Albert Heim (1849-1937)
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Albert Heim (1849-1937)

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Albert Heim ( 1849-1937 ) « Bergfreude hat mich zum Relief und das Relief zur Geologie gebracht, und von grosser Bedeutung war dabei der Schweizer Alpen-Club und seine Sektion Uto in Zürich. Nachdem ich im Alter von zehn Jahren die erste Bergreise mit meinem Vater gemacht hatte, wuchsen in mir rasch heran Bergfreude und Bergsehnsucht. Da kam für mich gerade zur rechten Zeit die Gründung des Alpen-Clubs! Das war edles Öl ins Feuer; das war Stärkung, Anregung und Förderung. Einer der bedeutendsten Vereine der Schweiz, der, erhaben über Konfessionen und politische Partei, die Männer der Bergfreude verbindet, war ins Leben gerufen ». So hat Albert Heim, der Nestor der schweizerischen Geologen, in seinen Erinnerungen geschrieben, er, der mit 17 Jahren, Anno 1866, dem SAC beitrat, schon 1870 seinen ersten der dann so zahlreichen Vorträge im Schoss der Bergsteiger hielt, der 1888 Ehrenmitglied der Sektion Uto und 1891 des Gesamt-SAC wurde ( er war auch Ehrenmitglied der Sektion Mythen, 1925, des British Alpine Club, 1897, und des Club Alpin Fran~ais, 1898 ).

Albert Heim wurde am 12. April 1849 in Zürich geboren und starb daselbst am 31. August 1937. Seine Eltern nahmen ihn und seine Geschwister zu kürzeren und längeren Wanderungen durch Wald und Wiese mit. Als Knabe durfte er den Rheinfall besuchen und mit dem Vater ins Glarnerland. Als Zwölfjähriger konnte er eine Fussreise ins Appenzellerland mitmachen, über Schwägalp nach Schwendi, zum Wildkirchli und zur Ebnetalp, über Gais nach St. Gallen. Er besuchte die Kantonsschule ( die damalige Abteilung Industrieschule ), ging zum Studium der Naturwissenschaften an die Universität Zürich, siedelte im April 1867 in das Eidgenössische Polytechnikum über und hörte da neben Fächern der Naturwissenschaften auch solche der Ingenieurwissenschaften. 1869 wurde ihm das Diplom als Fachlehrer für Naturwissenschaften erteilt, wobei seine Diplomarbeit, deren Thema Prof. Arnold Escher gestellt hatte, die Alpengletscher und ihre Zeugen ausserhalb der heutigen Alpenwelt behandelte. Im Herbst 1869 immatrikulierte sich Heim an der Universität und Bergbauschule in Berlin, führte 1870 eine Studienreise durch Norddeutschland, Dänemark nach Norwegen durch und kehrte nach Zürich zurück, wo er 1871, mit 22 Jahren, als jüngster Privatdozent am Eidgenössischen Polytechnikum seine Antrittsvorlesung hielt. 1872 folgte eine Studienreise nach Süditalien, wo er auf dem Vesuv eine Eruption erlebte und den Stromboli, den Volcano und den Aetna bestieg. Und im gleichen Jahr, erst 23 jährig, wurde er Nachfolger seines verstorbenen Lehrers Arnold Escher ( der Sohn Konrad Eschers von der Linth ). Damit lag der Weg für den Naturforscher, Geologen und Glaziologen frei vor ihm Und dazu kam, dass Albert Heim im Frühling 1875 seine Studiengefährtin Maria Vögtlin, die 1874 als erste Schweizerärztin eine Praxis in Zürich-Hottingen eröffnet hatte, als seine Frau heimführte. Zwei Forscher- und Gelehrtennaturen hatten sich geeint und mussten dabei wohl gegenseitig mancherlei Opfer bringen. Aber aus dieser Gemeinschaft erwuchs für beide Teile und für unser Land ein unendlicher Gewinn: da Albert Heim, der Erforscher unserer Alpenwelt - hier Maria Heim-Vögtlin, die unermüdliche Ärztin und Helferin, die durch ihr Wirken der Frau den Beruf als Ärztin weitgehend geebnet hat.

Es ist hier kein Platz, um das weitgreifende Forschen und Wirken Albert Heims ausführlich zu schildern. Wir können nur in kurzen Zügen darauf hinweisen, wie durch Heim, den ausgeprägten Tektoniker, der Alpengeologie neue Wege gewiesen wurden, dass er Mitbegründer und unentwegter Verfechter der Kontraktionstheorie war, der Theorie der infolge der Abkühlung erfolgten Erdschrumpfung mit dem Einsinken von Massen längs Bruchzonen oder Aufbäumen derselben auf engerm Raum, mit Abgleiten von Schollen oder Übereinanderwölben oder Übereinanderlegen von Decken. Er brachte den « Mechanismus der Gebirgsbildung » zu gigantischer Darstellung, schilderte die Hochalpen zwischen den Tälern der Reuss und des Rheins, zeichnete das Säntisgebirge und die Theorie der Helvetischen Decken. Er öffnete gleichfalls die Tore zur neuen Zeit der geologischen Gebirgserforschung und schenkte unserm Land die bahnbrechende « Geologie der Schweiz », dieses grossangelegte Werk, das im Verlaufeines Jahrzehntes entstand und vier Bände umfasst: Molasse und Diluvium ( das Mittelland und die Voralpen-Randgebiete umfassend ), Jura und die Alpen ( zwei Bände ). Mag die neuere Erforschung der Alpenentstehung auch da und dort zu andern Resultaten führen, Albert Heims Standardwerk über die schweizerische Geologie bleibt als Grundlage für das Verständnis des Gebirgsaufbaues unseres Landes bestehen.

Diese Alpenforschung führte Heim auch zur Glaziologie im weitesten Sinne des Wortes. Was er schon in seiner Antrittsvorlesung umrissen hatte, konnte er weiter ausbauen und vertiefen, um Klarheit in die Anschauungen über die Eiszeiten und ihre Zeugen ( Moränen, Seen, Findlinge etc. ) zu bringen sowie über die anhaltende Bewegung und Form der Alpengletscher. Heim hat auf die grossen Zusammenhänge zwischen Eiszeiten und grossen Haupttälern, auf die Entstehung der Erosionstäler nach den Eiszeiten, die Hügelbildungen der Moränenlandschaften, die Formen in den Voralpen etc. hingewiesen und uns ein anschauliches Bild davon gegeben. Sein umfassendes « Handbuch der Gletscherkunde » übermittelt uns sein grosses Wissen in der Glaziologie.

Albert Heim hat auch verstanden, mit dem Zeichenstift, im Relief und in der Kartographie das Geschaute und Erforschte festzuhalten. Noch heute bewundern wir seine Panoramen und Schilderungen. Klar sind seine Expertisenberichte über manche Begutachtung von Bergstürzen, Wasserversorgungen, Flussverbauungen etc., und nicht übergehen dürfen wir seine gemeinnützigen Bestrebungen für die Alkoholabstinenz, für die Feuerbestattung und als warmer Freund der Kyno-logie. Dem Alpen-Club und Naturschutz gegenüber stand er immer als bereiter Helfer zur Seite.

Als zu seinen Ehren auf dem Felskopf beim Tiefengletscher ob Realp die « Albert Heim-Hütte » der Sektion Uto an einem sonnigen Septembersonn tag 1918 eingeweiht wurde, da sagte er: « Bergfreund aus Beruf und Berufsarbeit als Bergfreund » habe er stets sein dürfen. So rundete sich in Albert Heim ein Leben des Schaffenden und Geniessenden zu einem GanzenMax Oechslin

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