Alpine Rettung SAC 2001 in Zahlen. Deutlich mehr Einsätze als im Vorjahr
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Alpine Rettung SAC 2001 in Zahlen. Deutlich mehr Einsätze als im Vorjahr

Deutlich mehr Einsätze als im Vorjahr

15% mehr Rettungsaktionen mit 15% mehr involvierten Personen ( Geretteten ) zeugen von der intensiven Tätigkeit der Alpinen Rettung SAC im Jahr 2001. Mehr als ein Viertel der Geretteten übte eine bergsportfremde Tätigkeit aus, gravierend ist die Zunahme der Unfälle beim Bergwandern. Der Anteil der geretteten SAC-Mitglieder liegt im abgelaufenen Jahr deutlich über dem langjährigen Durchschnitt, ebenso der Anteil von Schweizer Bürgern.

Im Jahr 2001 führte die Alpine Rettung des Schweizer Alpen-Clubs SAC 431 Rettungsaktionen mit 614 in Bergnot geratenen Personen durch. Dies bedeutet eine Erhöhung der Einsätze gegenüber dem Vorjahr um ca. 15%, womit auch im Fünfjahresvergleich die Anzahl Einsätze deutlich über dem Durchschnitt liegt. Ebenfalls zugenommen hat die Zahl der Beteiligten ( Patienten, Verunfallte ): 641 involvierte Personen bedeuten eine Zunahme von 15% gegenüber dem Jahr 2000.

Saisonale Unterschiede Infolge der starken Schneefälle im Monat Februar im Süden und Osten des Landes erhöhte sich die Anzahl der Einsätze in diesen Gebieten. SAC-Rettungskräfte mussten hauptsächlich wegen Schnee-brett- und Lawinenunfällen ausrücken. Im Sommerhalbjahr erfolgten die meisten Einsätze witterungsbedingt erst im August, da sich die Schönwetterperiode spät einstellte.

Im Jahr 2001 leisteten SAC-Retter insgesamt 12 738 Einsatzstunden, wovon 8193 Stunden für Suchaktionen aufgewendet wurden. Die starke Erhöhung der Einsätze hat nicht zwangsläufig zu einer parallelen Erhöhung der Einsatzstunden geführt. Das dürfte darauf zurückzuführen sein, dass viele Interventionen von unseren Helikopter-Rettungs-spezialisten ( RSH ) übernommen wurden. Suchaktionen und Einsätze mit hohem Personalbedarf erhöhen die Zahl der Stunden pro Einsatz.

Einsatzarten und Gerettete Im Jahr 2001 rettete die Alpine Rettung SAC 163 Personen ( 27% ), die eine bergsportfremde Tätigkeit ausübten, wozu auch Präventiveinsätze und Fehlalarme gezählt werden. Der grösste Teil der Einsätze – 73wurde für Bergsportunfälle ( Bergwandern, Hochtouren, Skitouren, Varianten-, Ski- und Snowboardfahren, Klettern, Gleitschirm- und Deltafliegen, Canyoning ) aufgewendet. Im Gegensatz zum Jahr 2000 ist eine starke Zunahme der Unfälle beim Bergwandern sowie auf Hoch- und Skitouren zu verzeichnen. Hingegen ist im Variantenbereich für 2001 ein deutlicher Rückgang der Unfälle feststellbar. Der Anteil der geretteten SAC-Mitglieder liegt dieses Jahr mit 15% deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von ca. 8%. Im Jahr 2001 wurden 431 Schweizer in Bergunfälle verwickelt ( +27% ). Die Zahl der deutschen Staatsbürger, die an Bergunfällen beteiligt waren, nahm gegenüber den Vorjahren kontinuierlich ab.

Rettungstätigkeit in den Zonen Die Rettungseinsätze stiegen in den meisten Rettungszonen leicht an. Einzig in der Zone 3, Engadin, und in der Zone 5, Zentralschweiz, sind deutlich mehr Einsätze zu verzeichnen. Im Engadin und im Tessin dürfte die grosse Neuschneemenge bis in den Frühling für die zahlreichen Unfälle verantwortlich gewesen sein.

Die Auswertung der Patientendaten nach Kantonszugehörigkeit zeigt deutlich, dass der Anteil von so genannten « Flachlandkantons-Bewohnern » in der Rettungstätigkeit des SAC bedeutend ist.

Fallbeispiel 1: Subjektive Überschätzung Ein Bergsteiger verlässt erst nach 7 Uhr die Tschiervahütte für die anspruchsvolle Tour über den Biancograt auf den Piz Bernina. Das Wetter ist gut, die Route gespurt. Trotzdem erreicht der Einzelgänger erst gegen 16 Uhr den Piz Alv zuoberst am Biancograt. In der Querung zum Piz Bernina bleibt er sitzen und bewegt sich nicht mehr. Über Natel alarmiert der Mann dann die Einsatzzentrale

0 100 200 300 400 500 700 1997 1998 1999 2000 2001 Rettungseinsätze Beteiligte 600 0 10 20 30 40 50 60 70 90 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.

1997 1998 1999 2000 2001 80 0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000 16000 18000 20000 Anteil Std. für Suchaktionen Einsatz-Std.

2001 2000 1999 1998 1997 Ø 33 Std/ Einsatz Ø 32 Std/ Einsatz Ø 43 Std/ Einsatz Ø 26 Std/ Einsatz Ø 30 Std/ Einsatz Grafik 1 Anzahl Beteiligte und Rettungseinsätze 1997–2001 Grafik 2 Anzahl Einsätze nach Monaten Grafik 3 Aufteilung der Einsatzstunden DIE ALPEN 5/2002

der Rega. Mit einer Windenaktion kann der Erschöpfte gerettet und ins Tal geflogen werden. Er ist übermüdet, jedoch unverletzt. Mit einer besseren Beurteilung der persönlichen Leistungsfähigkeit wäre dieser Einsatz, mit der letztlich die ganze Helikoptercrew in Gefahr gebracht wurde, nicht nötig geworden.

Fallbeispiel 2: Unterstützung der Strassenrettung Eine junge Frau parkiert ihren Wagen auf einem vereisten und steilen Parkplatz. Das Fahrzeug gerät nach dem Aussteigen ins Rutschen. Die junge Frau versucht, den Wagen zu stoppen, wird jedoch in einen steilen Abhang mitgerissen. Die Unglückliche bleibt verletzt unter dem Wagen eingeklemmt liegen. Eine grosse Anzahl von Rettern ( Feuerwehr, Ambulanz, Polizei, SAC-Retter ) können die Frau nach zwei Stunden befreien und ins Spital bringen.

Die SAC-Retter leisten einen wichtigen Beitrag, indem sie die anderen Rettungskräfte und die Ärzte, die zum Unfallplatz gelangen müssen, gegen Absturz sichern. Die gute Zusammenarbeit aller Partner ist gerade in solchen Aktionen sehr wichtig. Fallbeispiel 3: Wanderunfall auf Bergweg Über Natel alarmiert der Ehemann, dass seine Frau ausgerutscht sei und nicht mehr weitermarschieren könne. Infolge dichten Nebels und Regens kann der Ehemann keine detaillierten Ortsangaben machen. Zudem ist eine Helikopter-bergung unmöglich. Vier SAC-Retter machen sich unverzüglich mit einer Trage auf den Weg und erreichen die Verunfallte nach ca. 1,5 Std. Fussmarsch. Die Frau hat eine Schienbeinfraktur. Nachdem das Bein geschient und die Frau medizinisch versorgt ist, beginnt der für alle Beteiligten mühsame Transport ins Tal.

SAC-Retter müssen auch bei misslichen Wetterbedingungen eine einwandfreie Erstversorgung und einen schonenden Transport ins Spital gewährleisten können.

Kommentar Nach dem « durchschnittlichen » Einsatz-jahr 2000 musste im 2001 eine markante Zunahme der Einsätze registriert werden. Auch die Anzahl der Beteiligten liegt deutlich über den Werten der Vorjahre. Gravierend ist die Zunahme der Unfälle beim Bergwandern. Als Anzeichen einer konjunkturellen Veränderung

Andere Notfälle Bergnotfälle 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 2001 2000 1999 1998 1997 1997 1998 1999 2000 2001 0 50 100 150 200 Andere ( Canyoning ) Eisf allkl ett ern Varian ten Sno wb oard Varian ten Sk i Sk ito ur De lta Glei tsch irm Ho ch tou r Kle ttern Wandern ( A lpin ) 1997 1998 1999 2000 2001 0 10 20 30 40 50 60 70 80 ZH ZG VS VD UR TI TG SZ SO SH SG OW NW NE LU JU GR GL GE FR BS BL BE AR AI AG Evakuierung aus einer Seilbahn mit Rettungsspezialisten des SAC Fo to :D ominik Hu nz ike r Grafik 4 Anzahl Bergnotfälle und andere Notfälle Grafik 5 Nach Tätigkeit unterteilte Notfälle Grafik 6 Einsatz nach Kantonen DIE ALPEN 5/2002

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ist auch die hohe Zahl der geborgenen Schweizer zu werten. Erstmals seit der Datenerfassung im Jahr 1984 liegt das Gewicht im Verhältnis zwischen Schweizern und Ausländern so ausgeprägt auf der Seite der Schweizer.

Trotz grosser Anstrengungen in der Beschaffung neuer technischer Rettungsgeräte und im Ausbildungsbereich können Unfälle nur durch gezielte, vorbeugende Massnahmen verhindert werden. Der SAC leistet dazu einen erheblichen Beitrag mit Leiter- und Ausbildungskursen. Als wesentlicher Faktor für das Unfallgeschehen müssen nach wie vor die meteorologischen Bedingungen gezählt werden. Plötzliche Wetterumstürze, ungünstige Schnee- und Firnbedingun-gen und nicht zu vergessen die zunehmende Ausaperung der Gletscher und der Zustiege zu einst klassischen Routen verursachen zunehmend Unfälle im Gebirge. Es liegt an jedem Einzelnen, seine Fähigkeiten einzuschätzen und richtig zu interpretieren. Ein Verzicht auf eine geplante Tour ist oft ärgerlich – eine falsche Einschätzung kann jedoch fatale Folgen haben! a

Hans Jaggi, für die Rettungskommission SAC, Arbeitsgruppe Statistik Die Einsamkeit des Retters an der Longline unter dem Helikopter Fo to :P et er Don ats ch

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