Erhard Loretan: Neues Ehrenmitglied des SAC
Mit dem Vorschlag an die Abgeordnetenversammlung 1996, Erhard Loretan zum Ehrenmitglied des SAC zu ernennen, hatte die Sektion Gruyère keine Mühe. Dank seiner ausserordentlichen Leistungen, aber vielleicht ebenso dank des Stils und der Ethik des Alpinismus, wie er ihn versteht und praktiziert, war der Freiburger Alpinist ein wirklich guter Kandidat, den die in Aarau versammelten Abgeordneten mit herzlicher Zustimmung gewählt haben.
Erhard Loretan wurde 1959 geboren und lebt heute in Cresuz/FR. Schon mit 11 Jahren beginnt er an der Dent de Broc zu klettern, verbringt dann mehrere Sommer als Hilfskraft in der Fründenhütte. Schon 1973 - er ist im Besitz des Diploms als Möbelschreiner, aber das Gebirge ist sein Traum - gelingen ihm viele schwierige Aufstiege vor allem in den Gastlosen und den Alpen. Durch diese ersten Erfahrungen gestärkt, führt er 1981 mehrere Erstbesteigungen in den peruanischen Anden aus und erwirbt auch sein Bergführerdiplom.
Er vernachlässigt aber über dem Himalaya die Alpen nicht, wo ihm unter anderm die Besteigung von 13 Nordwänden in 13 Tagen gelingt, ebenso auch die « Transalp Grächen-Zinal », eine Odyssee, die ihn in der Rekordzeit von 19 Tagen auf 38 Gipfel führt, von denen 30 höher als 4000 m sind.
Erhard Loretan, unser neues SAC-Ehrenmitglied Abgesehen von Klettereien in Brasilien, Jordanien und Thailand geht er 1994 in die Antarktis, wo er die erste Solo-Besteigung des M. Epperly ( 2700 m in einer auf 4780 m Höhe kulminierenden Wand ) ausführt und 1995 die Erstbesteigung eines anonymen 4600 m hohen Gipfels.
Der Stil macht den Menschen All diese Leistungen hätten schon voll und ganz genügt, um Erhard Loretan die SAC-Ehrenmitgliedschaft zu verleihen. Doch etwas anderes hat eine ebenso wichtige Rolle gespielt. Während seiner ganzen Karriere ist Erhard Loretan niemals den Grundsätzen untreu geworden, die er für sich selbst aufgestellt hat: dass der Zweck nie die Mittel heiligt und dass die Art, wie ein Gipfel erstiegen wird, viel wichtiger ist als die Tatsache der gelungenen Besteigung. Diese Prinzi-pientreue sichert die Schonung der Umwelt, zugleich Schnelligkeit und damit den Erfolg, denn sie veranlasst den Alpinisten, sich für einen sehr leichten alpinen Stil mit einem Minimum an festen Camps, Trägern und Lasten zu entscheiden. Beim ersten Vortrag, den Erhard Loretan nach seiner Rückkehr vom Kangchenjunga in Freiburg gehalten hat, fragte ihn ein Junger, welche Botschaft er für die Jugend habe. Die Antwort: « Tut irgendetwas, sammelt Briefmarken, wenn ihr dazu Lust habt, aber tut es mit Leidenschaft. » Humor, Natürlichkeit und eine offene Sprache Als Erhard Loretan in Aarau nach seiner Ernennung das Wort ergriff, hatte er keine Mühe, die von seiner Einfachheit, Bescheidenheit, offenen Sprache und seinem Humor beeindruckte Versammlung für sich zu gewinnen. Er sprach seinen Dank aus und wiederholte die in Freiburg an die Jugend gerichtete Botschaft, die er durch die Aufforderung, die Grundsätze der Ehrenhaftigkeit und der Einfachheit bei der Ausübung des Bergsteigens zu respektieren, ergänzte. Bei der Lektüre seines kürzlich veröffentlichten Buches1 erhält man einen guten Eindruck, was er mit seinen Worten meint.
fb, gem. Mtlg. Sektion Gruyère ( üU