Bericht über die Fahrten im Excursionsgebiet 1870 und 1871
über die Fahrten im Excursionsgebiet
in den Jahren 1870 und 1871.
Nach Gebrauch und nach Weisung der Statuten liegt es mir ob über die Fahrten im Excursionsgebiete von 1870 ( Binnenthal ), sowie über dasjenige von 1871 ( St. Gotthard ) Bericht abzustatten. Da nun aber unser Jahrbuch schon durch den während zweier Jahre angesammelten Stoff etwas stark anschwellen wird und überdiess über das Binnenthaigebiet uns keinerlei Bericht zukam, so erlauben wir uns für dasselbe auf das von Herrn Prof. Ulrich herausgegebene Itinerarium zu verweisen, in welchem in sehr verdankenswerther Weise nicht nur eine sehr genaue Beschreibung dieses Excursionsgebietes, sondern auch eine Aufzählung der hauptsächlichsten stattgefundenen Besteigungen der bedeutendsten Berge jenes Gebietes geboten wird ( vide pag. 13 des Itinerarium für 1869und ebenso in
* ) Aus dem Eapporte der Sektion Monte Rosa geht hervor, dass einige Clubisten das Excursionsgebiet im Binnenthal besucht haben, es ist uns aber leider kein Bericht darüber geworden, welche Punkte von diesen Herren be~ gangen worden sind.
Schweizer Alpenclub.O
G. Studer's « Ueber Eis und Schnee » II. pag. 32$ bis 325 ).
Zum Excursionsgebiete von 1871, dem St. Gotthardr übergehend, möchte sich der Berichterstatter ebenfalls, ganz kurz fassen, indem diessmal, von der Gewohnheit abweichend, das sehr ausführliche Itinerarium unserm Jahrbuche einverleibt wird, und einige ziemlich eingehende Aufsätze dasselbe beinahe erschöpfend beschreiben.
So viel aus den Berichten hervorgeht, ist ausser den häufig bestiegenen Pizzo Centrale, Fibbia, Lucendro-keiner der hervorragendsten Gipfel unseres Gebiete » im verwichenen Sommer erklommen worden und es-bleiben in künftigen Jahren in dieser Hinsicht noch manche Lücken zu ergänzen.
Der Eintheilung des Itinerariums folgend erwähnen wir, dass in der westlichen Gruppe ( pag. 49 des-Itinerariums ) nach der ersten Ersteigung des Pizzo-Rotondo durch Herrn V. Haller ( 1869 ) keine zweite stattgefunden hat und eben so wenig ist uns etwas über etwaige Bezwingung anderer Gipfel in der westlichen Kette des Gotthards: Poncione di Monigolo ( 2932 m)y Pizzo Gallina ( 3067 m ), Kühbodenhorn ( 3067™ ), Pizza di Pesciora ( 3116 m ), Wyttenwasserstock ( 3084zu Ohren gekommen.
Das Leckihorn ( 3053 m ), zuletzt durch Herrn Ingenieur Gösset 1870 bestiegen, findet sich im Itinerarium, pag. 51 erwähnt.
Auch der nordwestlich vom Wyttenwasserstock sich nach der Furka abzweigende Kamm bietet noch eine reiche Ausbeutung unbesuchter Gipfel, worunter manche namenlose Spitze mit der verlockenden 3000 m Zahl prangend noch ihres Bezwingers und Täufers harrt.
In der mittleren Gruppe ( pag. 53 ) wurde ausser dem unschwierigen Orsiroragipfel ( 2602 m ), den Herr Ed. Hoffmann von Basel besuchte ( vide Jahrbuch 1871, pag. 149 ), wie es scheint keine fernere Ersteigung gemacht und es bleibt somit auch dort noch manche schöne Leistung übrig, wenn diese auch selbstverständlich mehr auf das ausserhalb des eigentlichen Gotthardgebietes fallende Gebirge zwischen Urserenthal und Göschinenalp treffen. Wir zählen darunter Gletschhorn mit 3307 m, Winterstock ( 3231 m ) und vielleicht überhaupt eine genauere Erforschung der Klippen und Gletscher der gipfelreichen Spitzberge, nördlich des Urser enthales.
Die östliche Gruppe ( pag. 59 ), die den unwirth-lichsten, ödesten und am wenigsten bekannten Theil unseres Gebietes umfasst, wurde dieses Jahr, so viel uns bekannt geworden, nur sehr spärlich besucht. Der Yer-fasser dieses Berichtes, der .derselben einige Tage widmete, konnte der ungünstigen Witterung halber keine der projektirten Besteigungen ausführen und musste sich mit einem allgemeinen Einblick in die grossartig wilde Natur und der Überschreitung einiger Pässe ( Jahrbuch 1871, pag. 101 — 103 und 108—115 ) begnügen. Es bleibt dem S. À. C. somit noch die Aufgabe der Erklimmung sämmtlicher, höchst wahrscheinlich ausschliesslich jungfräulicher Gipfel dieses Gebietes, unter welchen, eigener Anschauung und der Karte nach zu urtheilen Piz Ravetsch, Blas, Rondadura und Ganneretsch äusserst lohnende Zielpunkte sein dürften.
Wer es liebt einsame Gebirgsgegenden zu besuchen, wo jeder Schritt auf unbekanntem Terrain gethan wird und er tagelang ungestört herumstreifen und träumen kann, der besuche diese unbekanntesten und wohl auch wildesten aller Schweizer Thäler und besteige deren rauhe Verwitterte Grenzmarken.
Die südliche Gotthardgruppe endlich ist, den eingegangen Berichten und Sektionsrapporten nach so zu sagen gar nicht begangen worden und wir können hier nur der Ersteigung des Poncione di Vespero durch Herrn Ingenieur Gösset ( Itinerarium pag. 70 ) und der Streifereien des Herrn Dr. W. Bernoulli, Jahrbuch 1871, pag. 138— 140 ) erwähnen und hoffen, dass bei Gelegenheit der Bereisung des Excursionsgebietes für 1873 noch Manches in diesem, des Besuches so sehr werthen Gebiete, nachgeholt werde.
Den verdankenswerthen Bemühungen unsers wackern Clubisten, Herrn Müller-Wegmann in Zürich, verdanken wir mehrere sehr interessante und hübsche Zeichnungen, deren er an verschiedenen Punkten eine grosse Anzahl mit gewohnter Treue anfertigte.
Nach diesem kurzen Ueberblick über das Excursionsgebiet gehen wir über zu der Jahreschronik wie wir sie den Kapporten der einzelnen Sektionen, in der Reihenfolge des Eingangs, entnehmen, indem wir uns erlauben je die beiden Jahrgänge 1870 und 1871 zusammen zu fassen und Unwesentliches wegzulassen, um nicht allzu vielen Raum in Anspruch zu nehmen »