Wandern mit dem Hund
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Wandern mit dem Hund Mit meinem Hund in den Bergen (2. Teil)

Ist der Hund erzogen und trainiert, kann es auf die erste Wanderung in den Bergen gehen. Dabei ist es wichtig, auf die Bedürfnisse des Tiers zu achten.

«Ich bin ein Einzelgänger und liebe die Berge. Mein Hund beruhigt mich, wenn ich alleine auf eine Wanderung gehe», antwortet Jean-Marc Schwab, den ich auf dem Talweg bei Réchy antreffe, auf die Frage, was die Freundschaft zu seinem Vierbeiner ausmache. «Ich mochte es schon immer, mit einem Hund zu wandern», sagt er. «Seine Freude motiviert auch mich.» Gaïan ist Schwabs vierter Hund. Noch darf er im Gebirge nicht frei laufen. «Ich kenne seine Reaktionen in den Bergen noch nicht so gut. Deshalb lasse ich ihn an der Leine und erziehe ihn, bis er so weit ist.»

Sowohl Herrchen als auch Hund, ein Australischer Schäfer, tragen einen Rucksack. «Wir sind drei Tage unterwegs, und er transportiert sein Trockenfutter», erläutert Jean-Marc. Ein Hund als Lastenträger? Die Meinungen zu dieser immer gängiger werdenden Praxis gehen auseinander. «Ich bin nicht so dafür», sagt Thomas Kessler, Tierarzt aus Sion. «Der Hund könnte wegen des Rucksacks Rückenbeschwerden bekommen oder sich etwas einklemmen.»

Mit dem Hundegeschirr über Hindernisse

Von Wanderschuhen über Hebegurte, diverse Leinentypen, faltbare Wassernäpfe und Regenmäntelchen bis zur Outdoorschutzdecke: Die Bandbreite hundespezifischer Wanderausrüstung ist unerschöpflich. Auch wenn einige Objekte durchaus notwendig sind, gibt es andere, die überflüssig scheinen oder nur in Spezialfällen nötig sind (siehe Kasten). Für eine Tagestour braucht ein Hund keine grosse Ausrüstung.

Oben auf den Jurahöhen reisst Jaïrut an seiner Leine. «Sie ist jung und noch nicht so folgsam, deshalb müssen wir sie anleinen. Hundegeschirr und Leine sind bei einem Spaziergang ein Muss», sagen Manon und Yoan, Besitzer des zehn Monate alten Huskys. In ihrem Rucksack haben sie Wasser, Hundenahrung und ein paar Beutel für die Hundehaufen dabei. Bei einer strengeren Wanderung kann sich die Materialliste durchaus verlängern. Kommt es zu schwierigen Wegpassagen, hilft das Hundegeschirr, den Hund besser im Griff zu haben und ihn bei Bedarf hochzuziehen.

Im schroffen korsischen Gelände des GR 20 haben Hélène und Pierrot Descombes ihren Bretonischen Vorstehhund oft hochgezogen. «Es war die einzige Möglichkeit, Fun vor einem Sturz zu bewahren oder ihm bei anspruchsvollen Passagen zu helfen.» Falls man eine mehrtägige Wanderung plant und oberhalb der Baumgrenze biwakieren möchte, empfiehlt sich eine Art Spiralheringhalterung, um den Hund am Ausreis­sen zu hindern. Im Gletschergebiet oder bei Schnee sollte man eine Bodenmatte für den Hund mitnehmen oder ihn im Zelt schlafen lassen.

Auf der Hütte kommen die Hunde in den Schuppen

Eine Hüttenübernachtung mit Hund könnte sich als kompliziert erweisen. «Tiere sind in den Schlafsälen der SAC-Hütten verboten. Der Hüttenwart entscheidet individuell, ob er sie in den Essbereich lässt», sagt Bruno Lüthi, Ver­ant­wort­licher Marketing/Kommunikation der SAC-Hütten. Auf der SAC-Website kann man einsehen, welche Hütten Hunde grundsätzlich zulassen.

Trotz allem ist es ratsam, den Hüttenwart vorher anzurufen und Bescheid zu sagen. «Die zugänglichsten Hütten werden von den Wanderern auch am meisten besucht. Es kann vorkommen, dass dann mehrere Hunde zusammenkommen und dadurch Probleme entstehen», sagt Bruno Lüthi.

Je alpiner die Gegend wird, desto weniger Sorgen muss man sich machen. «Im Schnitt empfangen wir alle 15 Tage ein Tier», schätzt Fabienne Debossens, Hüttenwartin der Susanfe-Hütte. «Für die meisten Hunde bedeutet der Pas d’Encel jedoch ein unüberwindbares Hindernis. Deshalb gibt es eine natürliche Auslese.» Allerdings vermeidet Debossens, dass mehrere Hunde auf einmal bei ihr übernachten, und verbietet ihnen den Hüttenzugang komplett. «Sie schlafen im Schuppen. Man kann sie nicht draussen lassen, weil sie bellen und jeden stören würden.» Auch Seilbahnen, Sessellifte und andere Einrichtungen verbieten Tieren bisweilen den Zugang. Man sollte sich auf jeden Fall vorher informieren.

Der Hund läuft doppelt so viel

Bei einer ein- oder mehrtägigen Wanderung sollte man den Tourenverlauf vorbereiten. «Wenn ich mit meinem Hund auf eine Tour in ein Gelände gehe, das ich noch nicht kenne, überprüfe ich die Trasse auf der Karte», erklärt Fabienne Debossens. «Da ich Névé nicht tragen kann, müssten wir bei einem unüberwindbaren Hindernis wieder kehrtmachen.»

Auch die Einschätzung der Distanz und der Müdigkeit seines Tieres gehört bei einer Planung dazu. «Durch sein ständiges Hin- und Herwandern legt der Hund doppelt oder dreimal so viel Distanz wie sein Herrchen zurück», schätzt Thomas Kessler. Bei einer mehrtägigen Wanderung empfiehlt der Tierarzt daher, das Tier öfter an die Leine zu nehmen, damit es an Kräften sparen, sich erholen und durchhalten kann.

Und zuletzt gilt es noch, die Vorschriften in gewissen Gebieten zu beachten. In den Wildruhe- und -schutzzonen der 42 eidgenössischen Jagdbanngebiete müssen die Hunde in jedem Fall angeleint bleiben. Noch strenger geht es in der zentralen Zone des Schweizerischen Nationalparks wie auch in gewissen anderen Naturschutzreservaten zu: Hunde sind nicht zugelassen. Es gibt auch kantonale Direktiven, die die Hundewanderung regeln, auch wenn diese oft ignoriert und wenig respektiert werden. «Um die Wild­fauna während der Fortpflanzungszeit in ihrer natürlichen Umgebung nicht zu stören, müssen die Hunde angeleint bleiben. Vor allem zwischen April und Juli. Das gilt in den meisten Kantonen», sagt Nicolas Wüthrich von Pro Natura. In Waldgebieten empfiehlt er sogar, den Hund ganzjährig an der Leine zu führen.

Fressen, aber nicht zu viel

In den Bergen trinkt der Hund im Sommer wie im Winter viel. «Auch wenn es kalt ist, ist die Luft dort oben trockener und dehydriert das Tier», sagt Doktor Kessler. «Der Hund sollte ungefähr alle 45 Minuten trinken können. Dafür müsste man Wasser mitnehmen oder ihn im Bach oder See trinken lassen, wenn es auf der Route dergleichen gibt.» Zu viel mineralisiertes Wasser kann allerdings zu Magenproblemen, Durchfall oder Erbrechen führen. Manche stehende Gewässer sind zum Trinken ebenfalls ungeeignet. Auch wichtig: Schnee essen alleine reicht nicht, um einen Hund mit genügend Wasser zu versorgen.

Während der Wanderung muss der Hund auch regelmässig Nahrung zu sich nehmen. «Er sollte sich jedoch nicht den Bauch vollschlagen. Wenn es eine lange und strenge Route ist, kann man ihn mit spezieller Energienahrung versorgen. Aber Vorsicht: Nicht jeder Hund verträgt das», erklärt der Tierarzt. «Besser ist es, fett- und proteinreiche Nah­rung zu verabreichen, da der Hund langsamen Zucker nur schwer verdauen kann.» Je nach Bedarf kann die Tagesration bei grossen Wanderungen ohne Weiteres erhöht werden. Man sollte auch immer darauf achten, was der Hund auf dem Weg findet. Bei Hundehaufen, Aas und Resten von Picknick könnte er versucht sein, zu viel zu fressen, und danach Verdauungsprobleme kriegen.

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