Nachwuchsförderung im Skialpinismus. Für Jugendliche massgeschneidert
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Nachwuchsförderung im Skialpinismus. Für Jugendliche massgeschneidert

Nachwuchsförderung im Skialpinismus.

Für Jugendliche massgeschneidert

« Der Sport ist mühsam, hart, aber vor allem ist man in den Bergen », sagt Jean-Jacques Rolland, einer der Verantwortlichen in der FFME 1. Er fasst damit die Haltung seiner ausländischen Trainerkollegen zusammen, die bemüht sind, die Jungen ab 15 Jahren für den Sport zu gewinnen. An der Weltmeisterschaft in Serre-Chevalier ( F ) nahmen rund 50 Knaben und Mädchen in den Kategorien Jugend und Junioren teil, was aber noch nicht genug ist.

Die Rekrutierung von Nachwuchs für die Sportart Skialpinismus ist nicht einfach. Der SAC hat drei regionale Ausbil-dungszentren im Wallis, in Freiburg und im Berner Oberland auf die Beine gestellt. Diese Struktur ist noch so jung, dass die Erfolge daraus noch nicht deutlich messbar sind. Die Qualität allerdings stimmt: An der WM wurden zwei Medaillen gewonnen. Jugendorganisationen als « Reservoir » Die jungen Sportler, die sich dem Skialpinismuswettkampf zuwenden, kommen in erster Linie aus den Jugendorganisationen der Verbände. In der Schweiz ist das hauptsächlich die SAC-Jugend. Aber immer mehr kommen sie auch aus Skiclubs, begierig nach neuen Erfahrungen. Oft stammen sie aus Regionen, in denen es eine gewisse Skialpinismus-Tradition gibt: Beaufortain in Frankreich, Veltlin in Italien oder den alpinen Kantonen in der Schweiz. Das animierende Umfeld ermuntert sie, sich in den Spuren ihrer älteren Kameraden zu bewegen. Den Rest besorgt die Mund-zu-Mund-Pro-paganda.

Der Verantwortliche für den Schweizer Nachwuchs, Guy Richard, weist auf das unterschiedliche Niveau der Jungen hin, die sich für den Sport interessieren. Er bedauert dieses Einstiegshandicap, denn einige unter ihnen tauchen nur ein oder zwei Mal auf und verschwinden wieder. Dabei sind gerade bei den Jungen sehr schnell Fortschritte zu erkennen. Diese Feststellung machen die ausländischen Trainer ebenfalls. In Spanien, Italien, Frankreich gehen sie auf diese Schwierigkeit ein und bieten Abwechslung in den bergsportlichen Aktivitäten: Bergsteigen, Klettern usw. Die FFME geht so weit,. " " .Aufenthalte im Hochgebirge zu organisieren – auf Kosten des Staates.

Dem Alter angepasste Anstrengung Skialpinismus ist eine Ausdauersportart, weshalb sich die Frage stellt, ob sie für Jugendliche überhaupt geeignet ist. Der Verantwortliche für Andorra erklärt kategorisch: « Ja, wenn die Anstrengung dosiert wird. Idealerweise sollte sie für die Kategorie Nachwuchs ( 16–17 Jahre )

Laetitia Currat ist stolz auf ihre WM-Silbermedaille in der Kategorie Juniorinnen. Der Skialpinismus ist keineswegs nur den jungen Männern vorbehalten...

Die Freude kannte keine Grenzen: Die Schweiz gewann an der WM in Serre-Chevalier ( F ) zwei Gold-, drei Silber- und zwei Bronzemedaillen.

Alain Richard unterwegs zum WM-Sieg in Serre-Chevalier ( F ). Er entschied die Kategorie Jugend Einzel für sich.

DIE ALPEN 3/2002

eine Stunde betragen, 11/2 Stunden für die Junioren und Juniorinnen ( 18–20 Jahre ). Bei den noch Jüngeren muss auf die Muskulatur und die Gelenke geachtet werden, die noch nicht fertig entwickelt sind. » Frédéric Perez ( F ) und Adriano Greco ( I ) legen Wert auf den Rhythmus der Strecke. Ihrer Meinung nach sollten die 800 bis 1200 Meter Höhendifferenz eines Parcours auf mehrere Aufstiege und Abfahrten verteilt sein. « Man muss auch bei den Mädchen aufpassen », meint der Spanier Octavio Galceran. « Für sie ist der Sport noch härter. » Und weist damit auf die noch jüngeren hin, die in voller körperlicher Entwicklung sind. Der Bezug zur Ausdauer kommt bei den Mädchen offenbar später, dann aber sind sie sehr stark. Dazu kommt ein an-gestachelter Ehrgeiz, weil sie zwar getrennt klassiert werden, aber – da wenig zahlreich am Start – auf der gleichen Strecke wie die Knaben unterwegs sind. Grundsätzlich geschieht die Vorbereitung ausserhalb des Teams, mit Freunden, den Eltern oder allein. Im SAC organisiert das Team um Guy Richard ab Herbst Trainingslager. 2 In den Regionen stehen Wettkämpfer den Jungen bei, indem sie auch regelmässig Trainingstouren organisieren. Aus praktischen Gründen – Training abends nach der Arbeit oder der Schulenden diese Trainings auf Pisten statt, womit auch die Sicherheit gewährleistet ist. Aber

1 Fédération française de la montagne et d' escalade 2 Auskünfte: SAC-Sektionen, JO-Chefs, Geschäftsstelle in Bern oder www.cssa.ch

nichts ersetzt eine richtige Skitour in den Bergen, denn nach Adriano Greco ist

« die Piste physisch zu anspruchsvoll ».

Für Jacques Soulié ist das ein Grund für

« Die Schnauze voll»-Haltung.

Abseits der Pisten und Zeitmessung Nicht zu vergessen ist, dass das Skifahren abseits der Pisten gefährlich sein kann.

« In unseren Verbänden ist die entspre-

chende Ausbildung gewährleistet », sagen die Verantwortlichen. Die Zeitmessung ist aus der Sicht von Jean-Jacques Rolland eine zusätzliche Motivation,

« auch wenn », wie es Adriano Greco aus-

drückt, « das Wichtigste immer noch der

Aufenthalt in den Bergen ist ».

Alle sind sie Anhänger der polyspor-tiven Ausbildung und der Ansicht, dass die Spezialisierung später kommt. Jugendliche sollten nicht mehr als zweimal pro Woche Skialpinismus trainieren,

Die Senioren machen den grössten Teil des Feldes im Skialpinismus aus. Die Rekrutierung von jungen Athleten für diese Disziplin ist keine einfache Sache. Beim Skialpinismus gibt es kein Nullrisiko. Jeder Konkurrent trägt deshalb eine Schneeschaufel, ein LVS, eine Überlebensdecke und warme Kleidung in seinem Rucksack mit.

Ein Trio aus Frankreich in voller Aktion. Frankreich gewann an der WM das Nationenklassement.

Fo to s:

Gé ra rd Be rt ho ud

und dies nur in begrenzten Zeiteinheiten. Dies ist auch Adriano Grecos Überzeugung, der selber einer der erfolgreichsten Champions seiner Generation im italienischen Skiverband ( FISI ) war.

Schweizer, Franzosen, Andorraner, Spanier, Italiener – die für den Nachwuchs Verantwortlichen unterstreichen die positiven Aspekte des wettkampfmässigen Skialpinismus für die Jungen:

« Sie erwerben sich eine gesunde Menta-

lität und sind selbstständiger – eine Schule fürs Leben, für Mädchen und Knaben. » « Aber man muss sie dazu hin-

führen », ist Jean-Jacques Rolland überzeugt. In diesem Zusammenhang hat natürlich die Medienpräsenz an den Weltmeisterschaften in Serre-Chevalier einen zusätzlichen ausserordentlichen Motivationsschub ausgelöst. a

Claude Défago, Monthey ( ü )

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