Loretan, Erhard; Ammann, Jean: Erhard Loretan - Den Bergen verfallen
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Loretan, Erhard; Ammann, Jean: Erhard Loretan - Den Bergen verfallen

Paulus Verlag, Freiburg 1996. Fr.49.50 Auf die Frage, wie man als Extrembergsteiger alt wird, antwortete der Schweizer Ernst Reiss im Mai 1996, 40 Jahre nach der Erstbesteigung des Lhotse ( 8501 m ) zusammen mit Fritz Luchsinger: « Indem man ab und zu umkehrt. Aber immer umkehren, sobald es schwierig oder brenzlig wird, geht natürlich auch nicht: So erreicht man nie den Gipfel. » 1994 stand der Schweizer Erhard Loretan zusammen mit Jean Troillet auf dem vierthöchsten Gipfel der Welt; für Loretan war es der 13. Achttausender. Die beiden hatten vor, die erstmalige Überschreitung zum Lhotse Shar zu wagen. Doch sie liessen es bleiben: « Der Wind hätte getobt, die Wächten hätten uns betrogen, die Kraft wäre uns ausgegangen. » Ein Jahr später erreicht die beste Himalaya-Seilschaft den Kangchenjunga. Damit ist Loretan der dritte Alpinist, der alle vierzehn über 8000 Meter hohen Berge der Welt bestiegen hat. Nun blickt der Freiburger Bergführer und Antikschreiner zurück auf seinen « Weg als Bergsteiger » ( Titel der alpinen Biographie von Reiss ). Zusammen mit Jean Ammann hat Loretan ein spannend zu lesendes, mit 109 Farbfotos und 13 Anstiegsskizzen illustriertes Buch verfasst. Es heisst in der französischen Originalausgabe Les 8000 rugissants, zu deutsch etwa: Die heulenden, tobenden Achttausender. Loretan liebt die wilde Natur, die losgelassenen Elemente: Mag der Wind fast noch so blasen, die Kälte noch so beissen: Er geht seinen Weg, er muss ihn gehen. Im Buch geben er und sein Ko-Autor Antworten auf die Frage, warum einer sich immer wieder auf gefährliche Pfade begibt, immer wieder in die Todeszone oberhalb von 8000 Metern aufsteigt. In 14 Kapiteln erzählt Loretan in der Ich-Form von seinen Abenteuern, von glücklichen und schrecklichen Momenten. Dazwischen schob Jean Ammann kurze Texte, in denen er psychologische, medizinische und alpinistische Hintergründe ausleuchtet. Bei Reiss hiess es noch: « Wir fühlen die dämonische Kraft des Berges. Darum sichern wir uns abwechslungsweise jeden Meter. » Jean Troillet, Loretans Gefährte auf acht 8000ern, relativiert heute: « Eine Seilschaft, das heisst nicht, dass die Alpinisten durch das Seil verbunden sind, sondern dass die Alpinisten gemeinsam aufsteigen. » In sein Notizbuch vermerkte Loretan: « Jeder ist für sich selbst verantwortlich, und man weiss, dass die Chancen sehr hoch sind, bei einer Expedition drauf-zugehen. » Aber hoffentlich bleibt es dabei: den Bergen verfallen. Daniel Anker, Bern c a.

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