Der Hörnligrat exklusiv
Am Fuss des Matterhorns übernachtet man zurzeit in einem temporären Basislager. Mit nur 50 Plätzen macht es die Besteigung des Matterhorns zu einem Unternehmen mit Exklusivcharakter. Julien Wicky stattete den Aluzelten im Juli einen Besuch ab.
«Und du glaubst, die sind gegen Blitze geschützt?» Wenn man die 25 kleinen Zeltkonstruktionen aus Aluminium und Holz am Standort Hirli sieht, drängt sich diese Frage auf (siehe «Die Alpen» 6/2014). Die Aluzelte stehen auf einer Terrasse aus Geröll und Schutt und wirken wie aus einem Science-Fiction-Film. Der gewaltige Schatten der Pyramide, die bis 4478 Meter aufragt, ist aber real.
Fast wie im Himalaya
Die Hörnlihütte ist wegen Umbauten geschlossen. Das temporäre Basislager liegt rund 400 Höhenmeter weiter unten. Von da nimmt der mythische Berg eine noch grössere Dimension an. «Von hier aufzubrechen, ist wie bei einer Himalayaexpedition. Dieser Berg ist ein Monster», erklärt uns Marc, ein erschöpfter Kanadier, der das Matterhorn zum ersten Mal bestieg. Sein Führer hat das Gipfelkreuz bereits 35 Mal berührt, aber auch für ihn war die Erfahrung diesmal eine andere: «Länger, härter, aber vor allem viel weniger Leute», so seine Einschätzung. Das Lager bietet nämlich nur 50 Personen Platz, gegenüber den 170 in der alten und den 130 in der neuen Hörnlihütte, die 2015 in Betrieb geht. Deshalb gibt es keine Staus.
Spätnachmittag, das Matterhorn verschwindet in den Wolken. In der Distanz Donnergrollen. Die Wanderer verlassen den Ort. Dafür kommen zwei Sittener an: Henri-Nicolas und Romain, Führeraspiranten. Sie werden die Einzigen sein, die am nächsten Tag einen Gipfelversuch starten wollen. Wenig zuversichtlich allerdings, bei dem Wetterbericht. «Wir werden einmal eine Strecke aufsteigen. Es ist auch die Gelegenheit, dieses Lager zu entdecken. Es ist wirklich originell.»
Grosse Investition
Einziger Wermutstropfen für die beiden jungen Männer ist der Preis: «Wir meinten, die 150 Franken pro Nacht mit Nachtessen und Frühstück seien pro Zelt. Jetzt hat man uns aber gesagt, das sei pro Person.» Eine Halbpension in der alten Hütte kostete durchschnittlich 80 Franken. Aber selbst bei diesen Preisen ist das Basislager bei Kosten von 700 000 Franken, welche die Stiftung Hörnlihütte aufbringt, nicht rentabel.
18.30 Uhr. Der Hüttenwart und sein Team servieren Schweinskoteletts, Gemüse und Kartoffeln. Die ganze kleine Welt, etwa 15 Personen, versammelt sich in einem der beiden grossen Gemeinschaftszelte. Ein Glas Gamay und eine Pannacotta zum Abrunden des Mahls, dann gehen alle ins Bett. Für die Bergsteiger läutet der Wecker um 3 Uhr.
Zelte mit allem Komfort
Mal ehrlich: Schlafen tut man nicht wie in einem richtigen Bett, und die nächtliche Expedition zur Toilette ist ein echtes Abenteuer. Aber die Schlafsäle mit sechs, acht oder zehn Plätzen in der Hütte vermisst man nicht. Keine Schnarcher, keine Schlafplatz- oder Deckenräuber, keine gestaffelte Tagwache, sondern warme Daunenschlafsäcke und das Geräusch des Windes als einziger Begleiter im Schatten des Matterhorns.