Die Wettermacher
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Die Wettermacher Wenn das Gebirge die Luft blockiert und der Schnee in den Alpen vor Wärme schützt

Majestätisch erstreckt sich der Alpenkamm von West nach Ost durch die Schweiz. Kulturell und touristisch sind die Alpen aus der Schweiz nicht wegzudenken. Und auch unser Wetter und unser Klima wären ohne diese Berge völlig anders.

Am 17. Dezember 2019 kletterte das Thermometer in Altdorf/UR, 450 Meter über Meer, auf gute 20 °C. Gleichzeitig erreichte die Temperatur in Biasca/TI, 330 Meter über Meer, nur gerade 2 °C. Ein Temperaturunterschied von 18 °C zwischen zwei Orten, die auf fast gleicher Höhe liegen und nur gerade 60 Kilometer voneinander entfernt sind. Allen, die sich in der Schweiz auskennen, wird jedoch schnell klar: Zwischen Altdorf und Biasca erhebt sich der Alpenhauptkamm, der massgeblich daran beteiligt ist, dass solche Temperaturunterschiede möglich sind.

Berge als Barrieren und Wasserfänger

Im Falle des Föhnsturms vom 17. Dezember 2019 stellen die Alpen die entscheidende Barriere dar: Von Süden wird feuchte Luft an die Alpen herangetragen und von diesen blockiert. Statt sich weiter nach Norden bewegen zu können, muss die Luft in grössere Höhen aufsteigen und wird dabei rund 0,6 °C pro 100 Höhenmeter abgekühlt. Da kalte Luft weniger Feuchtigkeit halten kann als warme Luft, muss sie abregnen.

Abgetrocknet strömt die Luft nun in die Föhntäler auf der Nordseite der Alpen und erwärmt sich dabei - da sie jetzt trocken ist - jeweils 1 °C pro 100 Höhenmeter. Aus diesem Grund kommen in Föhnlagen diese grossen Temperaturunterschiede zustande, und es erklärt auch, weshalb in den Bergen grundsätzlich mehr Niederschlag fällt als im Flachland.

Zum Vergleich: In Engelberg fielen zwischen 1981 und 2010 im Schnitt rund 1560 Millimeter Niederschlag, in Basel dagegen nur 840 Millimeter. Strömt die feuchte Luft immer aus einer Richtung an einen Gebirgszug, können sich markant unterschiedliche Klimazonen bilden. Ein eindrückliches Beispiel dafür ist die Atacama-Wüste im Regenschatten der Anden, in Südamerika, wo pro Jahr nur wenige Millimeter Regen fallen.

Doch nicht nur die Alpen beeinflussen massgeblich unser Wetter, auch der Jurabogen ist entscheidend. Wenn die Bise bläst - eine Wetterlage, die in der Schweiz einzigartig ist -, dann wird der aus Nordosten wehende Wind zwischen den Alpen und der Juraerhebung zunehmend kanalisiert, sodass in Genf Windgeschwindigkeiten bis zu 100 Stundenkilometern auftreten können.

Schnee ist ein effizienter «Sonnenschirm»

Die Alpen haben aber nicht nur einen Einfluss auf unser Wetter, sie beeinflussen auch unser langfristiges Klima. Dies wird jüngst im Zusammenhang mit dem Klimawandel deutlich sichtbar: In den vergangenen 150 Jahren stieg die globale Durchschnittstemperatur um rund 1 °C, in der Schweiz ist es heuer aber schon mehr als 2 °C wärmer als noch vor 150 Jahren.

Zum einen lässt sich dieser Unterschied dadurch erklären, dass die Ozeane viel vom Wärmeüberschuss aufnehmen und den Temperaturanstieg dadurch - global gesehen - dämpfen. Landmassen erwärmen sich dagegen stärker, weil sie weniger Energie speichern können.

In der Schweiz kommt zudem ein sich negativ verstärkender Effekt hinzu: Schnee ist ein effizienter Sonnenschirm, der die einfallenden Sonnenstrahlen zurück ins Weltall reflektiert, ohne dass sie zur Erwärmung beitragen können. Wenn wenig Schnee liegt, hat es mehr dunkle Flächen, die sich durch die Sonneneinstrahlung viel stärker aufwärmen. Diese Wärme gibt die Oberfläche dann wieder an die Umwelt ab. Mit stetig abnehmender Schneebedeckung - also mit einem immer löcheriger werdenden Sonnenschirm - wird die Schweiz auch in den kommenden Jahren stärker als andere Regionen von der Klimakrise betroffen sein.

Wetterserie

In dieser Serie berichten wir in Zusammenarbeit mit Meteo Schweiz über interessante Themen rund um das Wetter. Lesen Sie in der nächsten Ausgabe: Wie entstehen Winde?

«Tornado Alley»: wildes Wetter ohne Berge

In Gebieten oder Ländern, in denen es überhaupt keine Berge gibt, wirkt sich das Wetter aufgrund der weiten Ebenen oft anderweitig extrem aus. Auf über 2000 Kilometern erhebt sich im Mittleren Westen der USA, zwischen den Appalachen im Osten und den Rocky Mountains im Westen, kaum ein Hügel. In dieser weitläufigen Ebene können feuchtwarme Luftmassen vom Golf von Mexiko ungehindert nach Norden fliessen, wo sie weit im Landesinneren auf kühle Luft aus dem Norden treffen. Wenn diese gegensätzlichen Luftmassen aufeinandertreffen, können sich Superzellen bilden, grosse Gewitterformationen, die hier in der «Tornado Alley», so häufig wie sonst nirgendwo auf der Welt, die gefürchteten Tornados hervorbringen können. In diesen Windhosen treten Windgeschwindigkeiten von bis zu 500 Stundenkilometern auf, und in extremen Fällen wüten Tornados während mehrerer Stunden und können dabei Hunderte von Kilometern zurücklegen. Rund 1300 Tornados suchen die «Tornado Alley» jedes Jahr heim, und sie verursachen dabei Schäden in der Höhe von über zwei Milliarden Dollar.

In diesen Windhosen treten Windgeschwindigkeiten von bis zu 500 Stundenkilometern auf, und in extremen Fällen wüten Tornados während mehrerer Stunden und können dabei Hunderte von Kilometern zurücklegen. Rund 1300 Tornados suchen die «Tornado Alley» jedes Jahr heim, und sie verursachen dabei Schäden in der Höhe von über zwei Milliarden Dollar.

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