Er versinkt 3,5-mal weniger im Schnee
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Er versinkt 3,5-mal weniger im Schnee Der Schneehase

Haben Sie schon bemerkt, dass überall, wo Hasenspuren vorkommen, auch Fuchs­spuren nicht weit sind? Es ist das alte Spiel: Der Fuchs versucht alles, um den Hasen zu erwischen, und der Hase setzt alles daran, dem Fuchs zu entwischen. Schenken wir doch unsere Aufmerksamkeit für einen kurzen Moment diesem ewigen Beutetier, das für seinen Fluchthabitus, seine extreme Scheu und seine legendäre Reproduktions­fähigkeit bekannt ist.

Der Schneehase befindet sich pausenlos auf der Lauer. Mit seinen beweglichen Ohren und seinen seitlich am Schädel liegenden Augen kann er alles vom Boden zum Himmel in praktischen 360 Grad wahrnehmen. Ist ­Gefahr im Anzug, springt er los und erreicht innerhalb weniger Meter die unglaubliche Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometern. Um beim ­Abstossen nicht allzu sehr im Tiefschnee zu versinken, kann er sich auf seine riesigen Hinterpfoten verlassen. Wäre er ein Mensch, hätte er Schuh­grös­se 65.

Seinen wissenschaftlichen Namen trägt der Schneehase zu Recht: Lepus timidus heisst so viel wie scheues Kaninchen! Auch wenn die Abdrücke im Schnee, die Kotballen, die roten Urinspuren während der Brunftzeit und die abgeknabberten Äste auf seine Präsenz oberhalb der Baumgrenze hindeuten, gestaltet es sich äusserst schwierig, ihn tatsächlich zu beobachten, da er sich mit seinem weissen Fell im Schnee praktisch bis zur Unsichtbarkeit tarnt. Er gräbt keinen Bau, ist nachtaktiv und sucht Schutz im Verborgenen, zum Beispiel zwischen zwei Felsblöcken. Nach der Niederkunft versteckt das Weibchen jedes seiner Jungen in einem anderen Unterschlupf und verringert so das Risiko, dass sein ganzer Nachwuchs von einem Raubtier entdeckt wird. Es ist der Moment für die Jungen, wo ihr verstecktes Leben beginnt.

Der Schneehase verfügt ausserdem über ein äusserst effizientes Verdauungssystem, das es ihm erlaubt, relativ selten auf Nahrungssuche zu gehen und sich dabei den Raubtieren zu exponieren. Die Nahrung durchläuft zweimal den Verdauungstrakt. Die erste, weiche Losung wird ausgeschieden und direkt wieder aufgenommen. Beim zweiten Koten sind die Ballen dann hart und trocken. Und schliesslich kann sich die Häsin mithilfe ihrer zwei Gebärmütter erfolgreicher verpaaren, sogar wenn sie schon trächtig ist. Damit schafft sie es, ihre Geburten zeitlich näher zusammenzulegen.

Trotzdem ist der Bestand der Schneehasen seit 10 000 Jahren im Rückgang. Heute leben noch 14 000 Tiere in der Schweiz. Der Klimawandel könnte den Rückgang weiter beschleunigen: Rückt der grössere Verwandte des Schneehasen, der Feldhase, immer weiter in die Höhe vor, wird er den Schneehasen schliesslich verdrängen.

Die Superkräfte unserer Natur

Warum nicht unsere Leistungen mit der Natur vergleichen, die uns umgibt? Der Biologe Bertrand Gentizon macht den Versuch und rückt die Verhältnisse in zwölf Folgen zurecht.

Mensch

2900 kg/m2

(Druck eines menschlichen Fusses; 550 kg/m2auf Ski, 700 kg/m2 auf Schneeschuhen)

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