Felsdarstellung und Äquidistanz in den Gebirgsblättern der Landeskarte 1:25 000
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Felsdarstellung und Äquidistanz in den Gebirgsblättern der Landeskarte 1:25 000

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Felsdarstellung und Äquidistanz in den Gebirgsblättern der Landeskarte 1:25000

Mit KartenausschnittVon S. Üertsch mann

Am 1. August 1952 hat die Eidgenössische Landestopographie mit der Publikation der neuen Landeskarte 1:25 000 im Gebiet des Mittellandes und des Juras begonnen, und es liegen bereits 18 Karten von der Grösse von je 4 Siegfriedblättern vor. Um das Kartenbild naturnaher zu gestalten, wurde auch für diese Karte eine Ausgabe mit Relief geschaffen. Dadurch und in anderen Einzelheiten weicht sie von der Form ab, wie sie in der Instruktion für die Erstellung neuer Landeskarten vom 9. Januar 1937 festgelegt wurde. Die neue graphische Gestaltung der Karten fand bei ihren Benutzern eine überaus günstige Beurteilung.

Für die Gebirgsblätter der neuen Landeskarte 1:25 000 ist die graphische Gestaltung wesentlich schwieriger, vorab für die Felsdarstellung. Der Wahl einer entsprechenden Äquidistanz der Höhenkurven kommt sodann grosse Bedeutung zu. Wohl sind auch diese Kartenelemente in der erwähnten Instruktion festgelegt:

« Geschlossene Felsgebiete werden durch äquidistante Felskurvensysteme dargestellt, ergänzt durch Felsgerippezeichnung und Felstönung. » « Die Darstellung der Bodengestaltung erfolgt überall mit Ausnahme geschlossener Felsgebiete grösserer Ausdehnung mittels eines kontinuierlichen Höhenkurvensystems von normal 10 m Äquidistanz. » Nach meinem Dafürhalten sind mit diesen Vorschriften auch durch gewiegte Könner keine Gebirgskarten zu schaffen, die schweizerischer kartographischer Tradition entsprechen. Es beweist das das Normalblatt 2350 Vättis-West, das in den Jahren 1935-1937 durch die Landestopographie erstellt wurde, es beweisen das die vielen in- und ausländischen Versuche und vollständigen Karten ( z.B. Karte der Ötztaler Alpen ), die in ähnlicher Manier die Lösung suchten.

Unmittelbar vor das Problem der Felsdarstellung bei der Bearbeitung des Blattes 1:25 000 « Säntis » gestellt, entschloss ich mich zu Beginn des Jahres 1953 für dessen Herausgabe in alter Felsschraffenmanier. Ihre hervorragende Plastik und Anschaulichkeit hatte seinerzeit den Weltruf der Siegfriedkarte begründet. Trotz eifrigem Mühen um eine neue Darstellungsart unter Verwendung mathematisch-geometrischer Schichtlinien, war keine befriedigende Lösung gefunden worden. Mit diesem Entscheid sollte eine Verzögerung der Herausgabe des Blattes Säntis vermieden werden. Doch war ich mir bewusst, dass das vorzügliche photogrammetrische Aufnahmematerial, das die Felsformen in Höhenkurven exakt wiedergibt, soweit als graphisch möglich, mitverwertet werden sollte.

Ein erster diesbezüglicher Versuch - farbiger Eindruck der Hunderter-Höhenkurven in die auf Grundlage der Kurven geschaffene Felszeichnung - ergab ein kartographisch nicht befriedigendes Ergebnis. Ich beauftragte daher einen Topographen und einen Kupferstecher, die Lösung des Problems in der Richtung zu suchen: plastische Felsschraffenzeichnung als dominierendes Element mit 20-m-Höhenkurven in flachen und 100-m-Höhenkurven in steilen Felspartien in einer einheitlichen Komposition zu verbinden. Als Probestück wurde die Darstellung des Glärnisch mit seinen schroffen, gebankten Kalkfelsen bezeichnet, weil bei Gelingen der Arbeit die Sicherheit bestand, die neue Lösung in allen Felsgebieten anwenden zu können.

Ingenieur-Topograph Heinrich Egolf und Kupferstecher Emil Dubach haben innert kurzer Frist in gemeinsamer Arbeit das beigeheftete Kartenbild des Glärnisch geschaffen, das meinen Intentionen weitgehend entspricht. Das Augenfälligste bleibt wieder die Plastik der Felsdarstellung, die sich harmonisch mit der Reliefdarstellung des übrigen Geländes verbindet. Die Höhenkurven können von Interessenten bei näherem Zusehen aus der Felszeichnung herausgelesen werden. Ingenieur-Topograph Walter Blumer hat im Jahre 1937 im Kommissionsverlag von Kümmerly & Frey, Bern, eine Karte des Glärnischgebietes 1:25 000 herausgegeben, die die Quintessenz seiner vielfältigen Studien zur Darstellung der Felsformen durch Höhenkurven darstellt und die für ihre Art in der Literatur sehr günstig aufgenommen wurde. Der Vergleich der beiden Darstellungsarten ist aufschlussreich. Das « Sich-ins-Bild-setzen » erfordert bei der Blumerschen Karte vom Kartenbenützer eine weitgehende Abstraktion, während beim Felsschraffenbild die Felsformen mit dem ersten Blick realisiert werden. Es soll noch hingewiesen werden auf die Bildfolge in einem Aufsatz von W. Blumer ( « Die Alpen » 1932, S. 459 ): « Der Glärnisch in der Entwicklung des Kartenbildes ». Die neue Kartenprobe ist gleichsam die Fortsetzung der dort angeführten Reihe, noch ohne Beschriftung und Kotierung, die selbstverständlich in ganzen Kartenblättern nicht fehlen wird. Nach der neuen Felsdarstellungsmethode wird nun das Blatt 1190 « Melchtal » bearbeitet. Sein Erscheinen ist gegen Ende des Jahres 1953 zu erwarten.

Zur Entlastung des Kartenbildes der Gebirgsblätter ist die Darstellung der Bodenformen mit 20-m-Schichtlinien vorgesehen und im neuen Blatt « Säntis » schon verwirklicht. Auch das Blatt Melchtal wird 20-m-Schichtlinien aufweisen. Damit ist bewusst mit der Doktrin einheitlicher Äquidistanz für Mittelland und Gebirge im Interesse einer besseren Lesbarkeit der Karten gebrochen worden. Diese Massnahme bezweckt nicht nur, den äussern Wert der Karte zu steigern, der in möglichster Anschaulichkeit liegt; auch namhafte wirtschaftliche Erwägungen waren mitbestimmend. Die Bodenformen des Gebirges werden mit 20-m-Schichtlinien im allgemeinen genügend genau wiedergegeben. Wo das nicht der Fall sein sollte, wie allfällig in Tal- und Alpböden, werden charakteristische Kleinformen durch Zwischenkurven wiedergegeben werden. Auf die Reliefwirkung eng gescharter Kurven, die messtechnisch keine Bedeutung besitzen, kann verzichtet werden, weil die Erzeugung der plastischen Wirkung durch Farbtöne ein anschaulicheres Kartenbild ergibt.

Militär und wissenschaftliche Kreise begrüssen beide Neuerungen. Ich hoffe, auch bei den Alpinisten damit Anklang zu finden.

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