Welche Auswirkungen hat Alkoholkonsum vor oder während einer Bergtour?
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Welche Auswirkungen hat Alkoholkonsum vor oder während einer Bergtour?

Für viele Bergsteiger gehört das gemütliche und oft auch feuchtfröhliche Beisammensein am Vorabend einer Bergtour - und auch danach - zur lieben Gewohnheit. Wie wirkt sich nun Alkoholkonsum auf die Leistungsfähigkeit des Bergsteigers aus? Hat er gefährliche Auswirkungen auf die Tour? Und wie steht es mit Alkoholkonsum während einer Tour? Mit solchen Fragen wird sich mancher Bergsteiger schon einmal auseinandergesetzt haben. Nachstehend die Stellungnahme der Schweiz. Gesellschaft für Gebirgsmedizin zu diesem Thema.

Konstante Abbaugeschwindigkeit von Alkohol Vorab einige biologische Daten: Die Aufnahme von Alkohol aus dem Verdauungstrakt in das Blut geschieht rasch und ist in der Regel nach einer Stunde beendet. Im nüchternen Zustand geht die Aufnahme schneller vor sich als bei vollem Magen. Die Abbaugeschwindigkeit von Alkohol ist unerbittlich konstant und beträgt bei Männern 0,1 g pro kg Gewicht und Stunde, bei Frauen 0,085 g pro kg und Stunde. Ein 70 kg schwerer Mann vermag demnach 7 g Alkohol pro Stunde abzubauen, was einer stündlichen Elimination von etwa 0,15 Promille entspricht. Wein mit 10 Volumenprozenten enthält 9 g Alkohol pro Deziliter. Damit nimmt ein 70 kg schwerer Mann mit 5 Deziliter Wein 45 g Alkohol auf. Sein Blutalkoholspiegel dürfte in diesem Fall bei 0,96 Promille liegen und die Alko-holelimination nach 2 Stunden beendet sein.1 Verminderte Leistungsfähigkeit nach Alkoholkonsum In einer kürzlich an der Wiener Universitätsklinik durchgeführten Stu-die2 wurden die Auswirkungen des vorabendlichen Alkoholkonsums auf die körperliche Leistungsfähigkeit von 12 gesunden Bergsteigern untersucht. Dabei wurde die Leistungsfähigkeit als erstes vor dem Alkohol- konsum mit dem Fahrradergometer erfasst. Am folgenden gemütlichen Abend mit massigem Alkoholgenuss hatten die Bergsteiger im Schnitt einen Blutalkoholspiegel von 0,78 Promille. Nach der Nachtruhe lagen die Werte zwischen 0,0 und 0,2 Promille. Statt zur Bergtour ging es an diesem Morgen erneut auf den Fahrradergometer. Es zeigte sich dabei, dass die körperliche Leistungsfähigkeit der Teilnehmer trotz subjektiven Wohlbefindens um 8,6% niedriger war als in der Vergleichsuntersuchung am Vortag. Die Autoren der Wiener Studie kommen zum Schluss, dass nach Alkoholkonsum am Vorabend die körperliche Belastungsgrenze schneller erreicht wird und die raschere Ermüdung das Unfallrisiko erhöht.

Letztendlich muss jeder Berggänger im Wissen um die möglichen lei-stungsphysiologischen Auswirkungen das Mass seines Alkoholkonsums vor oder nach einer Bergtour selbst bestimmen. Er muss sich dabei auch bewusst sein, dass nach massivem vor-abendlichem Alkoholgenuss ein gefährlicher « Promille-Overhang » bestehen kann.

Alkoholgenuss am Vorabend einer Bergtour vermindert die Leistungsfähigkeit, und auf der Bergtour sollte ganz darauf verzichtet werden. Mischabelgruppe im Mondlicht Kein Alkohol während der Bergtour Während der Bergtour hat Alkohol sicherlich nichts zu suchen, denn es gilt zu bedenken, dass bereits ein geringer Blutalkoholspiegel von 0,4 Promille Störungen des Gangbil-des und der Aufmerksamkeit sowie Einschränkungen des Gesichtsfeldes verursachen kann. Das akute Unfallrisiko verdoppelt sich bei 0,5 Promille und vervierfacht sich bei 0,8 Promille.3 Zudem begünstigt der Alkohol durch seine gefässerweiternde Wirkung eine unerwünschte Körperaus-kühlung.

Dr.med. Karin Litscher, Chur ( Schweiz. Gesellschaft für Gebirgs-medizinForth, W.: Pharmakologie und Toxikologie. Springer Verlag, 3. Auflage 2 Roggia, G.: « Die Auswirkungen von Alkoholkonsum am Vorabend auf die Ausdauerlei-stungsfähigkeit bei Bergsteigern », in: Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 46, Nr. 3/1995, 182-186 3 Kuratorium für Verkehrssicherheit: « So wirkt Alkohol », in: Österreichische Ärztezeitung, 23, 1993, 15 Sicherheit, Medizin, Rettungswesen o.

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