Kampagne Alpen retour. Resultate auf dem Prüfstand
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Kampagne Alpen retour. Resultate auf dem Prüfstand

Kampagne Alpen retour

Ziel der SAC-Mobilitätskampagne Alpen retour war, 10% oder rund 1 Mio. der von den SAC-Sektionen pro Jahr per Auto zurückgelegten Personenkilometer für die Anreise an den Berg auf öffentliche Verkehrsmittel umzulagern. Die hochgerechneten Ergebnisse des Testjahres sind viel versprechend. Daten dazu stammen von jenen rund 30 Sektionen, die auf freiwilliger Basis ihre Zahlen zur Anreise der Sektionstouren im Jahr 2002 lieferten.

Bereits die Mobilitätsbefragung von 1998 ergab, dass die SAC-Mitglieder die öffentlichen Verkehrsmittel häufiger benutzen als die durchschnittlichen Berggänger. 1 Während im SAC der öV-Anteil für die An- und Rückreise zum Berg 45% betrug, waren es im allgemeinen Bergsteigerverkehr 27%. 2 Ziel der im Frühjahr 2004 zu Ende gehenden dreijährigen SAC-Mobilitätskampagne Alpen retour ist, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegten Perso-

Auch 2004 wird wieder ein UIAA-Skitourenlager in Slowenien organisiert. Unterwegs in den julianischen Alpen Fo to s: zv g 0 10 20 30 40 50 60 70 80 2002 2002 1998 1998 MlV-Anteil OeV-Anteil inDeutschschweiz Verkehrsmittelanteile 1998 und 2002 im Vergleich ( Personenkilometer ) OeV = öffentlicher Verkehr MIV = Motorisierter Individualverkehr

DIE ALPEN 11/2003

nenkilometer um eine Million zu steigern. Testjahr war 2002. Von den rund 60 Sektionen, die sich zu einer freiwilligen Teilnahme an der Kampagne gemeldet hatten, nahmen ca. die Hälfte die aufwändige Arbeit auf sich, ihre Touren und die dabei verwendeten Verkehrsmittel zu erfassen. Die jetzt ausgewerteten Zahlen zeigen: 2002 wurden an den Sektionstouren 70% aller Personenkilometer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt.

Ziel erreicht – 1 Mio. Personenkilometer umgelagert Die im Testjahr 2002 insgesamt auf öV umgelagerten Kilometer betragen minimal 0,5 Mio., maximal 1,5 Mio. Personenkilometer, weshalb realistischerweise von einer Umlagerung von knapp 1 Mio. Auto-Personenkilometer ausgegangen werden kann. Dabei zeigt die Auswertung der Daten ein unterschiedliches Verkehrsverhalten der Sektionen je nach Standort, Sprachraum oder Altersgruppe. Grosse Unterschiede treten beispielsweise zwischen der Deutschschweiz mit einem öV-Anteil von 74% und der Westschweiz mit einem öV-Anteil von 34% auf – trotz Kampagnenstart in der Romandie. Die Detailanalyse zeigt aber, dass die öV-Benutzung bei allen Kategorien gesteigert werden konnte.

Mobilitätsberatung für Sektionen Im Rahmen von Alpen retour wurde den teilnehmenden Sektionen auch eine Mobilitätsberatung angeboten. Eine Diplomarbeit der Uni Bern 3 untersuchte die Wirkung der Beratungstätigkeit, die durch ausgewiesene öV-Bergführer erfolgte. Befragt wurden sowohl Sektions-verantwortliche, die bei dieser Aktion mitmachten, als auch jene, die auf eine Beratung verzichteten.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Mobilitätsberatung Wirkung zeigt. Meistens wurden die Erwartungen erfüllt und die verantwortlichen Personen darin bestärkt, mit öV in die Berge zu reisen. Es hat sich aber auch gezeigt, dass für die erfolgreiche Umsetzung die Mobilitätsberatung in der Sektion breit abgestützt werden muss. Schlüsselfaktor für die Überzeugungsarbeit und die Know-how-Vermittlung sind jedoch die Sektionsverantwortlichen: 85% der Befragten sind der Ansicht, dass die Verantwortlichen der Sektion am besten geeignet sind, um zu einem vermehrten Um-stieg auf den öffentlichen Verkehr zu motivieren. Im Idealfall kann der Tourenchef, der sich für die öV-Anreise einsetzt, seine Tourenleiter/innen direkt beraten. 4

Da in der Schweiz noch kein anderer Sportverband seinen Sektionen eine Mobilitätsberatung angeboten hat, können die Erfahrungen des SAC auf weitere Verbände übertragen werden. Doch sollte die Beratungstätigkeit nicht isoliert eingesetzt werden, sondern gemäss dem Autor der Studie «... auf gute Produkte und Dienstleistungen seitens der Kampagne... » zurückgreifen können.

Verbesserungspotenzial vorhanden Der SAC als Verband und mit ihm die Sektionen sind im Rahmen der Kampagne Alpen retour auf gutem Weg, die im Leitbild verankerten Grundsätze « alpine Tätigkeiten im Einklang mit der Natur » und « Förderung der Benützung des öffentlichen Verkehrs » schrittweise voranzutreiben und umzusetzen. Die Anreise in die Berge erfolgte im Testjahr mehrheitlich « alpenfreundlich ». Da es immer noch grosse Unterschiede zwischen Regionen, Sprachraum, Bergsportdisziplinen und Altersgruppen gibt, besteht trotz der vielen Sektionen mit einem umweltschonenden Mobilitätsverhalten noch ein grosses Verbesserungspoten-zial. a

Pascal Regli und Jöri Schwärzel Projektbeauftragte Alpen retour 1 Vgl. ALPEN 1/2000 2 Vgl. ALPEN 10/2002 3 Felber Stephan: Evaluation der Mobilitätsberatung beim Schweizer Alpen-Club zur Förderung eines umweltfreundlichen Freizeitverkehrs. Geographisches Institut und Interfakultäre Koordinationsstelle für allgemeine Ökologie der Universität Bern, 2003 4 Informationen zur Mobilitätsberatung bei Jöri Schwärzel, joeri.schwaerzel(at)alpenbuero.ch, Tel. 081 420 22 58, oder auf der Geschäftsstelle des SAC bei Jürg Meyer, juerg.meyer(at)sac-cas.ch 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Deutschschweiz Westschweiz Stad tse kti on Mitte lland -Ju ra Alp ine Stad t Mitte lland -Be rgg ren ze Be rgg eb iet JO Se nio ren Ges am tse kti on Ges am ter ge bn is Anteil OeV 1998 Anteil OeV 2002 in % Verkehrsmittelanteile nach Sprachgebiet, Region und Altersgruppen Das Ziel der Mobilitätskampagne Alpen retour wurde auf Grund der hochgerech-neten Ergebnisse des Testjahres 2002 praktisch erreicht: Eine Million Personenkilometer konnten auf öV umgelagert werden. Einfahrt der Berninabahn bei der Station Alp Grüm Foto: zvg/Alpenbüro Netz GmbH DIE ALPEN 11/2003

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