Knacknuss Umweltarbeit in den Sektionen
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Knacknuss Umweltarbeit in den Sektionen Von der Theorie zur Praxis

Das Spannungsfeld, in dem sich der SAC als Bergsport- und Umweltverband bewegt, zeigt sich nirgends besser als bei der Sektionstätigkeit. Sind es doch die Sektionen, die Konzepte umsetzen und sie damit erst zum Leben erwecken. Starke Vernetzung, und vor allem viel Dialogbereit-schaft führen hier zum Erfolg.

Seit 2002 gelten verbindliche Umweltrichtlinien in den Sektionen und im Zentralverband. Während sich der Zentralverband bei der Durchsetzung dieser Richtlinien auf professionelle Umweltbeauftragte abstützen kann, sind die Sektionen auf das freiwillige Engagement ihrer Mitglieder angewiesen. Diese stehen aufgrund der lokalen Verbundenheit viel stärker zwischen den Fronten. Nicht selten treffen Umweltanliegen sogar auf sektionsinternen Widerstand. Drei Beispiele zeigen, wie wichtig die Umweltarbeit an der Basis für den gesamten SAC ist.

Aufgrund der zahlreich auftretenden Konflikte zwischen Naturschutz und Kletterern im Jura und vorgesehenen ( Teil-)Sperrungen von Klettergebieten 1 ist die Sektion Baselland seit Jahren vornehmlich in diesem Bereich aktiv. Sie arbeitet dabei eng mit dem SAC-Zentral-vorstand und der « IG Klettern Basler Jura » zusammen. Letztere wird vom Sektionsmitglied und langjährigen JO-Chef Patrik Müller geleitet. Das Engagement reicht von der Mit-erarbeitung von Grundlagenpapieren, den Verhandlungen mit Naturschutzvertretern des Kantons über einzelne Klettergebiete bis zu sogenannten « Gebiets-patronagen », die die Sektion übernommen hat. Die Verhandlungen mit Kantons- und Gemeindebehörden über die regionalen Kletterbeschränkungen sind langwierig und sehr zeitintensiv. Manches Sektionsmitglied, eingeschlossen der Sektionspräsident Hermann Schwitter, opferte bereits viele Stunden – im Interesse des Klettersports und des Gesamtverbandes. Die Sektion Baselland arbeitete bei der Erarbeitung eines lokalen Kletterkonzepts an der Schauenburger-fluh mit ( sektorielle Sperrung, Pflege- und Lenkungsmassnahmen beim Zu- und Abstieg ). Auch führt sie seit acht Jahren im Rahmen des alljährlichen Um-welt-/Naturschutztages einen Pflegeein-satz im Klettergebiet Gerstel/Walden-burg durch; mit dabei sind auch der Forstdienst und Interessierte aus der Gemeinde. « Diese Einsätze tragen dazu bei, dass der SAC in der Bevölkerung und bei den Behörden positiv wahrgenommen wird », beobachtet Roman Meier, langjähriger Umweltbeauftragter der Sektion, « zudem wecken wir so das Verständnis für unseren Wunsch nach Klettermöglichkeiten. »

Bereits zum 15. Mal führte die SACSektion Rossberg ( Zug ) im September 2006 ihre Rossbergputzete durch. SAC-Mit-glieder säubern in diesem Freiwilligen-einsatz jeweils Wege, Bäche, Feuerstellen und Picknickplätze « ihres » Gebietes Rossberg–Zugerberg–Hürital. « Die Ab-fallmenge hat sich in all den Jahren mehr als halbiert », beobachtet Hauptinitiant Ernst Merz. Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, dass gewisse Gemeinden an Picknickplätzen mehr Abfalleimer aufgestellt haben. Der Anlass sei nicht mehr aus dem Jahresprogramm des SAC Rossberg wegzudenken, meint der ehemalige Umweltbeauftragte.

Ein Erfolgsrezept für die gute Verankerung der Rossbergputzete ist sicherlich die erfreuliche Wirkung in der Öffentlichkeit: Der Sektion gelingt es jedes Jahr, die Medien für ihre Aktivitäten zu mobilisieren und damit ihre Anliegen in die Öffentlichkeit zu tragen – ein beispielhaftes Lobbying. Auch dass sich gelegentlich Schulklassen an der Aktion beteiligen, trägt zur Breitenwirkung bei.

Mit öffentlichkeitswirksamen Arbeitseinsätzen können sicherlich mehr Lorbeeren geholt werden als mit der Opposition gegen regionale Entwicklungsprojekte wie etwa Skigebietserschliessungen. Aber gerade solche Stellungnahmen können wichtige Debatten innerhalb der Sektionen auslösen und zu einer neuen Haltung gegenüber Umweltanliegen führen. Ein gutes Beispiel für einen solchen Prozess erlebte die Sektion La Dôle. Die Nutzung des nordwestlich von Nyon gelegenen Erholungsgebiets La Dôle mit dem gleichnamigen Gipfel ( 1677 m ) bereitete der siebenköpfigen Umweltkommission der Sektion La Dôle in den vergangenen Jahren viel Arbeit. Die Betreiber der Transportanlagen am La Dôle planten um das Jahr 2000 die Modernisierung des bestehenden Skigebiets. Sie wollten unter anderem drei bestehende Skilifte durch einen einzigen Sessellift ersetzen. Dieses Begehren an sich stellte die Umweltkommission nicht in Frage. Dennoch intervenierte sie beim Bundesamt für Verkehr und forderte den Verzicht auf die Sommernutzung des Skilifts, den Bau eines Gipfelrestaurants, die geplante Verbindungsstrasse vom Col de la Givrine zur Talstation « Les Dappes » sowie auf die Erhöhung der Parkplatzzahl. Bei diesem Engagement konnten die Umweltvertreter der Sektion auf die wertvolle Unterstützung durch den SAC-Zentralvorstand zählen. Weiter arbeiteten sie eng mit den lokalen Sektionen von VCS, Pro Natura und WWF zusammen. Die gemeinsame Ver-handlungsstrategie führte 2005 schliesslich zum Erfolg: Behörden und Promotoren der Region traten beinahe vollständig auf die Forderungen ein, die auch Eingang in den regionalen Nut-zungsplänen fanden.

Es war jedoch genau die enge Zusammenarbeit mit den erwähnten Umweltorganisationen, die sektionsintern zu Grundsatzdiskussionen über die Positionierung des SAC geführt hatte: « Das umweltpolitische Engagement geriet bei einigen Sektionsvertretern unter Beschuss, die den SAC als reinen Bergsportverband betrachten », erinnert sich Pierre Strauss, Präsident der Umweltkommission. So sei viel Überzeugungsarbeit innerhalb der Sektion nötig gewesen – nebst der Verhandlungstätigkeit, der Mitsprache bei der Projektausgestal-tung sowie der Ausarbeitung der regionalen Nutzungspläne. Doch mit Blick auf das Erreichte habe das Engagement der Umweltkommission auf alle Fälle Früchte getragen.

Wie die drei Beispiele zeigen, sind die Umweltbeauftragten in den Sektionen immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Die Lobbyarbeit gegen aussen, aber auch die Überzeugungsarbeit für Umweltbelange innerhalb der Sektion verlangen ein vielfältiges, ausdauerndes Engagement. Für die Akzeptanz eines Sektionsengagements spielt aber gerade die Umweltsensibili-sierung der Mitglieder eine tragende Rolle. Erst wenn diese vorhanden ist, gewinnen die Umweltkommissionen an Gewicht und können ihre Energien auf nötige Projekte konzentrieren. a Christine Neff, Mitglied Umweltkommission Der 1677 m hohe La Dôle von Nordosten aus: Er ist Lebensraum des gefährdeten Auer-huhns und im BLN-Inventar geschützt. Die SAC-Sektion La Dôle wehrte sich erfolgreich gegen eine weitere Zunahme der Infrastrukturen.

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