Das Wägital und seine Berge
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Das Wägital und seine Berge

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Mit drei Bildern ( 166-168Galgenen ) Mitten im Kranze schönster Berge, am Ufer des Stausees, auf einer Höhe von 903 m ü.M., liegt die weitzerstreute Gemeinde Innerthal. Das prächtige, etwas abseits gelegene Tal, das früher nur von Siebnen aus eine Zufahrtstrasse besass, ist nun durch den Bau der Satteleggstrasse auch von Einsiedeln-Willerzell aus erreichbar. Der « kleine Susten », wie dieser Pass gern benannt wird, verzeichnet schon seit Jahren einen überaus starken Verkehr, was sich wirtschaftlich für Vorder- und Innerthal recht günstig auswirkt.

Wie überall in den Bergen, so hat auch hier die Natur den Menschen gezeichnet, denn hart ist die Arbeit der Bergbauern, Älpler und Holzer. Aber wir kennen die Wägitaler als ein frohes, urchiges und religiöses Bauernvolk, an dem auch trotz den grossen Bauzeiten des Stauwerkes und der Satteleggstrasse nichts vom mondänen Rummel haften blieb. Es gelten noch die alten Bräuche und Sitten wie einst zu Grossvaters Zeiten.

Nach alter Tradition findet alljährlich am zweiten Septembersonntag im Innerthal die Sennenkilbi statt. Einer kirchlichen Feier am Morgen, mit verschiedenen Zeremonien, folgt dann am Mittag die eigentliche Kilbi. Bei Musik und Tanz treffen sich die in prächtige Trachten gekleideten Sennenjungfern und Burschen, die diesem Fest das echt volkstümliche Gepräge geben.

Die touristische Entwicklung im Wägital hat in den letzten Jahren einen sehr starken Aufschwung erhalten, was im Winter dem herrlichen Sulzschneeparadies auf dem Mutri und Räderten zu verdanken ist, während im Sommer die Kletterer an den wuchtigen Bockmattlitürmen immer zahlreicher werden.

Fluhberg, 2092 m Dieser formschöne, bis tief in den Sommer hinein schneebedeckte Berg, hat den Hauptanteil am prachtvollen landschaftlichen Rahmen ums Innerthal.

Geographisch ist der Fluhberg in drei Gipfel aufgeteilt: Diethelm, südwestlicher Punkt 2092 m, Turner, östlicher Punkt 2068 m, und Weiss-Rössli, nördlicher Punkt 2018 m.

Am Nordgrat, direkt ob der Fläschlialp, erheben sich ein paar kleinere freistehende Türme, die Muttergottesköpfe. Im Jahre 1943 wurde hier von Märchler Touristen ein schlichtes Holzkreuz erstellt.

Für den anspruchsvollen Kletterer sind hier kein besondern Wege zu finden. Einzig der Nordostgrat aufs Weiss-Rössli sowie die grossen Platten an dessen Nordabsturz bieten leichtere bis mittelschwere Kletterei.

Als Skiberg, für die grosse Masse nicht geeignet, bietet der Fluhberg trotz der Steilheit für den sicheren Fahrer eine dankbare und genussreiche Tour.

Die Westflanke ist von zwei markanten, steil abfallenden Runsen durchfurcht, kleine und grosse Siene genannt. Hier befinden sich auch die verschiedenen Höhlen, die mit ihren eigenartigen Gesteinsbildungen den Geologen und Höhlenforscher locken.

Ochsenkopf, 2179 m Ein wuchtiger, steil aufsteigender Berg, ganz hinten in den wild zerrissenen Karrenfeldern des Wägitals, der seiner prachtvollen Aussicht wegen schon von der älteren Generation der Bergsteiger viel bestiegen wurde, ist der Ochsenkopf.

Durch die Südwestflanke führt ein gut gangbarer Pfad bis auf den Gipfel, der jedoch durch einen leichten Kamin unterbrochen ist. Dieser Kamin war schon oft Gegenstand abenteuerlicher Tourenberichte und Erzählungen.

Die direkte Südwand wurde am 5.Juli 1936 von den Alpinisten Alfred und Otto Amstad, Zürich, zum erstenmal durchstiegen, scheint aber seither nicht viele Nachfolger gefunden zu haben.

Mutri, 2294 m Nördlich vom Ochsenkopf, ebenfalls umrahmt von Karrenfeldern, erhebt sich ein markanter anderthalb Kilometer langer Felsrücken von der oberen Rädertenalp bis zum Mutri-gipfel. Dieser höchste Wägitalerberg wird im Sommer in seiner Ruhe nicht viel gestört. Einige Hochwildjäger im Herbst, vereinzelte Edelweißsucher und Kletterer, die über den langen Rücken emporsteigen oder in luftiger Turnerei vom Gipfel über den Grat zum Räderten traversieren, das sind die Gäste, die hie und da diese Wildnis durchstreifen.

Und doch hat der Mutri als Frühlingsskiberg einen niegeahnten Aufschwung erhalten. Noch vor 15 Jahren waren es nur vereinzelte Skipioniere der alten Garde der March, die einsam ihre Spuren in die unberührten Schneehänge legten. Heute ist auch das Gros der Skifahrer zum Leidwesen des stillen, beschaulichen Tourenfahrers gekommen. März und April bedeuten die beste Zeit in diesem einzigschönen Sulzschneeparadies. Viele werden hier wohl eine bequeme Unterkunft vermissen, die ein Ski- oder Berghaus bieten könnte. Im Verhältnis zur Besucherzahl eine Notwendigkeit, die sich mit der Zeit immer mehr aufdrängt. In vorbildlicher Art sind an verschiedenen der wichtigen Durchfahrtsstellen Rettungsschlitten stationiert.

Kurz unterhalb des Gipfels, am Rande steil abfallender Felsen, erinnert ein einfaches handgeschmiedetes Kreuz an einen tragischen Unfall. An einem sonnigen Märztag des Jahres 1948 erlosch hier ein hoffnungsvolles, junges Leben. Möge es eine ernste Mahnung sein an die allzu vielen Unreifen, die sich auf dem Mutri tummeln, im falschen Bewusstsein, sie befänden sich auf der « Rennbahn » statt auf einem « Berg »...

Rädertenstock, 2292 m Ein stiller Nachbar vom Mutri, der jedoch als einziger Wägitaler die Ausnahme macht, keinen ausgetretenen Pfad auf seinen Gipfel zu besitzen, ist der Rädertenstock. Dieser halb-rundförmige Koloss ist schon von allen Seiten bestiegen worden, bietet aber, wie der Mutri, keine eigentlichen Kletterrouten. Als leichtester Zugang gilt das Nordostgrätli, während der Verbindungsgrat über die Scharte auf den Mutri Abwechslung und leichtere Kletterei bietet.

Wird dieser formschöne Berg im Sommer auch etwas vernachlässigt, so hat er doch im Frühling zahlreichen Besuch der sonnenhungrigen Skifahrer, denn wie vom Mutri, so führt auch vom Fuss des Räderten herrlich offenes und eher leichteres Skigelände bis hinunter zur Rädertenalp.

Ziemlich weit unterhalb des Lauibühls befindet sich die Bruchwaldhöhle, die von Wägitaler Jägern entdeckt wurde und seither schon viele Neugierige gelockt hat. Kleinere Tropfsteingebilde, hauptsächlich im hinteren Teil und in verschiedenen Seitengängen, bieten auch hier interessante Studienobjekte für den Höhlenforscher.

Zindelspitz, 2097 m Der Zindelspitz ist das Ziel für den grossen Harst der Bergsteiger, die um die Schönheit des vielumworbenen Berges wissen. Mit seiner schlanken und kühnen Form ist er von der Seestrasse aus gesehen der schönste Gipfel im Kranze der prächtigen Wägitaler Berge.

Von der Hohfläsch, Zindelalp und der Glarner Seite führen gut gangbare Pfade auf diese Aussichtswarte.

Auch die Frühlingsskifahrer haben hier lohnende Tourenmöglichkeiten. Doch der mühsame und sehr steile Aufstieg vom Aberliboden zur Zindelalp und Spitze sorgt dafür, dass nicht allzu viele Unberufene in das im Frühling so stille Gebiet vordringen. Um so schöner erlebt man die grosse Weite und Einsamkeit auf dem landschaftlich einzigartigen Höhenweg, der über die verschneiten Karrenfelder zum Lachenstock und Räderten führt.

Als die Bergsteiger der March und Umgebung sich im Jahre 1919 unter dem Patronat des SAC zusammenschlössen, wurde die neu ins Leben gerufene Sektion nach dem Namen dieses stolzen Berges getauft. Eine tragische Fügung des Schicksals wollte es, dass einer der ersten Präsidenten der Sektion Zindelspitz, Hans Remo, am 14. Mai 1925 in diesem Gebiet den Bergsteigertod fand ( am Brünnelistock ).

Rossälplispitz, 2075 m Nordöstlich des Zindelspitzes, in der gleichen Kette, erhebt sich die imposante, wuchtige Pyramide des Rossälplers.

Die steile, nach Norden abfallende Wand wurde in den letzten Jahren öfters durchstiegen und bietet schöne, luftige, teilweise schwierige Plattenkletterei, ein wirklich dankbarer Kletterpfad, der im Jahre 1943 von Franz Deuber, Galgenen, mit Gefährten eröffnet wurde. Mehr bekannt ist in Touristenkreisen die aussichtsreiche Gratwanderung vom Zindelspitz über den Rossälpler zum Brünnelistock.

Brünnelistock, 2133 m Der Brünnelistock ist der Berg, der verschiedenen alpinen Richtungen etwas zu bieten vermag und von der Hohfläsch-Wägital- und von der Glarner Seite viel bestiegen wird. Besonders empfohlen sei die Gesamtüberschreitung Süd-Nord oder umgekehrt, eine sehr abwechslungsreiche Route, die leichte, aber luftige Gratkletterei aufweist und oft an Kursen und als Sektionstour begangen wird. Schon fleissig wurde an dem durch zahlreiche Kamine und Risse durchfurchten Südwestabsturz herumgeturnt und geschlossert; doch dürfte keine der kurzen « Variäntli » lohnend sein.

Was aber den Bergsteiger besonders erfreut, das ist die herrliche Alpenflora der Matten und Karren am Fusse des Brünnelistocks, die hauptsächlich im Vorsommer eine seltene Farbenpracht entfaltet.

Bis in die sogenannte Matt ist das Gelände auch dem Skifahrer offen und bietet sehr schöne Abfahrten nach der Hohfläsch ins Innerthal. An stillen, einsamen Wintertagen trifft man in diesem abseits gelegenen Winkel auch meistens flinke Gemsen in königlicher Freiheit.

Scheinberg, 2043 m Ebenso ist der Scheinberg ein von allen Seiten viel bestiegener Berg. Durch die vom Innerthal aus wuchtig erscheinende Westwand führen verschiedene Klettersteige. Eine der wichtigsten und heute am meisten begangene Route ist im Glarnerführer beschrieben.

Auffallend an der Westseite sind der helle Kalkstein, der Fichtenbergwald und die krumm gewachsenen, knorrigen, vom Sturm zerzausten Legföhren. Männertreu und Edelweiss blühen auch hier noch zahlreich in den steilen, teilweise unzugänglichen Rasenflanken und Bändern.

Unter dem Vorgipfel bildet die von Geröll und Karren bedeckte Längsmulde einen beliebten Aufenthaltsort ganzer Rudel von Gemsen. Wer es versteht, ruhig und vorsichtig diese Wildnis zu durchstreifen, bekommt hier manches schöne, unvergessliche Bild zu sehen.

Für den Skifahrer gilt eine Fahrt auf den Scheinberg als rassige und landschaftlich prachtvolle Tour.

Bockmattli, 1924 m Von der Schwarzenegg wie von der Glarner Seite aus gilt der Bockmattli als ein leicht erreichbarer Berg. Seiner schönen Aussicht wegen erhält er sehr viel Besuch. Seine Flora ist reichhaltig. Männertreu und der leider selten gewordene Türkenbund sind hier vertreten.

Die Skifahrer wissen um die Schönheit einer Frühlingsfahrt aufs Bockmattli, vor allem die Tourenfahrer, die ein stilles, sonniges Plätzchen abseits der Piste noch zu schätzen wissen.

Grosser und kleiner Bockmattliturm, 1835 m und 1752 m Etwas nördlich, dem Hauptgipfel vorgelagert, erheben sich die kühn in den Himmel ragenden Bockmattlitürme, eine Felsenwelt von seltener Wildheit. Jahr für Jahr wurden hier neue Routen erschlossen. Immer mehr Bergsteiger finden den Weg in diesen prachtvollen Klettergarten.

Im Jahre 1944 begann eine neue Epoche der Erschliessertätigkeit. Der Westriss des grossen Turmes bekam zum erstenmal Besuch. Eine sehr schöne Route, aber für den mittelmässigen Kletterer ein etwas zu schwerer Ausstiegsriss. So wurde schon im folgenden Jahr die direkte Westkante, statt der Riss im oberen Teil, erstmals erklettert. Die Kombination Westriss-Westkante gilt heute als die schönste und meistbegangene Route im Bockmattli-gebiet.

Beim dritten Versuch gelang am 26. August 1945 der Durchstieg durch die Nordwand des Kleinen Bockmattliturms. Ungefähr in der Hälfte ist an gut geschützter Stelle ein Wandbuch deponiert. Elf Partien sind bis jetzt eingeschrieben, die sich alle begeistert über diesen luftigen Kletterweg äussern.

Am 28./29. Juni 1947 gelang es einer Dreier-Seilschaft auch die ca. 400 m hohe Nordwand des Grossen Bockmattliturms zu durchsteigen. Durch einen langen, anstrengenden Riss wurde eine luftige Kanzel erreicht und auf ihr ein Biwak bezogen und anderntags der Überhang in schwerer Arbeit erklettert. Abends um 6 Uhr wurde der Gipfel erreicht. Oberhalb des Überhangs ist auch hier ein Wandbuch deponiert. Neun Seilschaften haben sich bisher eingetragen und diese sehr exponierte Kletterfahrt durchgeführt.

Interessante Daten und Eintragungen aus der früheren Zeit findet man im Gipfelbuch des Plattenkopfs. Blättern wir im noch guterhaltenen Gipfelbuch, so finden wir auf der ersten Seite ein wohlgelungenes Bild des Plattenkopfs und darunter die Worte: « Gewidmet den beiden kühnen Kletterern Paul Stählin und Sepp Schnyder, Lachen, die am 12. Juni 1921 als erste diesen stolzen Turm bestiegen und damit der nachfolgenden Jugend ein herrliches Kletterparadies eröffneten.

Köpfenstock, 1879 m Der Köpfenstock ist ein etwas abseits gelegener Berg von besonderer Eigenart. Auffallend sind an der Südseite die mit wilden Legföhren überwucherten Felsplatten, wo auch an den sonnigen Plätzchen ab und zu der Pfiff des Murmeltiers zu hören ist.

Durch die mit vielen Löchern und Höhlen gekennzeichnete Nordflanke führt ein mittelschwerer, luftiger Kletterpfad mit gutem Stein und abwechslungsreichen, teils extremen Partien. Franz Deuber hat diesen Weg erstmals beschritten.

Sagenhaft sind die Überlieferungen, Erzählungen und Berichte von den Goldlöchern, von denen bis heute zwei erforscht sind. Das untere ist leicht erreichbar; der Eingang liegt direkt am Pfad, der vom Brückler her auf den Köpf 1er führt. Nach Regenfall oder Schneeschmelze ist die Vertiefung in der hintern Hälfte meistens mit Wasser gefüllt, so dass ein Vordringen bis ans Ende nicht immer möglich ist. Grössere Dimensionen und viele Seitengänge weist die obere Höhle auf, deren Eingang ob der Feldredertenalp liegt, am Fuss der markanten Nordwandeinbuchtung. Die Begehung dieser Höhle ist teilweise etwas streng, erfordert leichtere Kletterei und grosse Vorsicht wegen der losen Blöcke. Erwähnenswert ist das zahlreiche Vorkommen von Fledermäusen. Ganz unten am Ende des Hauptganges fand man vor Jahren in einer Sardinenbüchse ein paar Namen von Mitgliedern der Sektion Uto. Sonst sind hier die menschlichen Besucher äusserst selten.

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