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Stürmische Sache Wetterrekorde der Schweiz
Wetterextreme sind Zeugnisse der unbändigen Kraft der Natur – und Wetterrekorde die Spitze des Eisbergs. Sie zeigen, dass Übers-Wetter-Reden mitnichten nur langweiliger Small Talk sein muss.

Von den bewohnten Orten in der Schweiz liefern sich La Brévine im Kanton Neuenburg, Samedan im Engadin und Ulrichen im Oberwallis regelmässig ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den kältesten Tag. Offiziell gilt La Brévine als der Ort, an dem bislang die tiefste Temperatur registriert wurde: Am 12. Januar 1987 wurden dort –41,8 °C gemessen.
Tatsächlich war es damals wohl noch kälter, nämlich –42,5 °C, wie MeteoSchweiz festhält. Der Unterschied rühre daher, dass im Jahr 1997 von Handmessung auf automatische Messung umgestellt worden sei. In La Brévine ist es so bitterkalt, weil im Talkessel die winterliche Kaltluft gefangen bleibt – und bei anhaltend klaren Nächten durch Abstrahlung ständig weiter auskühlt. Da die kalte Luft kaum abfliesst, kann mildere Luft aus der Umgebung sie nicht ersetzen.
Legendärer Sturm Vivian
Die wiederum heisseste Temperatur in der Schweiz wurde am 11. August 2003 in einer Waldlichtung an einem felsigen Südhang im bündnerischen Grono gemessen: Bis auf 41,5 °C kletterte das Thermometer damals, kräftig unterstützt durch den Nordföhn.
Kräftige und schnelle Winde bleiben unvergessen. Etwa der Sturm Vivian, der am 27. Februar 1990 über die Schweiz fegte. Damals wurde auf dem Grossen Sankt Bernhard eine rekordhohe Windgeschwindigkeit von 268 Kilometern pro Stunde registriert. Den Rekord im Flachland hält seit dem 15. Juli 1985 Glarus. Der Wind blies damals mit einer Geschwindigkeit von 190 Kilometern pro Stunde während eines Gewittersturms.
Heftige Gewitter waren auch für die flutartigen Regenfälle am 11. Juni 2018 in Lausanne verantwortlich. Innert zehn Minuten prasselten 41 Liter Wasser pro Quadratmeter zu Boden – so viel wie noch nie in der Schweiz. Der insgesamt regenreichste Tag ereignete sich am 26. August 1935 in Camedo im Tessin, als 455 Liter Regen jeden Quadratmeter schwemmten.
Häufigere Extremereignisse
Die Menschheit muss sich auf immer extremere Wetterereignisse einstellen, denn sie werden im Zuge der Klimaerwärmung in Zukunft weltweit häufiger und heftiger auftreten. Das legte der Weltklimarat (IPCC) im vergangenen August dar.
Dies gilt auch für die Schweiz. Die im Jahr 2018 veröffentlichten Klimaszenarien Schweiz deuten darauf hin, dass hierzulande trockenere und heissere Sommer, regenreichere und schneeärmere Winter sowie heftigere Starkniederschläge drohen. Ebenfalls werden demnach die heutigen Höchsttemperaturwerte purzeln: Im Jahr 2060 könnte das Thermometer südlich der Alpen um bis zu 4,5 °C höher klettern als heute, nördlich der Alpen sogar um bis zu 6 °C, wie die Expertinnen und Experten von MeteoSchweiz, der ETH Zürich und der Universität Bern berichten.
Die Erwärmung und ihre Folgen liessen sich minimieren, wenn die Treibhausgasemissionen weltweit rasch eingedämmt würden. Das halten der IPCC-Bericht und die Schweizer Studie fest. So könnte bis Mitte des 21. Jahrhunderts rund die Hälfte der möglichen Klimaveränderungen in der Schweiz vermieden werden, bis Ende Jahrhundert zwei Drittel.