Die Wendenstöcke
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Die Wendenstöcke

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Photo Claude Hemy

Claude Remy, Vers-l'Eglise

Vom Tällistock zum Titlis Tällistock ( Südwand ) im Abendlicht Von Quantität und Qualität: Seien wir auf der Hut!

Eine Zeitlang lief das Gerücht um, die Wendenstöcke ( oder gebräuchlicher: der Wenden ) würden endlich besser zugänglich werden, dies dank der Zunahme der Routen und der Neuausrüstung einiger unter ihnen, so ( Excalibur ), und . Erleichterung bei den Interessierten, die eifrig ihre neuen Unternehmen planen. Aber Achtung: Am Wenden ist nichts so wie woanders.

( Wir haben weder die Absicht, arrogant zu sein, noch, uns das Massiv anzueignen oder einen Stil und Regeln vorzuschreiben. Doch angesichts der Zahl der Kletterer und der Verschiedenheit ihrer Methoden möchten wir unserer Sorge um diesen Ort Ausdruck geben, dem Wunsch, den Fels, dieses Kleinod, das der Wenden ist, und auch die besondere Ambiance des Gebietes zu bewahren. ) Man muss zugeben, dass hier bis heute nicht alles vorbildlich vor sich gegangen ist. Bereits sind einige Routen einander zu nahe, und in manchen schwierigen Passagen ist die Anzahl der Bohrhaken zu gross ( obgleich... ). Mea culpa. Wäre es nötig, wie Kaspar mit ebensoviel Verstand wie Entschlossenheit meint, da und dort, manchmal über ganze Routen hin, überflüssige Bohrhaken zu entfernen? Die Idee ist faszinierend, denn ist es nicht gerade das Wesentliche, den Wert der Felsstruktur zu bewahren oder ihn wiederherzustellen? Aber zu einem solchen Unternehmen ist verdammt viel Mut nötig.

Versuchen wir doch in Zukunft, die systematische Anlage der Routen, das Übermass an Bohrhaken, das es möglich macht, sozusagen überall durchzukommen, und in einen Wettlauf um Quantität und Popularität mündet, zu begrenzen oder zu vermeiden. Versuchen wir doch, das Klettern nicht banal und einförmig werden zu lassen, bewahren wir unserm Sport seine Qualität. Dafür scheint es vital, Raum zwischen den Routen zu belassen. Die übergrosse Zahl und gegenseitige Nähe der Routen, vor allem solcher von gleicher Schönheit und Schwierigkeit, hat eine Abwertung des Klettergeländes zur Folge: Manchmal weiss der Kletterer nicht einmal mehr, welcher Route er folgen soll und wo er sich befindet.

Andererseits sollten wir keine Vorschriften für das Ausrüsten der Routen erlassen. Mag es von oben oder von unten, mit oder ohne Bohrer erfolgen, die Ausrüstung kann ebensogut vorbildlich wie auch lächerlich sein. Geben wir der Kreativität Raum, solange sie die Arbeit der Vorgänger achtet. Die Vergangenheit respektieren heisst, sich selbst zu respektieren. Buoux und die andern übermässig ausgerüsteten Gebiete sind in Ordnung; es wäre jedoch bedauerlich, wenn alle Massive sich glichen. Warum sollte überall die Reissend Nollen I"1 ', Pfaffenhut1^ Mähren A: Thorwächter B: Sonnenkönig C: Trachsel-Route D: Passion E: El condor pasa F: Góry G: Voie du frère H: Lupus I: Sternschnuppe J: Inuit K: Stars away gleiche Qualität an fixer Ausrüstung mit Abständen geboten werden?

Die Vorläufer Merkwürdigerweise war bis gegen Ende der fünfziger Jahre in den Wänden der Wendenstöcke, abgesehen von einigen Durchstiegen in Couloirs, keine einzige Route angelegt. An Versuchen hat es jedoch nicht gefehlt. Aber damals war, wie die Älteren betonen, alles anders: die langen Anwege, das Material, dazu andere Berge, in denen sich noch viel machen liess und die stärker lockten.

Im Jahr 1958 begann dann auf sehr kühne, wenn nicht sogar visionäre Weise das Klettern in diesem herrlichen Gebiet: Eine Seilschaft aus zwei Alpinisten versuchte mit den begrenzten Mitteln und Kenntnissen jener Zeit die Erstbesteigung der eindrucksvollen, Klein Wendenstock L:

Excalibur W: Sektor der Routen:

1:

Kleopatra M:

Lancelot - Ochsner-Route 2:

Batman 0:

Blaue Lagune - Las aguas del infer no 3:

Trash P:

Legacy - Todo o nada 4:

Pain-killer Q:

Ibicus 5:

Caminando R:

Andorra 6:

Dingo S:

Jednicka n° 1 7:

Spasspartout T:

Aureus 8:

Rockmantic U:

Charia 9:

Virus V:

Strada del sole abgelegenen Titlis-Südwand! Eine unglaubliche Herausforderung.

Kurt Grüter und Max Niedermann nahmen die Wand etwa 150 m links des Südostpfeilers in Angriff ( es ist mehr oder weniger die Linie, die Hans Howald dann 1981 wählte ). Doch die Kompaktheit des Gesteins zwang sie nach ungefähr 250 m aufzugeben. Diese beiden ungewöhnlichen Kletterer, auf die wir noch zurückkommen werden, bildeten ein grossartiges Duo, das während einer Generation, von der Mitte der fünfziger bis in die siebziger Jahre, im Land Aufsehen erregte. Doch meist gingen sie getrennt vor.

1959 eröffneten in der Südwand des Tällistock ( oder Tälli ) zwei verschiedene Seilschaften jede eine Route entlang naturgegebener Linien. Im Juli stiegen Max Niedermann und Dietmar Ohngemach in der linken Flanke eines Pfeilers der Südwand auf. Hier ist es Zeit, Max kurz vorzustellen: Mit einer unwahrscheinlichen Begabung, noch unberührte Wände zu entdecken, eröffnete er unermüdlich in der ganzen Schweiz sehr schöne neue Routen: Graue Wand, Salbit Schijen, Bielenhorn, Rätikon und 1954 — vielleicht seine beste Leistung - seine Route in der Scheidegg-Wetterhorn-Nordwand mit einer Höhe von 1300 m. Er ist von bemerkenswert langdauernder Leistungsfähigkeit, denn noch heute ( bastelt ) er Routen. Die an- dere Seilschaft, die von Sepp Inwyler und Willi Richard, legte im September 1959 eine neue Route in dem Pfeiler im äussersten rechten Teil der Tällistock-Wand an. Sepp ist einer der aktivsten Kletterer der Zentralschweiz. Schon mit 16 Jahren erstieg er den Nordgrat des Piz Badile, in den folgenden Jahren eröffnete er neue Routen, und 1961 durchstieg er zusammen mit Kurt Grüter die gefürchtete Eigernordwand.

Die sechziger Jahre 1960 gelang Sepp Inwyler zusammen mit Sepp Bielmeier eine erstaunliche Erstbegehung in der grossen, senkrechten, 400 m hohen Wand des Tälli. Noch heute heischt diese Route durch ihre Länge, ihre zahlrei-

la I *t IM t IA1, Im Wendenstockfels Am Gross Wendenstock in der klassischen Au reus-Route 228chen Traversen, ihre kompakten Platten zwischen eindrucksvollen Dächern und die Unmöglichkeit zum Rückzug grossen Respekt. Bedenkt man die Verhältnisse jener Zeit und vor allem die Art, wie das Unternehmen durchgeführt wurde, nämlich recht schnell, in zwei Tagen, so muss man wirklich anerkennen, dass die Seilschaft damit eine grosse Leistung vollbracht hat. Dies um so mehr, als die Kletterer, entsprechend der damaligen Tendenz zum technischen Klettern, schwerbepackt ausgezogen waren: 120 Haken und zwei Dutzend Holzkeile! Tatsächlich haben sie alles in allem nicht mehr als etwa vierzig Haken gesetzt und sind nur sehr wenig mit technischen Hilfsmitteln geklettert.

Im Jahr 1990, mit 50 Jahren, hat Inwyler seine Route, die zu klassischen am Tälli geworden ist, zur Feier des dreissigsten Jahrestages der Erstbesteigung wieder begangen. Ein Trost für unsre alten Tage!

1960 wurden aber in dem Massiv noch zwei weitere Routen eröffnet, darunter eine, die alles andere übertrifft.

Die Jurassier Ähnlich wie die Genfer bildeten die Jurassier eine der am engsten zusammengeschlossenen und aktivsten Alpinistengrup-pen der Schweiz. Sie trainierten an den bescheidenen Felsen und Klippen ihrer Region. Der Jura war schon damals eine gute Vorbereitung für die Alpen, was hohe Schwierigkeiten betraf. Die führende Gestalt jener Zeit war Hugo Weber. Es sei daran erinnert, dass er 1959 eine neue Route in der grossartigen überhängenden Nordwand der Cima Ovest de Lavaredo ( Dolomiten ) eröffnet hat. Im folgenden Jahr stand Hugo ( zusammen mit dem Genfer Michel Vaucher und anderen ) auf dem Gipfel des Dhaulagiri ( 8167 m ), es handelte sich um die Erstbesteigung dieses Berges. Der Chef dieser Expedition, Max Eiselin, und andere aktive Schweizer Alpinisten machten Hugo auf einen bestimmten noch unbestiegenen Pfeiler mitten im Herzen der Schweiz aufmerksam.

Bei einer Ski-Erkundungstour entdeckten die Jurassier die Wendenstöcke und vor allem den verblüffenden Schwung des Südpfeilers des Titlis. Es handelt sich um den steilsten und höchsten Felssporn des Landes, der einem überragenden Schiffsbug gleicht.

Die wie üblich in Chamonix geplanten Ferien sind schnell vergessen. Die Jurassier bereiten ihr Unternehmen ein wenig wie eine Expedition vor. Zusätzlich zu ihrem üblichen Material nehmen sie 200 selbsthergestellte Bohrhaken mit. Für den Titlis waren mehrere Stunden Anmarsch nötig und ein Biwak unter freiem Himmel ( das Grassen-Biwak direkt am Fuss des Pfeilers wurde erst später vom SAC gebaut ). Die Equipe setzte sich zusammen aus bestandenen Alpinisten wie Hugo Weber, Jean Braun, Martial Perrenoud, aber auch aus jungen, ebenso kühnen wie unerfahrenen Talenten, nämlich Bernard Meier, Robert Boegli und den beiden erst 17jähri-gen Michel Zuckschwerdt und Raymond Monnerat.

Gleich zu Beginn lernte die Gruppe die gefürchteten Wetterverhältnisse der Gegend kennen. Um sich nicht zu langweilen, eröffneten sie zwischen zwei Platzregen und Schneefällen eine Route in der am nächsten liegenden und leichtesten Wand des Tällistock.

Nicht ohne mehrere Versuche und Zwischenfälle und nachdem sie ein letztes heftiges Gewitter hatten über sich ergehen lassen, erreichten die Jurassier den höchsten Punkt dieser extremen 700 m am Titlis. Es war die härteste Felsroute jener Zeit in der Schweiz, und ihre Schöpfer waren stolz, nur wenige Bohrhaken gesetzt zu haben. Hugo Weber, der beim Enderfolg nicht dabeisein konnte, führte mit Sepp Inwyler die erste Wiederholung durch. Noch heute gilt die sehr selten begangene Route an diesem Pfeiler als eine der härtesten des Landes.

Hanspeter Trachsel Im Jahr 1962 hat Hanspeter Trachsel, ein begabter, damals 18jähriger Alpinist, bereits den Eperon Walker in den Grandes Jorasses und den Pilier Bonatti in den Drus erstiegen. 1970 gehörte er der Gruppe an, der die Win-ter-Erstbesteigung ( die zweite Besteigung überhaupt ) der Eigernordwand über die Ja-paner-Route gelang. Im Sommer desselben Jahres führte er mit P. von Känel eine weitere bedeutende Erstbegehung durch, die der 1000 m hohen Direktroute am Westpfeiler des Scheidegg-Wetterhorn. In der Region des Wenden beging er die Jurassier-Route am Tälli, führte die dritte Begehung der In-wyler-Route, als sie noch wenig ausgerüstet war, in der ausserordentlich kurzen Zeit von fünfeinhalb Stunden durch, ausserdem auch die Drittbesteigung des Südpfeilers des Titlis.

Am 30. und 31. Juli 1968 bestiegen Markus Brechbühl und Hanspeter Trachsel den mächtigen Südwestpfeiler des Pfaffenhuet, an dem es damals noch keine Route gab. Der Zugang zu diesem eindrucksvollen Berg geschieht über sehr steile und lange Grashänge ohne sichtbaren Wegverlauf. Dieser Anmarsch hat mehr als eine Seilschaft, einige von ihnen mit Steigeisen und willkommenen Pickeln ausgerüstet, verunsichert, nicht zu reden von denen, die in diesem Gelände von schlechtem Wetter überrascht wurden. Wenn man die Länge und wirkliche Schwierigkeit der Besteigung kennt, die den Kletterer nach diesem mühsamen Beginn erwarten, versteht man, warum der Wenden von einem eigentlichen Mythos umgeben ist!

Der Pfaffenhuet-Pfeiler wirkt klar und elegant ( vor allem, wenn man ihn vom Tal aus sieht ); die direkt zum Gipfel führende Route wurde zu einer geheimen klassischen des Gebietes. Die Anforderungen der Route sind dank des Vorhandenseins zweier grosser Bänder, die wenn nötig eine Ausstiegsmöglichkeit bieten, etwas gemildert.

Die Fortsetzung in den siebziger Jahren Hans Berger und Jürg von Känel eröffneten 1970 eine neue Route am Tälli, die direkt über die grossen, kompakt wirkenden Platten hinwegführt. Beide sind sehr aktiv, aber Jürg konzentriert sich besonders auf das Felsklettern und gehört zu den Schweizer Avantgardisten des reinen Felskletterns. Während mehr als zwanzig Jahren bleibt er an der Spitze der Kletterer von hohem Niveau in unserm Land. 1990, mit 39 Jahren, führte er die Erstbesteigung von ( Mission Miranda ) im Leen aus; die Bewertung der Route mit 8b+ wurde nach der Wiederholung bestätigt.

Ebenfalls 1970 wurde der Südostpfeiler des Pfaffenhuet von H. Howald und J. Whiting erstiegen. ( Übrigens hat Hans Howald weder damals noch am Wenden eine kleine Revolution in der alpinistischen Welt der Schweiz verursacht, sondern erst später, 1979, als er eine Serie phantastischer Routen in den, in den Alpen einzigartigen, Granitplatten der Handegg eröffnete. Hans machte damit auf die Ausübung einer schönen, absolut freien Kletterei aufmerksam, die ihr Ziel in sich selbst hat. ) 1981 konnte Hans Howald am Wenden noch eine weitere bedeutende Leistung verbuchen: die Erstbesteigung in direkter Linie der Südwand des Titlis; im gleichen Anlauf eröffnete er in der Eigernordwand eine ernsthafte Route.

Eine neue und etwas ungewöhnliche Jutassi er- Gruppe In den siebziger Jahren tauchte am Wenden eine neue Gruppe von Jurassiern auf. Aber diese Gesellschaft, die , führte sich zumindest verwirrend auf, stiess Traditionen um und respektierte nur ihre eigenen Gesetze. Selbst im Gebirge war ihr Benehmen nicht immer vorbildlich. Auf jeden Fall pulverisierten diese Burschen alle bestehenden Besteigungszeiten, befreiten Routen von ihren Haken und eröffneten neue Routen, für die sie abenteuerliche Topos mit beachtlich Bewertungen lieferten.

Im Jahr 1973 eröffneten sie am Tälli, in der Nähe der ( Directe ) von J. von Känel, eine neue Route,

Am Reissend Nollen 1970 wurde die fast 900 m hohe Südwand des Reissend Nollen zum ersten Mal auf einer erstaunlichen, durch Rampen, Couloirs und Kamine verdeckten Linie durchstiegen. Sie bot eine angenehmere Kletterei als ver- 231 Gross Wendenstock. In der Route Charia mutet. Nach mehreren Versuchen erreichten Etienne Gross und Walter Keusen ihr Ziel. Sie liessen dabei alles verwendete Material am Ort zurück, eine grosszügige, zu jener Zeit seltene Geste. Die 200 gesetzten Haken könnten viel scheinen, zieht man aber die jeweils am Stand verwendeten ab, bleiben im Durchschnitt nur noch vier bis fünf pro Seillänge in dieser längsten Route des gesamten Massivs. Ein schönes Meisterstück insofern, als sich die Route völlig frei begehen lässt: 6bc ( 56a obligatorisch ).

Kehren wir, ehe wir die ( klassischen ) Jahre verlassen, noch einmal zu Kurt Grüter zurück, einem der aktivsten Alpinisten der Schweiz. Er hat, ohne viel Aufsehen, Routen von sehr hohem Niveau in grosser Zahl und in allen Ländern eröffnet. Man denke nur an die beiden, die er ( 1958 und 1971 ) in der unbeachteten hohen Südwestwand des Schlossberges, eines Gipfels in der direkten Verlängerung des Titlis, eröffnet hat. Nachdem er bereits 1958 einen Versuch an der Südwand des Titlis unternommen hatte, versuchte er 1974 die Besteigung der grossen Ostwand. Unglücklicherweise stürzte dabei nach 400 m sein Gefährte Erwin Saxer zu Tode. Seitdem ist diese Wand unberührt geblieben.

Die achtziger Jahre Man erlebte in diesen Jahren das Eindringen des modernen Kletterns, das sowohl durch die Eröffnung von Extremrouten in Platten als auch durch die Einführung des Freikletterns auf hohem Niveau deutlich wurde.

Mit neuen Methoden ( Setzen von Bohrhaken, zunächst von Hand, von 1988 an dann mit batterie- oder akubetriebenen Bohrmaschinen ) und einer veränderten psychischen Einstellung nahm man derart steile und kompakte Zonen in Angriff, wie es kurze Zeit vorher noch undenkbar gewesen wäre.Vor allem zog man Klettereien in Betracht, bei denen nicht unbedingt der Gipfel erreicht werden sollte und man nur in gutem Fels blieb.

Pierre-Alain Steiner und Paul Maillefer eröffneten 1983 und 1985 zwei schöne Routen am Tällistock, wobei sie allerdings von oben her einige Bohrhaken setzten; sie profitierten dabei von bereits bestehenden nahen Routen. 1986, kurz vor seinem tödlichen Unfall am Cho Oyu ( 8201 m ), eröffnete Pierre-Alain zusammen mit François Studemann eine herrliche Route in den Platten des Reissend Nollen. ( Es sei daran erinnert, dass sich die Brüder Bühler als erste, 1985, für diesen gewaltigen, noch unbegangenen Sektor interessiert haben. Ein Sturz und ein gebrochenes Bein setzten ihrem Versuch ein Ende. ) Vor allem vom Ende der siebziger Jahre an bewies dann das aktivste Tandem der Innerschweiz, Peter Lechner und Kaspar Ochsner, durch die Eröffnung zahlreicher Routen von hohem Rang seine Fähigkeiten. Nachdem sie den mageren Bestand an naturgegebenen Linien erschöpft hatten, wagten sie sich in Im von Caminando das grosse verwirrende Gebiet der Platten. Natürlich bieten Bohrhaken eine technische Möglichkeit, die unerlässliche Sicherheit zu schaffen. Ist der Kletterer aber allein in seinem senkrechten ( Ozean>, weit oberhalb des letzten Sicherungspunktes, dann wird das ( Abenteuer Klettern ) höllische Wirklichkeit und entsetzlich anspruchsvoll. So eröffneten die beiden ( Angefressenem vom Wenden ihre Routen ohne übermässigen Gebrauch von Hilfsmitteln, die sie stets nur im Verhältnis zu den zu überwindenden Schwierigkeiten einsetzten. Als 1990 Bernd Arnold, der für seine anspruchsvolle Kletterei wohlbekannte ostdeutsche Meister, den Wenden besuchte, bezeichnete er die Routen, die er begangen hatte, als

Erwähnen wir noch eine andere Sparte des Kletterns, der sich die Kletterer vom Wenden zugewendet haben: die Überwindung der seltenen technischen Passagen in reiner Freikletterei. Ein solches Vorhaben ist sehr anspruchsvoll, denn es fordert ausser den auf hohem Niveau nowendigen speziellen körperlichen Fähigkeiten eine perfekte psychische Selbstbeherrschung, ausserdem enorme Ausdauer und Entschlossenheit. Selten wagt jemand, das Massiv mit diesem Ziel in Angriff zu nehmen, und noch seltener sind jene, denen Erfolg beschieden ist.

Auf der Stufenleiter der Schwierigkeitsgrade Die ersten Kletterer, denen es gelang, die Barriere des 7. Grades ( nach französischer Skala !) zu überwinden, waren Alexander Ogi ( der auch 1984 in der Route ( La nid la ga> in Wildi als erster den Grad 8a kletterte ) und Robert Marti. Sie durchstiegen als erste am Tälli; dort folgen sich eine Seillänge 7a und eine 7b. Doch der Tälli ist nicht der Wenden, sagen Puristen, grade gut zum Aufwärmen.

Von 1985 an mobilisierte die Praxis des reinen Freikletterns im Massiv die besten Kletterer des Landes. Zunächst versuchten sie, auf diese Art eine einzige harte Seillänge zu klettern. So wurden, Seillänge um Seillänge, Routen wie ( Andorra ), und ( Jednicka n° 1> in Freikletterei versucht. Diese langen Routen in alpiner Umgebung sind jedoch mit wenig und zudem solchem Material ( meist Haken und Reepschnüre in Abständen ) ausgerüstet, das dieses Vorgehen alles andere als begünstigt.

Die erstaunliche Erstbegehung von ( Blaue Lagune ) ( ausgesetzte Route, 7bin Freikletterei ( und fast an sight ) gelang bereits 1988 den Deutschen Alexander und Thomas Huber. Im nächsten Jahr wurde, nach mehreren auf verschiedene Saisons verteilten Versuchen, eine weitere Stufe bewältigt: Hanspeter Sigrist beging in freier Kletterei ( Andorra ), eine Route mit mehreren Seillängen 7b und 7c.

Erwähnt sei auch die nicht alltägliche Aneinanderreihung von Routen durch die Oberwalliser Bruno Pfaffen und Freddy Tscherrig, die im Sommer 1989 an einem Tag ( Sternschnuppe ), ( Inuit ) und ( Stars away> begingen, das heisst dreissig Seillängen, alle zwischen 6b und 7a!

Noch ein Wort zu den Winterbesteigungen. Mehrere Routen am Wenden wurden, hauptsächlich von Peter Lechner und Kaspar Ochsner, in der kalten Saison begangen. Ausserdem hat sich Kaspar Ochsner sogar das Vergnügen geleistet, mehrere Routen solo zu eröffnen ( allerdings im Sommer ), zum Beispiel ( Lochstreifen ) und ( Passion ).

Die neunziger Jahre Den Grad 8a hat der Jurassier Philippe Steulet versucht, indem er den dritten Stand von ( Kleopatra ) übersprang, jedoch ohne dass ihm die Passage in einem Zug gelang; diese Leistung wurde dann im August 1992 durch den Österreicher Beat Kammerlander vollbracht ( seine Frau Cornelia sicherte ihn ), der den angegebenen Schwierigkeitsgrad bestätigte. Kurz darauf gelang ihm auch die freie Begehung von ( Jednicka n° 17c ) und die On-sight-Begehung von ( Batman ) ( 7bc ). Ausserdem hat er mehrere lange extreme Routen im Rätikon eröffnet. Sein Meisterwerk, ( Endlose Geschichte ), ist eine Folge von 7c obligatorisch bewerteten Seillängen und Passagen im Grad 8a und 8b. Es ist die bis heute härteste Route in den Alpen. Beats Besuch am Wenden hat etwas gebracht. Einerseits hat er einen neuen Grad im Massiv eingeführt, andererseits einen interessanten Vergleich angestellt: ( Im Rätikon ist das Klettern technischer und die Schwierigkeiten dauern länger an als am Wenden. Vergleicht man die für jedes dieser Massive vorgeschlagenen Bewertungen und berücksichtigt dabei nur die reine Schwierigkeit, so wird sicher am Wenden etwas überbewertet. Aber es stimmt, dass man die Besonderheiten dieses Massivs, die Art des Zugangs, seine harten atmosphärischen Bedingungen und seinen alpinen Charakter, nicht vergessen darf. ) Ehe jedoch Erstbegehungen in Freiklettertechnik oder an sight möglich sind, müssen zunächst neue Routen eröffnet werden. Eine Eigenheit von Yves Remy besteht darin, zahlreiche anspruchsvolle Routen zu eröffnen und sie gleich darauf frei zu begehen. Genannt seien ( Legacy ), , ( Rockmantic>, ( Virus ) und ( Torah ) mit mehreren Seillängen 7bc.

Doch bereits zeichnen sich am Wenden neue Ziele ab: völlig freie On-sight-Begehun-gen langer harter Routen. Darf man sich schon jetzt eine andere Super-Herausforde-rung vorstellen; die vollständige Solo-Bege-hung von Routen?

Abschliessend - um eine leider wenig erfreuliche, aber sehr reale Tatsache nicht zu übergehen - sei daran erinnert, dass alle Probleme, die die Gemeinschaft der Kletterer am Wenden bewegen - die übermässige Vermehrung der Routen und der Bohrhaken -, vielleicht ebenso schnell wie gründlich gelöst werden: durch Granatenbeschuss! Tatsächlich ist dieses in der Schweiz einzigar- tige Gebiet von noch intakter natürlicher Schönheit und mit grossartigem Gebirgscharakter durch das Projekt eines Schiessplatzes auf der Wendenalp bedroht. Ein unsinniger Plan der Armee!

Technische Angaben Wir geben hier einen kurzen Überblick über eine Auswahl der, sei es durch ihr Interesse oder weil sie neu sind, bedeutendsten Routen des Massivs ( vgl. auch QH 111/90, S. 129, MB 3/91, S. 96, und MB 3/92, S.94 ). Die Routen sind insgesamt nach Süden orientiert und werden der Reihe nach von links nach rechts ( vom Tällistock zum Titlis ) aufgeführt. Mitzunehmen in jedem Fall: eine Auswahl Klemmkeile, 50-m-Dop-pelseile. Die angegebenen Bewertungen entsprechen der französischen Skala; die zuerst genannte gibt die obligatorische Schwierigkeit an, die in Klammern gesetzte zweite die Schwierigkeit bei völlig freier Begehung. ( In diesem Zusammenhang ist zu sagen, dass die Bewertungen einen unvermeidlich schwankenden und etwas relativen Charakter haben und nach mehreren Wiederholungen einer Route eine - im allgemeinen niedrigere - Neubewertung stets möglich ist. ) Die Routen sind sehr ausgerüstet, an Ort befinden sich in der Regel M10-Bohr-haken.

Man beachte, dass die Zufahrten über private Alpstrassen führen. In Füren und in Gadmen ist eine Mautgebühr zu zahlen. Der Anweg zu Fuss über sehr steile Hänge ohne bezeichnete Wege kann bei schlechtem Wetter gefährlich sein. Gute Schuhe sind ratsam, Skistöcke nützlich. Vorsicht, wenn Gewitter drohen.

Tällistock ( 2579 mTalmud: C. und Y. Remy, 1992. 400 m, 6b/A1 ( 7a ). 100 Bohrhaken M10. Schöne abwechslungsreiche Route, die in der Plattenwand direkt rechts des Südwestpfeilers aufsteigt. Abseilpiste.

- Polybe: C. und Y. Remy, 1992. 450 m, Gab ( 7a ). 95 Bohrhaken M10. Die Route verläuft in der Nähe derjenigen der Jurassier. Abseilpiste.

- Voie des Welsches: P.A. Steiner und P. Maillefer, 1983. 6b ( 6c. Friends 1 bis 3. Sehr schöne Route in plattigem Fels. Am oberen Ende der Route, in Höhe des grossen Bandes, kann man entweder in der Route abseilen oder über den Kamin der Inwyler-Route zum Gipfel aussteigen.

- Inwyler-Route: S. Inwyler und S. Bielmeier, 1960. 6a ( 6b ). Sehr schöne, vor allem wegen der Steilheit des Geländes und ihrer nicht allzuhohen Schwierigkeit ausgesprochen klassische Route. Abwechslungsreich mit zahlreichen luftigen Traversen. Friends 1 bis 3. Achtung: Der Ausstiegskamin kann zu Beginn der Saison ( Eis ) und vom ersten Schnee im Herbst an unbegehbar sein. Rückkehr zu Fuss.

- Marti-Flück: G. Flück und P. Marti, 1978, 6b/A2 ( 7c ). Friends 1 bis 3. Schöne Route über einem Pfeiler, der raffiniert in den grossen Dächern endet. Etwas überalterte Ausrüstung mit Haken und Bohrhaken. Abstieg über die Abseilpiste von Torah.

- Torah: C. und Y. Remy, 1991. 6c ( 7c ). Mehrere Wiederholungen. Sehr anstrengende Route von grosser Klasse, die bis heute schönste und härteste auf diesen Gipfel. Mit 100 Bohrhaken ausgerüstet. Rückkehr durch Abseilen.

- Men at work: P.A. Steiner und P. Maillefer, 1985. 6c ( 7b ). Schöne, mit Bohrhaken versehene Route. Friends 1 bis 3. Rückkehr durch Abseilen, ohne bis zum Gipfel zu gehen.

Von einer Rückkehr vom Tällistock durch das Couloir 500 m rechts der Wand ( abklettern und mehrfach abseilen ) ist wegen der Gewittergefahr abzuraten. Es ist besser, den Weg nach Norden zu nehmen ( abseilen ) und zum Sätteli zurückzukehren.

Mähren ( 2970 m ) Der imposante Gipfel ragt über den Chalets von Mettlenberg auf. In seiner erstaunlichen, mehr als 500 m hohen Südwand zählt man zur Zeit mehr als fünfzehn Routen.

- Milchsuppe: Die Route wurde ganz links, noch weiter links als die markante Felsnadel Muggenstutz, eröffnet. P. Schoch und F. Humm, 1990. Zwölf Seillängen, 350 m, mit 90 Bohrhaken. Die Route verläuft in der Falllinie eines Couloirs und ist dadurch dem Steinschlag ausgesetzt. 6b ( 6c ). Friends 1 bis 3. Rückkehr durch Abseilen.

- Zyklopenauge: P. Lechner, M. Pitelka, T. Ulrich, 1989 beendet. 500 m ( 7b + mit zwei Haltepunkten ). Friends. Rückkehr durch Abseilen in der Route, dann in Vrenli. Eine der längsten und vor allem ausgesetztesten Routen des Massivs, ausgerüstet ( zahlreiche Schlingen !). Selten begangen.

- Eiserner Vorhang: P. Lechner, M. Pitelka. Die Route ist noch in Arbeit. Ein phantastisches Vorhaben an dem gewaltigen Überhang an der Basis des Mähren.

- Vrenli: C. und Y. Remy, 1989. 500 m, 22 Seillängen. 6c ( 8a ). Sehr schöne Route, die selten begangen wird. Abseilpiste.

- Vulture: C. und Y. Remy, 1992. 6b7b ). Sieben Seillängen, ausgerüstet. Rückkehr über Vrenli.

- Thorwächter: R. Baidinger und K. Ochsner, 1991.6bA0(7a ). Elf Seillängen, mit 59 Bohrhaken. Schöne Kletterei. Abseilpiste.

Pfaffenhuet ( 3009 mSonnenkönig: R. Baidinger, K. Ochsner, 1990. 23 traumhafte Seillängen, alle ausgerüstet. 6b, eine Passage 6c. Friends 1 und 1,5. Abseilpiste. Die schönste der im Massiv erreichbaren langen Routen, sie ist klassisch geworden.

- Trachsel-Route: Hp. Trachsel, M. Brechbühl, 1968, 600 m, mit Haken ausgerüstet. 6a/A1 ( 6b ). Die Route verläuft in dem schönen und hohen Südwestpfeiler. Zweitbegehung: G. und J. von Känel, 1969. Winterpre-miere: R. Descloux und H. Berger, 1973. Erste freie Begehung: H. Bühler, 1983. Rückkehr zu Fuss oder über Abseilpiste.

- Passion: K. Ochsner, solo(l ), 1992. 6b/A0 ( 6c ). 56 Bohrhaken. Zehn schöne Seillängen in Platten. Abseilpiste.

- El condor pasa: R. Baidinger, K. Ochsner, 1991/92. 6b/A1 ( 7a ). 300 m, elf Seillängen, ausgerüstet. Friends 2. Abwechslungsreiche Kletterei mit einer athletischen Seillänge. Rückkehr durch Abseilen über Sonnenkönig.

- Góry: C. und Y. Remy, 1992. 6b ( 7a. Neun Seillängen, 60 Bohrhaken. Rückkehr durch Abseilen über die Voie du frère.

- Voie du frère: V. Sprüngli und M. Piola, 1991. 6b ( 6c ). Neun Seillängen, 76 Bohrhaken. Schöne Route, Abseilpiste.

Gross Wendenstock ( 3042 mLancelot: C. und Y. Remy, 1990. 6b ( 7b ). Zehn herrliche Seillängen, 60 Bohrhaken. Die Route liegt zwischen Excalibur und Blaue La- gune. Rückkehr über die Abseilpiste von Excalibur. Die Route ist klassisch geworden.

- Legacy: C. und Y. Remy, 1991. 6c ( 7c ). Erste freie Begehung: Y. Remy; zweite: M. Pitelka und Mike Schwitter. Herrliche, mit 70 Bohrhaken ausgerüstete Route links von Andorra. Abseilpiste.

- Ibicus.C. und Y. Remy, 1992. 6bc/A1 ( 7c ). Erstbegehung in Freikletterei durch Y. Remy. Herrliche Route, zehn Seillängen mit 70 Bohrhaken. Rückkehr über Legacy.

- Jednicka n° 1:T. und R. Ulrich, M. Pitelka, D. Weibel, 1988. 6c ( 7c ). Erste freie Begehung: Beat Kammerlander, 1992.

- Charta: C. und Y. Remy, 1991. 6b ( 7b ). 60 Bohrhaken. Die Route befindet sich direkt rechts neben Aureus. Rückkehr: Abseilpiste von Aureus. Schöne, abwechslungsreiche und wenig anstrengende Kletterei.

- Strada del sole: P. Lechner, Heidi Willener, Mark Anderegg. Alte , 1991 vollendet. 6c, sehr ausgesetzt ( 7b ). Sieben Seillängen, direkt rechts von Charia und Esprit, nach den duftigen ) Grundsätzen des örtlichen Meisters ausgerüstet.

- Querschläger: P. Lechner, seine Tochter Barbara ( 16jährig ), M. Pitelka, 1991. Route von acht Seillängen, 100 m rechts von Au-reus- Charia. ( 6c ( 7ab ). Friends 1 bis 2. Abseilpiste.

Klein WendenstockLas aguas del inferno: Michel Piola und Daniel Anker, 1992. 550 m, 16 Seillängen. 6b-I- ( 7a. Mit Bohrhaken ausgerüstet. Rückkehr in der Route ( Vorsicht bei Gewittern, einige Seillängen sind sofort lebensgefährlich herabstürzenden Wassermassen ausgesetzt ).

- Todo o nada: M. Piola, Georg Hödle, 1991. Die Route, die total 800 m lang sein wird, ist noch nicht fertiggestellt. Zur Zeit sind 19 Seillängen eröffnet; ausgerüstet zum Abseilen. Sie hat zu Beginn zwei Seillängen gemeinsam mit Las aguas del inferno. 6a6c ). Es handelt sich hier um die höchste Wand des Sektors, der Zugang ist am kürzesten. Ambiance einer grossen Wand.

Reissend Nollen ( 3003 mKleopatra: B. Pfaffen, F. Tscherrig, 1990. 6c ( 6c bis 8a ). Erste freie Begehung: Beat Kammerlander, 1992. Sehr gut ausgerüstete

Route, die, im linken Teil der Felsflanke, den herrlichen überhängenden Pfeiler hinaufsteigt. Abseilpiste.

- Batman: Heinz und Ueli Bühler, 1989. Sechs Seillängen, 60 Bohrhaken. 6c ( 7bc ). Erste On-sight-Begehung: Beat Kammerlander, 1992. Rückkehr durch Abseilen. Herrliche Route auf der linken Seite des Pfeilers. Abseilpiste.

- Trash: C. und Y. Remy, 23.25. Juli 1990. 6c, ausgesetzt ( 7bc ). 80 Bohrhaken. Rückkehr durch Abseilen in Überhängen mit Pendel. Erste freie Begehung durch Y. Remy, zweite durch M. Pitelka mit einem Gefährten. Route mit viel Ambiance, sie führt direkt auf den Gipfel des grossen Sporns.

- Pain-killer: C. und Y. Remy, 1992. 6c ( 7b ). Erste freie Begehung durch Y. Remy. Herrliche Route mit viel Ambiance. 100 Bohrhaken. Rückkehr über Trash.

In der Neutour in der Titlis-Südwand Ausblick vom oberen Teil des Titlis auf das Gadmertal. Rechts die Wendenstockkette ( Gadmerflühe ).

links die Berge des Berner OberlandesDingo: K. Ochsner, P. Abegglen, 1990. 6c ( 7c ). Erste freie Begehung: P. Abegglen, 1991. Die anspruchsvolle Route ist ausgerüstet, sie verläuft in der grossen Mauer rechts der klassischen und sehr schönen Route Caminando. Abseilpiste.

- Rockmantic und Virus: Zwei grosse Routen von zwanzig Seillängen, jede mit 120 Bohrhaken. Beide 6c ( 7bc ). Erste freie Begehung durch Y. Remy. Rückkehr durch Abseilen.

- Spasspartout: R. Baidinger, K. Ochsner, 1988. 6ab. Sympathische und klassische Route im Sockel des Reissend Nollen.

Titlis ( 3239 m ) Im Sockel dieser beachtlichen Südwand befinden sich zahlreiche, durch muldenartige Einschnitte getrennte Pfeiler. Wie am Wenden enden sie in Höhe eines grossen Bandes, keiner von ihnen erreicht direkt den Gipfel.

Die Abgelegenheit und Wildheit des Gebietes ist hier noch ausgeprägter als am Wenden, auch wenn sich am Fuss der Routen das angenehme feste Grassen-Biwak ( 18 Plätze ) befindet. Der einzige gute Zugangsweg steigt von Engelberg auf ( 1500 m Höhenunterschied, man muss mit vier Stunden rechnen ). Von der Wendenalp ist der Zugang schneller, der Weg aber nicht markiert ( im letzten Teil eine, allerdings einfache, Gletscherüberquerung ): zweieinhalb bis drei Stunden.

Die Rückkehr vom Gipfel ist einfach, wenn man 200 m nach Westen ( Gletscher ) absteigt bis zur Seilbahn nach Engelberg ( 30 Minuten ).

- Truth of human desire: K. Carrigan und M. Scheel, 19.21. August 1985. Neun ausgerüstete Seillängen, fünf davon schön. ( 6c ). Friends 1 bis 3. Rückkehr durch Abseilen. Es handelt sich um den ausgeprägtesten Felssporn, 350 m links des Südostpfeilers.

Hier sei die Gelegenheit benutzt, Martin Scheel, dem besten Schweizer Kletterer der Jahre 1980 bis 1986, zu huldigen. Bei der Eröffnung seiner durch ihren hohen Anspruch und ihr Niveau berühmt gewordenen Routen ( speziell im Rätikon ) hatte er für sich eine feste Regel aufgestellt: Jeder eroberte Meter ( von unten ) musste ausschliesslich in Freikletterei eröffnet sein. War das nicht möglich, verschob er das Projekt auf bessere Tage oder gab es auf. Eine äusserste und avantgardistische ( auf jeden Fall in den Alpen ) Achtung vor dem Fels.

- Wasserkraft: P. Schoch, T. von Atzigen, P. Abi, K. Winkler, 16.19.August 1988. 6a ( 6b ). Elf Seillängen - leichter als vermutet -, die etwa 40 m links von Handstreich den zentralen Pfeiler hinaufsteigen. Friends 1 bis 4. Abseilpiste. Schöne ausgerüstete Route.

- Handstreich: H. Howald, E. Neeracher, 4. und 5. August 1981. 6b/A2 ( 6c ). Alte Ausrüstung mit Bohrhaken und wenigen Haken. Auswahl Friends und Haken. Die erste direkte Route in der Wand. Sie steigt in einer schönen Linie auf, hauptsächlich frei zu begehen. Sie beginnt 150 m links des Südostpfeilers, in den sie in der Höhe einmündet, um den Gipfel zu erreichen. Zweite Begehung im August 1984 durch Peter Diener, Edwin Good und Susi John, die spätere Frau Edwins, die Kletterweltmeisterin wurde. Dritte Begehung durch R. Bösch und M. Scheel, September 1985 in einem Tag, frei und an sight.

- Incas: C. und Y. Remy, 1992. 6bc ( 7a ). 700 m, davon 450 m sehr schön. Mit 75 Bohrhaken ausgerüstet. Rückkehr über Tümi.

- Tümi: C. und Y. Remy, 9. und 10. September 1991. 6b ( 7a ). Sehr lange ftoute, 700 m, davon sind elf Seillängen mit 65 Bohrhaken ausgerüstet. Rückkehr durch Abseilen. Der Gipfel ist zu erreichen von R11 aus über das grosse Band, anschliessend in der Route des Südostpfeilers, die mit alten Haken und wenigen Bohrhaken ausgerüstet ist ( 5,6a ). Friends 1 bis 2.

- Südostpfeiler: R. Boegli, J. Braun, B. Meyer, R.M.onnerat, M. Perrenoud, M. Zuckschwerdt, Sommer 1960. 700 m, 6a/ A2. Eindrucksvolle und schwierige Route, eine der härtesten Felsrouten der Schweiz, stellenweise ausgesetzt ( Ausrüstung alt, Gestein nicht überall fest ). Bis heute weniger als zehnmal wiederholt.

Es sei noch hinzugefügt, dass sich links dieses Pfeilers eine verhältnismässig leichte alte Aufstiegsroute der Titlis-Südwand befindet. Sie wird hie und da auf Skibe-nutzt: steiler Hang ( 45-50° ), schwer zu findender Wegverlauf ( zahlreiche ( falsche ) Couloirs ) ehe man den Gletscher durch einen Sprung oder einmaliges Abseilen, je nach den Schneeverhältnissen, erreicht.

Ich danke allen in diesem Beitrag genannten Kletterern für ihre ebenso spontan wie grosszügig gewährte Hilfe.

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