Der Mannschaftszug ist die effektivste Methode
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Der Mannschaftszug ist die effektivste Methode Sicherheit auf Hochtouren

Spaltenstürze auf Gletschern sind relativ selten. Passiert trotzdem etwas, eignet sich für die Rettung am besten der Mannschaftszug: Die etwas in Vergessenheit geratene Methode ist einfach und schnell. Einige wichtige Punkte gilt es aber zu beachten.

Zum Glück sind schwere oder gar tödliche Unfälle aufgrund von Spaltenstürzen relativ selten. Bei der Bergnotfallstatistik des SAC kommt die Ursache Spaltensturz bei Hochtouren erst nach Blockierung, Sturz, Steinschlag, Erkrankung und Verirren. «Liegt wenig Schnee auf den Gletschern wie diesen Frühsommer, besteht trotzdem ein gewisses Risiko», sagt Rolf Sägesser, Fachleiter Ausbildung Sommer beim SAC.

Bei richtiger Seilschaftsform und korrektem Verhalten - also Vermeiden von Schlappseil beim Gehen und eine gute Spurwahl - sollte das Gewicht der fallenden Person gehalten werden können. Dann bleibt aber noch die Frage: Wie kommt die verunfallte Person wieder raus?

Leader muss definiert sein

«Die schnellste und effektivste Methode der Spaltenrettung ist der Mannschaftszug», schreibt Sicherheitsexperte Peter Plattner. Wie der Name schon verrät, ziehen bei dieser Methode die Seilpartner, oder allenfalls zusätzliche Helfer aus einer anderen Seilschaft, den gestürzten Kollegen aus der Gletscherspalte. Der Mannschaftszug sei nicht neu, aber man habe in Vergangenheit den Fokus auf andere Rettungsmethoden gelegt, sagt Rolf Sägesser. «Jetzt wollen wir mehr auf den Mannschaftszug setzen, die Methode ist schnell und einfach anwendbar.» Deshalb ist sie in den neuen Auflagen der Ausbildungsbücher des SAC, Bergsport Sommer und Bergsport Winter, ausführlicher beschrieben. Und auch das neu erschienene Merkblatt Technik und Taktik Hochtouren thematisiert den Mannschaftszug (siehe Kasten).

Für diese Methode braucht es drei bis vier Rettungspersonen, das heisst, die Seilschaft muss vier oder fünf Personen umfassen. Je nachdem, wie sich die Seilschaft eingebunden hat, geht der Vorderste oder der Hinterste bei einem Sturz mit einem Prusik gesichert an den Spaltenrand (sind die Partner mit Karabiner eingebunden, geht der Vorderste, sind sie fest eingebunden, der Hinterste). Diese Person übernimmt dann auch das Kommando. «Es ist wichtig, dass der Mannschaftszug koordiniert abläuft, jemand muss den Lead übernehmen», sagt Rolf Sägesser.

Mit einem unterlegten und gesicherten Pickel sorgt diese Person dafür, dass das Seil sich nicht weiter in den Schnee einschneiden kann. Dann gibt sie das Kommando zum Ziehen. «In der Endphase muss man vorsichtig sein, damit das Opfer an der Spaltenlippe nicht erdrückt wird.» Jene Person mit dem Kommando muss deswegen ständig in Kontakt mit dem Abgestürzten sein. «Denn die anderen können ihn in der Spalte nicht hören, es ist, wie wenn er unter Schnee begraben wäre», sagt Rolf Sägesser.

Nur in flacherem Gelände üben

Auch eine einfache Methode will geübt sein. Rolf Sägesser empfiehlt, den Mannschaftszug nur in flacherem Gelände zu üben und nur unter Anleitung einer kompetenten Person. Nicht zu vergessen: Wenn die Methode nicht umsetzbar ist, gibt es die Flaschenzüge zur Spaltenrettung. «Ob es der österreichische oder der doppelte Flaschenzug ist, spielt keine Rolle.» Zudem gibt es Situationen, in denen man besser gleich die Rega alarmiert. Etwa wenn der Abgestürzte schwer verletzt ist und bei der Rettung nicht aktiv mitmachen kann.

Autor / Autorin

Anita Bachmann

Gut zu wissen

· Für den Mannschaftszug braucht es drei bis vier Rettungspersonen.

· Er muss koordiniert ablaufen, jemand übernimmt das Kommando.

· In der Endphase der Rettung muss man vorsichtig sein. Die Person, die das Kommando innehat, ist stets in Kontakt mit dem Abgestürzten.

· Üben sollte man nur im flachen Gelände und unter Anleitung einer kompetenten Person.

Merkblatt Hochtouren

Auf dem neuen Merkblatt Technik und Taktik Hochtouren ist viel Wissen knapp beschrieben und anschaulich dargestellt. Von der Planung über die wichtigsten Knoten, Sicherungs- und Abseiltechniken bis hin zu Gefahren und zur Rettung und Alarmierung bei Unfällen wird alles rund um die Bergtouren im Hochgebirge vermittelt. Auch der Mannschaftszug im Falle eines Spaltensturzes wird thematisiert. Erhältlich ist das Merkblatt unter anderem auf sac-cas.ch ab Mitte Juni.

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