Im Silberreich der Arktis
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Im Silberreich der Arktis

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Hugo ,\ünhst, Luzcrn Im hohen Norden fliessen im Sommer die Tage nahtlos, ohne Schatten, ineinander, so dass der Schneemorast, den wir durchpflügt hatten, selbst um Mitternacht noch nicht verharschte, als Ernst und ich das Bergzelt auf durchtränktem Grund mit unsern Ski verankerten. Wir hatten eine Spur quer über Firnebenen gezogen, die sich an milchweisse Flanken lehnten und ganz eigenartig anmuteten, weil alles so fremd wirkte: verschneite Joche, wo zwei Gletscher sich jeweilen fugenlos vereinigen, kahle Rippen, seltsame Felszacken und einsame Dome. Ich suchte unwillkürlich bekannte Gestalten zu entdecken, um mich zurechtzufinden. Aber sosehr man die Gegend musterte, die stark gegliederte Umwelt dünkte uns voller Rätsel; denn wir befanden uns am obern Lillie-höökgletscher im Nordwesten von Spitzbergen und inmitten des Inlandeises, wo mancher Gipfel noch nie besucht worden war.

Als wir uns nach kurzer Ruhe erhoben, schieierten Nebel umher, die sich flüchtig lockerten und drei Zinnen entblössten, im Osten die Pyramide der Tente und das greise Haupt des Mont Glacé, im Süden den Thron des Munken; aber schon verschmolzen die Dunststrähnen wieder und löschten das Traumgebilde aus. Die schier unheimliche Stille, umherschleichender Qualm, bald enthüllend, bald verbergend, das Zwielicht einer niedrig kreisenden Sonne, dies alles fesselte uns so sehr, dass wir nur immer staunten und kaum sprachen. Insgeheim aber wogen wir ab, ob sich eine Gipfelfahrt lohnen würde; denn es ist nicht das gleiche, hier oder in der Heimat auf Spitzen zu stehen, die von Schwaden umschlungen sind und jeglichen Ausblick vereiteln. Eine unbehinderte Rundsicht ist nicht nur einmalig und unterhaltsam, sondern muss auch dem oft mühsamen Erkennen von zahllosen Eisströmen und Gebirgsketten dienen, muss auch Übergänge zu geheimnisträchtigen Räumen und Anstiege auf selten betretene oder noch unberührte Klippen verraten. Aufnahmen bloss von dunstum-schwärmten Felsen zu erhaschen, beschwor daher ein Missbehagen herauf, das mich auch jetzt wieder folterte, als wir nachmittags im sich lichtenden Nebel zu starten beschlossen.

Nach einer Stunde hielten wir auf einer Firn-schwelle an, wo der Lilliehöökgletscher in den Loubetbreen hinübergreift und zwei Pfeiler den sanft geschwungenen Pass begrenzen, der Mont Glacé ( 1036 m ) und die trutzige Schuttflanke der Tente ( [182 m ), die wenig unterhalb eines Fels-zapfens ein brandrotes Zeichen trug! War dies die Jacke eines Mannes oder die Farbe eines Zeltes? Hatten wir nicht am Vortag aus dieser Gegend Motorengebrumm vernommen? Vielleicht waren Leute abgesetzt worden, die Vermessungs-marken hoch oben in den Schrofenhängen anbrachten. Wir riefen hell begeistert hinauf. Doch aus der steinernen Einöde antwortete niemand. Sollte der orgelnde Wind unsere Stimme verschlungen haben, durften wir immer noch hoffen, jemanden überraschen zu können.

Wir stiegen über Trümmer, Weichschnee und Eislappen neben dem Grat an, wobei uns der Tiefblick bestätigte, dass heute oder tags zuvor jemand an den Sockel der Südflanke gestapft war. Schon nach einer Stunde wussten wir Bescheid: zwei Gehilfen des norwegischen Polarinstitutes hatten gestern neben einem Schneedossen eine Warte errichtet und mit einem knallfarbigen Tuch umwickelt. Enttäuscht über das verpasste Zusammentreffen, wandte ich mich sogleich der vereisten Schneide zu, schnallte die Steigeisen an und rückte behutsam, von unberechenbaren Windstössen geschüttelt, über den luftigen Verbindungsgrat vor. In einer Nische der jenseitigen Felsen banden wir die Steigeisen wieder an den Gürtel und erkletterten betont vorsichtig die von Flechten überwucherten Quader des ersten Aufschwungs. Abschüssige, aber gut gestufte Rampen leiteten bald zur Gipfelhaube, auf der eine verrostete Büchse lag, die jedoch keinerlei Daten barg.

Wohl benahm sich der Wind aufsässig kalt und liess unsere Nase in einemfort tropfen, aber die Spitze selbst war freigeblieben. In der Runde breitete sich ein Land in rauher Strenge aus, Firn an Firn geschmiegt, von gezahnten Kanten unterteilt, mit Felsinseln geschmückt und von kobaltblauen Zinken gekrönt. Mitunter erkannte man einen hervorstechenden Gebirgszug, andere mussten auf der Karte, deren Blätter ungestüm knatterten, umständlich gesucht werden. Der Süden bot das Bild eines wildbewegten, düstern Eismeeres, wogegen die jähe Nordostflanke in eine zäh wallende Nebelschicht tauchte, die unnachgiebig das Einzugsgebiet des Seligerbreen belagerte und die vielen Zipfel und Scharten des Stortingskammes beleckte. Es brauchte wahrlich eine Prise Glück, dass man von diesen widrigen Dunstgespinsten nicht umgarnt wurde.

Nach dem Abstieg schoben wir die Ski an den Fuss des Mont Glacé, wo uns ein langer Spreizschritt über die Randkluft einen Steilhang erreichen liess, der noch dünnen Sulz aufwies und gut begehbar war. Dann schlängelten wir uns durch eine Bruchzone zu einem vereisten Streifen hinauf, der waagrecht gequert werden musste, wonach sich die Trümmerhalde bis zum Gipfel fortsetzte, der einen so schmächtigen Steinmann trug, dass wir ihn, wie schon jenen auf der Tente, mit etlichen Klötzen vergrösserten. Von hier aus nahm sich unsere « Zeltspitze » massig und finster aus. Sie stellte einen stumpfen Kegel dar, der sich aus harmlosen Schneerunsen, zernagten Ausläufern und Plattenschüssen aufbaute.

Plötzlich erregten unten, neben dem Sattel, winzige Tupfen unsere Neugierde; im arktischen Gelände sperbert man nämlich aufmerksamer umher und fahndet stets nach Anzeichen, die etwas Ungewöhnliches bedeuten können. Der Feldstecher, den wir natürlich sofort zückten, vermochte uns nichts Gewisses zu vermitteln. Nur eins stand fest: dass es sich nicht um Steine handelte, sondern eher um Dinge, die von Menschen vielleicht als Botschaft hinterlegt worden waren. Selbst wenn dieses Rätsel uns einen Umweg auf- zwang, dort mussten wir genauer nachsehen. Übrigens war es nicht sonderlich anheimelnd, auf der frostigen Kuppe auszuharren. Ein wütender Luftzug fegte unablässig vorbei, weshalb wir uns bald und mit steifen Gliedern auf den Rückweg begaben. Unterdessen waren auch Loubet- und Monacogletscher von jenen Nebelschüben überschwemmt worden, die so häufig umherlungern und sich unverhofft heimtückisch ausdehnen. Ein Grund mehr, sich zu sputen. Wir torkelten ungelenk über Absätze und Gneistafeln zum Ausstieg, wonach ein beherzter Sprung über die schräg verlaufende Randspalte, durch welche Wasser gurgelte und wirbelte, zu den Ski zurückführte.

In einem Bogen holten wir unter dem Joch ostwärts aus, um die merkwürdigen Punkte zu untersuchen, die sich als Landeplatz eines Hubschraubers entpuppten, was uns verblüffte. Dabei eine Menge Fussspuren und in einer Mulde Schachteln, die Nahrung enthalten hatten. Das war alles. Während wir uns mit einigen Stücken Würfelzucker trösteten, beschriftete ich ein Blatt und verwahrte es in einem Behälter für den Fall, dass sich hier Leute nochmals aus der Luft absetzen liessen. Wenn dies auch unwahrscheinlich war, mussten wir doch eine solche Gelegenheit nützen und ein Lebenszeichen auf dem langen Marsch durch das Inlandeis hinterlassen. Gegen einen versessenen Wind ankämpfend, fuhren wir gemächlich über verwehte Schrunde westwärts in die sanften Böschungen des Firntroges unter dem Munken. Harzender Schnee und geringes Gefälle bereiteten kein Vergnügen und liessen lediglich ein Gleiten in den Aufstiegsgleisen zu. Um 20 Uhr schlüpften wir wieder ins Zelt, zufrieden mit dem Glück, das uns trotz schwankendem Wetter zwei Gipfelfahrten beschert hatte.

Während der Nacht regnete es zeitweilig, doch morgens zerteilte sich das Gewölk und trieb, von Norden her gejagt, in losen Horden über den Firnscheitel des Munken oder Mönchs, der sich herausschälte und überirdisch schön zu glühen begann. Getroffen von Strahlengarben, die den stürmischen Flug der Nebelfetzen durchbrachen, schien die stolze Bastei über sich hinauszuwachsen. Ich hatte gelesen, dass junge Berner, Mitglieder des Akademischen Alpenclubs, alle drei Bollwerke erstiegen hatten, weshalb die Begierde, auch diese herrliche Warte zu betreten, erst recht entfacht wurde, um so eher, als sie zur stattlichen Höhe von 1222 Metern aufragt.

Wir schauten uns schier die Augen müde, wenn Nebelschwärme über den Nollen der Nordwand flitzten und die Sicht beschränkten. Bestand die ganze Wölbung aus Blankeis? Verdächtig weit hinaufschillerte sie blaugrün und schien im obern Teil nur von einem Schneeanflug bedeckt, der nachmittags auf der knüppelharten Unterlage abrutschen konnte. Wir mussten jedes Missgeschick unter allen Umständen vermeiden und uns bewusst sein, dass sich die Schneesorten ständig umgestalten. Als sich der Munken immer länger aus den Fängen der Rauchfahnen zu befreien vermochte, galt es keine Zeit zu vertrödeln und hurtig zuzupacken, sonst mussten wir weiterziehen und aufdie edle Firnkrone verzichten. Mir pochte das Herz in verhaltener Vorfreude, dass uns dieser Tag nicht vergeblich hinauflocken würde.

Ernst spurte in einer grossen Kurve durch die Wanne hinan, damit wir den schwach zu erraten-den Schrunden ausweichen konnten und ungefährdet waren. Niederschläge und morgendliche Wärme hatten den Schnee nicht gefrieren lassen, so dass man sich vor trügerischen Brücken hüten musste, namentlich zwischen unterem und oberem Becken. Dieses stösst an die Nordwand und rechter HarJd an eine flache Schulter neben dem Eisnollen. Hier löste ich den Gefährten ab und lenkte westwärts unter einen wuchtigen Felskopf, der auf unserer Seite von einer jähen Firnlehne abgestützt wird. Hoher Nassschnee auf schroffer Eisfläche bewog uns, dem Bergschrund entlang zu einer günstigen Stelle anzusteigen, wo dann die Ski unmittelbar unter der Achsel des Nordwestsporns eingesteckt wurden. Hier war es auch möglich, die Kluft zu kreuzen, da ein Teil der Oberlippe abgestürzt war und sich im Schrund verklemmt hatte.

Dieser Keil, durchlöchert wie ein Sieb, bestand aus mürbem Schnee, der aus allen Poren triefte, weswegen man äusserst behutsam vordringen musste, damit der Riegel nicht gänzlich zerfiel. Unter dem Gepolter abbrechender Wülste verlagerte ich mein Gewicht zur Gegenwand, schlug mit dem Pickel vorkragende Leisten weg und kratzte den schwammigen Schnee darüber ab, gefasst darauf, durch eine unbedachte Bewegung in die Kluft gewischt zu werden, die ohne Zweifel sehr tief war, da man ihren Grund nicht einsehen konnte. An die Haue geklammert, wagte ich den entscheidenden Schritt, bohrte die Steigeisen in die lotrechte morsche Firnmauer und hisste mich hinauf. Sobald sich der Pickel einrammen liess, gelang es, den heiklen Abbruch zu überwinden. Zugleich war auch das Seil ausgegeben, so dass ich sicherte und mein Begleiter nachfolgen durfte.

Bis zu den Knien versunken, wühlten wir uns hernach die Rampe hinan, immer gewärtig, dass der mit schwerem Schnee belastete Hang doch noch abglitt. Unvermutet wurde jedoch die Schicht dünner, verschwand schliesslich und wich geriffeltem Eis. Endlich war die erste Schulter gewonnen, wonach wir über Blöcke und glasige Flecken zu einem waagrechten Firngiebel hinauf-strebten, der einem harschen Wind ausgeliefert war, obschon sich der Himmel stetig freundlicher über uns wölbte. Die so lästigen Nebel waren von der Sonnenglut wie versengt worden, und die Firnflächen unter uns gleissten ringsum, über-huscht von getrennten Wolkenschatten, die wie emsige Käfer umherkrabbelten. Trotz der Nachmittagsstunde war das steile Dach des Gipfels noch nicht beschienen, weshalb wir im obern Abschnitt einen genügend festen Schneepelz anzutreffen hofften.

Mit wieder untergeschnallten Steigeisen überschritten wir den schmalen, verwächteten First zur Schlussdanke, wo verwunderlich schnell diesmal tiefer, mehliger Schnee das Eis überlagerte, was das Waten ungemein erschwerte. Seillänge um Seillänge quälten wir uns hinauf, bis zu den Hüften versinkend und zumeist zurückschlit- ternd. Die Trittfurche umging dafür den Eisnollen, der an der Nordwand wie ein Geschwür haftet. Als sich die schattige Brüstung mählich zu-rückneigte, flutete immer stärkerer Sonnenglanz um uns, und die höchste Warte erhob sich bloss noch einen Steinwurf entfernt. Eine verschüttete Querspalte noch, dann vermittelte ein glitzerndes Gesims, halb aus Staubschnee, halb aus Harsch geformt, den Zugang zum blendenden Firnscheitel des Munken. An der Südabdachung, ziemlich unterhalb der schlanken Kuppe, klebte ein Felsaltan, der einer Augenbraue ähnelte. Ihm war ein etwas gedrungenes Steinmal aufgesetzt. Nun konnten wir das Glück kaum fassen, von einem solch erhabenen Tag beschenkt worden zu sein. Der Blick schweifte im Westen bis zum Eismeer hinaus, das einem geäderten oder in zarte Falten gerafften Seidenflor glich, von dem man nicht recht wusste, ob er an Wolkenbändern aufgehängt war. Nordostwärts schimmerten Liefdebai und Wood-fjord, eingebettet zwischen Rentierhalbinsel und Andréeland; auf ihren lichtblauen Fluten gondelten Eisschollen wie « munzige » Segelschiffe umher.

Der garstig wehende Wind liess uns allmählich erschauern und vertrieb uns bereits nach einer halben Stunde. Obwohl bedauernd, uns so früh von einem denkwürdigen Ort zu verabschieden, sahen wir uns gezwungen, beizeiten das tückische Dach abzusteigen, da der Zustand des Schnees bei einstrahlender Sonne sich überaus rasch verändern konnte. Doch als wir hinunterstapften, wurde er erst von einem harmlosen Lichtstreifen berührt, der den Firn noch nicht durchnässte. Dennoch gruben wir uns vorsichtig und am straffen Seil zur Achsel hinab, begingen dann die Blockrippe und schnürten die Steigeisen nochmals an, bis auch der letzte Stutz bewältigt und die mächtige Randkluft übersprungen war. Obgleich sich die Abfahrt auf Ski anspruchslos wie an einem Hügel ausnahm und man sich von Klüften kaum bedroht fühlte, blieben wir durch das Seil verbunden.

Als die « Nacht » geradezu lieblich hell und mild blieb, setzten wir uns noch etwas vor das Zelt und to Schneeschuhspuren beim Basislager auf dem Cathedral-Gletscher 11 Mount Hubbard, von Süden gesehen genossen den auffrischenden Wind, der die ungewöhnliche Wärme milderte. Wortkarg hockten wir auf den Säcken und sannen vor uns hin. So konnte man sich ungestört und beschaulich den vielfältigen Eindrücken hingeben, die andersgeartete Umwelt auch wirklich betrachten und die Stimmung der urwüchsigen Natur wie heilenden Balsam auf sich einwirken lassen, statt, wie es so häufig geschieht, durch unerschöpfliches Plaudern in den Strudel des heimatlichen Alltags gezerrt zu werden.

Darum liebe ich es geradezu leidenschaftlich, allein oder selbander in den Raum der Felsen und Gletscher zu ziehen; je zahlreicher man ist, desto eher werden Gesprächsstoffe hervorgeklaubt, die einem bis zum Überdruss geläufig sind, von schalen Witzen bis zur ränkereichen Politik. Ich möchte behaupten, je einsamer man ist, um so weniger sollte man sich gelangweilt wähnen, namentlich dann, wenn wir es verstehen, auf das Walten der Urwelt zu achten, ihre Regungen zu belauschen und uns Gedanken von ihr einflössen zu lassen, die irgendwie anders als die sattsam gewohnten sind und sich daher von jenen des hektischen Lebens abheben.

Man kann nun einmal nicht, auch in der Arktis nicht, sich selbst finden, wenn man den « Talmenschen » mitschleppt, den ausgefahrenen Gleisen folgt, den üblichen Neigungen gehorcht, abge-droschenem Gedankengut frönt und von Dingen erzählt, die hier belanglos sind. Ein Mittel hiezu, nicht mehr derlei menschlichen Schwächen zu unterliegen, ist die stille Zwiesprache mit der unverfälschten Schöpfung, nicht das Geplapper über alltägliche Themen.

Insbesondere die Arktis besitzt einen eigenständigen Ausdruck, um dessentwillen man ja mehrere tausend Kilometer weit gereist ist. Da wollten wir so aufmerksam wie möglich an ihrer Brust horchen, uns von ihrem Atem anhauchen und von ihrem Wesen durchdringen lassen. Für uns gab es keine überfüllten Hütten, die einem den Bergaufenthalt vergällen, weder dumpfe Luft und stickige Hitze noch Gedränge und Redeschwall. Nur etwa 12 Eiskletterei am Westgrat des Mount Alverstone, Alaska 13 Mount Poland, von Südwesten gesehen der heisere Schrei einer Raubmöwe, fernes Krächzen horstender Alke, das Rauschen oder Glucksen eines Bachlaufes in Firnrissen, leises Knacken der Schneedecke, das Schaben vorbei-rieselnder Eiskörner, das Raunen des Windes um unsere Klause oder sein wimmerndes Klagen an Graten durchbrachen die Stille. Ein Stück unberührter Schöpfung ist in dieser menschenleeren Wildnis erhalten geblieben und zupft in der Seele an Saiten, die in unserm holperigen und betriebsamen Leben wie entwurzelte Pflanzen vermodern. Die arktische Einöde aber mit ihrer himmlischen Ruhe und Gelassenheit lässt sie wieder erklingen. Was im Unterbewussten schlummert und verdrängt ist oder im geheimen Wunsch nach einem naturnahen Leben dahindämmert, blüht auf und entfaltet sich - aber man muss in solch weltentrückter Eiswüste zu schweigen wissen.

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