Ein Knall, ein Zischen, leises Rieseln, Stille
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Ein Knall, ein Zischen, leises Rieseln, Stille

Beim Wandern kann man auf Blindgänger stossen, auch wenn die Armee immer weniger Zielgebiete ­beschiesst. Was nach der Meldung passiert und warum die Blindgänger-App wichtig ist.

Es kann beim Wandern, Klettern oder auch auf Hochtouren passieren: Man stösst auf Militärmunition. Laien können schwer erkennen, ob diese gefährlich ist oder nicht.

Beim Fund könnte es sich etwa um eine bezünderte 8,1-Zentimeter-Minenwerfer-Wurfgranate handeln. Diese hat einen Gefahrenradius von 500 Metern. Das heisst: Wer bei einer Explo­sion näher steht, kann von ihr tödlich verletzt werden. Darum gilt: nicht anfassen. Wer die Blindgänger-App auf seinem Smartphone geladen hat, kann sich selbst und der Armee aber dennoch helfen.

Wenn ein Berggänger über die App ein verdächtiges Objekt meldet, setzt das Militär alles in Bewegung, um die Munition so rasch wie möglich zu beseitigen. Dafür steht bei der Blindgängermeldezentrale ein Spezialistenteam zur Verfügung. Das Kommando KAMIR (Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung) sorgt nicht nur für die Be­seitigung der gemeldeten Objekte, es unterstützt die Truppe auch bei regelmässigen Schiessplatzräumungen. Dabei wurden im Jahr 2015 beispielsweise über 44 Tonnen Munitionsschrott eingesammelt und 55 Blindgänger gesprengt.

Für eine Sprengung genügen je nach Übersichtlichkeit des Geländes bereits zwei bis drei Mann. Einmal vor Ort sucht das Sprengteam den Blindgänger mithilfe der GPS-Koordinaten, die vom Finder mit der App geliefert worden sind. Damit gewinnt es viel Zeit.

Sprengen nicht einfach

Nun folgt der schwierige Teil: Das Team muss den Blindgänger sprengen, ohne dass für Mensch oder Tier eine Gefahr entsteht. Bei einem Geschoss mit 500 Metern Gefahrenradius ist das schon bei besten Wetterbedingungen kein leichtes Unterfangen. Bei Nebel ist es praktisch unmöglich. Die zwei Milizsoldaten beziehen Posi­tion, um zu ­verhindern, dass Wanderer unbemerkt in die Gefahrenzone gelangen. Der ­KAMIR-­Spezialist bereitet alles für die Sprengung vor, berechnet den Weg zu einer Deckung, die Länge der Zeitzündschnur und bringt die Spreng­ladung in die richtige Position. Der Spezialist sucht die Umgebung mit dem Feldstecher ab. In einem Tobel entdeckt er eine kleine Herde Schafe, doch sie befindet sich ausserhalb der Gefahrenzone. Dann initiiert er die Zündung und geht in die Deckung. Ein Knall, ein Zischen, leises Rieseln, Stille.

App liefert wichtige Daten

Jährlich gehen bei der Nationalen Blindgängermeldezentrale (BMZ) zwischen 500 und 700 Blindgängermeldungen ein. Davon sind nur etwa 10% tatsächlich Blindgänger, die restlichen Funde entpuppen sich als Fundmunition oder Munitionsschrott, der oft auch in Privathäusern gefunden wird. Dennoch: Mit der App erhält die Armee wichtige Daten, die helfen, einen Blindgänger rasch zu beseitigen. Wenn möglich noch am Fundtag.

Die offiziellen Schiessplätze und Zielgebiete werden übrigens seit je regelmässig von der Armee geräumt – Munitionsfunde kommen deshalb am häufigsten in ehemaligen Gletschergebieten, in der Nähe von saisonalen Bergbächen, Murgängen oder Moränen vor.

Nicht berühren, markieren, melden

Beim Fund eines verdächtigen Objekts gilt immer: nicht berühren – markieren – melden. Die App ist im App Store (iOS) und im Google Play Store (Android) erhältlich.

Weitere Informationen rund um die Blindgängermeldezentrale: www.armee.ch/blindgaenger

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