Ehrenamtlich für Verbier
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Ehrenamtlich für Verbier Skitourenrennen ziehen viele freiwillige Helfer an

Im Val de Bagnes haben die Organisatoren von Skitourenrennen keine Probleme, Freiwillige zu finden. Das stark gewachsene Interesse an der Sportart hat viel damit zu tun.

Genug motivierte und kompetente Freiwillige für eine Grossveranstaltung zu finden, ist oft schwierig. Ausser es handelt sich um Skitourenrennen, und man befindet sich im schönen Val de Bagnes: Dort funktioniert es wie von Zauberhand. Den Beweis dafür gab es während eines Weltcuprennens im Jahr 2014 und während der Weltmeisterschaften 2015, beide Anlässe fanden oberhalb von Verbier statt. Keine Ausnahme war das Weltcuprennen, das in diesem Winter vom 29. bis zum 31. Januar im grossen Ferienort stattfand: Mehr als zweieinhalb Monate vor Anmeldeschluss waren die 250 benötigten Freiwilligen bereits gefunden.

Die PdG als Motor

Wie lässt sich ein solcher Erfolg erklären? «In erster Linie durch die Geschichte», sagt Claude-Alain Gailland. «Schon in den 1940er-Jahren haben sich einige unserer Jungs bei den ersten Ausgaben der Patrouille des Glaciers (PdG) ausgezeichnet», erinnert sich der Bergführer aus dem Dorf Verségères. Vor allem wegen dieses legendären Rennens zwischen Zermatt und Verbier hat sich das Skitourengehen in die DNA der Einheimischen eingenistet. Und die PDG hat nicht unwesentlich dazu beigetragen, die Disziplin in einen Wettkampfsport und für viele – einschliesslich der Freiwilligen – in eine Lieblingssportart zu verwandeln.

Pierre-Marie Taramarcaz bestätigt das. Er gewann 1994 die PdG, die zehn Jahre davor nach einer langen Pause wiederaufgenommen wurde. «Dieser Wettkampf war eine treibende Kraft bei der Popularisierung und der Entwicklung unseres Sports. Er hat Generationen von Champions hervorgebracht und gleichzeitig die Freiwilligen motiviert», sagt er. Der 52-Jährige aus Verbier gehört dem Organisationskomitee für das Weltcuprennen 2021 in Verbier an. Im SAC-Regionalzentrum Wallis trainiert er den Nachwuchs für Skitourenrennen. Zehn der Athleten sind in der Nationalmannschaft vertreten.

Etwas zurückgeben

Die freiwilligen Helfer sind oft selbst Skitourengeher, so auch der 47-jährige Michel Marcon. Wie die meisten stammt er aus dem Val de Bagnes, von Beruf ist er Storentechniker, aber hauptsächlich liebt er die Berge. Man nennt ihn scherzhaft den «professionellen Freiwilligen», weil er bei jedem Rennen dabei ist. Bei den Weltmeisterschaften 2015 half er bei der Tragepassage am Mont Gelé. «Freiwilligenarbeit ist eine Art, das zurückzugeben, was uns gegeben wurde», sagt der Amateurrennläufer. «Und es ist auch eine Möglichkeit, in den Bergen aktiv zu bleiben.»

Egal, ob man ein gewöhnlicher Skitourengänger oder ein aktiver Wettkämpfer ist: Es schwingt immer ein gewisser Stolz mit, die aussergewöhnliche Gegend seiner Heimatregion mit anderen zu teilen. «Unser Tal ist reich an magischen Orten, die das Skitourengehen zum Genuss machen, sei es der Rogneux, die Tête Blanche oder die Combins», sagt Claude-Alain Gailland, der die erste Ausgabe des Skitourenrennens L’Intégrale du Rogneux mitorganisiert hat. Es erzeuge ein starkes Identitätsgefühl und machedie Menschen stolz und solidarisch. «Diese Mischung ist eine wichtige Triebfeder für die Freiwilligenarbeit», sagt er.

Fruchtbare Synergien

Die PDG, die alle zwei Jahre stattfindet, wurde 2011 ins Leben gerufen und zieht 1000 Teilnehmende an. Die nächste Auflage musste wegen der Pandemie auf 2023 verschoben werden. Die Veranstaltung hat von der Begeisterung für das Skitourengehen in den letzten Jahren profitiert. Und es ist ein Sammelbecken für Freiwillige entstanden. Viele der 250 Freiwilligen, die sich einsetzen, arbeiten auch für die internationalen Wettkämpfe, die in ihrem Tal stattfinden. Im Val de Bagnes sind die Postenchefs daher meist Stammgäste. Sie reisen mit ihrem Team aus Freiwilligen an, das oft aus Freunden oder gar Familienmitgliedern besteht. Dank diesen Synergien müssen die Rennveranstalter fast keine Freiwilligen mehr rekrutieren.

Der ehemalige Weltmeister Florent Troillet, der für das diesjährige Vertical-Rennen in Verbier verantwortlich war, kann die Motivation gut nachvollziehen, die durch die Leistungen der einheimischen Champions entsteht: «Für meine Schwester Marie und mich war Pierre-Marie Taramarcaz ein Vorbild. Später wurden wir eines für andere junge Menschen. Diese Begeisterung motiviert zum ehrenamtlichen Engagement.» Der 39-jährige ehemalige Rennläufer und Bergführer sagt, er sei verblüfft, wie po-pulär sein Sport in den letzten zehn Jahren geworden sei. Heute sind es Athleten wie der 24-jährige Arnaud Gasser aus Verbier, die begeistern und Berufungen in den Menschen wecken: sei es zum zukünftigen Champion, zumnormalen Skitourengeher oder zum Freiwilligen.

Ähnlicher Erfolg in Villars

In nur drei Jahren hat sich Villars-sur-­Ollon im Bereich Skimountaineering hervorgetan. Der Waadtländer Skiort organisierte 2018 ein Weltcuprennen, 2019 die Weltmeisterschaften und 2020 die Olympischen Ju­gend­spiele. Die Rekrutierung von Freiwilligen für diese Veranstaltungen war auch dort kein Problem, obwohl es bei der Radrennetappe der Tour de ­Suisse etwas haperte. «Wir konnten uns auf die sehr erfahrenen und engagierten Freiwilligengruppen der legendären ­Trophées du Muveran verlassen», sagt ­Didier Etter, der die Wettkämpfe im örtlichen Tourismusbüro mit­organisiert hat. Die Leute hätten zudem von Anfang an ­gewusst, dass sie anschliessend beim ersten Einsatz ihrer Lieblingssportart an den Olympischen Jugendspielen dabei sein würden.

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