Blutanalyse auf 7000 Metern
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Blutanalyse auf 7000 Metern Forschungsexpedition in Nepal

20 Höhenmediziner haben am Himlung Himal (7126 m) 40 Freiwillige medizinisch untersucht. Wissenschaftler erhoffen sich von den Proben neue Erkenntnisse zur Sauerstoffarmut im Blut.

«Ja, es wurde einmal eng, und wir hatten Angst, dass etwas Schlimmes passieren könnte.» Diese Aussage von Forschungsleiter Tobias Merz vom Inselspital Bern zeigt, dass die vierte grosse Höhenforschungsexpedition1 von «Swiss-Exped» bis zum erfolgreichen Abschluss etliche Klippen zu umschiffen hatte.

 

Blut und gefrorene Messgeräte

7000 Blutproben haben die Forscher tiefgefroren zurück in die Schweiz gebracht, Tausende von Datensätzen und Ultraschallbildern gesichert und damit gleich mehrere «Rekorde» aufgestellt. 40 Probanden hatten sich zur Verfügung gestellt, 20 Mediziner begleiteten sie. Die höchstgelegene Messstation lag knapp unter dem Gipfel auf 7080 Metern. Damit konnten die Mediziner erstmals so hoch oben an einer so gros­sen Probandengruppe Blutgasanalysen durchführen sowie Ultraschallbilder von Herz, Lunge und Hirn der Testpersonen machen.

Ein Wermutstropfen: Unter dem Gipfel war es so kalt, dass die für den Leistungstest auf dem Ergometer nötigen Messgeräte nicht mehr funktionierten. Die Probanden nahmen den Verzicht auf den anstrengendsten Teil der medizinischen Tests gelassen. Wen wunderts!

 

Teure Reise für Testpersonen

Möglich gemacht haben die einzigartigen Untersuchungen vor allem die freiwilligen Testpersonen: Alpinistinnen und Alpinisten aus der ganzen Schweiz waren bereit, sich in ein medizinisches Projekt und in ein so grosses Kollektiv einzufügen. Sie mussten regelmässige und zum Teil auch unangenehme Untersuchungen über sich ergehen lassen und hatten für die Reise auch noch rund 10 000 Franken zu bezahlen. Und das alles ohne Gipfelgarantie, versteht sich.

 

Nur 15 erreichen Gipfel

25 Teilnehmer haben das dritte Forschungslager nicht erreicht. Sherpas haben das Lager auf 7080 Metern aufgebaut – nur ganz knapp unter dem Gipfel des zwischen dem Annapurna und dem Mount Everest gelegenen Himlung Himal. Vier Expeditionsteilnehmer wurden krank, einige von ihnen mussten sogar mit dem Helikopter evakuiert werden. «Das gehört dazu und ist bei einer so grossen Expedition nicht auszuschliessen», sagte der erfahrene Expeditionsleiter Urs Hefti.

Neben den Testpersonen, die auf dieser Expedition grosses Engagement gezeigt haben, zieht er auch vor den Forscherinnen und Forschern den Hut: «Sie haben unter schwierigsten Bedingungen bei Temperaturen bis –30 Grad und bei herausfordernden klimatischen Verhältnissen in den Forschungszelten exzellente Leistung vollbracht.» Die Forscher hatten immer wieder 15-stündige Arbeitstage zu absolvieren, und das trotz höhenbedingten Schwierigkeiten. Hochachtung zollt Hefti auch den Sherpas und den einheimischen Helfern: «Auch sie haben alles gegeben, um diese Expedition zu einem Erfolg werden zu lassen.»

 

120 Personen im Basecamp

Die unter anderem auch vom SAC unterstützte Schweizer Himlung-Expedition 2013 hat den Rahmen von bisherigen Forschungsexpeditionen in Nepal gesprengt. «Es war nicht ganz einfach, auf 4800 Metern für 120 Leute ein funktionierendes Basislager mit Unterkunft und Verpflegung einzurichten und gleichzeitig für den Aufbau von drei Hochlagern besorgt zu sein», sagt der für die Logistik verantwortliche Bergführer Kari Kobler. 300 Maultiere transportierten während fast zweier Wochen rund 20 Tonnen Material ins Basislager. Mehr als 150 Zelte wurden aufgebaut, eine 1500 Meter lange Wasserleitung musste installiert und auf der Aufstiegsroute zu den Hochlagern mussten fast fünf Kilometer Fixseile verlegt werden. Hinzu kamen Solarpanels und Generatoren für die Stromversorgung in den Forschungszelten. Ein eigenes Funknetz sowie eine Satellitenempfangsstation haben intern und extern die Kommunikation ermöglicht. Nicht zuletzt sorgten drei einheimische Kochteams für situationsgerechte Verpflegung und genügend Kaloriennachschub. Sogar Fondue und Lasagne standen auf dem Menüplan.

 

Auswertung dauert Jahre

Die Auswertung der in dieser Form einzigartigen medizinischen Schätze wird Jahre dauern, aber die Hoffnungen auf relevante Ergebnisse sind gross. Gespannt sind nicht nur Höhenbergsteiger, Alpinisten und Höhenmediziner: «Sauerstoffarmut ist auch auf den Intensivstationen von Tieflandspitälern ein grosses Thema», sagt Lungenärztin Jacqueline Pichler vom Berner Inselspital.

Mehr Infos

www.swiss-exped.ch

www.srf1.ch → Himlung Himal

Der SAC hat die Forschungsexpedition mit Fr. 5000.– unterstützt.

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