Wärmer und weniger Schneefall
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Wärmer und weniger Schneefall

Das Klima ändert sich, erstmals liegen nun detaillierte Prognosen für den Klimawandel bis ins Jahr 2100 für den Alpenraum vor. Es wird wärmer, im Sommer trockener, und es wird deutlich weniger Schnee fallen.

Der Klimawandel geht auch an den Alpen nicht spurlos vorüber. Die grosse Mehrheit der Temperaturmessstationen zeigt für die letzten Jahrzehnte eine deutliche Erwärmung. Direkte Folgen sind der Rückgang der Schneebedeckung und der Rückzug der Gletscher. Die Ursachen dafür zu finden, ist nicht trivial und ein heiss diskutiertes Thema. Wahrscheinlich ist, dass es wir Menschen sind, die das Klima durch den Ausstoss von Treibhausgasen, allen voran Kohlendioxid, aufheizen.

 

Je lokaler, desto schwieriger

Doch was bringt die Zukunft? Eine ganze Wissenschaftlergemeinde beschäftigt sich mit dieser Frage und versucht, einer Antwort näherzukommen. Dabei geht es nicht nur um mittlere weltweite Veränderungen und um die Lufttemperatur und die Niederschläge. Wichtig sind in der Regel die regionalen und lokalen Ausprägungen des Klimawandels. Konkret also zum Beispiel diejenigen im Alpenraum.

Das Hauptwerkzeug der Klimawissenschaftler sind Klimamodelle: Computermodelle, die die wichtigsten Prozesse in der Atmosphäre, im Ozean sowie auf der Landoberfläche auf einem dreidimensionalen Gitter beschreiben (vgl. Grafik S. 47). So kann abgeschätzt werden, was der fortgesetzte Ausstoss von Treibhausgasen für das globale Klima bedeuten würde (vgl. Kasten S. 47). Dabei werden Jahrzehnte bis Jahrhunderte in die Zukunft gerechnet. Das können nur Hochleistungsrechner bewältigen. Trotzdem ist die Rechnerleistung ein Flaschenhals, die räumliche Auflösung von globalen Klimamodellen ist derzeit auf etwa 100 Kilometer begrenzt.

Regionale Besonderheiten des Klimas im Alpenraum, beispielsweise Unterschiede zwischen dem Rhonetal und den höchsten Gipfeln des Berner Oberlandes, können so nicht erfasst werden.

Einen Ausweg bieten regionale Klimamodelle. Als kleine Schwestern der Globalmodelle beschreiben auch sie die vollständige dreidimensionale Zirkulation der Atmosphäre, jedoch nur für eine Teilregion, zum Beispiel Europa oder den erweiterten Alpenraum. Dadurch sind eine wesentlich feinere räumliche Auflösung von 10 bis 25 Kilometern und regional detailliertere Aussagen möglich.

 

Erwärmung beschleunigt sich

Seit 2009, dem Ende des europäischen Forschungsprojektes ENSEMBLES, stehen für Europa eine Vielzahl regionaler Klimasimulationen zur Verfügung. Damit ist es möglich, die regionalen Auswirkungen des Klimawandels abzuschätzen. Dies wiederum erlaubt eine Schätzung der Folgen des Klimawandels auf Bereiche wie die Kryosphäre (Schnee, Gletscher, Permafrost), die Land- und Forstwirtschaft, die Wasserversorgung oder auch die Energiegewinnung (siehe Hinweis).

Für «Die Alpen» haben wir die Ergebnisse für sechs Teilregionen der Schweiz aufbereitet und dargestellt. Wichtigstes Ergebnis ist, dass sich der Erwärmungstrend der vergangenen Jahrzehnte aller Wahrscheinlichkeit nach fortsetzen und sogar beschleunigen wird. Bis zum Jahr 2100 ist mit einer Erwärmung von mehr als 3,5 °C im Sommer und mehr als 3 °C im Winter zu rechnen. Eine Folge davon sind deutlich geringere Schneefallmengen in allen Regionen.

 

Sommer: Weniger Niederschlag

Die Diagramme zeigen eine Abschätzung der erwarteten Veränderungen von Temperatur und Niederschlägen bis zum Jahr 2100 für sechs grössere Regionen der Schweiz (Jura, Mittelland, Alpennordhang, Wallis, Graubünden, Tessin). Die Kurven basieren auf den Ergebnissen des europäischen ENSEMBLES-Projektes und stellen einen Mittelwert aus 14 regionalen Klimasimulationen dar. Diesen liegt das SRES A1B Emissionsszenario des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) zugrunde, das ab 2050 einen sinkenden Treibhausgasausstoss annimmt. Dementsprechend liefern die Modelle Anhaltspunkte, die mit Unsicherheiten behaftet sind und nicht als konkrete Voraussagen verstanden werden dürfen.

Die Werte zeigen die Veränderung gegenüber der Referenzperiode 1980–2009. Für das 21. Jahrhundert ist in der gesamten Schweiz mit einer deutlichen Erwärmung im Vergleich zu heute zu rechnen. Diese Erwärmung wird im Sommer tendenziell etwas grösser als im Winter und in den zentralen und südlichen Landesteilen etwas stärker als im Norden ausfallen. Während die Niederschlagsmengen im Winter voraussichtlich leicht ansteigen, ist im Sommer mit deutlich weniger Niederschlag zu rechnen, besonders im Jura, Wallis und Tessin. Die Temperatur-erhöhung im Winter führt aber zu starken Abnahmen der Schneefallmengen, im Mittelland und Jura werden es mehr als 50% sein.

 

Mehr Infos

Für die Schweiz steht seit September 2011 mit dem Bericht «Szenarien zur Klimaänderung in der Schweiz CH2011» (www.ch2011.ch) eine umfassende Übersicht der im 21. Jahrhundert erwarteten klimatischen Veränderungen zur Verfügung, basierend auf den Ergebnissen des ENSEMBLES-Projektes.

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