«Warum habt ihr mich ausgesucht?»
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«Warum habt ihr mich ausgesucht?» Neue Serie zur Freiwilligenarbeit

In den SAC-Sektionen fällt immer viel Arbeit an, die ehrenamtlich erledigt wird. Zum Beispiel vom Zürcher François Bächler, der in der Sektion Am Albis gleich mehrere Funktionen innehat.

Irgendwie stimmt alles an diesem warmen Vormittag am Zürcher Türlersee. Die alte, miefige Restaurantanlage des Campingplatzes ist verschwunden, am Ufer steht jetzt ein frischer Holzbau. François Bächler ist als passionierter Mountainbiker mit dem Velo gekommen. Jetzt sitzt er in seinem karierten Hemd im Schatten, schenkt sich vom Tonicwasser ein und blickt zum wolkenlosen Himmel. Sommeranfang! Dann sagt er: «Es ist schon ein spezielles Gefühl. Am Ende des Sommers ist Schluss. Dann gehe ich in Rente, ein neuer Lebensabschnitt fängt an. Ich freue mich sehr.»

Fast 40 Jahre hat er bei Siemens gearbeitet. Er gehört dort einem Team an, das die komplizierte Bahnleittechnik-Software entwickelt. Diese ausgeklügelte Software ermöglicht es den SBB (und vielen anderen Bahnbetreibern im In- und Ausland), das gesamte Streckennetz und dessen Bahnverkehr automatisiert abwickeln und überwachen zu können. Für François Bächler, gelernter Elektroingenieur, ein Langzeitprojekt aus Leidenschaft. Er ist mit Computern gross geworden, sein Vater arbeitete viele Jahre bei der IBM.

Seit 2012 eine zentrale Rolle

Man stellt sich IT-Freaks gern als wortkarge Tüftler vor, die in dunklen unterirdischen Räumen vor ihren Screens sitzen und Daten herumschaufeln. Oder ist das längst Klischee? François Bächler jedenfalls könnte mit seiner Eloquenz als Lehrer oder Mediensprecher durchgehen. Auch deswegen spielt er bei der SAC-Sektion Am Albis seit 2012 eine zentrale Rolle. Der ehemalige Tourenleiter erledigt dort die Arbeiten des Webmasters und des Redaktors, betreut die Hotline und ist zudem noch Mitglied der siebenköpfigen Tourenkommission.

Gerade das Planen und Kommunizieren des Tourenprogramms nimmt viel Raum ein. Man kann sich ausrechnen, dass all die Arbeiten nicht an einem Abend pro Woche erledigt werden können. «Natürlich ist das alles zeitaufwendig», sagt François Bächler. «Aber ich mache die Arbeit gern und bin froh, wenn ich die Sektion unterstützen kann. Und dass ich für meinen Einsatz nichts verlange, versteht sich von selbst. Es gibt im Übrigen andere SAC-Kolleginnen und -Kollegen, die mindestens so viel leisten wie ich. Warum habt ihr eigentlich mich ausgesucht?» Er lacht.

Der Grossvatertag

Von ungefähr kommt dieser Gemeinschaftssinn natürlich nicht. Seine Eltern hätten ihm das vorgelebt, er wiederum seinen eigenen drei Kindern. Er war Mitglied der Kindergartenkommission, später trat er dem Elternrat bei, und als die Kinder aus der Schule waren, brachte er sich als Hausverwalter in einer Ferienhausgenossenschaft ein. «Am Puls sein», nennt er die Faszination, immer mitzuhelfen und sich irgendwo zu engagieren.

Dazu gehört auch sein Grossvatertag. Jeweils am Freitag macht er bei Siemens schon mittags Schluss. Dann kommen seine beiden Enkelkinder zu Besuch, und alles rückt für ein paar Stunden in den Hintergrund: die Software, das Velo und sogar ein bisschen der SAC, dem er schon 39 Jahre angehört. «Nein, nein», sagt er und lacht wieder. «Ich werde als Pensionär nicht alles auf den Kopf stellen. Auch dem SAC bleibe ich auf jeden Fall treu.»

Autor / Autorin

Alan Schweingruber

Serie Freiwilligenarbeit

Vier von zehn Menschen in der Schweiz übernehmen Freiwilligenarbeit. Insgesamt leisten sie jährlich 660 Millionen Stunden an unbezahlten Tätigkeiten, schreibt Benevol, der Dachverband für Freiwilligenarbeit. Auch in den Bergen und rund um den Bergsport sind solche Einsätze unverzichtbar. Viele Helferinnen und Helfer sind in den SAC-Sektionen tätig. Diese Serie widmet sich den Menschen, die sich freiwillig und mit Herzblut engagieren.

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