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Hilfe, die Gipfelstürmer kommen!

Gemeinsame Ausbildungswoche von JO Aarau, DAV Reutlingen und Bergwacht Pfullingen Der DAV Reutlingen, die Partner-sektion der SAC-Sektion Aarau, lud unsere Jugend zu einer Feisund Ausbildungswoche ein. 11 Aarauer erlebten mit 7 Reut-lingern bzw. Pfullingern unter kundiger Leitung von 5 Leitern, einem Bergführeraspiranten sowie Christian Hofmann, Bergführer und Hüttenwart, eine unvergessliche Woche auf der Kehlenalphütte der Sektion Aarau.

Anreise Am Samstag, dem 3. August 1996, wurde die deutsche Delegation von Christian Hofmann, der seinen zweiten Sommer als Hüttenwart auf der Kehlenalphütte verbringt, auf der Göscheneralp abgeholt. Nach dem dreistündigen Aufstieg wurden erst Knöpfe geübt, dann widmete man sich dem Klettern - in unmittelbarer Nähe der Hütte befinden sich drei Klettergärten.

Am Sonntag folgten dann auch wir, die Aarauer. Bei bedecktem Wetter reisten die einen mit dem Auto an, der grössere Teil aber mit dem Zug. Christian Hofmann bat uns, den Salat gleich selbst hinaufzutragen -das überliessen wir Zugbenützer den Autofahrern! Von Göschenen benützten wir einen der drei Postautokurse auf die Göscheneralp und folgten von dort dem weiss-rot-weiss und gut markierten Weg zur Kehlenalphütte. Unsere deutschen Kollegen lernten wir nach dem Nachtessen auf der Terrasse kennen, wo Christian Hofmann die Begrüssungsrede hielt, wir uns einander vorstellten und die ersten Bekanntschaften schlössen.

Felsausbildung Zuerst stand Felsausbildung auf dem Programm: Richtiges Anseilen, richtiges Sichern, Selbstsicherung und ähnliche Fragen standen dabei im Vordergrund. Klettertechnisch war das Leiterteam fast arbeitslos, denn beinahe alle Teilnehmer verfügten über - teilweise grosse - Klettergar-tenerfahrung. Die Ausbildung fand in drei Gruppen statt, wobei die Teilnehmer gleicher Stärke zusammengenommen wurden. Die stärkste Gruppe übte sich z.B. im Klettern in Bergschuhen. Am Ende des Tages sah man dann einigen Teilnehmern an, dass « der Berg sie rief »! Sie wollten etwas Grösseres in Angriff nehmen. Darauf beschlossen die Leiter, am nächsten Tag den Rotstock-Südgrat auf das Programm zu setzen. Der Wetterbericht war aber nicht besonders vielversprechend, und deshalb wurden die schnellsten der Teilnehmer herausgepickt. Sie standen um vier Uhr morgens auf und kletterten am Rotstock den Mittelgrat. Der Südgrat hätte beim unsicheren Wetter, das sich dann allerdings zusehends verbesserte, zuviel Zeit beansprucht. Die anderen weilten unterdessen in den Klettergärten.

Roland, unser Leiter aus Deutschland und Mitglied der Pfullinger Bergwacht, demonstrierte, wie man mit einem Verunfallten auf dem Rücken abseilt. Zuerst zeigte er das Vorgehen mit Fritz, dem jüngsten ( und leichtesten ) von uns - danach musste er sein Können allerdings auch noch mit schwergewichtigeren Teilnehmern beweisen! Wir übten auch, selbst Sicherungen zu legen. Beim Einrichten eines Standes an selbst angebrachten Sicherungen legten einige der Teilnehmer grosse Neugier an den Tag und übten, bis sie alle möglichen Keile und Friends wenigstens einmal ausprobiert hatten.

Eisa usbildun g Der erste Eisausbildungstag fiel ins Wasser. Die Leiter hatten einen Eisparcours, eine Selbstrettung ( Aufstieg am Prusik ) und evtl. die Demonstration eines Flaschenzuges vorgesehen. Kaum hatten wir uns am Gletscherrand angeseilt, als es zu regnen begann. Während zwei der Leiter den Eisparcours einrichteten, bildete der Rest Dreier- und Viererseilschaften und trainierte das Steigeisenlaufen. Untereinander waren wir durch Funk verbunden. Beim Sprung über eine Gletscherspalte ereignete sich dann ein Unfall: Ein Mädchen landete unglücklich und riss sich mit den Frontzacken ihres Steigeisens den Wadenmuskel auf. Wir alarmierten die REGA, die das Mädchen ins Spital transportierte, wo zum Glück nur eine Fleischwunde genäht werden musste. Dennoch fand die Ausbildungswoche für diese Teilnehmerin ein vorzeitiges Ende.

Am nächsten Tag nahmen wir den Gletscher erneut in Angriff, diesmal aber bei schönstem Sonnenschein. Überhaupt gab das Wetter für den Rest der Woche zu keiner Klage Anlass! Ein neuer Eisparcours wurde ausgesteckt, der mitten durch den Gletscherabbruch führte. Die Leiter wurden auf die einzelnen Posten verteilt und gaben acht, dass alles glatt verlief. Der Parcours war ein voller Erfolg. Der Blick von einem Eisgrat in die unter den Füssen klaffende Gletscherspalte, in die man nachher absteigen musste, beschleunigte manch einem den Pulsschlag. Am Nachmittag nahmen dann jene, die noch nicht über den Rotstock-Mittel-grat geklettert waren, diesen in Angriff. Für die anderen hiess das Motto: « Sun, fun and a little bit to do »!

Höhepunkt Sustenhorn Am Freitag kam der Höhepunkt der Woche: die Tour auf das Sustenhorn in zwei Gruppen. Die angefressenen Kletterer bestiegen das Sustenhorn mit einem Umweg über den Rotstock-Südgrat, die langsameren wählten den Normalaufstieg und durften deshalb eine Stunde später aufstehen. Nach einem Aufstieg über den gut markierten Weg rasteten wir bei der Stelle, wo der Schnee beginnt, und seilten uns an. Dabei konnten wir den Frühaufstehern zuwinken, die sich direkt vor uns im Einstieg in den Südgrat befanden. Bald hatten wir sie überholt und stiegen über in der Morgensonne funkelnde Firnhänge zum Gipfel empor. Dort machten wir es uns in der warmen Sonne gemütlich und warteten. Und warteten... Es dauerte nämlich etwa zwei Stunden, bis wir auf dem Gipfel wieder alle vereint waren. Nach dem obligaten Gipfelfoto machten wir uns auf den Heimweg.

Hüttenleben Den Rest des Tages liessen wir es uns vor der Hütte gutgehen. Überhaupt waren wir in der 1990 renovierten Kehlenalphütte bestens aufgehoben: Christian Hofmann und Sylviane Bochatay meisterten ihr Amt als Gastgeber und Hüttenwarte mit Bravour. Die Kehlenalphütte, die Klettergärten und viele Möglichkeiten für Hoch-, Kletter- und Skitouren sowie Eisausbildung bietet, war der ideale Platz für eine solche Ausbildungswoche. Leicht hatte es der Hüttenwart nicht immer mit uns: Bei der Planung hatte er nicht mit so hungrigen Teilneh- Nach mehrmaligem Seilsalat sahen wir uns gezwungen, einen Kurs im Seilaufnehmen abzuhalten.

Eisparcours: Nachdem man auf der einen Seite in die Spalte abgestiegen war, musste man auf der anderen wieder hinauf.

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