«Alpen retour» – kreativ umgesetzt. Tourentipps von «öV-Bergführern»
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«Alpen retour» – kreativ umgesetzt. Tourentipps von «öV-Bergführern»

« Alpen retour » – kreativ umgesetzt

Bei der Mobilitätskampagne des SAC « Alpen retour » steht die Anreise zu alpinistischen Unternehmungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln ( öV ) im Zentrum. Neuen Ansatzpunkten in der Planung stehen neue Möglichkeiten von Sektionstouren gegenüber. Unterstützung bieten Bergführer im Rahmen der Mobilitätsberatung.

Die Reise per Zug, Postauto und Alpentaxi ermöglicht nicht nur eine alpen-und umweltgerechte Anreise, sondern auch einmalige Bergtouren, die mit dem Privatauto nicht durchführbar sind. Die an der Kampagne teilnehmenden SAC-Sektionen erhalten eine Mobilitätsberatung durch Bergführer, die es gewohnt sind, mit dem öffentlichen Verkehr zum Ausgangspunkt der geplanten Bergtour zu reisen. Im Folgenden stellen « öV-Bergführer » interessante Bergtouren vor, die sich für die Anreise auf den öffentlichen Verkehr abstützen.

Daniel Silbernagel 1: Wilde und

verträumte Ecke im Berner Oberland Ausgangspunkt: Von Meiringen mit dem Bus nach Guttannen und Handegg ( Alpen-Fahrplan S. 58 ), Posthaltestelle Handegg, beim Hotel Handeck, 1401 m ( Touristenlager )

1. Tag: Nachtaufstieg mit Sternenschimmer zum Gruebensee. Nach zwei Stunden auf dem Hüttenweg zur Gruebenhütte gelangt man zum kleinen See. Die gemütliche Hütte ist nicht mehr weit entfernt.

2. Tag: Hiendertelltihorn Ostgrat. Leichter Zustieg über den Gruebenglet-scher. In einer guten Stunde erreicht man den Gratsockel. Wunderbare Rundsicht über das Gauligebiet. Abstieg über Südgrat und Gletscher zurück zur Hütte 3.–6. Tag: Gross Diamantstock–Lau-teraarhütte ( Gratüberschreitung in bestem Granit mit spannendem Übergang zur Lauteraarhütte ). Lauteraar–Rot-horn–Aarbiwak ( abgeschiedene Klettertour in einer wilden Ecke der Berner Alpen ). Lauteraarhorn–Schreckhorn-hütte ( trickreiche Hochtour mit abenteuerlichem Direktabstieg zum Strahleggpass ). Schreckhorn Südpfeiler ( gewaltige Klettertour auf einen stolzen Gipfel ) Hütten: Gruebenhütte, 2512 m, AAC Basel, kein Telefon, immer offen, www.gruebenhuette.ch, Hüttenchef D. Silbernagel 1; Lauteraarhütte SAC, 2393 m, Tel. 033 973 11 10; Aarbiwak SAC, 2731 m, REGA-Notfunk, keine Kochgelegenheit; Reservationen/Infos Tel. 041 310 60 35/041 710 20 83; Schreckhornhütte SAC, 2510 m, Tel. 033 855 10 25

Schwierigkeit: lange alpine Klettertouren im Fels ( Schwierigkeit 4a–5b ), Zu- und Abstiege über Gletscher und Firnhänge ( Steilheit 35–40° ), guter Orientierungssinn notwendig

Informationen: SAC-Clubführer Berner Alpen 5

Urs Tobler-Harzenmoser 2: Skitour

Säntis-Altmann Der Alpstein drängt sich topografisch geradezu auf, Touren mit unterschiedlichem Ausgangs- und Endpunkt zu unternehmen.

Anreise: Zug nach Herisau ( 870 ), Zug Herisau–Urnäsch ( 854 ), Bus Urnäsch– Schwägalp ( 854.20 )

1. Tag: Mit der Schwebebahn von der Schwägalp ( Alpenfahrplan S. 94 ) auf den Säntisgipfel ( 2502 m),Abfahrt zur Meglisalp ( 1000 Hm ), über den Bötzel ( 350 Hm ) zur Kalberweid ( 400 Hm ) und zur Hundsteinhütte SAC ( 150 Hm ). 2. Tag: Über den Fählensee zum Zwinglipass und übers Fleckli zu Punkt 2368. Je nach Verhältnissen einfach bis schwierig zum Gipfel ( 2435 m, 1000 Höhenmeter ).

Abfahrt mit kurzen Zwischensteigun-gen über: Zwinglipass–Mutschen– Teselalp–Fros zur Bodenalp und nach Wildhaus ( 1098 m ). Anschlüsse siehe Alpenfahrplan S. 95.

Ausrüstung: Steigeisen, Pickel und 30-m-Seil ( für die letzten 70 Höhenmeter auf den Altmann-Gipfel )

Informationen: jederzeit zu Schneeverhältnissen und Bahn unter Tel. 071 365 66 66 Ueli Mosimann 3: Skitour vom

Lötschental über den Wildstrubel ins Simmental Anreise: Von Bern oder Brig mit Bahn nach Goppenstein, dann Postauto nach Wiler im Lötschental ( Alpenfahrplan S. 38, 40, 46, 62 )

1. Tag: Luftseilbahn und Sessellift Lauchernalp–Gandegg; Aufstieg an den W-Fuss des Hockenhorns; Abfahrt zum Lötschenpass und Wiederaufstieg in die Gitzifurgge; Abfahrt über die Flüealp nach Leukerbad; Luftseilbahn zum Gemmipass und Aufstieg zur Lämmerenhütte SAC. Zeitbedarf ab Wiler ca. 6 Std. 2. Tag: Besteigung des Wildstrubels ( Mittelgipfel, 3243,. " " .5 m ). Abfahrt nach Osten bis zu P. 3098, dann nach Norden bis oberhalb des Frühstücksplatzes der Engstligenalp-Route. Nun in NW-Rich-tung hinunter in das Ammertentäli zum Rest. Simmenfälle ( lange Abfahrt ). Orts-busverbindung zum Bahnhof Lenk, mit Verbindungen nach Zweisimmen–Spiez bzw. Montreux. Zeitbedarf Lämmeren-hütte–Rest. Simmenfälle ca. 5 Std.

Zu beachten: Beide Tagesetappen erfordern stabile Schneeverhältnisse. Der zweite Tag führt über vergletschertes Gelände, was eine entsprechende Ausrüstung erfordert. Die Abfahrt vom Wildstrubel über die beschriebene Route ist sehr alpin und nur für sichere Skifahrer geeignet.

Informationen: Skitourenkarten Jungfrau und Wildstrubel und Skitourenführer Berner Alpen West, SAC-Verlag

Thomas Wälti 4: die Gocht, eine steile

Bergtour über dem Walensee Tourenvorschlag: Amden Arvenbüel– Leistchamm–Gocht–Laubegg–Quinten Anreise: Von Ziegelbrücke nach Amden Arvenbüel ( Alpen-Fahrplan S. 92 ) Route: Von Arvenbüel folgt man dem gut markierten Toggenburger Höhenweg zum First 1663 m. Auf ca. 1770 m zweigt der Höhenweg gegen Osten ab. Durch die Mulde des Schafbergs zum Aussichtspunkt 1830 m, dann durch geröllüber-säte Mulden zur Einsattelung, 1952 m, Gocht genannt ( Seeblick !). Möglichkeit: weglos über Karrenfels zur Aussichtskanzel des Südgipfels des Vorder Leistchamm, ca. 2080 m ( 1 / 2 Std. ). Unmittelbar unter den Südwänden des Nägeli-bergs hindurch auf Wegspur gegen Osten, wo ein guter Weg gegen Westen über Hag und Stäfeli zur Laubegg führt. Von diesem alten Älpli recht guter, aber steiler Weg ( Höhendifferenz 940 m ) nach dem autofreien Quinten

Anforderungen: Bergwanderung, ver-

DIE ALPEN 6/2002

gleichbar mit weiss-blau-weiss markierten alpinen Routen. Trittsicherheit erforderlich. Bewertung laut Führer BG-. Aufstiege insgesamt ca. 3 Std.; 850 Höhenmeter ( ohne Leistchamm ). Abstieg insgesamt ca. 4 Std.; 1670 Höhenmeter. Informationen: Hunziker Manfred: SAC-Clubführer Säntis-Churfirsten; LKS 1:25 000, Blatt 1134 Walensee

Paul Nigg 5: Klettertour Leventina– Valle di Freggio–Via del Veterano Anreise: Schnellzug nach Airolo; Bus bis Rodi, Fahrzeit von Luzern oder Zürich ca. 2 Std. Alternative: Faido ( 600 ), Osco ( 60O.60 )

Zugang: Der Hauptstrasse entlang talwärts, zur Bahnunterführung nach dem Tunnel. Hier ( 700 950/149 750, Höhenkurve 900 m ) zweigt der Weg links ab und führt westlich des Freggio-Ba-ches aufwärts. Auf ca. 1020 m kreuzt man die Strada alta. Dem Bach entlang zum Einstieg ( 1100 m ). 45 Min. von der Haltestelle.

Kletterroute: 24 Seillängen, Schwierigkeitsgrad 4–5, 2 Stellen A0 oder 6, gut abgesichert, 4–6 Std.

Abstieg: Vom Ausstieg höher steigen, bis nach links ( W ) zum Weg gequert werden kann. Dank öV-Benutzung kann der etwas mühsame Abstieg nach Freggio umgangen werden: Auf markierten Wegen zur Lichtung von Ciòss ( P. 1525 ) und nach Lurengo, 1324 m ( Postauto 60O.56 ) oder – wenn ein Coppa-Plättli und Merlot angesagt sind – weiter hinab nach Catto, 1241 m. Anschluss in Ambri nach Airolo

Speziell: Die Route ist oft bis in den Dezember hinein trocken und oberhalb des zweiten Standplatzes von ca. 9–16 Uhr besonnt.

Informationen: SAC-Führer Tessiner Alpen Bd. 3, S. 132; LK 1:25 000, Blatt 1252 Ambri-Piotta. Eine öV-Tour, die zeigt, wie elegant Klettergebiete mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind – und wie nahe der sonnige Süden rücken kann. a

Jöri Schwärzel, Co-Projektleiter « Alpen retour »

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