Neue Bergfahrten in den Schweizer Alpen 1950/51
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Neue Bergfahrten in den Schweizer Alpen 1950/51

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Mit Y Bild ( 25Zusammengestellt von Max Oechslin

Die Neutouren sind immer noch zahlreich, obschon es sich ab und zu doch mehr um « Varianten » handelt, wie wir ganz besonders mit der Meldung der 6. Begehung der Südwand des Schlossberges zeigen wollen ( die vielleicht auch in eine höhere Begehungszahl rücken könnte, wenn man die Wandbegehungen in Rechnung setzt, die von verwegenen Jägern zur Durchführung gelangten, in Verfolgung von Gratwild [Umgehung desselben!] und ohne touristischen Zweck ). Die Wand ist bezwungen, und wie Gianora zwischen dem untersten und mittleren Quergang der Route Wechsler-Gianora eine Direkte als « Abkürzung » fand und nun Schluchter und Eiselin eine weitere « Senkrechte » zwischen dem mittleren Quergang und der obersten Querung melden, gewissermassen als Fortsetzung der Route Gianora, so werden voll ausgebildete und wagemutige Kletterer, die zudem noch über das notwendige « Kletterwerkzeug » verfügen, in dieser Wand noch weit mehr Fallinien-Direkte und Varianten zu finden vermögen. Wir kennen die Wand aus vielfacher Beobachtung und wissen, dass sie für Schwindelfreie ein wahrer Klettergarten zu sein vermag, in welchem immer wieder neue Risse, Quergänge und Kamine gefunden werden können, die nicht nur eine Unzahl von Varianten ermöglichen, sondern sogar die ganze obere Skala der Klettergrade öffnen. Auch die Bezwingung der Gspaltenhorn-Nordostwand wird unzweifelhaft weitere Seilschaften auf den Plan rufen, die noch « direktere Aufstiege » zu finden wissen — und die Tagespresse wird dann genügend für Sensationsmeldungen besorgt sein, vielleicht sogar die betreffenden Bergsteiger selbst. Leider... Aber wir Bergsteiger müssen uns doch immer wieder auf die beiden Grundformeln besinnen: eine Erstbesteigung ist da zu verbuchen, wo zum erstenmal eines Menschen Fuss einen Berggipfel betritt, und eine Erstbegehung oder ein Erstdurchstieg sind da zu verzeichnen, wo ein noch nie begangener Grat oder eine in ihrer ganzen Breite und Höhe jungfräuliche Wand zum erstenmal von Menschen durchstiegen wird. Alle andern Bergfahrten, und mögen sie noch so schwierig sein und im sechsten Grad jeder technischen Bezwingung der Route stehen, müssen wir als Erstbesteigungen und Erstdurchstiege ganz entschieden ablehnen. Erstversuche sind, sogar mit negativem Ausgang, von grösster Bedeutung für die Nachfolgenden, denn sie zeigen, wo man nicht durchkommt, oder wo man zu andern Mitteln greifen muss. Ohne irgendwie die grosse Leistung der Bezwinger der Nordostwand des Gspaltenhorn schmälern zu wollen, muss doch beachtet werden, dass Wilo Weizenbach mit seinem Versuch, über den Kilchbalmgrat die Wand bezwingen zu können, und mit seinem « Unmöglich » den Nachfolgenden die neuen Wege wies. Preiss und Etter halfen andere Wege finden, und die erfolgreiche Seilschaft Reiss-Schatz-Haitiner wird wieder den Ansporn geben, die Wand in noch direkterem Aufstieg einer Senkrechten zu meistern zu suchen, denn nichts ist für die Wagemutigen und Abenteuerlustigen pikanter als derartige Dinge, zumal dann, wenn noch Sensation und weiss was alles mitzuspielen beginnen. Der echte Bergsteiger und Alpinist aber darf eben nie vergessen, dass er für sich selbst und mit sich selbst an die Berge herangeht und dass Bergsteigen und Alpinismus das Spalier der Zuschauer nicht kennen. Und wo es um das extreme Bergsteigen geht, da müssen wir an die Forderung denken, die Hans Budliger an der Bachtel-réunion 1952 festhielt: Wir sollen die Technik des Bergsteigens beherrschen und nicht die Technik uns Bergsteiger!

Die bekannt gewordenen wichtigsten Erstfahrten sind folgende:

1. Alphubel ( 4206 m ). Begehung der Ostwand, am 17. April 1949, durch die Seilschaft Klaus Schaefer und Jutta Lautemann.

Die Seilschaft stieg von der Täschhütte zum Alphubeljoch und wählte den Anstieg in der Ostwand statt über die Normalroute die Felsrippe, die vom Fee- gletscher, in der Nähe des Alphubeljochs gesehen, direkt auf den ( in Wirklichkeit etwas zurückliegenden ) Gipfel ( in der Fallirne ) zu führen scheint und südlich der Normalroute liegt. « Nach Überschreitung der Randkluft hat man 2 Seillängen bis an den Rand der Felsen. Bei hartem Firn ist Stufenschlagen kaum zu umgehen. Die Felsen bieten, soweit sie nicht vereist sind, keine besondern Schwierigkeiten und werden direkt in der Fallirne erklettert. Sie verlieren sich etwa 100 m unter dem Gipfel in der dortigen Eiswand, die schräg nördlich gequert wird, bis zum Gipfel. » Die Seilschaft benötigte wegen des Stufenschlagens und den zum Teil vereisten Felsen vom Alphubeljoch bis Gipfel 4 Stunden. Bei normalen Verhältnissen dürften 1 %-2 Stunden genügen. Die Wandneigung beträgt bis 45°, letztes Stück 30-50 m flacher.

Mitgeteilt von Klaus Schaefer, Chem. ( Zürich 6, Hüttenstr. 53 ).

2. Piz Balzetto-Ost ( 2863 m ). Erste Besteigung des östlichen Balzetto-Gipfels und Traversierung zur Scharte östlich des Piz Balzetto, in Ost-West-Richtung, am 6. Juli 1949, durch die Seilschaft Hans Rütter und Philipp Wieland. Der Westgrat bietet eine schöne Kletterei, exponierte Gendarmen!

Der Südwestgrat des Bacone dürfte damit in seiner ganzen Länge bezwungen sein.Mitgeteilt von Hans Rütter ( Wädenswil ).

3. Besso ( 3675 m ). Begehung des Nordgrates, am 30. August 1950, durch die Seilschaft Bergführer Rémy Theytaz, d' Ayer ( Val d' Anniviers ), und André Theytaz mit Herrn und Frau Bühler, Montana '.

Cabane du Petit Mountet bis Gipfel des Besso: 15 Stunden.

Nach Zeitungsmeldungen.

Siehe « Alpina » 1924, Seite 130, und « Die Alpen », Varia, 1950, Seiten 220 und 221. Diese Nordgrat-Route wurde schon 1924 von Walter de Rougemont j-begangen.

4. Breithorn, Ostgipfel ( 4141 m ). Erste Begehung über die Südflanke, am 21. April 1950, durch Alfredo Corti ( Turin ) und Giuseppe Pirovano, vom Theodul aus.Zeitungsnotiz.

5. Piz Cengalo ( 3370 m ). Zweite Begehung der Nordwestkante, sog. Route Gaiser-Lehmann.

« Entgegen anderweitigen Mitteilungen ( ,Alpinism« ', Nr. 93 vom Dezember 1950 Seite 154 und wahrscheinlich auch .Rivista Mensile del CAP ) erlaube ich mir bekanntzugeben dass ich zusammen mit René Gébus bereits am 5. Juli 1947 die zweite Begehung der Cengalo-Nordwestkante durchgeführt habe. Kletterzeit: 17 Stunden. » Mitgeteilt von Uli Wyss ( Zürich, Bergstr. 125 ).

6. Petit Combin ( 3501 m ). Erste Begehung mit Ski über den Glacier des Follats, am 22. Februar 1948, durch die Seilschaft A. de Szepessy Schaurek und Dr. Ruedi Trümpy.

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Cima dì Piero 26 - Aufnahme A. Biancardi ( Torino ) Die Alpen - 1952 - Les Alpes « Von der Panossiere-Hütte auf ca. 2860 m über den Gletscher. Aufstieg in einer Mulde zwischen einem Felskopf und den Felsen oberhalb von Punkt 2691. Langsam ansteigend nach N queren, um den Grat, der den Glacier des Follats in zwei Teile teilt, bei ca. 3000 m zu erreichen. Nun wieder in steilen Mulden nach W und SW, bis man das Gletscherplateau zwischen Petit Combin und Combin de Corbassière erreicht. Achtung auf Eisschlag vom letzteren. Vom Plateau auf einen der beiden Gipfel auf bekannter Route. » Jahresbericht 1948 des AAC Zürich.

7. Dreifaltigkeit ( 1782 m ). Durchstieg der Südwand des mittleren Turmes, am 12. August 1951, durch die Seilschaft E. Haitiner und P. Manser, St. Gallen. Kletterzeit: 5 Stunden.

Mitgeteilt vom Kletterklub Alpstein ( St. Gallen ).

8. Engelhörner, Vorderspitz ( 2632 m ). Erste Winterbegehung über die Westkante, am 16. Dezember 1951, durch Ernst Reiss und Dölf Reist, Unterbach, Meiringen. Siehe « Die Alpen », Varia, 1952, Januar.

9. Feldschijen ( 2652, 2827 und 2982 m ). Erstbegehung des Westgrates, am 1. August 1949, durch die Seilschaften Alfr. Voit-Rico Savaldelli und Kon. Walder-Er. Benz.

Wiederholt am 19. August 1951.

Der Einstieg in den Grat ist von der Göschener Alp aus in zwei Stunden erreichbar. Der Grat fällt in einem glatten Abbruch ab, der in der Südflanke umgangen werden muss. In 4% m Höhe ist Hakensicherung nötig. « Eine Seillänge führt auf den Grat, den man bis zu einem Gendarm verfolgt, wo man links abgedrängt wird. Es folgt eine von Rissen durchzogene Platte, an der man zum Grat zurückkehrt. Zwei Sicherungshaken. Es folgt ein Felsband, dann zertrümmerter Fels und ein steiler Aufstieg mit der Schlüsselstelle, mit senkrechtem Abbruch auf der Nordseite. Risse und eine Verschneidung führen zu einer abschüssigen Felsnische. Drei Haken. Ausstieg auf sehr schmalem Band, ca. 25-40 m gerade hinauf zur Gratkante. Sehr schwer. Von hier in schöner Kletterei über den Grat bis zu einer Verflachung, wo der feste Gipfelaufbau beginnt. Über grosse Blöcke in der Nordflanke, durch einen Kamin ( mit 3 eingeklemmten Blöcken ), ca. 10 m, rechts ausweichend, über abschüssige Platten mit anschliessender Hangeltraverse zur Gratkante und über diese bis zum Gipfel. » — Erste Begehung am 1. August 1949: 9 Stunden. Dreierpartie am 19. August 1951: 5 y2 Stunden. Schwer bis sehr schwer.

Mitgeteilt von Ernst Benz ( Zürich, Kreuzstrasse 62 ).

10. Fünffingerstöcke ( ca. 2900 m ). Besteigung der « Flamme » über die Südwand, 2. Juli 1950, durch Josef Studiger-Maerky, Schwyz, Louis Henchoz und Kameraden ( anlässlich einer Klubtour ).

Es handelt sich um eine sehr schöne, kurze Kletterwand von ca. 50 m Höhe.

Verschiedene Mitteilungen.

11.14. Gädmer Flühe ( Tellistock 2579 m, Wendenstock 3042 m ).

Dr. W. Maync ( Muri bei Bern, Storchenhübeliweg 11 ) macht uns mit Briefkopie ( Schreiben an Otto Brügger, Meiringen ) folgende ergänzende Mitteilungen. ( Siehe auch « Die Grenzschichten von Jura und Kreide in der Titliskette », Diss. Eclogae Geologicae Helvetiae, Vol. 31, Nr. 1, 1938. Birkhäuser Verlag, Basel. ) Begehungen im Sommer 1935, Seilschaft W. Maync und Paul Funk.

11. Tellistoek-Südwand.

« Diese an die 500 m hohe Wand wurde in unmittelbarer Nähe des schiefen Bruches erstiegen, welcher westlich der Alphütten Alpligen ( 1765 m ) die ganze Wand schräg nach rechts durchzieht. Man erreicht den Grat in der tiefsten Depression zwischen Tellistock ( 2580 m ) und dem westlichsten Gipfel der Gadmer Flühe ( 2599 m ) in etwa 2430 m Höhe. Zum Einstieg wurde eine kaminartige, glatt ausgewaschene Schlucht benützt ( Höhe 2040 m ).

Weitere Angaben finden sich im Jahresbericht 1935 ( 1936 ) des Akademischen Alpenclubs Bern. » 12. Gadmer-Flühe-Südwand, Hornlauikehle.

« Hornlauikehle wird diejenige Wasserrinne genannt, welche nördlich von Gadmen die Südwand der Gadmer Flühe durchzieht. Sie mündet oben in der Lücke 2477 m östlich von P. 2599. Die Höhe des Einstiegs ( Fuss der Rinne ) wurde mit dem Aneroid zu 1860 m bestimmt, der erreichte Punkt hat auf dem T. A. ( neue Quoten ) die Höhenzahl 2633.

Infolge Nebels und Regens wichen wir jedoch damals von der eigentlich geplanten Hornlauikehle-Route ab ( im oberen Teil ) und kamen in schwierige steile Wandstufen. Anstatt in die Lücke 2477 gelangten wir direkt zu P. 2633 der Gadmer Flühe.

Siehe Angaben im Jahresbericht 1935 ( 1936 ) des Akademischen Alpenclubs Bern. » 13. Wendenstock-Südwand.

« Abstieg von dem auffallenden Felszacken ( P. 2799 ) zwischen Klein Wendenstock ( 2957 m ) und Reissend Nollen ( 3012 m ) in die Südwand (, Bänder ' ). Entspricht Ihrer Route. » 14. Titlis-Südwand.

« Zum Einstieg in diese etwa 700 m hohe Wand wurde der auffallende Felssporn benützt, der ungefähr bei 2480 m in den Wendengletscher vorstösst. Der Titlis-Westgrat wurde bei 3180 m erreicht. » Diese Routen sind auch in der geologischen, kolorierten Ansichtszeichnung zu sehen, die in der Abteilung « Geologie und Mineralogie der Schweizer Alpen », betitelt « Südwand der Titliskette » ( 1:10 000, erfasst die Kette zwischen Sättelipass und Titlis ), aufbewahrt ist im Alpinen Museum in Bern.

15.17. Gastlosen.

15. Pyramide. Nouvelle voie d' accès par le couloir du versant sud séparant le Petit Grenadier, puis la Pyramide des Markzähne.

Remonter la Kleine Schnur jusqu' à la moitié de sa hauteur environ, à l' endroit où l'on trouve une sorte de crête herbeuse formée par la rencontre d' un couloir avec la dite Schnur. De ce point, l' ascension se poursuit dans le couloir séparant le Petit Grenadier, puis la Pyramide des Markzähne.

De la Kleine Schnur, l' accès du couloir est barré par un mur d' environ 20 m. Franchir tout d' abord une première dalle en faisant la courte-échelle et en pitonnant, puis obliquer quelque peu sur la droite ( est ) en s' élevant en partie à l' aide de pitons jusqu' à un buisson feuillu qui marque l' entrée du couloir. Cette première longueur de corde est la plus difficile de toutes.

Ensuite s' élever dans le couloir long d' une centaine de mètres en grimpant généralement le long de son bord est. Il comporte une série de passages souvent plus délicats que difficiles. Peu avant d' arriver à la brèche de l' arête sommitale séparant la Pyramide des Markzähne, on atteint la Pyramide en utilisant sur une quarantaine de mètres environ le chemin d' escalade habituel de cette pointe lorsqu' on la fait en traversée.

On peut considérer cet itinéraire comme étant une nouvelle voie d' accès à la Pyramide.

Intervalles de corde: 20 m. Une gamme de douze à quinze pitons de différentes grandeurs. Temps: première partie de la Kleine Schnur comprise: 6 heures environ.

28 octobre 1951, Betty Favre, Ernest Favre, Louis Henchoz.

16. Vanil de la Gobette. Itinéraire direct dans le versant sud du Vanil de la Gobette, plus difficile et plus intéressant que l' ancien, en 6 heures, le 20 août 1950, Betty et Ernest Favre, Louis Henchoz.

( La description de cet itinéraire paraîtra dans le guide des Gastlosen. ) 17. Corne Aubert. Escalade de son échine ouest le 15 octobre 1950, en 2 heures et demie. Même cordée.

( La description de cet itinéraire paraîtra également dans le guide des Gastlosen.Mitgeteilt von Louis Henchoz ( Château-d'Oex, La Place ).

18. Geissberg ( 2713 m ). Die Südwand wurde nach uns zugegangener Meldung bereits im August 1917 durch W. Künzle sen. und A. Marfurt begangen, und 1919 durch W. Künzle sen. und G. Künzle jun., Zweisimmen, wiederholt. ( Siehe Neutourenbericht 1948/1949, Nr. 20, « Die Alpen », 1950. ) Mitgeteilt von G. Künzle ( Zweisimmen ).

( Fortsetzung folgt ) « Omaggio alle Alpi Marittime »

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