Hält das Eis?
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Hält das Eis? Sicherheitstipps bei Ski- und Schneeschuhtouren

Viele Skitourenrouten führen über gefrorene Gebirgsseen oder an ihnen vorbei. Meistens ist dies unproblematisch. Aber am Anfang oder am Ende der Saison oder bei Stauseen kann es auch mal kritisch werden. Wie bei einem Lawinenhang ist eine eigenverantwortliche Entscheidung gefragt.

Lai da Tuma, Gaulisee, Lac d’Emosson oder Lago Bianco – in den Schweizer Bergen gibt es unzählige Seen. Die genannten haben eines gemeinsam: Über sie oder an ihnen vorbei führen offizielle Skitourenrouten. Steht man im Winter vor einem dieser Seen, muss man entscheiden, ob das Eis hält und ob man sie überqueren kann oder nicht.

Wenn man irgendwo noch Wasser sieht, vielleicht am Anfang oder am Ende der Skitourensaison, wird man ihn nicht betreten. Irgendwann im Februar auf 2500 Metern dürfte eine Seequerung unproblematisch sein. «Im Bereich dazwischen ist die Entscheidung nicht immer ganz offensichtlich», sagt Christian Andermatt, Fachleiter Ausbildung Winter beim SAC. Um die Problematik richtig einzuordnen, nimmt Bruno Hasler, Verantwortlicher Bergnotfallstatistik, gleich vornweg: «Unfälle im Skitourenbereich im Zusammenhang mit Seequerungen sind sehr selten.»

Eis ist nicht gleich Eis

Häufiger sind Unfälle in tieferen Lagen, wenn sogenanntes Schwarzeis viele Leute zum Schlittschuhlaufen oder Spazieren einlädt. Erschlossene schneebedeckte gefrorene Seen werden auch gerne fürs Langlaufen, Winterwandern oder gar zum Kutschenfahren genutzt. Für kommerzielle Zwecke werden gefrorene Seen von den Behörden freigegeben, sobald sie die erforderliche Tragfähigkeit erreicht haben.

Für diese Behörden hat die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) eine Broschüre herausgegeben, darin findet sich Wissenswertes über das Eis. «Im Allgemeinen widerspiegelt die Eisdecke den Verlauf der Witterung, weshalb ganz unterschiedliche Eisarten anzutreffen sind», heisst es. Schwarzeis entsteht, wenn es weder Schneefall noch Wind gibt, es weist die höchste Festigkeit auf.

Meistens entsteht aber Schneeeis aus Schneematsch oder einem Gemisch aus Matsch und Eis. Im Gebirge, wo die Witterung öfters wechselt, kommen noch verschiedene Schneeschichten dazu, und man spricht dann von Sandwicheis. Bei der Eisbildung oder nachträglich können Störungen auftreten, heisst es bei der SLRG. Bei starken Temperaturschwankungen können Risse, Spalten, Hebungen und Senkungen entstehen. Problematisch kann auch die Schwankung des Seespiegels sein, was vor allem bei Stauseen vorkommt. Die Eisdecke macht die Schwankungen zwar mit, am Ufer wird das Eis aber zerstört. «Die Uferpartien von Stauseen erfordern deshalb besondere Beachtung.»

Wenn möglich, dann umgehen

Wo Skitourenfahrerinnen und Schneeschuhläufer unterwegs sind, werden gefrorene Seen weder von Behörden kontrolliert noch freigegeben. «Es ist eine eigenverantwortliche Beurteilung und Entscheidung nötig wie bei einem Lawinenhang», sagt Christian Andermatt. Wie beim Lawinenhang gibt es auch bei der Seequerung Vorsichtsmassnahmen, die man treffen kann, um das Risiko zu minimieren. Man sollte den See beispielsweise nicht beim Ein- oder Ausfluss queren, als Gruppe allenfalls Abstände einhalten und keine unnötige Zeit auf dem See verbringen.

Bereits bei der Planung der Tour kann man einiges herausfinden. «Jeder See, den man mit wenig Aufwand umgehen kann, sollte umgangen werden», sagt Christian Andermatt. Trotzdem sollte man dafür keine anderen Gefahren in Kauf nehmen, wie etwa Lawinenniedergänge an steilen Böschungen. Stauseen sollten nach Möglichkeit gemieden werden, zudem liefern die Höhenlage und Grösse des Sees wichtige Informationen. «Allenfalls muss man bei der Tourenplanung eine Seequerung als Schlüsselstelle definieren.» Im Gelände bedeutet dies, dass man sie dann vor Ort beurteilen muss. «Wenn man ein schlechtes Gefühl hat, dann geht man nicht und muss die Konsequenzen ziehen.»

Ein Schuh voll Wasser

Mögliche Kriterien sind etwa, ob der See vollständig zugefroren ist oder wie die Witterung in den vergangenen Tagen war. Wie negativ sich ein Wärmeeinbruch auf die Eisdecke eines Sees auswirken kann, erlebte Bergführer Reto Affentranger über den Jahreswechsel, als er mit einer Gruppe in Graubünden unterwegs war. «Es war ein sehr kleiner See auf 2500 Metern über Meer», sagt er. Hinter ihm war einer aus der Gruppe, der nur wenige Meter von Reto Affentrangers Spur abgewichen war, am Rand des Sees eingebrochen. Zum Glück zog er nur einen Schuh voll Wasser hinaus. Auch den Ski, den er verloren hatte, konnten sie wieder aus dem Wasser fischen.

Autor / Autorin

Anita Bachmann

Gut zu wissen:

→ Jeden See, den man mit wenig Aufwand umgehen kann, umgeht man. Stauseen wenn möglich meiden.

→ Ein See muss vollständig zugefroren sein, es sollte kein Wasser sichtbar sein.

→Anfang und Ende der Skitourensaison ist die Gefahr grösser, dazwischen nimmt sie ab.

→ Sehr hoch gelegene Seen sind sicherer.

→ Einen See nicht beim Ein- oder Ausfluss queren.

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