Mönch vom Jungfraujoch über den Westgrat
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Mönch vom Jungfraujoch über den Westgrat

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

8. Juli 1894.

Aufbruch ( Guggihütte ) 3 Uhr morgens; Wetter schön. Nach einer Stunde: Wetter schlecht, dichter Nebel und Regen; dreistündiger Kampf mit den Séracs des Guggigletschers. Dann bis zum obern Eisfall Wetter und Schnee günstig. Dieser Eisfall hingegen sehr hartnäckig, erfordert alle möglichen Manöver. Wir hielten uns stark rechts ( nach dem Schneehorn hin ). Die „ böse " steile Eiswand am Jungfraujoch in ausgezeichnet günstigem Zustand: eine Schicht zähen Schnees auf dem Eis; nur wenig Stufenhacken.

Mittags 11 Uhr: Höhe des Jochs gewonnen, im dichtesten Nebel. 20 Minuten Halt. Die Südseite wird ganz klar, heller Sonnenschein; im Norden haften die Nebel den ganzen Tag.

Von 11^4 bis 2 Uhr: Über allen Grat nach dem Fuß des Mönch-gipfels. ( Die letzte Partie, vom höchsten Punkt des Kamms hinunter in die Lücke am Mönch, cirka 150 Fuß, ziemlich heikle Kletterei in losen Felsen. ) Nun der Grat am Mönch: Wir sahen uns nach einer halben Stunde genötigt, unterhalb des Grates einen steilen Firnhang ( Südfront ) zu traversieren; hier viel lockerer, unsicherer Schnee auf dem blanken Eis — langes Stufenhacken. Dann über steile, abschüssige ( doch solide ) Felsplatten wieder auf die Höhe des Grates. Diese Partie war das „ Böseste " der ganzen Tour. Jetzt wieder Nebel und Regen, bald darauf Schnee und heftiger Wind.

Von nun an bot der Grat nur wenig Schwierigkeiten; er nimmt fast nirgends den Charakter einer scharfen „ Schneide " an, und wo ein paar kleinere Felszacken sich erheben, kann man ihn bald rechts, bald links ohne Gefahr umgehen. Am Ende des Felsgrates, d.h. gerade unterhalb des Punktes, wo die Route von Norden ( Scheidegg ) und die unsrige sich vereinigen, scheint ein hoher Felsturm in Form einer zerfallenden Ruine den Zugang von Westen her abzuschneiden; doch kann er ohne besondere Schwierigkeit erklettert oder auf der Nordseite umgangen werden. Wir thaten das letztere.Von der Höhe dieses Turms bis zum Gipfel ist die Route die nämliche, wie bei einer Besteigung von Norden.

Ankunft auf der Spitze: abends 7Va Uhr bei dichtem Nebel und heulendem Sturm und Schneegestöber. Wir mußten zuerst förmlich suchen nach der Abstiegsroute. Ankunft in der Berglihütte um Mitternacht. Der Bergschrund am Mönchjoch hatte uns etwas zu schaffen gemacht.

Andreas Fischer und Hans Kaufmann jun.

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