Reklamekunst und Reiseträume
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Reklamekunst und Reiseträume

Anton Reckziegel 1865- 1936 Anton Reckziegel, Plakatmaler und SAC-Mitglied in Aarau und Bern, verschönerte Bahnhöfe und Hotels in der halben Welt. Als er 1909 nach 16 erfolgreichen Wir-kungsjahren für die frühe Reise-werbung in der Schweiz nach Österreich zurückkehrte, wurde es still um ihn. Über sein eindrückliches Schaffen und seine Lebensgeschichte berichten jetzt eine Ausstellung und eine Publikation des Schweizerischen Alpinen Museums Bern.

Zeichner der touristischen Schweiz Anton Reckziegel kam 1893 von Wien nach Aarau und wurde einer der ersten festangestellten Zeichner der aufstrebenden Lithographischen Kunstanstalt Müller & Cie. Er spezialisierte sich hier auf zwei Produktegat-tungen, die gegen die Jahrhundertwende einen Boom erlebten: das Touristikplakat und die Postkarte. Die ersten grossen Reiseplakate waren um 1880 aufgetaucht. Die neuen, durch die Chromolithographie industriell vervielfältigten, grossen Farb-affichen sorgten damals für Aufsehen. Dampfschiffahrts-Gesellschaf-ten, Hotels und vor allem die vielen neueröffneten Bahnlinien warben an den Bahnhöfen mit bunten, collage-artigen Bildkompositionen und weckten in einem breiten Publikum Alpine Geschichte, Kultur, Erzählungen Q. < Reiseträume. Reckziegel begann mit Plakaten für die Vitznau-Rigi-Bahn und die Monte-Generoso-Bahn. Im Lauf der Jahre entstanden dann nahezu hundert Plakate und Plakatent-würfe, Dutzende von Prospekten und Panoramen, Hunderte von Postkar-tenzeichnungen. Mit seinen weit verbreiteten, attraktiven Landschaftsdarstellungen prägte er ein touristisches Bild der Schweiz, das bis weit in dieses Jahrhundert hinein nach-wirkte.

Kurz vor der Jahrhundertwende nach Bern 1898 berief Hubacher den talentierten Künstler in die neugegründete Kunstanstalt Hubacher & Biedermann nach Bern. Hier konnte sich Reckziegel nun stärker entfalten und sich allmählich etwas vom bestimmenden Einfluss der Auftraggeber, Verleger und Lithographen emanzipieren. 1902 machte er sich selbständig und wurde als « Maître de l' affiche » bekannt. Seine Werbegrafik wurde plakativer und passte sich neuen Kunstströmungen an.

Über die « kunstsinnige SAC-Kraxelfirma »...

Eine « An die kunstsinnige C. Kraxelfirma Müller & Cie., Aarau » adressierte Postkarte zeigt, dass die Belegschaft dieses Unternehmens dem SAC sehr nahe stand. Auch August Trub, Mitinhaber der 1895 in Müller & Trub umbenannten Druckerei, war Sektionsmitglied. So verwundert es nicht, dass Reckziegel zusammen mit seinem Zeichnerkollegen und späteren Vizepräsidenten Paul Schirmer in die SAC-Sektion Aargau eintrat. Das Stammlokal der rund 65 Mitglieder zählenden Sektion befand sich gleich neben der Druckerei im Hotel Gerber.

Berge waren Reckziegel nicht fremd: Der gelernte Lithograph und an der Akademie Graz ausgebildete Maler stammte aus dem nordböhmischen Gablonz am Fuss des Iser- und Riesengebirges. Gemäss dem Touren-berichtbuch seiner Sektion bestieg Paul Schirmer im Oktober 1896 den Eiger und die Jungfrau - wohl zusammen mit Reckziegel, denn unter seinen Werken befindet sich das chro- Plakatentwurf zur Eröffnung der Station Eismeer der Jungfraubahn, mit Blick auf Fieschergletscher, Schreckhorn und Lauteraarhorn, 1905 ( Gouache ).

Der Maler Anton Reckziegel ( 1865-1936 ) in Bern um 1903 molithographierte Gemälde « Die Jungfrau vom Eiger aus ».

Die Beziehung zum SAC blieb auch nach dem Umzug nach Bern erhalten, trat er doch im April 1900 in die Sektion Bern über. 1907 wurde er mit dem Architekten Eduard Davinet und dem Kunstmaler Emil Cardinaux als Mitglied des « Dekorationscomités für das SAC-Centralfest » in Bern erwähnt.

Diese Postkarte wurde 1893 an die Druckerei Müller & Cie gesandt. Im selben Jahr trat Anton Reckziegel als Zeichner in das Unternehmen ein.

f 5. # Scffrèckhorner... zum Jubiläumsplakat 100 Jahre SAC Nur wenige wissen, dass die historische Dreierseilschaft auf Plakat und Broschüre zum 100jährigen Bestehen des SAC im Jahr 1963 aus einem Plakat von Anton Reckziegel stammte. Dieses Plakat wurde um 1905 von der Jungfrau- und Wengernalpbahn herausgegeben. Für diese Bahnen waren die Alpinisten damals offensichtlich eine wichtige Kundengruppe, denn der Skisport spielte noch keine Rolle - im Winter war der Betrieb eingestellt. Dagegen bot die Bahn fortwährend höhergelegene Ausgangspunkte für Besteigungen und Touren an: 1898 Eigergletscher, 1899 Rotstock, 1905 Eismeer. Das Plakat zeigte die neue Guggihütte der Sektion Interlaken - zur Zeit der Plakat-Erstel- lung noch ein Projekt, denn die Hütte wurde erst 1910 eingeweiht. Dies war in der Frühzeit der touristischen Werbung nicht ungewöhnlich. So findet sich auf Reckziegels Plakat von der Gurtenbahn von 1899 beispielsweise ein Gurten-Aussichtsturm, der zwar zu dieser Zeit geplant war, aber nie gebaut wurde.

« Verkünder der Schönheit eines Erdenfleckens » Anton Reckziegel wurde nach seiner Rückkehr nach Österreich im Jahr 1909 fast vergessen. Zudem Das Plakat der elektrischen Eisenbahn Bex-Gryon-Villars, 1900 gezeichnet, wurde als Lithographie von der Kunstanstalt Hubacher & Co., Bern, gedruckt. Dieser Plakatstil mit kombinierten Veduten und Blumenzier war vor allem zwischen 1892 und 1902 in Mode.

CHEMIN deTER ELECTRIQUE wurde er als überholter Vertreter der Frühzeit der Plakatkunst apostrophiert. So war über ihn nur bekannt, was im Schweizer Künstlerlexikon von 1908 zu lesen ist.

Anlass zu Recherchen über das Werk von Anton Reckziegel waren die zahlreichen Plakat-Originalzeich-nungen und Plakatdrucke, die meist über die Sektion Bern und einen Nachlass aus dem Jahr 1936 in die Sammlung des Schweizerischen Alpinen Museums gekommen waren. Die Ausstellung « Reklamekunst und Reiseträume » zeigt Reckziegels gesamtes Schaffen: seinen Anteil an der spannenden Entwicklung der Werbegrafik vor hundert Jahren und sein umfangreiches freies Schaffen. Dieses war beispielsweise 1907 in Genf und 1908 im Kunstmuseum Bern an Ein-zelausstellungen präsentiert worden. Dabei hatten vor allem seine stimmungsvollen Pastellbilder Anklang gefunden.

Der aufgeschlossene, stets zu einem Scherz aufgelegte Anton Reckziegel hielt mit einem seiner seltenen Zitate sein Maler-Credo fest: « Der Maler, der in die Natur hinausgeht, sucht draussen Licht und Farbe... Die Oberfläche der Erde in ihrer reichen Entwicklung, in ihrer tausendfältigen Mannigfaltigkeit muss ihn und wird ihn zu innerem Erleben anregen, wird ihm seine Arbeit zeigen und wird ihn zum Dolmetsch dessen machen, was er sieht. Und auf diese Weise wird er der beste Verkünder der Schönheit eines Erdenfleckens werden. » Die reichhaltige Ausstellung und das gleichnamige Buch zur Ausstellung zeigen, dass der « Verkünder der Schönheit von Erdenflecken » uns mit seinen Bildern noch heute anzusprechen weiss.

Urs Kneubühl, Bernû Ausstellung « Reklamekunst und Reiseträume » Anton Reckziegel 1865-1936 Ort: Schweizerisches Alpines Museum, Helvetiaplatz 4, 3005 Bern Dauer: 3. April bis 16. August 1998 Öffnungszeiten: Mo 14-17 Uhr, Di bis So 10-17 Uhr

Jeue Routen und Gebiete

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ner Voralpen: Ausgabe 1981 von Maurice Brand und Ausgabe 1997 von Martin Gerber 2. Übersicht und besondere Route: Route 256 im SAC-Führer Berner Voralpen von Maurice Brandt, wobei die Route im unteren Teil über eine neue Linie führt und durchgehend saniert wurde ( vgl. den Beitrag im vorliegenden Heft auf S. 34 ff. ).

3. Erstbegehung: Originalroute am 27.5.76 durch Gottlieb Sträub und Hans Grossen; sanierte Route auf teilweise neuer Linie durch Martin Stettier und Hans Grossen am 19.1O.1997.

4. Bewertung und Kletterzeit: 6+ ( der 6. Schwierigkeitsgrad sollte sicher beherrscht werden ). Anlässlich der Sanierung wurden nicht mehr, dafür aber sichere Sicherungspunkte gesetzt. Zeit ca. 2 Std.

5. Material: 10 Express, 50-m-Dop-pelseil 6. Route:

a ) Zugang und Einstieg: Von Spiez über Oey-Diemtigen nach Zwischenflüh im Diemtigtal. Auf tax-pflichtiger Bergstrasse auf die Rinderalp ( 1704 m ). Über die Alpweide nach SE, zuletzt auf einem Weglein zum höchsten Punkt des Abendbergs und abwärts zum höchsten Punkt des Valgrande-Pfeilers ( 25 Min. von der Rinderalp ). 3 x bis zum Einstieg abseilen ( vgl. Topo ).

b ) Routenverlauf: Vgl. Topo Hans Grossen, Frutigen

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