Engelhörner-Mosaik
Unterstütze den SAC Jetzt spenden

Engelhörner-Mosaik

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Von Ernst Reiss

Mit 3 Bildern ( 6—8Unterbach ) Das tiefeingeschnittene Ürbachtal, durch welches die Wasser des Gauligletschers fliessen, und das wildschöne Rosenlauital am Nordfuss der Wetterhörner werden von einem hoch aufgetürmten, vielzackigen Kalkbergmassiv voneinander getrennt. Etwa 30 selbständige Gipfel weist dieser einzigartige Felszirkus auf: die Engelhörner, ein Name, der bei vielen Kletterern wie Musik in den Ohren klingen mag! Mancher hat dort wohl das Höchste gewagt — aber auch das Schönste gewonnen. Meine Seilgefährten dürfen mit mir glücklich sein, denn bei uns fügen sich die Engelhörner zu einem seltenen, bunten Mosaik zusammen, wobei wir nicht vergessen, dass lange vor uns die Taten der unerschrockenen Erschliesser die Geschichte der hundert kühnen Pfade auf diese Felsburgen geschrieben haben.

Erste Begegnung 1942: Allein, wie es das Los eines Gebietsfremden ist, ziehe ich an einem Frühjahr-Sonntagmorgen von der einsamen Hütte talauswärts. Der wenige Schnee und daneben die erdrückende Schwere der hohen Wetterhörner bewegen mich, einmal einen Abstecher in das mir noch sagenhafte Märchenland der Engelhörner auszuführen. Gelbe Sandblumen und feinstielige Soldanellen säumen da und dort den Weg. Zwei falbe Gemsen flüchten in eine steile Tobelkehle, bevor ich über den letzten Bergföhren zur wettergrauen Klubhütte am Eingang des Ochsentales gelange. Eine gute Weile mache ich es mir auf der steinernen Hüttenbank in der Mittagsglut der Frühlingssonne bequem. Dann stapfe ich weiter über die aufgeweichten Schneezungen in die Die Alpen - 1951 - Les Alpes2 sich wild auftürmende, halbrunde Felsarena. Fleissig suchen meine Augen nach einem einfachen Ausstieg aus den gefährlichen Plattenschüssen dieses Talkessels. Da gibt es vermutlich nur einen Pfad: links durch eine Rinne und über Grasnarben zur Gratscharte.

Fast bereue ich meinen Entschluss. Da vernehme ich plötzlich Menschenstimmen! Über mir steigen zwei Seilschaften aus einer verdeckten Felsverschneidung. Es sind die ersten Menschen, denen ich seit gestern abend begegne. Ebenso verwundert, wie ich es bin, fragen die Fremden in welscher Sprache nach dem Ziel des Alleingängers. Und wie ich nach der Höhe weise, bemerken sie: « Jeune homme, c' est dur pour un qui va seul! » — Darauf treten sie im Schnee gemächlich bergab.Bald habe ich die Scharte neben dem mächtigen Turmbau des Grossen Simeler erreicht. Von da an wähle ich, wie angezeigt, die Route nach rechts, bis ich mich endlich auf dem höchsten nördlichsten Gipfel der Engelhörner beim Steinmann hinsetzen kann. In der feierlichen Einsamkeit wirkt die Rundsicht in die tiefen, grünen Täler überwältigend. Zwei Dohlen gleiten den sonnseitigen Plattenschüssen entlang. Klein und verloren fühle ich mich im Neuland dieser grossartigen, silbergrauen Felsendome. Hundert Fragen und Gedanken jagen durch meinen Kopf.

Erst am Spätnachmittag, als ich im Winterhüttenbuch die Namen Dittert und Marullaz lese, wird mir bewusst, warum diese bekannten Mont-Blanc-Gänger den weiten Weg von Genf bis in die Engelhörner gewählt haben.

Jugendliche Leidenschaft Es ist Herbst geworden. Während dieser Zwischenzeit blieb es bei jener ersten Begegnung mit den stolzen Kletterbergen über dem Haslital.

Wir schreiben den 15. November. Neuschnee hat die Berge überzuckert; Schattenhalb sitzt im Tal schon der Winterfrost. Bevor ich die Ski hervor-ziehe, möchte ich aber noch einmal in dem wilden, verlorenen Ochsental stehen. Ein Arbeitskamerad will mich dahin begleiten.

Aus lauter Gewohnheit habe ich am Sonntagmorgen noch ein kurzes Seil in den Rucksack gesteckt. Eilig brauchen wir es heute nicht zu nehmen. Es wird Mittag, bis wir die Türe der einfachen, gastlichen Klause am Fusse der Engelhörner öffnen. Ein Tee erwärmt uns, denn es ist schon winterlich kalt. Bei all den gemütlichen Verrichtungen in der Hütte hat Kurt in meinem Rucksack das Seil entdeckt und sagt: « Du, wie man so einen .Strick'im Fels handhabt, würde mich auch noch interessieren! » Gesagt, getan. Nachmittags um 2 Uhr stecken wir bereits in einem eisglacierten Kamin der Südwestflanke des Kleinen Simelistockes. Wir rücken nur langsam vor, weil uns die normale Route auf der Kante ja nicht bekannt ist. Trotzdem amüsiert sich mein Gefährte an dieser Kletterei auf das beste. Mir aber geben Schnee und Vereisung unter dem Gipfel reichlich zu schaffen. Schon zum zweitenmal, kaum habe habe ich einen Standplatz erreicht, strafft sich das Seil. Und — mir stockt der Atem: mit grösster Selbstverständlichkeit hisst sich mein Kollege frei am Seil zu mir empor... Da ich weiss, dass die Zeit knapp wird, spare ich meine Belehrung auf die nahe, kurze Gipfelrast.

In einer halben Stunde ist es Nacht. Unter diesen Umständen die gleiche Route zurückzugehen, scheint mir fast aussichtslos.

Das ersterbende Licht des sinkenden Sonnenballes grüsst aus dem Westen ein letztes Mal durch ein kleines Wolkenfenster. Dann fängt es im Tal auch schon an zu dämmern.

Mein Gefährte kann nicht verstehen, dass ich ihm in aller Eile den Weg zu der fast senkrechten Südwand weise. So steige ich eben voran und nehme ihn kurz nach. Am Ende eines sehr steilen Kamins treibe ich vermittelst eines Steines den einen meiner zwei Reservehaken in den kalten Fels. Doppelt genommen, haben wir aber nur zehn Meter Seil; das reicht nicht weit. Wir stehen nach dem Abseilen auf einer handbreiten Leiste. In fortgeschrittener Dämmerung suchen wir nach einem nicht allzu tiefen Stand. Eilig schlage ich unter meinen Fussen mit dem faustgrossen Stein, den ich vorsorglich unter dem Gurt festgeklemmt habe, den letzten Haken in eine brüchige Ritze. « Hier ist der Rucksack mit meinen warmen Kleidern. Wenn es schief geht, so schütze dich damit vor der Kälte der Nacht. » Mit diesen Worten entschwinde ich in das Ungewisse Dunkel. Das Seilende schon in den Händen, erwische ich zufällig mit dem rechten Bein einen Standblock. Über mir klopft mein Gefährte noch lange — der Haken war durch mein Abseilmanöver beinahe herausgerissen —, ehe er nachkommt.

In Schnee und Eis, doch in bekannterem Gelände unter dem Simeli^-sattel, erfolgt der weitere Abstieg in der Nacht. Als schmale Sichel steigt der kalte Mond über dem grossen, nachtschwarzen Engelhorn auf. Dämonische Schattenfratzen schauen zu, wie ich den nahezu erschöpften Leidensgefährten am vierfachen Seil aus den schneegefüllten Rinnen zum Weglein nach der Engelhornhütte schleppe.

8 Uhr abends. Eine Suppe soll uns für die weitere nächtliche Heimkehr stärken. Da will es das Unglück, dass ich mir mit siedendem Wasser den nackten Fuss im Holzschuh verbrenne, und so wird für heute zum erstenmal die Engelhornklause unsere Nachtruhestätte.

Die Feuerprobe 7. September 1946: Leichtes Abendrot liegt zwischen düsteren Wolkenbänken über den Giswiler Stöcken und Haslibergen. Allein gehe ich den Weg an der verlassenen Reichenbachalp vorbei hinauf in das stille Ochsental. Ich darf annehmen, dass mich mein Seilgefährte Dolf Reist oben in der Hütte erwartet. Auf Suchaktionen nach abgestürzten Piloten hatte ich diesen kleinen, zähen Gänger kennen gelernt.

Beim spärlichen PetroUicht lassen wir es uns bei der um so reichlicheren Spaghettimahlzeit gut sein. Hans Sollberger, der dritte Mann unserer Seilschaft, fehlt heute, und so will die grosse ovale Platte einfach nicht leer werden! Was wir morgen unternehmen wollen, hängt wohl in der Luft; wir haben es aber noch nicht gewagt, uns darüber auszusprechen.

Über dem zerrissenen, weissen Gewölk ahnt man das Licht der Morgensonne. Wir sind voller Zuversicht, einen neuen, schweren Felspfad gehen zu dürfen, denn aus lauter Zufall, ohne jede Verabredung, ist Hans zu später Nachtstunde noch hier oben eingetroffen. Auch der Betreuer des kleinen, trauten Bergsteigerheimes, Hans Stähli, wurde inzwischen unser guter Kamerad. Als gewandter Engelhornkletterer versieht er uns mit seinen besten Ratschlägen.

Ungeheuer kühn, gleich einer Himmelsleiter, wächst die Westkante der Vorderspitze aus dem Ochsental. Der einfachere Einstieg in diese Kante wird von der Simeler Seite her gewonnen. Er führt nach einer Plattenstufe im Quergang auf den Gratrücken. Ein paar luftige, feingriffige Kletterstellen zeichnen das erste Drittel der Kante aus, bis sich diese zu grösserer Steilheit aufwirft. Dort beginnt der Quergang in die nahezu senkrechte Südwest-flankierung, dann folgen der gestufte Überhangkamin und darauf die Steilwand mit den drei Sicherungshaken.

Bis hierher sind wir richtig gegangen, doch jetzt drängen uns wulstige Schrägrinnen nach rechts in die Wand hinaus. Obschon uns diese Routenführung etwas unwahrscheinlich vorkommt, verleitet ein rostiger Haken zu weiterem Vordringen. Erst später vernehmen wir, dass hier unsere Vorgänger Hans Frei und Bützberger abstürzten.

Die Leere unter uns und die Schwierigkeiten nehmen ein beträchtliches Ausmass an. Wir müssen handeln und das Schrägband in direktem Wandausstieg verlassen. Ein zusätzlicher, starker Haken fährt in den Fels. Die Seile werden geordnet. Es wird eingeklinkt, und dann heisst es mit äusserster Konzentration eisern zupacken. Es gilt, unserem peinlichen Standort und dem zusehends düsterer werdenden Wetter zu entrinnen.

Die Zeit entflieht und unversehens ist es Nachmittag geworden. Ich habe mich über meinen Gefährten in einer mannsgrossen Einkerbung verklemmt, wo es aber kein weiteres Vorwärtskommen mehr gibt. Die ersten Regentropfen zeichnen den hellen Kalk. Das Gestein ist zu massiv, um einen Eisenstift anzubringen. So rate ich Dolf, mich mit meiner Standsicherung zu überhöhen. Nach einer sehr heiklen Seillänge hat er griffigeren Fels erreicht. Unangenehme 100 Meter Steilquerung nach rechts bringen uns um 15.30 Uhr in die Scharte zwischen der Gertrud- und der Vorderspitze.

Feine Nebelschleier ziehen um die schroffen Gipfel der Mittelgruppe. Die beiden Simeler und die tiefer liegende Westgruppe stecken schon in grauen Regenschwaden. Nasse Schneeflocken fallen auf unsern heiss erkämpften Gipfel nieder. Ein fester Händedruck: wir haben unsere Feuerprobe bestanden!

Die Engelhornkönigin Wenn das Haupt der Königsspitze ( Kingspitze genannt ) ihre Nachbarn auch nicht alle überragt, möchte dennoch niemand dieser gewaltigen Felsburg ihren stolzen Namen absprechen. Als der dominierendste und zugleich zweithöchste Gipfel der imposanten Kinggruppe ist ihr Faltengewand ein wahrhaftes Kletterdorado. Die sehr steile Felsschichtung baut sich von Nordwesten nach Südosten auf. Gutgestufter, braunroter Fels zeichnet die Aufstiege der Südseite. Grauer Kalkstein mit geschwungenen Linien, welche Engelsflügeln gleich in das Blau des Himmels ragen, charakterisieren mit der nahezu weissgescheuerten zentralen Aufstiegskehle die hohe westliche Flanke. In königlicher Majestät wächst die ungeheuerliche Nordostwand aus dem Ochsental empor. Die nahezu beängstigende Wucht der diesseitigen Felsformen bestätigt der Name des östlich anschliessenden Teufelsjoches. Leichte bis allerschwerste Felspfade erhalten durch den Wechsel der Formen und Farben an diesem Berg ihre besondere Prägung.

In herrlichem Sonnenschein, bei heftigem Gewitter, im Schnee des Spätherbstes und zuletzt im Ringen um die gewaltige Nordostwand widerspiegeln sich meine reichsten Erinnerungen an diesem stolzen Felsendom. Im Geiste sehe ich die mausgrauen Felsbastionen im sonnendurchschienenen, goldigen Nebel entschwinden, die riesige, fast lotrechte nordöstliche Plattenwand versöhnend auf mich niederschauen.

Harten Prüfungen haben wir uns zuerst unterzogen, bevor wir es wagen, diesen extremen Pfad an der Kingspitze zu gehen. Schon früh im Jahr durchkletterten wir bei schwierigsten Wetterverhältnissen in Regen und Schneetreiben die grossen Westrouten der Mittelgruppe.

Endlich, am 31. Juli des Sommers 1949, steigen wir in die gewaltige Kingwand. Brauche ich dazu die lange felstechnische Beschreibung zu wiederholen? Nein, in wenig Worten gesagt: es handelt sich um eine der eindruckvollsten, schwersten Felsfahrten in den zentralen Alpen. Während unserem Durchstieg versäumen wir es nicht, soweit als möglich eine Serie wertvoller Kletterpartien im Bilde festzuhalten. Mein Seilgefährte, Dolf Reist, findet sogar Zeit, in gänzlicher Unbeschwertheit ein paar Exemplare seines Augustfeuerwerkes mitten in der Wand zu erproben, auf dem kühnen Pfad, der ein Gehen zwischen Himmel und Erde bedeutet.

Mit glückstrahlenden Augen und glühenden Wangen betreten wir im Spätnachmittag die lichtumflossene Höhe der erhabenen Kingspitze. Die rauhe Hand zum Gruss sagt das, was tief in unseren Herzen steht. Freund Hans, der Hüttenwart, wird uns schon lange erwarten! Dankbarkeit und grosse Freude tragen wir mit zu ihm hinab ins Tal. Zurückgewandt zum Berge hin rufen wir noch einmal: « Wir kommen wieder! » Das Augustfeuer Unter dem satten Grün des Kastanienlaubdaches erblickt man eine vom Wind trag bewegte Fahne: das weisse Kreuz im roten Feld. Im ganzen Land, in den Städten, den Dörfern und in den entlegensten Bergen wird heute unser Bundesfeiertag festlich begangen. Auch wir haben am Mittag die Arbeit niedergelegt. Vor der gewitterschwülen Hitze sind wir in eine Gartenwirtschaft geflüchtet. Soeben ist mein jüngerer Bruder aus Zürich mit dem Nachmittagszug hier eingetroffen. Während allem Gespräch wird uns bewusst, dass bis zum Einnachten für unser Unternehmen nur noch fünf Stunden zur Verfügung stehen. Heute abend um 9 Uhr soll auf dem Wahrzeichen der Engelhörner, dem Grossen Simelistock, ein Augustfeuer weit über das Tal grüssen.

Der Sonnenball steht schon tief. Die mit Torfmull prall gefüllten Rucksäcke mit den daraufgeschnallten Benzinkannen werden nach dem mühevollen Aufstieg neben der Hütte abgestellt. Schweissbächlein zeichnen unsere angespannten Gesichtszüge. Rote Striemen haben die Tragriemen unserer Säcke auf den nackten Schultern hinterlassen. Wir laden uns noch die Seile zu, die wir am Vortage hier zurückliessen. Ein paar Dörrfrüchte ersetzen die Abendmahlzeit. Gleich darauf steigen wir mit den schwankenden Lasten weiter. Bei den Ruinen der alten Engelhornhütte, am Fusse der Kingwand, schwenken wir links ab zum Simelisattel.

Durch die aufgebundenen Reisigäste aus der Balance gebracht, stürzt mein Bruder rückwärts vom Überhang der Felsrinne ins Geröll, glücklicherweise ohne Schaden zu nehmen. Es ist ein kräfteraubendes Steigen. Nur Dolf, der Unverwüstliche, findet noch den Humor zu einem Lied. Wie wir den Sattel erreichen, liegt über dem Tal schon leise Dämmerung. Schwere Wolken verhängen die Wetterhörner.

Nachdem die Lasten und Seile geordnet sind, klettern Dolf und ich mit Vehemenz über das nahezu senkrechte « Egg » am Grossen Simeler empor. Vom Standpunkt beim obersten Abseilring im MacDonald-Kamin werfen wir ein 40-Meter-Seil über die Wand hinab. Einen Kran an Geschwindigkeit überbietend, hissen wir die Säcke zu uns empor. Inzwischen ist es Nacht geworden. Unten an der Wand bewegt sich ein kleines Licht. Wir werfen das Seil nochmals aus; gleich darauf werden unklare Laute, dann näher ein Keuchen vernehmbar. Jetzt steht auch mein Bruder auf der luftigen Kanzel bei uns.

21.30 Uhr. Rabenschwarze Leere gähnt zu allen Seiten. Kaum ahnt man die Nähe der uns umgebenden Engelhorntrabanten. Ruhig leuchten die vielen Lichter von Meiringen und vom Hasliberg in der Tiefe. Eine rote Lampion-kolonne bewegt sich in der Nähe des Bergdorfes Hohfluh.

Im weiten Umkreis flammen längst die Höhenfeuer; sie grüssen selbst aus der Urschweiz zu uns herüber. Wir glauben, vom Wind getragen, verschwommene Musik von dem tief zu unseren Fussen liegenden Rosenlauihotel her zu vernehmen.

Dolf wirft ein Sturmzündholz nach unserer Feuerstelle, und sofort schiesst eine mächtige Flamme hoch. Auf der höchsten Kuppe des Grossen Simelistockes lodert nun auch ein Augustfeuer! Drei Seilgefährten blicken wortlos in die verzehrende, rote Glut. Wir sind glücklich, freie Menschen zu sein, freudig unsere Bergsteigererlebnisse eigen gestalten zu können. Noch gestern haben wir um den schwersten Pfad der schroffen Kingspitze gerungen. Heute nun dürfen wir zur Ehre unseres Vaterlandes eine unvergessliche Gipfel-weihestunde verbringen.

Nach dem Abseilen und Klettern in finsterer Nacht erreichen wir um Mitternacht müde und hungrig die schlafende Engelhornhütte. Ein Bergfreund hatte uns eine herrliche Spaghettimahlzeit bereitgestellt, aber eine vor uns eingetroffene Gesellschaft nahm sich das Recht, unser verdientes Nachtessen zu annektieren... « Ja, wir nähern uns den Niederungen », wage ich auszusprechen.

Körper und Geist haben zuviel hergegeben. Wir können nicht einschlafen. Um 3 Uhr nachts verlassen wir die kleine, uns lieb gewordene Hütte.

So hat sich der Ring um unser Engelhornmosaik geschlossen, um als reicher Schatz von Bergsteigererinnerungen weiterzubestehen.

Feedback