Die Oberfeldkante; direkte Wallenstock-Nordkante
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Die Oberfeldkante; direkte Wallenstock-Nordkante

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direkte Wallenstock-Nordkante

Von Max Eiselin

Mit T Bild ( 149Kriens Lz ) Es ist schon dunkle Nacht, als Hans und ich auf der Bannalp ankommen, wo ein Trunk unsere Schritte zur hellerleuchteten Alpwirtschaft verlockt. Aber nur kurze Weile halten wir es im vom Tanzhochbetrieb erfüllten Wirtshaus aus und wandern nach dem Durstlöschen weiter, um den kurzen Aufstieg zur Oberfeldalp unter die Füsse zu nehmen. In der sternklaren Sommernacht stehen die Berge gleich geheimnisvollen, schwarzen Gestalten im mondlosen Himmel. Nach einer halben Stunde haben wir unser idyllisch gelegenes Ziel erreicht und finden im bescheidenen Stübli des Älplers gastfreundliche Aufnahme. Er ist ein wortkarger Naturmensch und liebt am Abend die Ruhe, denn sein Tageswerk ist hart. Bald legen wir uns auf die Pritschen, die er und seine beiden Söhne bereitwillig mit uns teilen.

Als wir erwachen, können wir einen prächtigen Sonnentag begrüssen. Im hellsten Lichte schauen der Berg und unsere Kante auf die Alp herab, uns so richtig zum Besuche einladend. Nur an einigen Stellen der Aufstiegsroute verspricht uns die schwarze Farbe etwas feuchte Arbeit. Wir verabschieden uns von den freundlichen Gastgebern, die aber gar nicht erbaut sind, wie sie von unserem Vorhaben hören. Um uns das Gruseln zu lehren, wissen sie allerhand Unliebsames über die Oberfeldkante, die böse Verwandte ihrer Alp, zu erzählen.

Es ist schon halb 8 Uhr, so dass wir uns auf den Weg machen müssen. In einer Viertelstunde sind wir beim Einstieg dieser kühnen Himmelsleiter; er wird durch ein Grasgrätchen gebildet. Im letzten Herbst sind wir einmal zufällig hier vorbeigekommen; damals haben wir noch unserer Verwunderung Ausdruck gegeben, wie man bloss in eine solche Flucht einsteigen könne! Und heute, ein halbes Jahr später, befinden wir uns hier, um das Wunderliche durchzuführen — tempores mutantur.

Die ersten Meter sind äusserst brüchig, fast mehlig möchte ich sagen. Es ist unvermeidlich, dass wir hie und da, trotz feinstem Gehen, einen der vielen losen Brocken hinabbefördern. Ein rostiger Haken mit vermoderter Schlinge weist uns den Weg aufwärts. Wir gelangen so auf eine Graskanzel nach der sich die Kante lotrecht und überhängend in die Höhe schwingt. Gleichzeitig ändert mit dieser rapiden Steilheitszunahme auch die Qualität des Gesteins, das vom bräunlichgelben Gerumpel zu prächtig grauem Kalk wird. Diese gute Neuigkeit freut uns sehr, und Hans nimmt den Aufschwung unternehmungslustig in Angriff, während ich vom bequemen Rastplatz aus seine Bewegungen gespannt verfolge. Schon nach einigen Metern aber sehen wir ein, dass eine « Direkte » undurchführbar ist. So muss mein Freund die mühsam erkämpften Meter wieder zurück. Wir steigen eine leicht abwärts führende Querung in die wieder brüchige und hier sogar noch nasse Wand zur Rechten der Kante. Nach etwa zwei Seillängen aber haben wir das unangenehme Wandstück unter uns und befinden uns dann oberhalb des genannten Aufschwungs.

Bereits haben wir ungefähr einen Drittel der Gesamthöhe bezwungen, und die Tiefe unter uns hat stark zugenommen. Der eigentlich « schwere Fels » aber beginnt erst jetzt. Wir sind hier auf einem gemütlichen Moospolster inmitten des wilden Felszirkus angelangt, das uns derart eindringlich zum Verweilen einlädt, dass wir, obschon gar nicht ermüdet, einfach rasten müssen. Dabei haben wir Gelegenheit, die einzigartige Rundsicht und den grandiosen Tiefblick zu bewundern. Wie Zündholzschachteln liegen die beiden Hüttchen der Oberfeldalp zu unsern Fussen. Deutlich erkennen wir den Älpler Josef Maria Waser und den Buäb, wie sie zu uns herauf « spiegeln ». Weit, weit unten gewahren wir den Bannalpsee und zur Linken die Normalroute auf den Grossen Wallenstock, den N-Grat, wo ebenfalls eine Partie aufsteigt. Wir glauben fast, in einem Ballon zu schweben, so imposant ist dieser Tiefblick; auch wagen wir zu behaupten, dass er nicht nur der weitaus grandioseste des Bannalpgebietes, sondern auch weit und breit in der Zentralschweiz ist. Eine volle halbe Stunde geniessen wir hier unsere herrliche Bergwelt und das Gefühl völliger Freiheit und Unabhängigkeit.

Dann aber beginnt Kletterarbeit, die uns voll in Anspruch nimmt. Der Fels ist fest, jedoch abwärtsgeschichtet, und zudem sind wir bei den schon am Morgen beobachteten schwarzen Flecken angelangt. Ein zweites Mal verführt uns die sonnige, trockene Wand links der Kante zu einem Verhauer. Nachdem auch dieser korrigiert ist, klettern wir unaufhörlich Seillänge um Seillänge höher, bis uns der Fels endgültig Halt gebietet. Aalglatt und « iber-hängisch » steht er vor uns zwei Menschlein. Der Ausweg besteht wiederum, ganz nach Dülfer, in einem Quergang, aber diesmal nach links. Etwa zehn Meter geht 's waagrecht ziemlich einfach, bis die Kante aufhört und uns die gähnende Leere entgegenstarrt. Der Quergang ist beendet, und über unsern Köpfen befinden sich weiter der Überhang, die Schlüsselstelle des Aufstieges. In einem rostigen Haken hängt eine grosse Stehschlinge, « Luxusmodell aus 11-mm-Seil », aber vom vorangegangenen Winter etwas mitgenommen. Wir schauen uns nach dem Weiterweg um, der uns vorerst noch nicht ganz klar ist. Bald gewahren wir dann aber in der unheimlich steilen Wand zur Linken eine teilweise sogar mit Gras bewachsene Rinne. Das sieht ganz gut aus, aber... der Weg zu dieser Rinne! Wir versuchen, einen ostalpinen Pendelhaken einzutreiben; es befindet sich aber in passender Höhe keine Wunde im Fels. So versuchen wir unser Glück mit der Stehschlinge, prüfen sie gut und finden sie als noch verwendbar. Hans steht kühn mit dem rechten Fuss hinein, mit den Händen spärlichen Halt suchend. Es ist ein kitzliger Anblick für mich, wie er um Gleichgewicht ringen muss; die Schlinge schaukelt bedenklich, und sein linkes Bein spreizt weit ins Leere. Dann streckt er seine linke Hand rasch nach dem einzigen vorhandenen Griff, wechselt für die rechte Hand und zieht gleichzeitig den Fuss aus der Schlinge; für einen Moment hängt er nur an seiner rechten Hand an kleinem Griff über dem bodenlosen Abgrund. Dann greift er mit dem Fuss in die Ausstiegrinne, stützt sich auf und fasst neuen Halt. Die Schlüsselstelle ist überwunden! Dann bin ich an der Reihe, dieses Kunststück auszuführen. In bezug auf Ausgesetztheit und Schwierigkeit eine wahre Delikatesse unter den Kletterstellen! Bald stehen wir vereint in der Rinne und nach zwei Seillängen auf dem Gipfel des « Sonnig-kopfs », eines Vorgipfels des Grossen Wallenstockes. Es ist unterdessen halb 12 Uhr geworden, so dass wir uns gerne zu einer Mittagsrast niederlassen. Rasten gehört mit zu unserem Programm, das stets nach dem Motto « Gemütlich und froh » ausgerichtet ist. Hetzen kommt bei uns nie und nimmer in Frage, auch bei langen Klettertouren nicht.

Heiss ist der Tag und gross der Durst, doch unser Ziel ist noch nicht erreicht. Über den N-Grat kommen wir auf den Grossen Wallenstock, dessen Besteigung uns nach dem Vorangegangenen eher als ein Spaziergang anmutet. Weiter geht 's über den Rigidalstock, und endlich reichen wir uns spätnachmittags auf dem Spitzmann, den wir zum Abschlussgipfel für den heutigen Tag bestimmt haben, die Hände.

Auf üblicher Route steigen wir zur Bannalp hinab und fahren mit der Schwebebahn zu Tal. Die letzten Sonnenstrahlen lassen die Walenstöcke aufleuchten, und dann legt sich die Nacht über die Berge, während wir beglückt Heimkehr halten.

Der gelbe Eisenhut Ein Teil des großen Eisenhut-feldes am Fuße des Wetterhorns

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Ein Stock des gelben Eisenhutes ( Aconitum Lycoctonum ) ...K^tJÊtf^ y 14Ë0?

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Die Steinhummel ( Bombus Lapidarius ) streckt ihren Rüssel durch ein selbst gebissenes Loch unter der Helmspitze ( „ illegitime " Ausbeutung ) Die gelbe Hummel ( Bombus Gerstaeckeri ) versenkt Kopf und Rüssel in den Blüteneingang ( „ legitime " Ausbeutung ). An verschiedenen Helmen erkennt man die von der Steinhummel gebissenen Löcher.

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