Es geht darum, jetzt zu handeln
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Es geht darum, jetzt zu handeln

Zum Editorial Offen darüber reden,«Die Alpen» 11/2020

Ich stimme Ihnen zu: Im Müll der Vergangenheit zu wühlen, ist für niemanden angenehm. Ich bin kein glühender Verfechter der «Erinnerungspflicht», die in sehr vielen Fällen für politische Zwecke genutzt wird. Gleichzeitig ist es, wie Sie andeuten, ungesund, die abscheulichen Aspekte der Ideen und Fakten unserer Vorgänger unter den Teppich zu kehren. Wir wissen ja, dass sich hinter legendären Berühmtheiten durchaus eine dunkle Seite verbergen kann. Allerdings darf man nicht vergessen, dass die Menschen oft vielschichtig sind und mit Situationen konfrontiert sind, die möglicherweise jenseits ihrer Kontrolle liegen. Robert Brasillach, ein berüchtigter Nazikollaborateur, der 1945 hingerichtet wurde, war im Grunde ein feinsinniger Hellenist. Der vielgerühmte Churchill wiederum befahl die Zerstörung Dresdens, eine militärisch ungerechtfertigte und besonders verabscheuungswürdige Tat. Es ist unnötig, weitere Beispiele aufzuzählen. Beginnt man im Mülleimer der Vergangenheit zu wühlen, wird es schwierig mit der Sortierung.

Wichtiger ist doch: Welche Lehren können wir aus der Geschichte ziehen? Es herrschen so ziemlich überall auf unserem Planeten Zustände, die eine Schande für unsere Menschheit sind. Als Verteidiger der palästinensischen Sache kenne ich das Thema zur Genüge, und man könnte hier eine Menge Völker und Gemeinschaften anführen, deren grundlegendste Rechte verletzt werden. Die meisten «grossen Medien» befinden sich doch in den Händen politischer und finanzieller Mächte, die kein Interesse daran haben, dass die Missstände aufgedeckt werden. Und die einseitigen Informationen, die weitverbreitet sind, fördern nicht unbedingt das kritische Denken des Durchschnittsbürgers. Vielleicht ist das der wesentliche Punkt, sozusagen die Lektion der Geschichte: Man sollte versuchen, die Augen zu öffnen und nach dem Motto «hic et nunc» zu handeln.

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