Der «Irnigerstand»
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Der «Irnigerstand» Material und korrekte Handhabung

Im Schweizer Alpenraum sind zurzeit ca. 1500 so genannte Irnigerstände montiert. Im Sommer 2000 hat sich «Plaisir»-Autor Jürg von Känel bei seinen Sanierungen im Grimselgebiet für den Einsatz des Irnigerstandes entschieden, jedoch unter Verwendung eines grösseren Abseil-Kettengliedes. Der vorliegende Beitrag soll eine Anleitung zur korrekten Verwendung des Irnigerstandes geben.

Der Irnigerstand ist eine sehr günstige und auf ein Minimum an Material beschränkte Standplatz- und Abseilstellen-einrichtung. Er besteht aus einer Lasche mit 3 Löchern, einem Bohrhakenplättli (beides aus Chromnickelstahl) und einem verzinkten Rapidkettenglied (Verschleissartikel) von mindestens 8 mm Stegdurchmesser. Befestigt wird der Irnigerstand mit 2 Segmentankern oder mit eingeklebten Ankerstangen der Grösse M10, ebenfalls aus Chromnickelstahl. Es besteht auch die Möglichkeit, das Bohrhakenplättli seitlich der Lasche zu montieren. Das erfordert aber den Einsatz eines zusätzlichen Dübels. Damit die optimale Sicherheit gewährleistet ist, gelten bei allen Handhabungen dieselben Voraussetzungen wie bei der Benutzung jeder anderen Einrichtung im Bergsteigen.

Rapidkettenglieder werden als Indust-riehalbfabrikate hergestellt und in den Verkauf gebracht. Sie dienen in der Regel zum Befestigen von Ketten. Aus diesem Grund ist auf qualitativ guten Rapidket-tengliedern die Nutzlast und nicht die Bruchlast angegeben.

Ein Beispiel: Bei einem Rapidkettenglied mit 8 mm Stegdurchmesser ist die Nutzlast von 700 kg eingeprägt. Da industriell genutztes Hebe- und Kettenzeug eine fünffache Sicherheitreserve haben muss, liegt die Bruchlast bei 3500 kg oder physikalisch richtig bei 35 kN. Dieser Umstand führt in Bergsteigerkreisen oft zu gewissen Unsicherheiten, da beim Bergsteigermaterial immer die Bruchlast angegeben wird. Rapidkettenglieder ab 8 mm Stegdurchmesser sind also für Si-cherungszwecke im Bergsport geeignet.

Wichtig beim Sichern ist, dass die zwei Punkte Rapidkettenglied und Plättli miteinander verbunden werden. Wer nur am Plättli ohne Verbindung sichert, hat keine höhere Sicherheit, als wenn er bloss an einem einzigen Bohrhaken sichern würde. Wer nur über das Rapidkettenglied sichert, sichert zwar über zwei Dübel, hat aber den Nachteil, dass das Rapidkettenglied ein Verschleissteil ist. Bei sehr häufig benutzten Abseilstellen kann so nicht immer die erforderliche Haltekraft von 25 kN garantiert werden, da das Rapidkettenglied durch das Abziehen der Seile «abgeschliffen» wird und so an Haltekraft einbüsst. Ein stark abgeschliffenes Rapidkettenglied muss ersetzt werden.

Beim Abseilen wird das Seil ins Rapidkettenglied eingefädelt. Die Lage des Rapidkettengliedes ist fürs Einfädeln optimal. Damit man beim Selbstsichern am Abseilstand über zwei Punkte gesichert ist, kann man das Plättli und das Rapidkettenglied gut mit zwei Karabinern verbinden (statische Sicherung, benötigte Haltekraft für 2 Personen ca. 5 kN hängend, stehend höchstens 1 kN).

Mit dieser Verbindungsart versperrt man sich die Öse des Rapidkettengliedes nicht und kann das Seil zum Abseilen problemlos einfädeln (vgl. Bild rechts).

Das Einrichten und Sanieren von Kletterrouten erfolgt in der Schweiz auf privater Basis und meist ohne jegliche finanzielle Unterstützung. Aus diesem Grund muss das Sicherungsmaterial gut und günstig sein. Entsprechend haben sich komfortablere, dafür aber wesentlich kostspie-ligere Standplatzausrüstungen nicht durchgesetzt. Persönlich habe ich vor Routensanierern die grösste Hochachtung: Sie investieren mit viel Idealismus Zeit, Risiko und Geld und ernten dafür nicht immer nur dankbare Worte.

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