Vom WC zum TC
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Vom WC zum TC Erfahrungen mit Trockenklosetts (TC) in SAC-Hütten

Die hohen Besucherfrequenzen in unseren SAC-Hütten verlangen eine professionelle Abfallbewirtschaftung. Zentrales Anliegen ist dabei die Klärung - oder noch besser die Vermeidung - von WC-Abwässern. Sogenannte Trockenklosetts bieten eine technologisch einfache und saubere Alternative zu konventionellen Toilettenanlagen. Der nachfolgende Artikel fasst Erfahrungen zusammen, die in SAC-Hütten im Berner Oberland mit Trockenklosetts gemacht wurden.

Viele Hütten verzeichnen heute mehrere tausend Übernachtungen und noch mehr Tagesbesuche pro Jahr, was dazu führt, dass in der hehren Bergwelt auch stattliche Fäkalien-berge angehäuft werden. Wem sich die nahe Hütte schon durch braune Bremsspuren im Fels, durch verstreutes Toilettenpapier und einen unverkennbaren Geruch angekündigt hat, der kennt die Problematik aus eigener Anschauung.

Im Gegensatz zum Tier ernährt sich der Mensch von hochraffinierten Nahrungsmitteln, die nicht nur « alpen-fremd » sind, sondern durch unsere Position am Ende der Nahrungskette auch bedeutend mehr Giftstoffe akkumuliert haben. Die Entsorgung menschlicher Ausscheidungen ist deshalb zu einem ernsten Problem geworden, in erster Linie für die Sauberkeit der Gewässer und Gletscher. Heute muss deshalb bei den SAC-Hüt-ten eine professionelle Abfallbewirtschaftung gefordert werden. Zentrales Anliegen ist dabei die Klärung der Abwässer.

Das Trockenklosett-Häuschen der Windegghütte neugebaute Windegghütte und die Trifthütte nun mit einem verfeinerten Modell des Gauli-Typs ausgestattet. Erfahrungen von der Anlage in der Windegghütte liegen bereits vor und sind durchwegs positiv.

Die Windegghütte verzeichnet ca. 1500 Übernachtungen pro Jahr und gleich viele Tagesbesucher. Diese Besuche konzentrieren sich auf insgesamt rund vier Monate. Das neu erstellte « WC-Häuschen » enthält zwei TC-Kabinen. Der Platz für eine weitere TC-Kabine ist baulich bereits eingeplant. Jedes TC enthält im Untergeschoss einen runden, vierkammrigen Kompostbehälter. In diesem Behälter stehen damit einer aktiven Phase ( eine Kammer ) drei Ruhephasen gegenüber, in denen sich das eigentliche Kompostieren abwickelt. Nach jedem « Geschäft » müssen ein wenig Stroh, Holzschnitzel oder ein vergleichbares Substrat nachgestreut werden. Ist eine Kammer voll - dies dauert in der Saison etwa 3 bis 4 Wochen -, so wird der Behälter um einen Viertel gedreht. Eine Solaranlage mit Heizschlange und Aluminiumplatte sorgt für die Temperierung der Kom-postmasse in den Behältertrommeln. Belüftungsrohre gewährleisten die nötige Luftzufuhr und die Entlüftung, die über das Dach geführt wird. Im Gegensatz zu Latrinen aller Art und zu vielen WC-Anlagen arbeitet das TC geruchsfrei.

Die Wartung des TC erfordert mit rund einer halben Stunde pro Tag etwa gleichviel Zeit wie ein konven-tionelles WC. Bei den vorliegenden Besucherzahlen bilden sich etwa 0,3 m3 Kompost pro Jahr (gemäss Schätzung Büro CIRSIUM, 1990). Das Entleeren und Ausbringen des fertigen Komposts verlangt schätzungsweise einen halben Tag Arbeit pro Saison. Damit bleibt der Wartungsaufwand in akzeptablen Grenzen.

Der ausgebrachte Kompost führt zu einer lokalen Überdüngung alpiner Rasen, die unerwünscht ist. Dieses räumlich auf wenige Aren eingrenz-bare Problem kann jedoch als weit geringer eingestuft werden, als die dauernde Einleitung ungeklärter Abwässer in Boden und Bäche oder der Abtransport voller Behältnisse mit zusätzlichen Heliflügen, die ihrerseits wieder Schadstoffe und Lärm emit-tieren.

Die Erstellungskosten der gesamten TC-Anlage (inklusive Heli-Materialtransporte, Unternehmertransporte, Gebäudeneubau, Installationen, Umgebungsarbeiten und Bauneben-kosten ) betragen im Falle der Windegghütte 134000 Franken. Die effektiven Mehrkosten durch die Wahl einer TC-Anlage anstelle einer konventionellen Latrine können auf ca.20000 Franken beziffert werden. Ein Umbau bestehender Anlagen wird -je nach lokaler Situation - auf 30000 bis 60000 Franken geschätzt. Diese Mehrbeträge müssen im Interesse eines nachhaltigen und langfristigen Schutzes unserer Bäche und Gletscher verkraftbar sein.

Die Verwendung von Trockenklosetts hat sich in verschiedenen Hütten der österreichischen Alpen bereits bewährt. Trotzdem haben die Hüttenverantwortlichen und die Architekten der Gauli-, der Windegg- und neuerdings auch der Trifthütte mit der Optimierung der Anlagen schweizerische Pionierarbeit geleistet. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen muss die hier angewendete Technologie mittelfristig zum Standard erhoben werden. Für Auskünfte und Beratungen steht die Hüttenkommission der Sektion Bern gern zur Verfügung.

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