Pfetzer, Mark; Galvin, Jack: Der Everest. Zum Greifen nah
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Pfetzer, Mark; Galvin, Jack: Der Everest. Zum Greifen nah

Arena Verlag, Würzburg 1999. Fr. 35. Und noch ein Buch zum Thema Everest, das im Sog des Bestsellers In eisige Höhen von Jon Krakauer auf den Markt geworfen wird. Zweifellos kann es vom gegenwärtigen Everest-Rummel profitieren, aber die Geschichte von Mark Pfetzer wäre auch ohne dieses Umfeld erzählens- und lesenswert.

Mark ist ein 12jähriger Junge aus Rhode Island ( USA ), der nach einem Schnupperkurs an einer Kletterwand dermassen vom Klettervirus infiziert wird, dass er schon bald kein anderes Ziel mehr kennt, als einmal auf dem Mount Everest zu stehen. Er widmet sein ganzes Leben dem Klettern, lässt sich von der Schule dispensieren, organisiert Sponsoren, besucht Kletterund Outdoorkurse, besteigt Fünf-und Sechstausender in Peru, den Aconcagua ( 6959 m ) in Argentinien und unternimmt tatsächlich schon drei Jahre nach seinen ersten Kletterversuchen, also im Alter von 15 Jahren, einen ersten Anlauf am Everest. Er wäre der jüngste Bergsteiger aller Zeiten auf dem höchsten Berg der Welt.

Erzählt wird dies alles völlig unspektakulär ( mit Hilfe des Journalisten Jack Galvin ), ohne Pathos, ja geradezu nüchtern und abgeklärt. Staunen erregt höchstens die Bestimmtheit, mit der der junge Mann sein Ziel verfolgt. Interessant ist das Buch, weil es den zahllosen Heldenerzäh-lungen der Höhenbergsteiger keine weitere hinzufügt. Im Gegenteil: Das Höhenbergsteigen wird gründlich entmystifiziert, und die Helden entpuppen sich als egoistische Idioten, die wie kleine Kinder um Decken und Schlafsäcke streiten. Deren einer einem Sherpa, der ihn vor dem Tod gerettet hat, Tee ins Gesicht schüttet, weil kein Zucker drin ist. Ein anderer bringt es fertig, Mark in 6400 m Höhe die Urinflasche über die Kleider zu schütten. In Marks Schilderung ist die Bergsteigerei in den extremen Höhen eine einzige Plackerei. Durchfall, Appetitlosigkeit, permanentes Kopfweh, Sonnenbrand, unerträgliche Kälte usw. machen jeden Schritt zur Qual. Für Mark wird die ganze Mühsal nicht einmal durch den Erfolg kompensiert.

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