Oktobertage am Jegihorn
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Oktobertage am Jegihorn

I Alpine Geschichte, Kultur, Erzählungen I Storia, cultura, letteratura alpina i Histoire, culture et littérature alpines An einem strahlenden Oktobertag klettern zwei Alpini-20 sten am Südgrat des Jegihorns im Jolital. Am grossen Aufschwung stossen sie auf einen alten Holzkeil. Wer hat ihn wohl gesetzt? Der Holzkeil weckt bei einem dieser Berggänger Erinnerungen an die Begehung des Grates im Jahre 1967 und lässt ihn an seinen damaligen « Lehrmeister » zurückdenken, von dem das Wissen stammt, wie man selber Holzkeile herstellt, und der 1959 bei der Erstbegehung dieser einsamen, schönen Route dabei war.

Zu Hause, beim Auffinden eines Dias aus jener Zeit wird alles klar: An einer Schlinge seines Seilgefährten vom Herbst 1967 baumelt der Holzkeil, der offenbar kurz danach zur Sicherung am erwähnten Ort gesetzt worden ist.

Das Wiedersehen mit dem Holzkeil lässt die damalige Zeit noch stärker und deutlicher wiederauferstehen. Der Fels, die Strukturen, die warme Sonne erinnern an längst vergangene Tage.. " " .Vieles ist anders geworden, innerlich und in der Ausrüstung. Die Jahre haben Spuren hinterlassen.

Heute - um drei Jahrzehnte später

Am Ende des Strässchens oberhalb der Alp Tatz, am Eingang ins Jolital, stellen wir unser Auto ab. In der ersten Dämmerung folgen wir, Ruedi und ich, dem Pfad, der der aus dem Jolibach abgeleiteten Suone folgt. Geschäftig sprudelt uns ihr Wasser entgegen. Ein klarer Herbstmorgen beginnt sich hinter den dunkeln Bergkulissen im Osten abzuzeichnen. Unterhalb des Chiemattbodens ist es hell. Flammend gelb stehen Lärchen zwischen dunkeln Tannen. Die Gedanken eilen voraus zu unserem Grat, der hoch über uns eben von den ersten Sonnenstrahlen bestrichen wird. Stetig steigen wir weiter. Wir haben ein gutes Ziel vor Augen, keine Zeitnot bedrängt uns.

Zwei Stunden später stapfen wir - immer noch im Schatten - über ein gefrorenes Firnfeld zum Gratfuss, dessen Zugang durch einen Wandgürtel gesperrt wird. Dort, auf seiner rechten Seite, haben wir ihn damals überwunden - wir nehmen den uns schon bekannten Weg. Ich quere auf einem Band nach rechts hinaus, anschliessend geht es steil aufwärts. Noch ist es schattig und kühl, ich muss mich erst warmklettern und vom Boden lösen. Ruedi hat den Grat erreicht und sichert mich aus einer Scharte nach. Endlich stehen wir im Sonnenlicht, ein kühler Wind aus den schattigen Tiefen des Bietschtals umfächelt uns.

Wir übersteigen einen ersten Felsturm. Dahinter schwingt sich der Südgrat jäh in mehreren Steilstufen empor. Die Berichte von Ruedi und Edi Keusen - letzterer war einer der Erstbegeher - haben in mir ein bestimmtes Bild entstehen lassen. Dieses

Christoph Blum, Langenthai ( BE ), und Ruedi Senn, Mamishaus ( BE )

Bild wird aber rasch durch die frischen Eindrücke der sich folgenden Passagen verdrängt. Die Kletterei ist schön. Ich empfinde Befriedigung, die entscheidenden Stellen selber absichern zu müssen.

Über mir steilt sich der Grat nochmals auf. Ich muss wohl Stand machen. Rasch habe ich einen gut sitzenden Keil versenkt. Während des steten Einholens des Seils darf ich mir wohl einen Blick in die Runde erlauben: Vor mir ragt das schwarze Haupt des Grosshorns zwischen den tiefen Einschnitten von Bietsch- und Jolital auf, und über dem Dunst des Rhonetals scheinen die schimmernden Wallisergipfel gleichsam zu schwimmen.

Erst jetzt entdecke ich im Riss vor mir jenen eingangs erwähnten alten Holzkeil. Er sieht eigentlich noch recht gut erhalten aus, nicht « mürbe und mit bleicher Schlinge ». Ruedi kommt nach. Er ist ganz gerührt, diesen Keil hier vorzufinden, und rätselt, ob er von Erstbegehern des Südgrates im Jahre 1956 oder gar 1967 von ihm selbst geschlagen worden ist. Neben den Keil wird jetzt ein sicherer Friend gelegt, doch der Holzkeil hat Erinnerungen geweckt. Erinnerungen an jene fernen Tage werden wieder in ihm wach.

Das Grosshorn ( rechts ) mit dem Verbindungsgrat Grosshorn-Jegihom-Südgrat. Im Hintergrund der Mischabel. Deutlich erkennbar ist der Grenzbereich vom Altkristallin zum hellen und kompakteren zentralen Aaregranit.

3O. Oktober 1967 - eine andere Welt?

Ein kristallklarer Herbsttag begleitet Walter und mich auf dem Weg zu Fuss hinauf von Hohtenn auf Alp Tatz. Menschenleer ist es hier oben, das Gasthaus geschlossen, die Saison vorbei, und wir wissen nicht, wo wir nächtigen werden. Oder doch - ist hier jemand? Johann Bregy in seiner kleinen Hütte lässt uns bald und mit Freude seine Gäste sein. Er ist der einzige Mensch, der das ganze Jahr über im kleinen Sommerdörfchen wohnt, allein, mit seinen paar Ziegen und einer Kuh - noch führt keine Strasse hier hinauf. Der Wein vom Familienreb-berg, sein Wintervorrat, das gehaltvolle Roggenbrot und die Gesellschaft des einsamen Berglers machen den Abend perfekt. Bei Bregy schlafen wir wie die Murmeltiere. Seine Liebenswürdigkeit und Gastfreundschaft bleiben unvergesslich und gehören jener Vergangenheit an, die uns wehmütig stimmt.

Spät am Morgen des folgenden Tages verlassen wir Bregys Hütte. Frische Milch und sein Roggenbrot sind anscheinend bekömmlicher als der noch nachtkalte Talgrund. Taschenlampen und verschiedene Bergutensilien lassen wir zurück. Wir wollen ja nur etwas « Kleines » unternehmen und werden bald wieder zurück sein. Dennoch packen wir das Seil, einen Holzkeil, drei Haken und Karabiner ein.

Ein makelloser Tag, die Sonne färbt die gelben Lärchen und das einsame Bergtal. Oben auf Chiemattboden stehen wir still, betrachten die « vergessene » Gegend, Julien Gallets « l' Alpe ignorée », und sind plötzlich gefesselt vom Willen, ein zu Ende gehendes Bergsteigerjahr mit einer « adrenalinge-tränkten » Tat zu beschliessen. Wir fühlen uns in

Form und wälzen verwegene Pläne, wie heute Abend in Hohtenn die Bahn nach Hause trotz allem noch zu erreichen sei.

Gegen Mittag stehen wir oben unter der steilen Wand zwischen Jegi- und Grosshorn. Wir binden uns ans Seil und überwinden kurzentschlossen diesen Wandgürtel über plattigen Fels und durch einen kurzen, abdrängenden Kamin. In seinem Schatten ist es eisig kalt, und wir sind froh, die besonnte Gratscharte erreicht zu haben. Spät schon muss es sein, keiner wagt auf die Uhr zu blicken. Die steilen Aufschwünge aus kompaktem Urgestein am sonnigen Südgrat locken allzusehr! Reichen aber Material und Zeit dazu noch aus, fragen wir uns? « Gehen wir so weit es geht », ist Walters Antwort, und schon klettern wir Seillänge um Seillänge über den luftigen Grat.

In der Gegenwart zurück

Ich überklettere den schmalen Vorgipfel. Allmählich beginnt sich nun doch ein leiser Zeitdruck aufzubauen; Oktobertage sind kurz. Auch wenn die Sonne noch recht hoch im Südwesten steht, bleiben uns nicht mehr viele Stunden. Ich sitze auf einem luftigen Turm neben einem Haken mit Abseilschlingen über einer tiefen Scharte. Direkt gegenüber ragt die fast senkrechte Mauer des Gipfelaufschwungs empor. So sieht also die Bühne für eines von Ruedis eindrücklichsten Kletterstücken aus. Ruedi kommt nach. Liebevoll prüft er den Cas-

Alpine Geschichte, Kultur, Erzählungen O.

5 Der alte Holzkeil weckt ErinEine Erklärung für das nerungen und lässt die«woher » ergibt erst das Gedanken bis in die fünfziaufgefundene Dia aus dem ger Jahre zurückschweifen.. " " .Jahr 1967.

sinringhaken. 1967 hat er ihn geschlagen. Zum zweitenmal hängt sein Dasein an diesem Eisenstift. Während er hinabgleitet, wird seine Erzählung über die damaligen dramatischen Minuten in mir erneut lebendig.

1967 an derselben Stelle

Abgekämpft stehen Walter und ich auf dem Gratturm vor der tiefen Scharte. Es dämmert - bald ist es Nacht. Wir starren hinüber zum mächtigen Gipfelaufbau. Im fahlen, die Konturen verwischenden Licht der Dämmerung ist in der vor uns sich aufbäumenden Mauer kein Weiterweg auszumachen. Es ist an mir, die Seilführung zu übernehmen - wir müssen hinaus aus dieser Falle, noch besitzen wir zwei Haken. Den Cassinringhaken schlage ich in einen feinen Riss. Im « Dülfer » gleiten wir zur Scharte hinab, wo uns bereits nachtdunkle Schatten umfangen. Zu unserer Linken strebt der Eckpfeiler des Grates im letzten Tageslicht himmelwärts. Seine wilde Schönheit fordert mich heraus, mehr zu wagen als mir zusteht. Walter versucht zu sichern, während ich gegen eine kleine Kanzel hinaufquere, im festen Glauben, dass dort, wo noch

Licht ist, der beste Weg zu finden ist. Die Ausgesetztheit durchdringt und erschreckt mich. Doch einzig diese über mir sich aufbauende senkrechte Kante bietet den Schlüssel, um den Südgipfel zu erreichen. Vorsichtig taste ich mich höher, Meter um Meter. Jetzt komme ich nicht mehr weiter -nein, da gibt es immer wieder winzig kleine Griffe. Eisenfest und rauh ist der Fels. Die steifen Vibramsohlen suchen nach Halt, die Fingerspitzen nach Unebenheiten. Kaum wage ich zu atmen. Die Kraft, die durch meine Glieder strömt, scheint nicht mehr meine eigene zu sein. Grauen erfüllt mich beim Gedanken an einen möglichen Sturz - sollte ein Griff ausbrechen, die Kraft mich verlassen - nein, der Wille durchzukommen ist in einer solchen Situation viel stärker! Dennoch bin ich nicht imstande, den einzigen mir verbliebenen Haken zu schlagen. Noch ein bis zwei Meter, dann ist das Seil aus. Ganze 40 Meter hängen bereits über der gähnenden Tiefe, aus der die Nacht unablässig und rasch heraufkriecht Der ausgestreckte rechte Arm mit dem Haken erreicht eine winzige Ritze, während die linke Hand einen guten Griff fassen kann.

Am Einstieg in den Wandgürtel unter der Scharte zum Südgrat mit Blick auf Jolital, Walliser Alpen und Montblanc Das Dia aus dem Jahre 1967: Walter am Beginn des g rossen Aufschwungs. Mein Holzkeil baumelt deutlich sichtbar an Walters Schlinge.

Alpine Geschichte, Kultur, Erzählungen Jegihorn-Südgrat: Der « normale » Ausstieg zum Gipfel

Drei bis vier Hammerschläge und singend fährt der einzige und letzte Haken ins Gestein - Karabiner und Seil eingehängt, ein Freudenschrei durchbricht die Stille.

Bereits wenig später stehen wir auf dem Südgipfel des Jegihorns. Im letzten Abendlicht grüssen die Penninischen Alpen zu uns herüber.

Und wie ergeht es uns drei Jahrzehnte später?

Als Weiterweg aus der Scharte hinaus wähle ich die Verschneidung in der Südostseite; Ruedis Route ist mir zu luftig. Ich koste das Spreizen zur Gratschulter rechts hinauf aus. Der Seilzug wird so stark, dass ich unbedingt Stand machen muss. Aber da bin ich schon auf dem Gipfel. Kein Lüftchen regt sich. Ausser dem Rauschen der Bäche in der Tiefe ist kein Laut zu hören.

Rückkehr damals

1967: Das Seil wieder im Rucksack klettern wir um die Wette mit der einbrechenden, mondlosen Nacht nordwärts über den Grat, dann nach Westen hinunter ins Jolital. Für eine halbe Stunde spendet das zunehmend verdämmernde Tageslicht noch etwas Helligkeit. Für kurze Zeit verlieren wir uns aus den Augen - unten an der Moräne warten wir aufeinander in ungeduldiger Spannung, der eine diesseits, der andere jenseits des Steinwalls, bis wir merken, dass wir die Felsen bereits überwunden haben. Im Chiemattboden sehen wir nur noch den sternenübersäten Himmel, ganz schwach davor die

c a Jegihorn-Südgrat und Grosshorn, Mischabel, Lyskamm, Breithorn. Am linken Bildrand ist der westliche Eckpfeiler der Schlusswand erkennbar.

Umrisse von Bergspitzen. Der Jolibach allein gibt uns die Richtung an. Ich stolpere und falle hin, mitten in das kühle Nass!

Johann Bregy hat uns eigentlich noch gar nicht vermisst. Wir nehmen Abschied - in einer Stunde fährt in Hohtenn der letzte Zug, jetzt haben wir wenigstens wieder Taschenlampen! Im Wald verfehlen wir die Abzweigung und gelangen so direkt auf die Geleise der BLS. Richtung Hohtenn gibt es noch einen Tunnel - schmal und einspurig ist dieses Loch - zum Glück kommt kein Zug! Hohtenn: Halt auf Verlangen. Walter erreicht den Schalter, als wir die Lichter des Zuges auftauchen sehen.

Abstieg heute

Der Heimweg ist uns vertraut. Zuerst noch etwas steif, bald aber flüssiger klettern wir durch die Südwestflanke ab. Warm scheint die Sonne. Während Ruedi selbstlos die schweren Schuhe beim Einstiegsband holt, richte ich eine Abseilstelle ein. Die Sonne steht nun doch schon tief und beleuchtet uns mit ihren goldenen Strahlen. Dann greifen die ersten Schatten nach uns. Einen kurzen Augenblick noch flammt das Grosshorn tiefrot auf. Wir steigen ohne Verzug weiter ins Tal ab. Am Anfang der Wasserleite ist es endgültig Nacht. Doch nun finden unsere Füsse fast von selbst das Weglein, das der Suone entlang talauswärts führt.

Jugend-Infos,Berichte,Aktivitäten

attività dei giovani

Activités jeunesse

Höhlenforschen ist ein faszinierendes Hobby. Die geheimnisvolle Unterwelt birgt fantastische Naturwunder, zu deren Erkundung es gleich wie beim Bergsteigen Kraft, Mut und Geschicklichkeit braucht. Zwischen Bergsteigen und Höhlenforschen bestehen weitere Gemeinsamkeiten: Schon in der Kindheit versuchen wir überall hochzuklettern und ziehen uns in « höhlenartige » Verstecke zurück, die ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln. Tatsächlich zieht das Höhlenforschen zahlreiche Jugendliche an, die sich oft wegen ihres Mutes und ihrer Beweglichkeit besser für diese Aktivität eignen als Erwachsene.

Engstelle gleich zu Beginn Der Eingang zur Haglätschhöhle zwischen Habkern und Beatenberg im Berner Oberland ist überaus eng -doch was uns dann 50 Meter unter der Erdoberfläche erwartet, lässt erst recht ein mulmiges Gefühl aufkommen. Die Höhle wird fast ungebührlich eng, und am Ende der Engstelle wartet ein 30 Meter tiefer Schacht, den wir nur mit dem Seil überwinden können. Noch vor einer knappen Stunde standen wir im gleissenden Tageslicht draussen vor dem Eingang, zwängten uns in die PVC-Höhlenkom-bis, zurrten die Sitzgurte fest und ordneten die Seile. Abgesehen von diesen Ausrüstungsgegenständen brauchen wir in der Höhle warme Kleider, Gummistiefel, Karbid- oder Elektrolampen, statische Seile, Karabiner, Abseilgeräte, Steigklemmen und natürlich ein wenig Proviant.

In der Höhle wäre es jetzt stockdunkel, wenn nicht die Karbidlampen ihr warmes Licht verbreiten würden. Am Ende des Engnisses beginnt die Abseilstelle. Wir suchen die Wand nach Bohrdübeln ab und schrauben dort die Abseilhaken hinein. In den Höhlen werden die Bohrplättli nämlich normalerweise entfernt, damit sie in der feuchten Unterwelt nicht zu stark leiden. Nachdem das Seil fixiert ist und in die schwarze Tiefe rauscht, zwängt sich einer nach dem andern zum Abgrund vor und lässt sich am Seil baumelnd in die Tiefe gleiten. Die Stimmen werden von der Tiefe verzerrt und tönen unwirklich. Bleiben Biwak im Bärenschacht aber alle still, ist nur das Tropfen von Wasser zu hören. Vom Schachtboden aus führt unser weiterer Weg von einer Engstelle zur anderen weiter in die Tiefe. Über eine kurze Strickleiter erreichen wir die Schlüsselstelle der Höhle. Jetzt müssen wir sogar die Rucksäcke ausziehen, denn die nächsten 20 Meter sind eng wie ein Fuchsbau. Nur nicht zu tief einatmen, sonst passt der Körper nicht mehr durch! Nervosität darf auch nicht aufkommen - die Devise lautet, schön ruhig bleiben und genau überlegen, wie der Körper am besten durchgewunden werden kann.

Überwältigende Schönheit Plötzlich öffnet sich die Haglätschhöhle grosszügig: Die Gänge sind mehrere Meter hoch und können bequem passiert werden. Nach einer Halle mit einem rauschenden Wasserfall überklettern wir ein paar Ver-sturzblöcke und bekommen dann Eine der vielen Engstellen in der Haglätschhöhle Meteogang in der Boumois ( F ) Engstelle im Lieferanten-eingang ( Hohgant ) einige meterhohe Stalagmiten zu Gesicht. Diese Sintergebilde brauchen zumindest Jahrtausende, bis sie eine solche Höhe erreichen. Geformt werden sie vom Wasser, das sich in den durchflossenen Felsschichten mit Kalk anreichert. Wenn nun dieses mit gelöstem Kalk gesättigte Wasser langsam von der Decke tropft, scheidet sich ein Teil des Kalkes wieder aus, und es bilden sich Sinterzapfen, die sogenannten Stalaktiten. Das Gegenstück dazu sind die vom Boden der Decke entgegenwachsenden Stalagmiten. Diese natürlichen Gebilde können alle Farben von Rot bis Weiss aufweisen. Weiter hinten in der Höhle sind ganze Wände mit flächigen Sintergebilden überzogen, und in einer Ecke hängen Hunderte von « Spaghettis », kleinen und fragilen Sinterröhrchen. Wir kommen angesichts der Schönheit dieser unterirdischen Pracht nicht mehr aus dem Staunen heraus. Vergessen sind die Strapazen der Engstellen und Schächte, wir geniessen die Ruhe und die Wunder der Unterwelt.

Lange Entstehungsgeschichte Die Haglätschhöhle ist ungefähr zwei Kilometer lang und fossil. Als fossile Höhle bezeichnen die Forscher solche, die kaum mehr Wasser führen und somit nicht mehr aktiv sind. Sie sind vor Tausenden von Jahren entstanden. Damals begann das mit Kohlensäure aus der Luft angereicherte Regenwasser, den Kalkstein Millimeter für Millimeter zu lösen. Später, als dann bereits eine kleine Höhle entstanden war, strömte mehr Wasser durch das System, und die Erosion half fortan bei der Bildung der Höhle mit. Damals war die Haglätschhöhle noch aktiv, und ein Höhlenbach rauschte durch die engen Röhren. Als dann der Wasserfluss allmählich versiegte, bildeten sich dort, wo noch Wasser ins System sickerte, die Sintergebilde.

In der Schweiz gibt es Höhlensysteme, die über hundert Kilometer lang sind. In solchen Höhlen sind auch Seen anzutreffen, die schwimmend oder mit einem Gummiboot überwunden werden. Manchmal wird der Weiterweg durch einen Siphon -einen mit Wasser gefüllten Gang -versperrt. Solche Stellen können nur durch speziell ausgebildete Taucher überwunden werden, und ihr Durch-tauchen ist mit erheblichen Risiken verbunden. Die grossen Höhlensysteme können nicht in einem einzigen Tag begangen werden, und so haben die Forscher Biwaks errichtet, wo ausgeruht und gegessen werden kann. Zuvor unerforschte Höhlen vermisst man, um sie dann in Plänen darzustellen, die die Orientierung erleichtern.

Aufstieg zurück an die Sonne Nach einer Pause müssen wir an den Rückweg denken, denn hier unten ist es nur gerade fünf Grad warm. Zudem trägt ein schwacher Höhlenwind dazu bei, dass wir langsam zu frösteln beginnen. Die Eng- Jugend-Infos,Berichte,Aktivitäten stellen werden noch mühsamer, da wir nun nach oben steigen müssen. Beim Schacht hängen wir die Steigbügel ein und hissen uns am Seil nach oben. Der innere Drang, wieder ans Tageslicht zurückzukehren, wird immer grosser. Die ungewohnten Bewegungen - Kriechen, Schieben und Durchzwängen - belasten unsere Körper, und wir werden zusehends müder. Endlich schimmert das Sonn-nenlicht durch den Höhleneingang zu uns hinein, und wir spüren die warme Luft von draussen.

Im Gegensatz zum Bergsteigen, bei dem man meist bei Tageslicht unterwegs ist, stellt das Höhlenforschen ganz andere Anforderungen: Vor allem die Kälte und die ungewohnten Bewegungsabläufe fordern den Körper zusätzlich. Eine Höhlentour muss gut geplant sein und sollte nur mit einem gebietskundigen Führer unternommen werden. Das Höhlenforschen selbst kann am besten bei der Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung ( SGH ) erlernt werden. Diese Forschergruppe ist wie der SAC in Sektionen aufgeteilt und bietet auch Kurse für Anfänger an.

Höhlenschutz Das Höhlenforschen erlebt-wie andere Natursportarten - zur Zeit einen wahren Boom. Verschiedene Organisationen bieten sogenannte Höhlentrekkings an. Da aber die Gebilde der Unterwelt sehr zerbrechlich sind und empfindlich auf Störungen reagieren, sollten Höhlen nur mit besonderer Vorsicht und nicht in grossen Gruppen begangen werden. Denn die in Tausenden von Jahren entstandenen Wunder der Höhlen mit all den Sintergebilden und Ablagerungen können bei mangelnder Sorgfalt in Sekunden durch den Mensch zerstört werden. Nicht nur die Sintergebilde leiden, sondern auch die Meterhoher Stalagmit in der Boumois ( F ) « Mund » in der Creux d' Entier ( Jura ) Sinterfuss im Schneckengang ( Beatushöhle ) Ablagerungsstrukturen und Lehmbil-dungen von wissenschaftlichem Wert, die aus Unwissen in Mitleidenschaft gezogen werden. Zerstörte Höhlen sind in der Schweiz da und dort anzutreffen, noch schlimmer ist die Situation im benachbarten französischen Jura. Die Höhlenforscher halten sich daher an einen strengen Ehrenkodex, der den Schutz der Unterwelt garantieren soll.

Felix Maurhofer, Steffisburg

:ür Skitourenfahrer, Bergsteiger und -wanderer

»er l' alpinista, lo sciatore l' escursionista

>our l' alpiniste, le skieur ;t le randonneur

Nutzen Rückmeldungen zur Lawinensituation, wie z.B. eine persönliche Gefahreneinschätzung oder eine Meldung von beobachteten Lawinen, sind für den Lawinenwarndienst von praktischem Nutzen:

Einerseits ergeben sie zu den bestehenden Beobachter- und Messstationen des SLF eine Ergänzung. Speziell in Höhenlagen über 2500 m ü.M., wo nur wenige Stationen vorhanden sind, liefern solche Rückmeldungen wertvolle Informationen. Sie können für die Abfassung des Lawinenbulletins einen entscheidenden Beitrag leisten, vor allem wenn sie möglichst schnell ans SLF gefaxt werden.

Andererseits dienen solche Rückmeldungen der Überprüfung und Verbesserung der einzelnen Lawinenbulletins. Speziell zu diesem Zweck sind viele Rückmeldungen bei allen Gefahrenstufen nötig. Dies gilt sowohl bei Übereinstimmung der persönlichen Gefahreneinschätzung als auch bei Nicht-Übereinstimmung mit dem nationalen Lawinenbulletin.

Im weiteren gehen die Rückmeldungen teilweise in die Statistiken des all-

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