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Grönland einmal anders Neue Ausstellung im ALPS

Das Alpine Museum der Schweiz ALPS eröffnet am 25. Oktober eine neue Ausstellung über Grönland. Beat Hächler und sein Team zeigen, was Schweizer und Inuit gemeinsam haben.

Der Gedanke an die grösste Insel der Welt weckt Bilder von Packeis, Iglus und Eisbären. Hat sie wirklich Gemeinsamkeiten mit der Schweiz und ihren Bergen? Ja, meint Beat Hächler, Direktor des Museums und Kurator der Ausstellung. Die Bewohnerinnen und Bewohner des eisigen Fjords von Ilulissat und jene von Lauterbrunnen im Berner Oberland hätten sich zum Beispiel einiges über den Umgang mit grossen Touristenströmen zu sagen.

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«Niemand baut im Sommer Iglus, das werden Ihnen die Inuit sagen.»
Beat Hächler
Direktor des ALPS

Parallelen zur Schweiz

Es gibt auch andere Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Ländern. Sowohl Grönland als auch die Schweiz stehen im kollektiven Bewusstsein für ein Ideal des «einfachen, glücklichen und gesunden Lebens», ob man an einen Senn denkt, der auf einer Alp Kühe hütet, oder an einen Inuk, der im Kajak auf Robbenjagd geht und sich dann in seinem Iglu aufwärmt, karikiert Beat Hächler. «Das sind schöne Konstrukte. Aber man muss nur einmal mit einem Bergbauern reden, um zu verstehen, dass dieses Leben alles andere als idyllisch ist. Das gilt auch für Grönland. Niemand baut im Sommer Iglus, das werden Ihnen die Inuit sagen.»
Ausserdem ist Grönland mit dem schmelzenden Packeis und den Eisbären, denen diese Veränderung zu schaffen macht, zu einem Sinnbild des Klimawandels geworden. Die Ausstellung regt dazu an, über diese Problematik nachzudenken, die auch die Schweizer Alpen betrifft, mit ihren schmelzenden Gletschern, den auftauenden Permafrostböden und den tiefer gelegenen Skigebieten, die unter Schneemangel leiden.

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«Wir wollen eine 360°-Sicht bieten.»
Beat Hächler
Direktor des ALPS

Versuchslabor für globale Probleme

Mit seinen rund 55 000 Einwohnerinnen und Einwohnern auf einer Fläche von über zwei Millionen Quadratkilometern ist Grönland ein regelrechtes Freiluftlabor für globale Probleme. «Alle grossen Themen und aktuellen Herausforderungen fliessen hier zusammen», sagt Beat Hächler. «Mit dem Klimawandel wird Grönland auch für globale Grossmächte zu einer geopolitisch wichtigen Region.» So entdeckt man in der Ausstellung ein Grönland in vollem Wandel, das mit komplexen Ausgleichsversuchen zu kämpfen hat. Dem Schutz der Natur steht der steigende Energiebedarf gegenüber, der touristischen Entwicklung das Wohl der lokalen Bevölkerung.
Wie bei seiner letzten Ausstellung über die Bergwelt Nordkoreas setzt der Kurator auf einen filmischen Zugang und lässt die Menschen vor Ort zu Wort kommen. Unter anderen einen Rapper, der die koloniale Vergangenheit seiner Insel anprangert, eine Inuk aus Kopenhagen, die nach Nuuk kommt, um einen Coiffeur- und Maniküresalon zu eröffnen, Landwirtschaftslernende, die sich wegen der Eisschmelze neue Anbaumethoden aneignen, Dorf- und Stadtbewohner und nicht zuletzt einige Touristen. «Wir wollen eine 360°-Sicht bieten und für Überraschungen sorgen», sagt Beat Hächler.

Zwischen Chancen, Irrwegen und Widersprüchen

An ausgewählten Orten wurden 32 Interviews zu Themen geführt, mit denen die Bevölkerung konfrontiert ist. So regt beispielsweise die extrem abgelegene Siedlung von Kullorsuaq zum Nachdenken über die Zukunftsfähigkeit traditioneller Lebensweisen im Übergang zu einer westlichen Konsumgesellschaft an. In der Hauptstadt Nuuk zeigt sich Grönland dagegen von einer urbanen Seite, einschliesslich der sich verändernden Identität seiner Bewohnerinnen und Bewohner. Und in der Kleinstadt Ilulissat kommen Fragen zu Chancen, Irrwegen und Widersprüchen des Tourismus auf: Hier wurde eine Landebahn verlängert und dafür eine Berglandschaft zerstört, um die steigende Zahl von Anreisenden zu empfangen, die die Eisberge bewundern wollen.
Diese Insel, die anders ist als alle anderen, kann als Spiegel für Themen dienen, die weit über sie hinausgehen, doch die Ausstellung versteht sich auch und vor allem als Entdeckungsreise in ein «anderes Grönland», jenseits der Klischees, und will diese Perspektive erlebbar machen. Die Reise beginnt am 25. Oktober im Alpinen Museum der Schweiz in Bern.

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