Eine Vorsommertour auf den Gross Spannort
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Eine Vorsommertour auf den Gross Spannort

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Christof Arz, Hünenberg

Wieder einmal ist 's soweit! Wir, Michael und ich, haben uns vorgenommen, uns am Gross Spannort zu versuchen. Mit gepacktem Rucksack warte ich ungeduldig auf meinen Bergkameraden. Endlich, da kommt er. Wir verladen mein Gepäck, und los geht 's. Gegen sieben Uhr abends erreichen wir Engelberg, halten etwas unterhalb der Alpwirtschaft « Alpenrösli », buckeln die gewichtigen Rucksäcke und machen uns auf den Weg. Dicke, graue Nebelfetzen lagern sich feucht und düster im engen, nur vom Gebimmel der Schafe durchdrungenen Tal. Alles wirkt eher unheimlich als einladend, dennoch wandern wir frohen Mutes das bis zur Alp Stäfeli nur gemächlich ansteigende Strässchen empor. Von hier an wird 's dann allerdings « stotzig ». In unzähligen Windungen schlängelt sich der Pfad den zuerst beinahe senkrecht anmutenden Hang hinauf. Der völlig aufgeweichte lehmige Boden haftet zäh an unseren Sohlen, so dass wir innert kürzester Zeit noch Berge von Dreck mitschleppen. Trotz allem kommen wir gut voran, und gegen neun Uhr sehen wir die Hütte, eingebettet in riesige Felsblöcke.

Am nächsten Morgen findet man uns schon um acht Uhr im ersten Ristorante in Cataeggio bei Espresso und süssen Brötchen. Die Begeisterung über die herrliche und so gut gelungene Tour vermag sich erst jetzt so richtig Bahn zu brechen.

Nähcrc Angaben: Chiareggio, 1612 Meter ( Val Malenco ) -Bivacco Oggioni, 3151 Meter, 5-6 Stunden; BivaccoOggioni-Monte Disgrazia, 3678 Meter, 6-8 Stunden ( wir benötigten für die Disgrazia-Nordwand mehr Zeit als für die dreimal längere Ortler-NordwandAbstieg vom Gipfel durchs Valle Preda Rossa nach Cataeggio, 791 Meter, im Val Màsino.

Alle Läden sind jedoch geschlossen. Anscheinend sind wir heute allein hier oben. Aber welches Pech! Die Hüttentür ist ebenfalls verriegelt. W7as tun? Während ich unschlüssig herumstehe, hat Michael bereits die Aussenfront der Hütte ausgekundschaftet und festgestellt, dass beim Küchenfenster der Laden nur angelehnt ist. Somit gelingt es uns - wenn auch auf Umwegen - trotzdem ins Innere zu gelangen. Während nun draussen der Regen herunterprasselt, sitzen wir bei Kerzenlicht wohlig im sauberen Essraum und verzehren unser Abendbrot. Bald darauf legen wir uns schlafen. Am nächsten Morgen werde ich unsanft geweckt. Ein Blick aus dem Fenster genügt: Dicker Nebel verbarrikadiert jegliche Aussicht. Dennoch bereiten wir uns zum Aufbruch vor; zumindest zur Schlossberglücke wollen wir aufsteigen. Glücklicherweise fühlen sich wenigstens die Rucksäcke heute um einiges leichter an, da wir alles Überflüssige zurücklassen können. Nahe grüsst die wasserüberronnene Schlossbergwand zu uns herüber. Zügig schreiten wir über das gefrorene Schneefeld hinauf. Immerwiedersuche ich den Himmel nach Schönwetterzeichen ab, bis plötzlich der Nebel aufreisst und über uns die grauen Felstürme des Gross Spannorts in die Höhe ragen. Je weiter wir aufsteigen, desto klarer wird die Sicht. In der Schlossberglücke stehen wir bereits über dem Nebelmeer, dessen träge Masse sich ins Tal von Engelberg zurückgezogen hat. Wir seilen uns an und stapfen in dem von der Sonne aufgeweichten Schnee gemächlich weiter. Unterhalb der Ostflanke überquert die von uns verfolgte undeutliche Spur einige Spalten. Der Schnee wird jetzt zunehmend unergründlich. Mühsam kämpfen wir uns ins Spannortjoch, von wo uns eine steile Runse auf den Südgrat führt. Nach kurzer Rast klimmen wir ohne Schwierigkeiten den breiten Rücken empor und erreichen gegen Mittag den Gipfel.

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