Walliser Dickschädel
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Walliser Dickschädel

Der Bergführer Andreas Steindl opfert für Skitourenrennen viel.

Die Patrouille des Glaciers ist sein Traumrennen. Dem härtesten Teamwettkampf der Welt ist Andreas Steindl seit je verfallen. Schon als kleiner Bube feuerte er die Favoriten in Zermatt an, fieberte mit den Läufern um die Wette und freute sich mit dem Sieger. «Es war für mich ein fixer Termin in der Agenda», erinnert er sich. Als Jugendlicher trotzte er stundenlang der Kälte und bewachte einen Streckenposten. Die Konsequenz: Teilnahme am Wettkampf. 2010 war es dann so weit – und er überraschte nicht nur sich selbst. «Ich war ohne grosses Training viel fitter als meine beiden Teamkollegen», erinnert er sich. Jetzt packte ihn der Ehrgeiz: Der Sprung ins Swiss Team war das nächste Ziel. Er trainierte hart und schaffte es. «Da bemerkte ich, dass ich ein Talent für Skitourenrennen habe». Der gross-gewachsene Walliser weiss genau, wo seine Stärken liegen: «Es ist schon mein Dickschädel», sagt er lachend. Aufgeben sei für ihn jedenfalss kein Thema, egal ob seine Hände vor lauter Kälte kribbeln oder die Beine sich gegens Laufen wehren.

 

Liebe zu den Bergen

Sein Antrieb ist die Liebe zu den Bergen. Das erste Mal auf dem Matterhorn stand er mit 14 Jahren an der Seite seines Vaters, der Bergführer ist. In dessen Stapfen trat der Junior aber erst nach Umwegen. Nach der Schule wurde Steindl Zimmermann ausbilden. Erst jetzt holte er die Bergführerausbildung nach. Heute ist er im Sommer als Führer in den Bergen unterwegs – damit er im Winter möglichst viel Zeit fürs Training und für Wettkämpfe hat. Kommt ihm da sein Bergführerjob entgegen? Er überlegt. «Die Vor- und Nachteile halten sich ungefähr die Waage», sagt er. Zwar sei er die ganze Zeit in Bewegung, in den Bergen und in der Höhe. Auf der anderen Seite aber sei das für ihn kein Training. «Mit Gästen bin ich meistens gemütlich unterwegs. Da trainiere ich nicht wirklich». Mehr noch: Häufig komme er müde von den Bergtouren heim und habe dann keine Energie zum Trainieren. Dennoch könnte er sich keinen schöneren Beruf vorstellen. «Die Berge sind mein Leben.»

 

Risiko abwägen

Dass die Berge jedoch ab und zu auch die Menschen töten, die ihnen besonders zugetan sind, wurde Steindl erst kürzlich wieder vor Augen geführt. Nämlich als sein Teamkollege David Salamin letzten August am Weisshorn ob Randa tödlich verunglückte. Damals hörte Steindl am Vormittag, dass von einem Unfall gesprochen wurde, sah auch den Helikopter. Er machte sich aber keine weiteren Gedanken. «Das passiert ja im Sommer ab und zu», sagt Steindl. Erst von einem Kollegen erfuhr er vom tragischen Tod seines Swiss-Team-Kollegen. «Solche Schicksalsschläge beschäftigen einen schon sehr stark», sagt Steindl nachdenklich. Ein Rest­risiko bleibe halt immer wenn man in die Berge gehe. Dennoch – ans Aufhören denkt er deswegen nicht. «Die Augenblicke in den Bergen wiegen mehr als jedes Gold der Welt.»

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