Umgebaute und neue SAC-Hütten. Im Zentrum stehen die Gästebedürfnisse
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Umgebaute und neue SAC-Hütten. Im Zentrum stehen die Gästebedürfnisse

Umgebaute und neue SAC-Hütten

Die Finsteraarhornhütte ist komplett neu aufgebaut, die Cadlimo- und die Lischanahütte sind erweitert worden. Drei gelungene Grossprojekte im Spannungsfeld zwischen Gäste-bedürfnissen, Ökologie und finanzieller Tragbarkeit.

Festmonat ist der Juni: Am 6. Juni 2004 wurde die neu aufgebaute Finsteraarhornhütte eingeweiht, am 27. Juni die erweiterte Lischanahütte. Während die Finsteraarhornhütte schon im März in Betrieb genommen werden konnte, wurde auf dem Bauplatz Lischana mit Hochdruck gearbeitet – « bis zum letzten Tag », sagt Hüttenchef Cla Duri Janett.

Zweimal um- und einmal neu gebaut In der Cadlimohütte ist bereits seit letztem Jahr Schluss mit dem Schlafen in der Baubaracke neben der Hütte. Schluss mit der engen Gaststube und vor allem auch Schluss mit den Zeiten, als sich im zugigen Winterraum die Besucher dick eingepackt um den Kochherd scharen mussten. « Die Gäste schätzen neben dem gestiegenen Schlafkomfort auch die grosszügigen Waschräume », weiss Peter Büchel, Präsident der Hüttenkommission des Zentralverbands. Dringend war die Aufstockung der Anzahl Liegeplätze, denn anders wäre der Run vom letzten Sommer auf diese ausgesprochene Wanderhütte nicht zu verkraften gewesen. Ebenfalls mit einer chronischen Überbelastung hatte die Lischanahütte zu kämpfen – ein seit vielen Jahren beliebtes Ausflugs- und Übernachtungsziel für Wanderer, die das Val d' Uina und die Lai da Rims östlich des Nationalparks besuchen wollen. « Schlafen auf dem Boden, essen in drei Schichten – die Zustände waren schlicht unhaltbar », sagt Peter Büchel. Klar war deshalb, dass die Bettenzahl auf neu 45 Liegeplätze erhöht werden musste. Ebenso klar war aber auch, dass man « der alten Hütte nicht die Seele herausreissen wollte. Denn die Wanderer suchen nicht nur ein gutes Bett, sondern erwarten auch die typische Hüttenatmosphäre. Beides wird die neue Lischanahütte bieten können. »

Etwas anders präsentierte sich die Situation bei der Finsteraarhornhütte. Nur gerade das Untergeschoss und die Terrasse waren zu retten, die Hütte selbst musste einem Neubau weichen. Nicht dass die alte Hütte viel zu klein gewesen wäre, aber die Mängel an der Infrastruktur waren zu gravierend. « Zudem hätte », so Hüttenchef Christian Winterberger, « ein Umbau 400 000 Franken mehr gekostet. » Er ist mit der neuen Hütte zufrieden und hat schon viele positive Reaktionen darauf erhalten, denn « dank der geschickten Innenarchitektur konnte trotz der modernen Hülle im Innern eine gemütliche Atmosphäre geschaffen werden ».

Holzelementbau und Trocken-WC Im Gegensatz zur alten Finsteraarhornhütte steht der Neubau, ein schnörkel-loser Holzbau, parallel zum Hang. « Die Hülle genügt sogar dem Minergie-Stan-dard », erläutert Peter Büchel den Neubau. « Dazu kommt eine Fotovoltaikan-lage mit einer Spitzenleistung von immerhin zwei Kilowatt pro Stunde. » Auf Grund der Erfahrungen mit den Kompost-WC in der Hollandiahütte wurden Trockenklosettsysteme eingebaut. Dabei wird den Fäkalien sämtliche Flüssigkeit und damit 85% des Gewichts entzogen, den Rest fliegt ein Heli in die KVA Oberwallis.

Auch die Anbauten der Cadlimo-und der Lischanahütte – beide stehen diskret hinter der Ur-Hütte – sind weit gehend im Holzelementbau erstellt worden. « Holz ist nicht nur das bewährteste Baumaterial für Berghütten, sondern auch das günstigste », sagt Peter Büchel. « Denn was beim Hüttenbau zu Buche schlägt, sind vor allem die Transportkosten mit dem Heli. Und da ist Beton viel teurer. » 1

Sechser im Lotto für die Sektion Oberhasli Überhaupt sind die Zahlen eindrücklich: Zwei Millionen und fünfzigtausend Franken waren für die neue Finsteraarhornhütte budgetiert, 1,8 Millionen für die Cadlimohütte und rund 800 000 Fran-

1 Weitere Informationen zu den Hütten über www.cadlimo.ch; www.finsteraarhornhuette.ch; www.alpinist.ch; www.alpenonline.ch Auch in der Cadlimohütte im Tessin ist der Aufenthalt dank der baulichen Erweiterung komfortabler; die Hüttenatmosphäre bleibt trotzdem heimelig.

Fo to :R egin a Sc ha llb er ge r-D ie thelm DIE ALPEN 6/2004

ken für den Umbau der Lischanahütte. Wahrlich dicke Brocken! Jede Sektion stellte die Finanzierung auf ihre Weise sicher. Besonders ergiebig waren bei allen drei Hütten das Fundraising bei den kantonalen Lotterie- und Sporttoto-fonds. So erhielten die Sektion Oberhasli 470 000 Franken für die Finsteraarhornhütte, die Sektion UTO 280 000 Franken für die Cadlimohütte und die Sektion Engiadina Bassa 140 000 Franken für die Lischanahütte. Fünfstellig waren in allen drei Fällen die Spenden und Sponso-ringgelder. Für die Finsteraarhorn- und die Cadlimohütte konnten auch Anteilscheine gezeichnet werden, die Sektion Engiadina Bassa setzte für einen fünf-stelligen Betrag auf die Fronarbeit der Sektionsmitglieder, und die Sektion UTO verewigte auf einer Tafel in der Cadlimohütte die Namen all derer, die die Inneneinrichtung finanziell unterstützt hatten.

Aus dem Hüttenfonds des SAC stammte der Beitrag von 40% an den budgetierten Neubaukosten. « 1,. " " .6 Millionen Franken müssen reichen, um die jährlichen Beiträge an Umbauten und Unterhaltsprojekte auszurichten », erklärt Bruno Lüthi, Bereichsleiter Hütten auf der Geschäftsstelle in Bern. Vor zwei Jahren – der Umbau der Cadlimohütte fällt in diese Rechnungsperiode – mussten jedoch gegen zwei Millionen Franken ausgeschüttet werden, letztes Jahr

Tradition und Moderne vereint: Die Finsteraarhornhütte im Berner Oberland wurde auf dem Fundament der alten Hütte komplett neu erbaut und bietet 110 Personen eine heutigen Ansprüchen entsprechende gemütliche Unterkunft.

Die Lischanahütte hoch über Scuol behält nach der Erweiterung ihre « Seele », bietet aber mehr Platz zum Schlafen und Essen.

Fo to :R ic o Lu ppi Fo to :R uc h Ar chi tek ten ,M ei ringen DIE ALPEN 6/2004

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waren es mit der Finsteraarhorn- und der Lischanahütte 1,43 Millionen Franken. Für Bruno Lüthi ist klar, dass « Folgekosten von aussergewöhnlichen Ereignissen nicht verkraftbar sind, denn der Fonds läuft auf dem letzten Zacken ». Dies ist aber angesichts des Klimawandels zu befürchten. Bereits im letzten Sommer musste der Hüttenweg der Oberaarjochhütte wegen Steinschlaggefahr zeitweise gesperrt werden. Auch der Absturz der Terrasse der Dent-Blanche-Hütte verheisst nichts Gutes. Nur Zeit zum Philosophieren bleibt nicht, denn mit der Capanna Corno-Gries und den Wildstrubelhütten stehen bereits die nächsten Umbauvorhaben an. a

David Coulin, Horw

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