I. Bericht über das Excursionsgebiet 1871
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I. Bericht über das Excursionsgebiet 1871

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Von Prof. H. Zähringer.

« Der S.A.C. stellt sich die Aufgabe, das schweizerische Hochgebirgsland allseitig genauer zu erforschen, näher bekannt zu machen und den Besuch desselben zu erleichtern. » So lautet der erste Paragraph unserer Statuten und nach dem zweiten Paragraphen sucht der S.A.C. seine Aufgabe wesentlich auch dadurch zu lösen, das er jedes Jahr ein bestimmtes Gebiet als offizielles Excursionsgebiet auswählt und seinen Mitgliedern zur Bereisung und zur Beschreibung empfiehlt. Diese Empfehlung erfolgt durch Herausgabe eines Itinerariums, in welchem sowohl die bereits gelösten als auch die noch zu lösenden Aufgaben aufgezählt sind, und durch Herausgabe sorgfältig revidirter Karten im Maassstabe 1: 50,000. Die von den Mitgliedern eingehenden Arbeiten über ihre Forschungen im Excursionsgebiet bilden in unserem Jahrbuch einen beson- dern Abschnitt ( I. Clubgebiet ), die Karten werden dem Jahrbuch ebenfalls beigelegt und dem Centralcomite ist überdies die Pflicht überbunden, für das Jahrbuch einen gedrängten Bericht über die Resultate der Touren im Excursionsgebiete auszuarbeiten.

An dem herrlichen Jahresfest, das uns die grossartige Gastfreundschaft der Zürcher Clubisten im September 1871 bereitete, wurde als Excursionsgebiet pro 1873 der westliche Theil des Kantons Tessin bestimmt. ( Jahrgang VII, Seite 548 und 552 ). Nach der Dufourkarte fällt dieses Gebiet theils auf Blatt XVIII, theils auf Blatt XIX, und nach der üeber-sicht der Blätter des topographischen Atlas der Schweiz im Maassstab der Originalaufnahmen fällt es auf die Blätter 495, 499, 507, 511, welche folgende Namen tragen: Basodine, Cerentino, Peccia, Maggia. Das Centralcomite hatte das Gebiet noch etwas näher durch Angabe einiger Namen charakterisirt: Griespass, Piz Basodine, Valli Bavona, Peccia und Lavizzara, Piz Campo Tencca, Cima Bianca, Valli Verzasca, Maggia und Formazza, mit fakultativer Ausdehnung auf die Valli Onsernone und Centovalli.

Das Itinerarium wurde von Herrn Professor Rüti-mejer in Basel verfasst und unter dem Titel « Die Tessiner Alpen » und « Les Alpes du Tessin » allen Sektionen zur Verfügung gestellt.

Die Karten konnten leider nicht in der gewünschten Vollständigkeit herausgegeben werden. Die beiden Blätter Peccia und Maggia ( 507 und 511 ) wurden durch das eidgenössische Stabsbureau revidirt und konnten, wenn auch etwas verspätet, den Sektionen zur Verfügung gestellt werden.

Hingegen Basodine und Cerentino ( 495 und 499 ) sollten nicht nur einer Eevision, sondern einer Neuaufnahme unterworfen werden. Um diese letztern durchzuführen, fehlte es dem eidgen. Stabsbureau, sowohl an Kredit, als an tauglichen Arbeitskräften. Die Neuaufnahme eines Blattes ist mit bedeutenden Kosten verbunden und das eidgen. Stabsbureau ist in seinen Ausgaben an die durch die Bundesversammlung bewilligten Kredite gebunden. Auch die Arbeitskräfte für topographische Arbeiten sind seit einiger Zeit nicht leicht zu finden, indem der Eisenbahnbau die Ingenieure an sich zieht. Um nun den Ausfall der beiden Blätter ( 495 und 499 ) einigermassen zu ersetzen, publizirte das eidgen. Stabsbureau eine « Uebersichtskarte des Excursionsgebietes des S.A.C. für 1878 » im Maassstabe 1: 100,000, welche, wenn auch nicht in scharfem Ueberdruck hergestellt, doch für die Bedürfnisse eines gewöhnlichen Touristen genügte.

Wir machen bei dieser Gelegenheit auf das « Bundesgesetz betreffend die Publikation der topographischen Aufnahmen » vom 18. December 1868 aufmerksam.

Dasselbe lautet ( Amtliche Sammlung, IX. Band pag. 527 ):

« Art. 1. Die Eidgenossenschaft unternimmt die Publikation der topographischen Aufnahmen im Ori-ginalmaassstab und betheiligt sich an den daherigen Kosten nach folgenden Grundsätzen:

« Art. 2. Die Publikation geschieht nach einem einheitlichen Plane. Der Herausgabe eines jeden Blattes hat die Revision, Ergänzung oder Umarbeitung der Aufnahmen voranzugehen.

« Art. 3. Die Herausgabe erfolgt nur, insofern sich Behörden, Gesellschaften oder Privaten vertragsmässig verpflichten, die Hälfte der Kosten der ersten Erstellung ( Stich und Druck ) zu übernehmen.

« Die Reihenfolge der Publikation wird durch die abgeschlossenen Verträge geregelt. »

Nach dieser Einleitung, die wir absichtlich etwas umständlich gehalten haben, theils um zu zeigen, welche Vorarbeiten es für ein Excursionsgebiet bedarf und theils um nachzuweisen, dass das Centralcomite sein Möglichstes that, um den Clubisten die nöthigen Hülfsmittel zur Bereisung des Excursionsgebietes zur Hand zu stellen, sollten wir nun nach 9 unserer Statuten zur Berichterstattung über die Resultate der Touren im Excursionsgebiete übergehen. Allein diese Berichterstattung ist, kaum begonnen, auch schon zu Ende. Uns sind nur zwei Besucher des Gebietes bekannt geworden, Herr Dr. Christ und Herr Müller-Wegmann. Vom erstem findet der Leser eine höchst interessante Arbeit unter den « Abhandlungen », vom letztern erhielten wir einige werthvolle Zeichnungen. Schon beim Durchblättern des vorliegenden Jahrbuches musste es auffallen, dass der ganze Abschnitt « Clubgebiet » fehlt. Allein der allgemeine Theil von Rütimeyer's trefflichem Itinerarium ( Allgemeiner Bau und landschaftlicher Charakter ) und die interessante Arbeit von Dr. Christ « Vegetationsansichten aus den Tessiner Alpen » schienen passender dem Abschnitt « Abhandlungen » als dem Abschnitt « Clubgebiet » zugewiesen zu werden.

Und damit ist unsere Berichterstattung zu Ende; die Kesultate der Touren im Excursionsgebiete sind aufgezählt und die Leistungen der Clubisten sind geschildert. Wir erlauben uns jedoch, noch einige Ausblicke in die Zukunft anzuschliessen.

Die bisherige Erfahrung hat gezeigt, dass die Clubgebiete im Allgemeinen wenig begangen werden und dass schon wiederholt die auf Karten und Itinerarien verwendeten Kosten in keinem Verhältniss standen zu den erhaltenen Resultaten. So ist es auch im Berichtsjahr. Wenn auch durch die vortrefflichen Arbeiten Rütimeyer's der geologische Bau der Tessiner Alpen und der landschaftliche Charakter der Thäler Maggia und Verzasca, wenn ferner durch die interessante Arbeit Yon Christ die Vegetationsverhältnisse des Ueber-gangsgebietes zwischen der rauhen alpinen und der weichen italischen Natur in meisterhaften Zügen geschildert sind, so ist das noch keine allseitige Erforschung des schweizerischen Hochgebirgslandes, wie sie unsere Statuten in Aussicht nehmen.

Speziell in unserem Gebiet scheinen uns folgende Lücken gelassen worden zu sein:

1. Geschichte der Thäler Maggia und Verzasca;

2. Studie über die Gemeinde Bosco, bekanntlich die einzige deutsche Gemeinde des Kantons Tessin;

3. Land und Leute ( Charakter und Beschäftigung der Bewohner, Kulturverhältnisse, Anbau des Landes etc. );

4. Forstwirtschaft;

5. Alpwirthschaft;

6. Verbauung der Wildbäche;

7. Erforschung der Grenzkette zwischen Maggia und Formazza »

Vielleicht entschliessen sich noch einige Mitglieder der neuorganisirten Sektion Tessin einzelne der genannten Lücken auszufüllen und möglicherweise findet sich in der Sektion Uto ein Forscher, der mit Hülfe des für das schweizerische Idiotikon gesammelten Materiales eine Arbeit über die Gemeinde Bosco liefert.

Es geht schon aus der obigen Aufzählung hervor,, welchen Umfang wir den Arbeiten über das Clubgebiet zu geben gedenken und an der Hand der Herisauer Beschlüsse hoffen wir, dieses Ziel auch erreichen zu können. Das Clubgebiet für 1874 fällt in. das Bündner Oberland ( Trons, Ilanz, Greina, Vrin ) und die thatkräftige Sektion Rhätia wird es sich nicht nachsagen lassen, dass sie nicht etliche namhafte Forscher auf historischem, ethnographischem, naturwissenschaftlichem, topographischem und social-poli-tischem Gebiete in 's Feld gestellt. Es wird in Zukunft Aufgabe des Centralcomité's sein, die Bereisung und Schilderung des Clubgebietes angemessen unter die Vereinsmitglieder zu vertheilen. Zunächst werden die Mitglieder derjenigen Sektion in Anspruch zu nehmen sein, in deren Gebiet der zu erforschende Theil der Alpenwelt fällt und bei welchen sowohl das nächste Interesse dafür, als auch die genaueste Kenntniss derselben vorausgesetzt werden darf; im Weitern sind aber für bestimmte Aufgaben auch Bearbeiter aus andern Sektionen und im Nothfall auch Nichtmitglieder zu wählen. Die zu liefernden Arbeiten sollten im Allgemeinen folgenden Rahmen ausfüllen:

1. Topographische Schilderung ( wird schon durch das Ttinerarium geliefert );

2. Kurze Geschichte der Landschaft;

3. Land und Leute ( Sprache, Sitten, Kirche, Schule, Beschäftigung );

4. Alp- und Forstwirthschaft;

5. Gletscherkunde;

6. Naturgeschichte;

7. Wanderungen und Besteigungen.

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