SAC lanciert Mobilitätskampagne
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SAC lanciert Mobilitätskampagne

« Alpen retour »

30 Mal von der Erde zum Mond und zurück oder zehn Millionen Kilometer – das ist die Distanz, die von Sek-tionstouren-Teilnehmenden pro Jahr im Auto zurückgelegt wird, um Bergtouren zu unternehmen. Ziel des SAC ist, im Rahmen der Mobilitätskampagne « Alpen retour » 1, die bis ins Jahr 2003 dauern wird, rund 10% der per Auto zurückgelegten Personenkilometer auf den öffentlichen Verkehr umzulagern.

Welche Bergsteigerin, welcher Bergwanderer kennt das nicht: mühseliges He-rumblättern im Zug- und im Postauto-fahrplan und im Tourenführer. Während ein Finger im einen Buch sucht, klappt das andere zu, und was im Tourenführer steht, ist bereits wieder vergessen. Und über das Wegstück von der Postautohaltestelle bis zum Tourenausgangspunkt findet sich auch nichts. Kurz: Tourenplanung kann mitunter ganz schön nervenaufreibend sein, weil die benötigten Informationen über verschiedene Kanäle zusammengesucht werden müssen. Einfacher und schneller scheint es daher, ins Auto zu steigen und loszufahren.

Dieses Verhalten ist auch unter den SAC-Mitgliedern verbreitet und zeitigt eine eindrückliche Bilanz: Der SAC produziert mit seinen Touren- und Kursan-geboten jährlich etwa zehn Millionen « automobile » Personenkilometer. Dies hat eine repräsentative Umfrage bei den SAC-Sektionen ergeben ( vgl. ALPEN 1/2000 ). Der Energieverbrauch, der durch die Anreise für eine Bergtour anfällt, liegt damit im Durchschnitt 35-mal höher als jener einer Übernachtung in einer Berghütte – Halbpension inbegriffen. Auf Grund dieses hohen Energieverbrauchs kann die Umweltbilanz des SAC daher am wirksamsten verbessert werden, wenn bei den Transportmitteln angesetzt wird. Mit der Kampagne « Alpen retour – eine Aktion für alpenfreund-lichen Verkehr des Schweizer Alpen-Clubs SAC » will der SAC zusammen mit Partnern 2 die Bergsportler zur vermehrten Benützung umweltfreundlicher Verkehrsmittel anregen. Nebst diesem quantitativen Ziel sollen die Verkehrs-problematik thematisiert und die Bergsportler dafür sensibilisiert werden. Damit sinnvolle Alternativen zum privaten Personenwagen zur Verfügung stehen, müssen neue Möglichkeiten einer nachhaltigen Mobilität entwickelt werden.

Dreigleisig umsteigen Die SAC-Mobilitätskampagne will drei-gleisig fahren: Nebst materiellen Anreizen und speziellen Dienstleistungen sollen auch immaterielle Anreize helfen, die ambitiösen Ziele zu erreichen. Konkret gibt es für die 90 000 SAC-Mitglieder neu das Kombibillett « Rail&Sleep ». Für eine Pauschale von 62 Franken erhalten Berggänger eine Zweitageskarte, Basis Halb-taxabonnement, inklusive einer Übernachtung in einer SAC-Hütte. Diese Karte kann – und das macht sie so attraktiv – während dreier Tage zweimal als Tageskarte benutzt werden. Um die Tourenplanung zu vereinfachen, ist ein handlicher « Alpen-Fahrplan » geschaffen worden. 3 Dieser enthält Angaben zur Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Alpentaxis und Einkaufsmöglichkeiten. Auch der digitale SBB-Fahr-plan soll um die Informationen Alpen-Taxis und SAC-Hütten als Reiseziel erweitert werden. Geplant ist zudem eine CD-ROM mit sämtlichen Informationen des Alpen-Fahrplans und des digita-

1 Weitere Informationen zur Kampagne « Alpen retour » finden sich im Internet unter www.sac-cas.ch im Menue « Services » « Alpen retour ». 2 An den einzelnen Projekten der Kampagne « Alpen retour » sind folgende Partner beteiligt: Schweizerische Bundesbahnen SBB, Verband für öffentlichen Verkehr VöV, Postauto Schweiz, Ver-kehrsclub der Schweiz VCS, Mountain Wilderness, Save the Mountains und verschiedene Bundesämter unter der Federführung vom Bundesamt für Raumentwicklung ARE. 3 Dieser « Alpen-Fahrplan » wird im Rahmen einer Fundraisingaktion zu Gunsten des SAC-Naturschutzfonds an alle SAC-Mitglieder als Geschenk versandt.

len SBB-Fahrplans.

Zu den immateriellen Anreizen gehört die Mobilitätsberatung. Gestartet wurde bereits mit einem Pilotprojekt in der Romandie, wo das Umsteigepoten-zial auf den öffentlichen Verkehr besonders gross ist. Die dabei gemachten Erfahrungen werden auch den anderen Sektionen zugute kommen. Die Sektionen können sich aber auch zu selber definierten Mobilitätszielen verpflichten wie etwa der Organisation von je der gleichen Anzahl Touren mit öffentlichen Verkehrsmitteln und mit dem Auto. Mit

DIE ALPEN 6/2001

Von Hütten und Biwaks

Rifugi e bivacchi

Cabanes et bivouacs

der Information über die Kampagne und ihre Angebote können « Edelweiss-Punkte » gesammelt werden. Der Sektion mit den meisten « Edelweissen » winkt ein attraktiver Preis. Weiter werden die jungen SAC-Mitglieder als zukünftige Bergsteiger- und Klettergeneration mit Events und Wettbewerben angesprochen.

Mit Kreativität zu kombinierter Mobilität Die Anreise zur Bergtour mit Zug, Bus und Postauto hat verschiedene Vorteile. So kann eine Tour spontan geändert und beispielsweise ein anderer Abstieg gewählt werden. Bei Überschreitungen mit unterschiedlichem Ausgangs- und Endpunkt drängt sich die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel geradezu auf. Wer nach einer Tour müde ist, kann sich im Zugsabteil beruhigt zurücklehnen und auch ein Nickerchen machen. Sogar ein Bier gegen den Durst hat keine Folgen. Schliesslich kann die Geselligkeit einer gemeinsamen Heimreise im Zug auch als schöner Schlusspunkt einer Tour erlebt werden.

Die Kampagne verlangt nicht den konsequenten Verzicht auf das Auto, sondern versucht, den bewussten und kreativen Umgang mit der Mobilität zu fördern. Bereits eine bessere Auslastung des Privatwagens bei Sektionstouren trägt zu einer Verminderung von Auto-kilometern bei, und mit der Benützung von Alpentaxis und Autos von Mobility CarSharing lassen sich weitere Kilometer einsparen.

Ehrgeizige Ziele Der SAC hat sich bewusst ehrgeizige Ziele gesetzt. Die Kampagne ist bis ins Jahr 2003 angelegt; das eigentliche Testjahr, das für die Auswertung zählt, ist 2002. Danach wird entschieden, welche Angebote und Massnahmen im Sinn einer nachhaltigen Wirkung langfristig eingeführt werden sollen. Damit bietet sich dem SAC die Chance, sich unter den Sportverbänden in Sachen ökologischen Verhaltens zu profilieren. Der SAC propagiert in seinem Leitbild « alpine Tätigkeiten im Einklang mit der Natur » und hat darin auch die Förderung des öffentlichen Verkehrs verankert. Die Kampagne « Alpen retour » ist ein Teil der Aktivitäten und des Engagements des SAC im Bereich Natur- und Umweltschutz. a

Astrid Scholtz, Haldenstein für das SAC-Ressort Schutz der Gebirgswelt und die Projektleitung « Alpen retour » Die Schweizer Alpen sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erschlossen – verschiedenerorts lässt sich dank ihnen sogar das eigentliche Herzstück ganzer Gebirgsregionen erreichen. Mit kreativer kombinierter Mobilität lassen sich viele Touren unternehmen, die mit dem PW kaum machbar sind. Zudem ist nur Fo to s:

Ar chi v J. M ey er so eine spontane Umplanung ohne Rücksicht auf den Standort des eigenen Autos möglich.

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