SAC-Stempel und Antiquariatskatalog. Kulturgut versus Platzproblem
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SAC-Stempel und Antiquariatskatalog. Kulturgut versus Platzproblem

SAC-Stempel und Antiquariatskatalog.

Kulturgut versus Platzproblem

Im SAC gibt es nicht nur eine Zentralbibliothek, sondern sehr viele, zum Teil sehr gut bestückte, wertvolle Sektionsbibliotheken. Diese beanspruchen Platz und Pflege, wollen sie auch künftigen Generationen zugänglich sein. Ein oft schwieriges Unternehmen, wie das Folgende zeigt.

Ein aufmerksamer Leser eines Antiqua-riatskatalogs – Doktorand in Karten-geschichte – stellte vor einiger Zeit fest, dass altes Kartenmaterial angeboten wurde, das von seiner Bezeichnung her eindeutig aus dem Bestand einer SAC-Sektion stammen musste. Er nahm sich in der Folge die Mühe, diese Angebote zusammenzustellen. Ein Anfrage bei der Sektion ergab folgende Situation: Als das Bibliothekslokal der Sektion gekündigt wurde, sortierte man das reichlich vorhandene Material: Ein grosser Teil wurde der örtlichen Universität übergeben, ein Teil in die neuen Lokalitäten integriert und ein Teil verkauft. Der Erlös aus Letzterem floss in den Unterhalt der sektionseigenen SAC-Hütte, die zu der Zeit gerade renoviert werden musste.. " " .Viele aktive Sektionsmitglieder hatten diesem Verfahren zugestimmt, herrschte doch die Meinung vor, dass die Hüttennutzung gegenwärtig viel mehr zum Sektionsleben beitrage als die alten Bücher und Karten, die von niemandem genutzt würden.

« Kulturfrevel » Der Kartenspezialist sah dies ganz anders: Er bezeichnete die in seinen Augen leichtsinnige Trennung von Kulturgut als « Kulturfrevel » in einem nicht verantwortbaren Ausmass. Die Nachfrage bei der Sektion ergab, dass die Zahl der im Katalog angebotenen Bücher zu relativieren sei, hätte sie doch einen ausserordentlich hohen Bibliotheksbestand. Und hier setzt eine Auseinandersetzung ein, die vielleicht auch in anderen Sektionen ausgetragen werden muss – oder schon ausgetragen wurde. Der SAC ist ein Verband, der im Gegensatz zu anderen Sportverbänden über grosse Kulturwerte verfügt, denn Alpinismus war vor allem in den Anfängen ganz eng mit Forschung verbunden. 1 So kommt es, dass zum SAC ein Museum, eine gut bestückte zentrale Bibliothek mit einem grossen Anteil historischer Werke und eine grosse Zahl sektionseigener Bibliotheken gehören. Der SAC hat diese Werte auch immer gepflegt, wie verschiedene Aktivitäten zeigen ( Arbeit der Kulturkommission, Kulturpreisverleihung ). Gleichzeitig zeichnet sich hier aber auch ein Spannungsfeld ab: Die Arbeit in den Sektionen wird ehrenamtlich geleistet. Gleichzeitig stehen viele der Mitglieder unter einem grossen beruflichen Druck, sodass diese freiwillig geleisteten Einsätze oft eingeschränkt werden müssen. Die Pflege kulturhistorischer Werte braucht sowohl Fachwissen als auch viel Zeit. Kommt weiter dazu, dass oft Raumprob-leme Entscheidungen aufdrängen wie im eingangs beschriebenen Fall. Unter diesen Umständen getroffene Lösungen können dann auf Unverständnis stossen, sind aber gleichzeitig Ausdruck davon, dass viele SAC-Mitglieder in erster Linie an den bergsportlichen Angeboten interessiert sind. Und nicht vergessen werden darf, dass die Sektionshoheit sich auf ihren Besitz erstreckt. Allen diesen Problemen zum Trotz sind wir aufgerufen, zum Kulturguterhalt in unserem Club beizutragen, denn dieser Kulturguterhalt ist einem Familienalbum vergleichbar, das das Leben heute und künftig erklären hilft und bereichert. a

Margrit Sieber 1 Vgl. ALPEN 10/2000 « Bergfahrten der Alpenpioniere des 19. Jahrhunderts » Topografische und touristische Karten bieten ein vielseitiges Abbild der damaligen Zeit und sind daher wertvolle Kulturgüter.

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