Riskantes Layout regt an und auf
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Riskantes Layout regt an und auf

Die Oktoberausgabe hat wie erwartet niemanden kalt gelassen. Viele Leserinnen und Leser haben der Redaktion Ihre Meinung per Mail, Brief oder Telefon mitgeteilt. Von grossere Begeisterung bis zu grosser Verärgerung mit Austrittsdrohungen reicht das Spektrum. Wir drucken eine repräsentative Auswahl der Leserbriefe zu unserem riskanten Experiment ab.

Da kommt mir ein Lokalbeispiel in den Sinn, wo das Design wichtiger ist als die Funktion: Am neuen Bahnhof Aarau hat man die hundertjährige Uhr durch die grösste Bahnhofsuhr Europas ersetzt. Nachts ist deren Uhrzeit nicht lesbar, denn die Zeiger lassen sich nicht beleuchten, und tagsüber deckt die «Wolke» des Dachs über dem Busbahnhof das Kunstwerk ab. Alles wunderschön, ein Topdesign, jedoch unbrauchbar. Wozu gibt der SAC eine Zeitschrift heraus? Zum Lesen – Punkt.

Paul Lüthy, Aarau

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Mit dem Oktoberheft hat die Redaktion das Thema Risiko ad absurdum geführt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das Redaktionsteam allen Ernstes davon ausgehen konnte, dass Layout und Themen bei den Lesern ankommen. Über die Themenwahl kann man geteilter Meinung sein, doch das Layout entbehrt jeglicher Grundregel einer lesefreundlichen Textgestaltung. Es ist schlicht eine Zumutung, wenn sich der Leser in einem Wirrwarr von Textelementen zurechtfinden muss. Das hat nichts mit einer innovativen Gestaltung zu tun, sondern vielmehr mit einem dilettantischen Verständnis davon, was der primäre Sinn und Zweck eines jeden Textes ist, nämlich Informationen zu vermitteln. Es ist zu hoffen, dass die Redaktion künftig solche Experimente unterlässt und zu einer vernunftgeleiteten, lesefreundlichen Gestaltung zurückkehrt.

Peter Kron, Au

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Die Oktoberausgabe liegt vor mir. Einige positive Leserbriefe zur Sonderausgabe der Zeitschrift «Die Alpen» als Zeitung erfreuen mich. Auch mir hat dieses Experiment gut gefallen! Aber jetzt liegt eben die Oktoberausgabe vor mir, und ich erkenne meine geschätzte Clubzeitschrift nicht mehr. Im Bericht «Kletterhelme? Du gütiger Himmel!» wird in zwei halbmondförmigen Blöcken einmal mit linksbündigem, einmal mit rechtsbündigem Flattersatz berichtet. Geht ja grad noch zum Lesen, denke ich mir. Dann die Berichte der Prominenten Berggänger. Text zu den Bildern um 90 Grad verwinkelt, überdruckt mit den Porträts und dem fetten roten Text. Schlicht nicht lesbar, was da unter Herrn Blatters Konterfei steht! Schöne Schwarz-Weiss-Fotos im Mittelteil. Dann das Interview auf den Seiten 50 bis 53. Kleinste Blöcke, die Fragen wieder um 90 Grad versetzt zu den Antworten. Das Layout erinnert mich sehr an Architekturzeitungen, aber noch mehr an die Aufmachung ziemlich linker Infoblätter. Gute und ausdrucksstarke Naturfotos fehlen völlig. Dafür ist die Werbung adrett und prominent platziert, mehrfarbig schön abgedruckt. Gut, über Geschmack kann man sich streiten. Ich sage nicht, dass mir das Heft nicht gefällt. Es hat schon etwas Spe­ziel­les. Aber eigentlich möchte ich interessante Berichte, schöne Bergfotos und alles gut lesbar, möglichst so, dass man keinen Schwindelanfall bekommt. Ich hoffe, Sie kommen wieder auf den Pfad der Lesbarkeit zurück und finden vielleicht einen 1/3-neu-2/3-alt-Kompromiss. Gut würde das der Traditionszeitschrift «Die Alpen» anstehen!

Beat Müller, Uhwiesen

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Dank der Anwendung von Informatik ist diese Gestaltung heute möglich, fantasievoll und kreativ. Im Vergleich zur bisherigen normalen Darstellung ist die Form und Anordnung der Texte aber provozierend unvernünftig, das heisst, mühsam zu lesen. Auffallend sind auch die zahlreichen leeren Flächen bei den Textseiten. Die gesamte Darstellung ist ein einmaliges, vermeidbares Risiko. Solche sind analog zu alpinistischen Tätigkeiten im Gelände möglichst zu vermeiden, das heisst zu unterlassen. Ich freue mich schon jetzt auf die kommenden Nummern der Zeitschrift, welche leserfreundlich ohne leere Flächen wie bisher dargestellt sein werden.

Konrad Schrenk, Bern

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Noch nie habe ich ein Heft der Zeitschrift «Die Alpen» so rasch im Altpapier abgelegt. Die Gestaltung war schlicht eine Zumutung. Soll denn das Lesen sportlich, das heisst mühsam sein? Der Hochschule für Gestaltung in Bern ging es offenbar um Originalität oder gar Provokation. Und die Redaktion hat sich dermassen beeindrucken lassen, dass auch sie vergessen hat, dass es noch Leute gibt, die das Heft ohne Augenakrobatik genussvoll lesen möchten. Beispiele: Mit grosser Mühe sucht man die schwarzen Buchstaben, die unter den grossen roten Titeln und Schriftbalken geschickt getarnt sind. Warum soll man die Augen nicht einfach etwas zukneifen, um die kleinen weissen Texte auf Seite 16/17 auf dem in diversen Grautönen hinterlegten Foto zu entziffern? Auch den Pupillen tut etwas Gymnastik gut. Während man das Inhaltsverzeichnis aus einem diagonalen Blickwinkel noch lesen kann, empfiehlt sich für die Seiten 28/29 und 50 folgende eine Kurzschwungtechnik: eine halbe Drehung nach rechts, dann wieder zurück. Der grosse rote Punkt auf der Stirn von Christa Rigozzi entbehrt nicht einer gewissen Symbolik. Rührend ist die Anordnung des Textes im Beitrag über Kletterhelme. Mit etwas Konzentration gelingt es, den Blick vom Ende einer Zeile mit einem gewagten Sprung an den Anfang der nächsten zu retten. Gesamturteil: schwer lesbar! Schade um die guten Texte. Anstelle von «Risiko» wäre «Absturz» als Titel des Hefts wohl passender gewesen.

Ruedi Hauser, Bürglen/UR

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Als Grafikdesignerin freut es mich sehr, dass Sie den Mut hatten, das Thema Risiko auch in die Gestaltung des Hefts einzubeziehen. Gestaltung kann mehr sein, als nur «Schönes» zu produzieren. Gestaltung kann ein Erlebnis sein, kann Sachverhalte in Frage stellen, und das ist mit diesem Heft gelungen. Eine reibungslose Bergtour bei perfektem Wetter ist schön und angenehm, sicherlich auch erstrebenswert. Und doch sind die Touren, auf denen ich gegen Wind und Wetter ankämpfen und anspruchsvolle Situationen meistern musste, diejenigen, die mir am eindrücklichsten in Erinnerung bleiben. Ich finde es nur passend, dass der Leser zum Thema Risiko auch einige Klippen im Layout zu erklimmen und gegen angenehme Gewohnheiten anzukämpfen hat. Herzlichen Dank, dass Sie mit dieser Ausgabe auch die Frage zur Funktion von Grafikdesign aufgeworfen haben.

Sonja Berger, Basel

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Auch wenn ich kein Freund von dauernden Veränderungen (nicht zu verwechseln mit «Verbesserungen») bin, hat mir das Layout des Oktoberheftes sehr gefallen. Auch der Inhalt des Heftes hat meine Erwartungen an das Thema «Risiko» erfüllt.

Thomas Strickler, Basel

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Du meine Güte, was für ein Knüller schon wieder, nach der hochinteressanten Zeitungsausgabe, nun mit diesem «Risiko»-Heft! Der SAC zeigt im 150-Jahre-Jubi auch mit seiner Zeitschrift, dass er wirklich ein moderner Verein ist! Das Heft hat mich begeistert. Wie bei einer grossen Bergtour in ungewisses Gelände hat der SAC das Risiko kalkuliert und herzhaft auf sich genommen, mit einer gewagten Gestaltung und mit einem Strauss von teilweise unkonven­tionellen Beiträgen auch da und dort anzuecken. Ja, warum nicht mal so etwas leicht Schräges wie den Helmbeitrag von J. van Rooijen wagen? Oder eine so ungewöhnliche Porträtserie wie diejenige von B. van Dierendonck? Und das dann würzen mit einem anregenden Interview mit Werner Munter oder mit einem gewagten Essay von A. Rozkosny. Gratulation! Dass bei der ganzen Sache ein paar Fussnoten an falschen Orten reinrutschten: Das war wohl zu riskieren …

Ich wünsche, dass von diesem «Spirit» mehr auch in die weiteren, normalen Hefte einfliessen wird!

Jürg Meyer, Mittelhäusern

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Ich schreibe einige Zeilen, um Ihnen meine Freude beim Anschauen und der Lektüre der Oktoberausgabe mitzuteilen. Mit der aussergewöhnlichen Grafik – sie setzt den Titel «Risiko» hervorragend um – und den spannenden Artikeln ist diese Ausgabe ein Meilenstein. Eine Bemerkung erlaube ich mir. Das Bild auf Seite 16/17 ist zu stark, schockierend. Es soll wohl das zu grosse Risiko illustrieren, das eingegangen worden ist, es erinnert mich aber doch an die Bilder von Jägern, die stolz vor ihren Trophäen posieren. Ich frage mich also, welche Nachricht der Fotograf seinerzeit mitteilen wollte. (Zu viel Risiko oder die Rache des Berges …?)

Jean Putallaz, Genf

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Risiko ist ein Thema, das im Bergsport interessiert. Die Redaktion widmet dem ein ganzes Heft. Mit voller Konsequenz, das heisst bis zum Absturz. Eine freche Gestaltung, ästhetisch und dem Thema entsprechend. Gestaltung hat aber die Funktion zu unterstützen und ist nicht Selbstzweck. Die Gestaltung erschwert und behindert das Lesen deutlich und ist daher in der Gesamtbeurteilung klar ungenügend. Weiter so, und die Zeitschrift «Die Alpen» und deren Redak­tion ist nur noch für das Altpapier. Risiko ja, aber immer in gewissen Grenzen.

Heinz Kasper, Kehrsatz

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Zu dieser Sondernummer «Risiko» möchte ich Euch herzlich gratulieren. Was mir missfällt, ist, dass der Text an einigen Orten mit Fotos oder grösseren Buchstaben unterlegt ist. Dadurch wird das Lesen mühsam oder fast unmöglich (z.B. Seite 29). Ich bin der Meinung, dass die Leserlichkeit zuerst kommt und die Gestaltung sich entsprechend anpassen sollte.

Andreas Walder, Richterswil

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Welche Freude, welch ein Genuss, dieses kleine, originelle, attraktive Werk zu lesen. Toll wäre, wenn einmal im Jahr eine Ausgabe der Zeitschrift von einem der Talente der Schweizer Hochschulen für Gestaltung gelayoutet würde! Jedenfalls gratuliere ich Cosmin Niculescu für die Gestaltung und der Redaktion für die Themenwahl und die Art, an die Themen so heranzugehen, dass sie Berggängern nahe sind.Ein Hoch auf den 150. Geburtstag des SAC, der neuen Wind in «Die Alpen» gebracht hat und meine Freude, die Zeitschrift zu lesen, verzehnfacht hat.

Brigitte Dard, Tavannes

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