Wenn aus Geckos Äffchen werden
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Wenn aus Geckos Äffchen werden Neue Abzeichen fürs Kinderklettern

Mit der Gecko Trophy lanciert der SAC im Sportklettern erstmals ein Ausbildungssystem für Kinder. Spielerisch lernen sie darin, sicher und partnerschaftlich zu klettern. Besuch in einem Pilotkurs.

Vier Mädchen und sechs Buben stehen im Eingangsbereich der Kletterhalle Magnet in Niederwangen. An ihren Füssen Kletterfinken, im Gesicht angespannte Vorfreude. Eine junge Frau kommt auf die Kinder zu – grosses Hallo. Marit, die Kursleiterin, begrüsst ihre Schützlinge zur zweiten Lektion des Kletterkurses. Nicht irgendeines Kletterkurses, sondern eines im Rahmen der Gecko Trophy. So heisst das vom Schweizer Alpen-Club lancierte Ausbildungssystem, das Kindern auf spielerische Art und Weise das Klettern näherbringen soll.

Der Gruppe in Niederwangen muss man die Sportart selbst nicht mehr näherbringen. Die Kinder sind bereits mit dem Klettervirus infiziert und kaum zu halten. «Klettern wir heute im Vorstieg?», fragt ein blonder Bub statt ­einer Begrüssung. Marit lacht: «Eins nach dem anderen, Lukas. Jetzt beginnen wir erst mal – los, wir gehen runter!» Marit und ihr Kollege Oliver folgen den voranstürmenden Kids. Die Kursleitenden sind zu zweit, denn auf eine Leitung kommen maximal sechs Kinder. «Klettern im Vorstieg ist für diese Gruppe noch kein Thema. Hier lernen sie erst einmal alle Grundlagen, die es für das gute Sichern braucht», erläutert Marit.

Aufwärmen als Krebs

Erst einmal wärmt sich die Gruppe spielerisch auf. Im Krebsgang – auf allen Vieren, den Bauch in die Luft gestreckt – sollen sich die Kinder gegenseitig fangen. «In dieser Gruppe haben wir einen Mix aus Kindern, die schon länger hier sind, und ein paar neuen Gesichtern», sagt Marit. Die Stimmung ist ausgelassen, und alle sind eifrig bei der Sache.

Am Ende des Kurses, der fünf Lektionen à 105 Minuten beinhaltet, bekommen die Kinder ein Abzeichen, den Steinbock. Im Kurs zuvor haben sie sich bereits das Gecko-Abzeichen erklettert. Während die Kids noch auf allen Vieren umhertollen, erklärt Oliver das System: «Hier haben wir die blaue Altersgruppe, das sind Kinder ab sieben Jahren. Innerhalb jeder Altersgruppe machen die Kinder erst das Gecko-­Abzeichen, dann den Steinbock und schliesslich das Äffchen.» Ab neun Jahren kann man in die rote Kursreihe, und für den Kletternachwuchs ab elf gibt es dann die schwarze Reihe. «Danach gibt es keine Abzeichen mehr, Teenies finden zwar das Klettern cool, Geckos und Äffchen aber nicht mehr», sagt Oliver lachend.

Die Geckos, aus denen nun Steinböcke werden sollen, haben sich im Kreis um Marit und Oliver versammelt. Als Nächstes müssen sie in Zweiergruppen einen kleinen Boulderparcours meistern. Zuoberst an jedem Boulder hängt ein Eimer, aus dem sie jeweils eine Nummer fischen. Darauf stehen die Boulderregeln.

Regeln spielerisch erlernen

Tina und Lukas starten als Erste – und sie sind richtig schnell! Mit der Nummer drei in der Hand laufen sie zu den beiden Kursleitern und erklären die Regel, die hinter dieser Zahl steht: «Man muss immer Rücksicht auf die anderen nehmen und darf nicht vordrängeln oder so.» Oliver nickt zustimmend, und schon sind die beiden wieder an der Wand für die nächste Runde. Jedes Zweierteam hat so einmal jede Regel gelesen.

Dieses spielerische Lernen steht bei der Gecko Trophy im Vordergrund. «Wir haben hier erstmals ein Kurssystem, das den Kindern und Jugendlichen alters- und stufengerecht alle Fertigkeiten beibringt, die sie zur sicheren Ausübung des Klettersports brauchen», erzählen die Kursleiter.

Nun dürfen die Kids verschiedene Boulder klettern, und als Oliver anschliessend noch einmal auf die Regeln zu sprechen kommt, zeigt sich, dass alle Bescheid wissen. Das System funktioniert offensichtlich.

Zum krönenden Abschluss der Lektion geht es endlich an die Kletterwand. Tina und Lukas sind auch hier wieder die Schnellsten. Und Tina meldet sich freiwillig, um mit den Anfängern zu klettern. Man merkt ihr den Stolz auf das bereits Erlernte an. Und ihr Verhalten ist auch der schönste Beweis dafür, dass die Gecko Trophy nicht nur das Wissen und die Technik für den Klettersport vermittelt, sondern auch die richtige Haltung dazu: Teamgeist und sportliche Fairness.

Gecko Trophy selber durchführen

Mit dem Ziel, den Klettersport mehr Kindern und Jugendlichen zugänglich zu machen, hat der SAC die Abzeichenreihe Gecko Trophy lanciert. Sie ist für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren geeignet. Dahinter steckt ein stufenweise abgestimmtes Kurssystem. Je nach Kursstufe muss auch der Kursleiter eine bestimmte Schulung durchlaufen. Abgesehen davon kann jede und jeder Gecko-Trophy-Kurse durchführen. Auf www.gecko-trophy.ch finden sich Kurspläne sowie eine Fülle von Trainings- und Übungsideen, die für alle zugänglich sind.

Wie funktioniert die Gecko Trophy?

Die Gecko Trophy ist für Kinder zwischen 5 und 13 Jahren geeignet. Der Einstieg kann ab fünf Jahren über eine der Try-Schnupper­etappen «Kraxeln», «Bouldern» oder «Klettern» erfolgen. Ältere Kinder ab sieben Jahren können auch direkt über eine Etappe der Aufbaublöcke Rookie, Champ sowie Hero einsteigen. Als ­Rookie erwerben sie erste Grundlagen, die sie als Champ festigen, anwenden und schliesslich als Hero verfeinern und kombinieren. Die Etappenabfolge gegen oben ist frei je nach Können.

Gecko Trophy selber durchführen

Hinter der Gecko Trophy steckt ein stufenweise abgestimmtes Kurssystem. Je nach Kursstufe muss auch der Kursleiter eine bestimmte Schulung durchlaufen. Abgesehen davon kann jede und jeder Gecko-Trophy-Kurse durchführen. Auf www.gecko-trophy.ch finden sich Kurspläne sowie eine Fülle von Trainings- und Übungsideen, die für alle zugänglich sind. Aktive Leiter (z.B. KiBe) können auch ein Demotraining anfordern, um sich mit dem System vertraut zu machen. Infos und Anmeldung bei jugend@sac-cas.ch.

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