«Diese Blätter sind ausserordentlich gut ausgeführt»
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«Diese Blätter sind ausserordentlich gut ausgeführt» Untrennbar: der SAC und das Kartenwesen

Im nächsten Jahr feiert swisstopo – gemeinhin bekannt als Landestopografie – das 175-Jahr-Jubiläum. Der SAC spielte seit seinem Gründungsjahr 1863 im Feld der Kartografie eine wichtige (Partner-)Rolle. Ein Rückblick.

Sie gilt gewissermassen als eines der wichtigsten Gründungsdokumente der neuen Schweiz nach 1848: die Dufourkarte, die das ganze Gebiet des Landes genau nachbildete. Sie ist noch heute ein wahres Kunstwerk – sowohl was die Kartografie als auch was die technische und grafische Umsetzung betrifft. Die hohe Wertschätzung wird aus der ­Tatsache ersichtlich, dass ein hervorragender Reprint des Kartenwerks seit 2006 den neuen Besuchereingang des ­Parlamentsgebäudes in Bern ziert. Die Vorgeschichte der Dufourkarte geht aber viel weiter zurück als ins Jahr 1848, nämlich bis 1832. Damals wurde Guillaume Henri Dufour neuer eidgenössischer Oberstquartierfeldmeister, und die erste Sitzung der Kommission für Landesaufnahme fand statt, der eigentliche Startschuss eines Unternehmens, das 1865 seinen Abschluss fand. Auf Neujahr 1838 dann nahm in Genf das Eidgenössische Topografische Bureau seinen Betrieb auf, 1845 erfolgte die Publikation des ersten Blattes im Massstab 1 : 100 000 – wobei die Aufnahmen in den Massstäben 1 : 25 000 und 1 : 50 000 vorgenommen worden waren.

 

Die Forderung hiess: Massstab 1 : 50 000

Genau hier setzt die Beziehung zwischen der Landestopografie und dem SAC ein. Schon 1858 war die Forderung laut geworden, das Kartenwerk im Massstab 1 : 50 000 zu publizieren. Das war nicht einfach eine willkürliche Forderung, sondern eine, die ihren Grund in der Realität hatte: in der rasanten Entwicklung der Wirtschaft, der Städte und des Eisenbahn- und Verkehrswesens sowie schliesslich in den Bedürfnissen der Militärs. Dafür musste planerisches ­Material vorhanden sein, das möglichst detailliert war. Auch der SAC schloss sich aus verständlichen Gründen der Forderung an – weil genaues Kartenmaterial für den Alpinismus ebenfalls unentbehrlich war. Bereits im Gründungsjahr 1863 hatte der Club – wie zuvor schon andere Initianten – in Eigen­regie eine Karte des Tödis im Massstab 1 : 50 000 herausgegeben, und zwar nicht im Kupferstich wie die Dufourkarte, sondern als Lithografie. Dufour, dem sie vorgelegt wurde, reagierte negativ: «Die Schrift ist von einem schwachen Lehrling gemacht und die Gletscher sind abscheulich.»

Der SAC aber blieb am Ball und gab bis 1868 ein Dutzend Exkursionskarten in Eigenregie heraus und wendete dafür 8275 Franken auf, 43% aller Ausgaben. Und vor allem hiess die Jahresversammlung am 27. August 1865 in Chur einen wichtigen Vorschlag gut: «Das Central-Comité ist zu be­auftragen, im Einverständnis mit anderen Vereinen, die ähnliche Zwecke verfolgen wie der SAC, bei den betreffenden Bundesbehörden dahin zu wirken, dass die eidgenössische Karte im Massstab und in der Manier der Originalaufnahmen veröffentlicht werde.» Gefordert wurde also der Massstab 1 : 50 000.

 

Dufours Beifall für eine SAC-Karte

Dufour, bis 1865 oberster Schweizer Kartenchef und Ehrenmitglied des SAC, begrüsste solche Vorstösse in der Regel, wenn auch mit Skepsis, weil er die hohen Kosten fürchtete und weil er davon ausging, dass ein solches Werk eigentlich Bundessache sei. Immerhin: Die 1865 erschienenen SAC-Karten des Silvretta- und Medelsergebiets fanden seine ­Zustimmung, wie er in einem Brief an das Central-Comité festhielt: «Diese Blätter sind ausserordentlich gut ausgeführt und es wäre zu wünschen, dass der Bundesrat sie als Modell nehmen würde und nach der nämlichen Art und durch den gleichen Künstler die Minuten aller interessanten Theile unserer Alpen ausführen liesse. Das wäre allerdings ein grosses Unternehmen, allein es wäre sehr nützlich und würde der Schweiz grosse Ehre eintragen. Durch Veröffentlichung in der Art der Ihrigen kann man diesen grossen Massstab ­einführen.» «Minuten» nannte man die kartografischen Originalaufnahmezeichnungen – entsprechend der Unterteilung der geografischen Breite in Grad, Minuten und Sekunden. Die offiziellen Minuten des Dufourwerks wurden während Jahren in grosszügiger Weise verschiedenen Karteninitianten zur Verfügung gestellt, so auch dem SAC.

Dufour war also für den Plan gewonnen. Aber es sollte noch dauern – obwohl auch Hermann Siegfried, seit 1865 Chef des nunmehr in Bern ansässigen Eidgenössischen Stabsbureaus, den grösseren Massstab im Prinzip begrüsste. Finanzielle und personelle Mittel waren kaum vorhanden, und man ­hatte alle Hände voll damit zu tun, die grossen Veränderungen nachzutragen, die sich im ganzen wirtschaftlich und verkehrstechnisch boomenden Land abzeichneten.

 

Schlag auf Schlag entsteht ein Jahrhundertwerk

Erst verschiedene Vorstösse, wiederum auch des SAC, bewirkten eine Neuorientierung: Am 16. November 1867 formulierte Siegfried zuhanden des Eidgenössischen Militärdepartements den Vorschlag, der Bund solle selbst ein Kartenwerk im Massstab 1 : 50 000 herausgeben. Nun ging es Schlag auf Schlag. Bereits im Mai des folgenden Jahres formulierte Siegfried die Instruktion für neue topografische Aufnahmen, am 8. Juli bildete das EMD eine entsprechende Fachkommission, am 27. November folgte die Botschaft des Bundesrates an das Parlament, die im Dezember von beiden Kammern angenommen wurde. 1870 dann erschien das ­erste Blatt der Siegfriedkarte, wie das neue Werk genannt ­wurde.

Die Siegfriedkarte basierte auf den Aufnahmen für die Dufourkarte. Die Minuten und daher auch die Karten für das Flachland und für den Jura waren im Massstab 1 : 25 000, jene für die Alpen im Massstab 1 : 50 000. Wie bereits in einer 1846 erschienenen Karte des Kantons Zug wurde das Ge­lände mit Höhenkurven statt mit Schraffen dargestellt, und wie bereits bei einer Karte des Kantons Glarus von 1860 erfolgte der Druck mehrfarbig, allerdings nur in den Farben Braun, Blau und Schwarz. Es war in der Tat ein Jahrhundertwerk: Bis 1949 erschienen überarbeitete Siegfriedkarten. Erst 1952 ersetzte die neue Landeskarte der Schweiz das Werk, an dem der SAC keinen geringen Anteil hatte. Noch vor dem Ersten Weltkrieg war nämlich deutlich geworden, dass die Siegfriedkarte «den Stempel ihrer nicht plan­mässigen Erstellung trägt. Die mustergültige Gravur täuscht über die sehr ungenügende ­Genauigkeit (…) hinweg», schrieb Eduard Imhof 1932 in der Juliausgabe der Zeitschrift «Die Alpen». Schon 1913 hätten die Regierungen der ­Gebirgskantone, die Naturforschende Gesellschaft und der SAC vom Bundesrat verlangt, die 25 000er-Karten auch auf das Gebiet der Alpen auszudehnen. Der Krieg machte diesen Bestrebungen aber ein Ende. 20 Jahre später hatte sich die Technik ­massiv entwickelt. Vor allem die Fotogrammetrie «sichert den neuen Landeskarten die notwendigen, einwandfreien Unterlagen», so Imhof. Kurz: «Es muss etwas grundlegend Neues, vom alten Unabhängiges geschaffen werden.» Einig sei man sich, dass die verschiedenen Kartenwerke «ein Ganzes bilden müssen und dass daher auch ihre Massstäbe miteinander in vernünftige Beziehungen zu bringen seien». Auf dem Tisch lagen verschiedenste Vorschläge (vgl S. 54/55), einer von Werner Lang, Ingenieur der eidgenössischen Landestopografie, der die Massstäbe 1 : 10 000, die 10-cm-Karte, 1 : 33 333⅓, die 3-cm-Karte, favorisierte. Imhof dagegen forderte die Massstäbe 1 : 5000 und 1 : 10 000 als Basis für die Gemeindeübersichtspläne und darauf aufbauend die heute noch gültigen Massstäbe 1 : 25 000 und 1 : 50 000. Eine Umfrage bei den Sektionen ergab, dass der Massstab 1 :25 000 Vorrang vor dem 1 : 20 000er bekommen sollte. An der Abgeordnetenversammlung von 1934 wurde bekannt gemacht, dass parallel zur neuen 50 000er-Karte eine 25 000er-Karte heraus­gegeben werde. 1953 lobte Imhof in «Die Alpen» das neue Kartenwerk: «Die neue Landeskarte 1 : 50 000 ist eine ­Spitzenleistung aufnahmetechnischer und kartographischer Präzision (…). Die neue grössere Karte 1 : 25 000 bringt mehr Einzelheiten der Geländeformen.» Wer sich eingehend mit irgendeiner Berggruppe befassen möchte, wird «gern zur grösseren inhaltsreicheren Karte greifen».

 

Die Kooperation geht weiter

Und heute? swisstopo arbeitet immer noch mit dem SAC ­zusammen – für die Skitourenkarte im Massstab 1 : 50 000, die auf der Website von swisstopo folgendermassen angepriesen wird: «Für die Planung zu Hause und als Hilfe für unterwegs: Die Skitourenkarte 1 : 50 000 von swisstopo gehört zu jeder Snowboard-, Ski- oder Schneeschuhtour. ­Routen, Angaben zum öffentlichen Verkehr, Hangneigungen und Schutzgebiete sind übersichtlich auf der Karte einge­tragen. Wichtige Hinweise für das Schneeschuhwandern, Informationen über den naturverträglichen Wintersport, Gebirgsrettung und Lawinen sowie ein Routen- und Hüttenverzeichnis sind auf der Kartenrückseite zu finden. ­Diese werden ergänzt mit nützlichen Telefonnummern und Internetlinks für die Tourenplanung. In Zusammenarbeit mit dem SAC werden die Skitourenkarten auf die neusten SAC-Skitourenführer abgestimmt.»

Quellen

Alfred Oberli, «Vor 100 Jahren. Wie es zur Herausgabe der Siegfriedkarte kam»,Hauszeitung der Eidgenössischen Landestopografie, 23/1968 und «Die Alpen» 1932, 1937, 1953

Schneeschuh- und Skitourenkarten

Soeben sind sechs nachgeführte Skitourenkarten für den Kanton Graubünden erschienen. Neu sind blau die Schneeschuhrouten und grün die erlaubten Routen in den Wildruhezonen eingezeichner. Die Skirouten sind wie bisher rot eingezeichnet. Die Informationen auf den Karten stimmen begrifflich mit denen auf dem Wildruheportal von «respektiere-deine-grenzen.ch» überein. Die Karten 248S Prättigau, 247S Sardona, 469S Tarasp, 268S Julierpass, 258S Bergün und 259S Ofenpass können unter www.sac-cas.ch → Shop bestellt werden.

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