Die Rugghubelhütte
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Die Rugghubelhütte

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Sektion Titlis

Albin Schmidhauser, Zug

Mit diesem Beitrag möchte ich alle Bergfreunde auf die im Jahre 1966 renovierte und zum Teil neuerbaute Hütte, einen Ausgangspunkt vielfältiger und lohnender Touren im Engelberger Gebiet, aufmerksam machen.

Vom Tale aus sind wir nur allzu oft versucht, unsere Schritte nach Süden zu lenken, wo Trübsee und Titlis wie Magnete wirken. Wer es aber vorzieht, auf weniger häufig begangenen Höhenwegen zu wandern und in den Genuss einer stilleren Bergwelt zu gelangen, der macht zur Abwechslung eine Drehung um fast 180 Grad, zum Horbis und Griessental. Die Gipfel, die dieses auf drei Seiten rund umsäumen, sind zwar etwas bescheidene Nachbarn des berühmten Titlis, stehen ihm aber an Höhe und Aussicht nur unwesentlich nach.

Wir können auch in dieser Richtung einen Teil des Weges verkürzen, indem wir uns mit der Brunnibahn ein Stück weit in die Höhe tragen lassen, nämlich bis « Horn » ( 1606 m ), wenn wir nicht auf Schusters Rappen auf geruhsamen Wanderwegen über « Flühmatt » oder « Bord » die erste Etappe meistern wollen. Bei der Endstation der Brunnibahn beginnt nun der eigentliche Aufstieg, auf ausgebautem Weg vorerst, der auch für betagte Wanderer und Kleinkinder ungefährlich ist: nach Rigidalstafel; dort wird der Weg zum Pfad und weist vor allem im letzten steilen Abschnitt vor dem « Holzstein » sogar seine Tücken auf. Dafür erwartet uns oben ein geradezu verlockendes Rastplätzchen mit Blick ins Tal der Engelberger Aa.

Das folgende Wegstück führt in einer prächtigen Höhenwanderung ostwärts, wo wir bald dem « Tüfelstein » begegnen, auf den mit schwungvollen Zügen anlässlich der Neueinweihung der Rugghubelhütte als Geschenk für die Sektion Titlis ein überlebensgrosser Teufel gemalt wurde. Die Sage berichtet nämlich, dass der Satan den Felsblock einst auf die im Horbis erbaute Kapelle stürzen wollte, durch eine des Weges ziehende Älplerin jedoch an seinem teuflischen Vorhaben gehindert worden sei, indem diese ein Kreuz in den Stein ritzte.

Wenig später lädt uns die zwischen Felsblöcken eingebettete Planggenalp wiederum zum Verweilen ein; denn hier zeigt sich der Titlis zum letztenmal in seiner ganzen erhabenen Grösse; nachher verschwindet er alsbald hinter den Flanken des Gemsispil und des Hahnen. Dafür können wir nun, etwas gemächlicher bergan steigend, die prächtige Alpenflora bewundern, können hier auch den normalen Fussweg, der über den « Tritt » führt, verlassen, um bei den « Stägen » einer noch bunteren Pflanzenwelt zu begegnen. Oberhalb des Tritts vereinigen sich dann die beiden Steiglein wieder, und hinauf geht 's in einem letzten Aufschwung zum Rugghubel. Wenn man von den freiwillig eingelegten Pausen absieht, wurde der ganze Anstieg von der Brunnibahn-Endstation in zwei Stunden bewältigt.

Das ist jedoch nicht der einzige Weg hier herauf; ein anderer führt über Vorder und Hinter Chruterli, ein dritter über Unter Arni, beide bis Planggenstafel, doch halten sich Ortsunkundige sicherheitshalber an die « Normalroute », es sei denn, sie haben sich von einem einheimischen Berggänger orientieren lassen.

In der Hütte werden wir von einem hilfsbereiten, fürsorglichen Ehepaar empfangen, von Herrn und Frau Franz und Maria Hurschier, denen bei der Erfüllung ihrer nicht immer leichten Aufgabe oft junge Helfer an die Hand gehen. Mancher Leser wird sich fragen, wie heute noch ein junger Mensch auf die Idee kommt, seine Ferien im Hüttendienst zu verbringen, wo ihm doch in der Stadt einträglichere « Jobs » und in der Freizeit die vielseitigsten Vergnügungsmög-lichkeiten offenstehen. Aber was hat einem unternehmungslustigen Jüngling eine Bürostube zu bieten? Geld: ja; nur Befriedigung findet er kaum, kaum in geistiger und sicher nicht in körperlicher Hinsicht. Hüttendienst aber heisst Arbeit an frischer Bergluft und Sonne. Da gilt es überall Hand anzulegen, draussen und drinnen. Jeder da oben ist sein Kamerad, und die Grösse und Erhabenheit der Berge führt zur Besinnung. Ist das nicht ein idealer Ausgleich zum hektischen Betrieb in der Schule, in der Stadt? Gesund und braungebrannt kommt er am Ende der Ferien wieder ins Tal.

Nun aber zurück zum Rugghubel. Der heutige, massive Steinbau hat eine recht bewegte Vergangenheit hinter sich, die schon im letzten Jahrhundert begann und durch verschiedene « Verjüngungskuren » führte, so dass die Spuren des Alters samt und sonders verschwunden sind. Im Jahre 1883 erwarb die Sektion Titlis SAC vom Engelberger Bergführerverein die damals bescheidene Notunterkunft mit i 2 Schlafplätzen; doch um die Jahrhundertwende, als das Bergsteigen in weiteren Kreisen Eingang fand, erwies sich eine Vergrösserung als notwendig. 1907 wurde aufgestockt, fast dreissig Jahre später, 1936, renoviert und dem Holzbau ein stabiles Steinhaus angegliedert. Vor vier Jahren genügte nun auch diese Hütte den Ansprüchen nicht mehr; deshalb wurde der älteste Teil, nämlich der von 1883 und 1907, abgerissen, der Steintrakt erhöht und diesem ein Neubau angefügt, eine architektonisch gelungene Lösung.

Heute weist die Hütte 80 numerierte Schlafplätze auf; doch können nach Angabe des Architekten noch weitere vierzig eingebaut werden. Dass an einem Wochenende im Herbst 130 Gäste Platz zum Schlafen fanden, beweist, wie grosszügig die Unterkunft erweitert wurde.

Während wir uns nun mit einem Lunch aus dem Rucksack oder einer schmackhaften Mahlzeit aus der Hüttenküche stärken, haben wir Gelegenheit, das grossartige Panorama zu bewundern: Fast genau im Süden grüsst der Titlis über den Hahnen und den Gemsispil zu uns herüber; diesen schliessen sich in nordöstlicher Richtung Leist, Schuflen und Wissigstock an. Letzterer wird wohl am häufigsten begangen, da er sehr leicht zu erreichen ist und einen grossartigen Rundblick bietet. Dort macht die Gebirgskette eine Wendung nach Nordwesten, leitet über die Engelberger Lücke zum Engelberger Rotstock ( 2818 m ), weiter zum Hasenstock, der zum Klettern einlädt, und zum Oberberg, dessen Gipfel von der Hütte aus allerdings nicht sichtbar ist. Fast exakt im Norden wuchtet der Ruchstock; dann wird die Kette durch den Schlittchuechen unterbrochen, einen Übergang zur Bannalp, die man auch über das Rotgrätli und den Bannalp-pass erreichen kann. Westlich vom Schlittchuechen trotzt der Laucherenstock und führt über den Laucherengrat zum Sättelistock. Beide Berge imponieren durch ihre stotzigen Wände, die sie dem Rugghubel zukehren. Vom Sättelistock ist die Sicht frei übers Engelberger Tal zum Titlis, zu den dahinterliegenden Wendenstöcken, zum Graustock und Nünalphorn. Sogar ein paar Berner Alpen grüssen herüber.

So kann sich jeder in der näheren Umgebung ein geeignetes Ziel aussuchen, um seine bergsteigerischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen; Blick vom Wissigstock: Ruchstock, Oberberg, Hasenstock, Rotgrätli, Engelberger Rotstock Photo Albin Schmidhauser, Zug 4Die Rugghubelhütte Photo Albin Schmidhauser, Zug fast die ganze Skala der Schwierigkeitsgrade ist vertreten, von den einfachen Besteigungen, wie z.B. am Wissigstock und am Engelberger Rotstock, bis zu anspruchsvollen Klettereien an der Laucheren-Südwand ( VI, A3 ), und darüber hinaus locken geradezu Touren in die weitere Umgebung. Die Engelberger Lücke bildet die Brücke zum Schlossstock, die Schlossstocklücke vermittelt den weiteren Anschluss zum Blacken-, Brunnistock, Uri-Rotstock und nach Isenthal; über Blackenchälen kann man das Surenental erreichen.

Die « Ruckhubelhütte » wurde zudem bereits anfangs dieses Jahrhunderts als Standquartier für lohnende Skitouren empfohlen, eine Aufmunterung, die man heute nur wiederholen kann.

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