchel zu brechen oder Schlimmeres zu erleiden», betont Katherine.
Am Tag der Begehung stürzt sie auf der dritten Länge, die mit 8b+ am schwierigsten bewertet wird, gleich drei Mal. Beim dritten Anlauf passierte sie zwar die beiden Schlüsselstellen, rutschte dann aber direkt unter dem Standplatz aus. Trotz Müdigkeit, Schmerzen und blutverschmiertem Finger machte sich Katherine nach dem Ausruhen erneut daran, den so schwer zu erreichenden Standplatz zu erklimmen. Durch die sich nach der Schlüssellänge einstellende Euphorie ist es ihr, angetrieben von Elines Ermutigungen, gelungen, auch die fünf verbleibenden Längen zu absolvieren (7c, 7a+, 7a+, 7b und 6c). Die beiden Freundinnen kamen nach 12 Stunden auf der Route um 18 Uhr auf dem Gipfel an.
Eine naturverträgliche Begehung
Als wenn das Ganze noch nicht eindrücklich genug wäre, haben Katherine und Eline auch die An- und Abreise durch das Gadmertal aus eigener Kraft und ökologisch – per Velo und per Bahn – bewältigt. «Dies war eine kleine logistische Herausforderung, da man ja nur das Nötigste mitnehmen kann und auch das Schlafen im Biwak nicht so erholsam ist», erklärt Katherine.
Die naturverträgliche Begehung wurde von Julien Nadiras gefilmt. Dafür ist der französische Fotograf und Filmemacher den beiden Kletterinnen zwei Wochen lang nicht von der Seite gewichen. Sein Dokumentarfilm über die Begehung wird voraussichtlich 2025 ausgestrahlt.